Das Evangelium nach Johannes.
Das ewige Wort.
Kapitel 1
1,1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort
war Gott. 1,2 Dieses war im Anfang bei Gott. 1,3 Alles wurde
durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden
ist.
1,4 In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
1,5
Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht
erfaßt.
Die Fleischwerdung des Wortes.
1,6 Da war ein Mensch, von Gott gesandt, sein Name Johannes. 1,7
Dieser kam zum Zeugnis, daß er zeugte von dem Licht, damit alle durch
ihn glaubten. 1,8 Er war nicht das Licht, sondern [er kam,] daß
er zeugte von dem Licht. 1,9 Das war das wahrhaftige Licht, das,
in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet. 1,10 Er war in der
Welt, und die Welt wurde durch ihn, und die Welt kannte ihn nicht. 1,11
Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an; 1,12 so
viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden,
denen, die an seinen Namen glauben; 1,13 die nicht aus Geblüt,
noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern
aus Gott geboren sind.
1,14 Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir
haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen
vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. - 1,15 Johannes zeugt von
ihm und rief und sprach: Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir
kommt, ist vor mir, denn er war eher als ich. - 1,16 Denn aus seiner
Füllehaben wir alle empfangen, und [zwar] Gnade um Gnade. 1,17
Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist
durch Jesus Christus geworden. 1,18 Niemand hat Gott jemals gesehen;
der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat [ihn]
kundgemacht.
Des Täufers Zeugnis über sich.
vgl. Mt 3,1-12; Mk 1,1-8; Lk 3,1-18.
1,19 Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden aus
Jerusalem Priester und Leviten sandten, damit sie ihn fragen sollten: Wer
bist du? 1,20 Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte:
Ich bin nicht der Christus. 1,21 Und sie fragten ihn: Was denn?
Bist du Elia? Und er sagt: Ich bin}s nicht. Bist du der Prophet? Und er
antwortete: Nein. 1,22 Sie sprachen nun zu ihm: Wer bist du? Damit
wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst?
1,23
Er sprach: Ich bin die `Stimme eines Rufenden in der Wüste: Macht
gerade den Weg des Herrn, wie Jesaja, der Prophet, gesagt hat. 1,24
Und sie waren abgesandt von den Pharisäern. 1,25 Und sie fragten
ihn und sprachen zu ihm: Was taufst du denn, wenn du nicht der Christus
bist, noch Elia, noch der Prophet? 1,26 Johannes antwortete ihnen
und sprach: Ich taufe mit Wasser; mitten unter euch steht, den ihr nicht
kennt, 1,27 der nach mir kommt, und ich bin nicht würdig, ihm
den Riemen seiner Sandale zu lösen. 1,28 Dies geschah zu Bethanien,
jenseits des Jordan, wo Johannes taufte.
Des Täufers Zeugnis über Jesus.
vgl. Mt 3,13-17; Mk 1,9-11; Lk 3,21.22.
1,29 Am folgenden Tag sieht er Jesus zu sich kommen und spricht:
Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt. 1,30
Dieser ist es, von dem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir
ist, denn er war eher als ich. 1,31 Und ich kannte ihn nicht; aber
damit er Israel offenbar werde, deswegen bin ich gekommen, mit Wasser zu
taufen. 1,32 Und Johannes bezeugte und sprach: Ich schaute den Geist
wie eine Taube aus dem Himmel herabfahren, und er blieb auf ihm. 1,33
Und ich kannte ihn nicht; aber der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen,
der sprach zu mir: Auf welchen du sehen wirst den Geist herabfahren und
auf ihm bleiben, dieser ist es, der mit Heiligem Geist tauft. 1,34
Und ich habe gesehen und habe bezeugt, daß dieser der Sohn Gottes
ist.
Die ersten Jünger.
1,35 Am folgenden Tag stand Johannes wieder da und zwei von seinen
Jüngern; 1,36 und hinblickend auf Jesus, der umherging, spricht
er: Siehe, das Lamm Gottes! 1,37 Und es hörten ihn die zwei
Jünger reden und folgten Jesus nach. 1,38 Jesus aber wandte
sich um und sah sie nachfolgen und spricht zu ihnen: Was sucht ihr? Sie
aber sagten zu ihm: Rabbi - was übersetzt heißt: Lehrer -, wo
hältst du dich auf? 1,39 Er spricht zu ihnen: Kommt, und ihr
werdet sehen! Sie kamen nun und sahen, wo er sich aufhielt, und blieben
jenen Tag bei ihm. Es war um die zehnte Stunde. 1,40 Andreas, der
Bruder des Simon Petrus, war einer von den zweien, die es von Johannes
gehört hatten und ihm nachgefolgt waren. 1,41 Dieser findet
zuerst seinen eigenen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias
gefunden - was übersetzt ist: Christus. 1,42 Und er führte
ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sprach: Du bist Simon, der Sohn
des Johannes; du wirst Kephas heißen - was übersetzt wird: Stein.
1,43 Am folgenden Tag wollte er nach Galiläa aufbrechen,
und er findet Philippus; und Jesus spricht zu ihm: Folge mir nach! 1,44
Philippus aber war von Bethsaida, aus der Stadt des Andreas und Petrus.
1,45
Philippus findet den Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden,
von dem Mose in dem Gesetz geschrieben und die Propheten, Jesus, den Sohn
des Joseph, von Nazareth. 1,46 Und Nathanael sprach zu ihm: Kann
aus Nazareth etwas Gutes kommen? Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh!
1,47 Jesus sah den Nathanael zu sich kommen und spricht von ihm:
Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in dem kein Trug ist. 1,48 Nathanael
spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm:
Ehe Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich.
1,49 Nathanael antwortete und sprach: Rabbi, du bist der Sohn Gottes,
du bist der König Israels. 1,50 Jesus antwortete und sprach
zu ihm: Weil ich dir sagte: Ich sah dich unter dem Feigenbaum, glaubst
du? Du wirst Größeres als dies sehen. 1,51 Und er spricht
zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet
sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen.
Hochzeit zu Kana.
Kapitel 2
2,1 Und am dritten Tag war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa;
und die Mutter Jesu war dort. 2,2 Es war aber auch Jesus mit seinen
Jüngern zu der Hochzeit geladen. 2,3 Und als es an Wein mangelte,
spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein. 2,4 Jesus
spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist
noch nicht gekommen. 2,5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was
er euch sagen mag, tut. 2,6 Es waren aber sechs steinerne Wasserkrüge
dort aufgestellt, nach der Reinigungssitte der Juden, wovon jeder zwei
oder drei Maß faßte. 2,7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt
die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis oben an.
2,8
Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt es dem Speisemeister!
Und sie brachten es. 2,9 Als aber der Speisemeister das Wasser gekostet
hatte, das Wein geworden war - und er wußte nicht, woher er war,
die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wußten es
-, ruft der Speisemeister den Bräutigam 2,10 und spricht zu
ihm: Jeder Mensch setzt zuerst den guten Wein vor, und wenn sie betrunken
geworden sind, dann den geringeren; du hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt.
2,11
Diesen Anfang der Zeichen machte Jesus zu Kana in Galiläa und offenbarte
seine Herrlichkeit; und seine Jünger glaubten an ihn.
2,12 Danach ging er hinab nach Kapernaum, er und seine Mutter
und seine Brüder und seine Jünger; und dort blieben sie nicht
viele Tage.
Tempelreinigung.
vgl. Mt 21,12-17; Mk 11,15-19; Lk 19,45-48.
2,13 Und das Passah der Juden war nahe, und Jesus ging hinauf
nach Jerusalem. 2,14 Und er fand im Tempel die Ochsen- und Schaf-
und Taubenverkäufer und die Wechsler sitzen. 2,15 Und er machte
eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus, auch
die Schafe und die Ochsen; und die Münzen der Wechsler schüttete
er aus, und die Tische warf er um; 2,16 und zu den Taubenverkäufern
sprach er: Nehmt dies weg von hier, macht nicht das Haus meines Vaters
zu einem Kaufhaus! 2,17 Seine Jünger gedachten daran, daß
geschrieben steht: `Der Eifer um dein Haus verzehrt mich. 2,18 Die
Juden nun antworteten und sprachen zu ihm: Was für ein Zeichen [der
Vollmacht] zeigst du uns, daß du dies tust? 2,19 Jesus antwortete
und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich
ihn aufrichten. 2,20 Da sprachen die Juden: Sechsundvierzig Jahre
ist an diesem Tempel gebaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten?
2,21
Er aber sprach von dem Tempel seines Leibes. 2,22 Als er nun aus
den Toten auferweckt war, gedachten seine Jünger daran, daß
er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus
gesprochen hatte.
2,23 Als er aber zu Jerusalem war, am Passah, auf dem Fest, glaubten
viele an seinen Namen, als sie seine Zeichen sahen, die er tat. 2,24
Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an, weil er alle kannte 2,25
und nicht nötig hatte, daß jemand Zeugnis gebe von dem Menschen;
denn er selbst wußte, was in dem Menschen war.
Gespräch mit Nikodemus.
Kapitel 3
3,1 Es war aber ein Mensch aus den Pharisäern mit Namen Nikodemus,
ein Oberster der Juden. 3,2 Dieser kam zu ihm bei Nacht und sprach
zu ihm: Rabbi, wir wissen, daß du ein Lehrer bist, von Gott gekommen,
denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit
ihm. 3,3 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich,
ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich
Gottes nicht sehen. 3,4 Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch
geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa zum zweiten Mal in den Leib
seiner Mutter eingehen und geboren werden? 3,5 Jesus antwortete:
Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist
geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes eingehen. 3,6 Was
aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren
ist, ist Geist. 3,7 Wundere dich nicht, daß ich dir sagte:
Ihr müßt von neuem geboren werden. 3,8 Der Wind weht,
wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, woher
er kommt und wohin er geht; so ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.
3,9
Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: Wie kann dies geschehen?
3,10
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du bist der Lehrer Israels und weißt
das nicht? 3,11 Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was
wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben, und unser Zeugnis nehmt
ihr nicht an. 3,12 Wenn ich euch das Irdische gesagt habe, und ihr
glaubt nicht, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch das Himmlische sage?
3,13 Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel als nur, der
aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen. 3,14 Und
wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muß der
Sohn des Menschen erhöht werden, 3,15 damit jeder, der an ihn
glaubt, ewiges Leben habe. 3,16 Denn so hat Gott die Welt geliebt,
daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt,
nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. 3,17 Denn Gott hat
seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern
daß die Welt durch ihn errettet werde. 3,18 Wer an ihn glaubt,
wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil
er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. 3,19
Dies aber ist das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist,
und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht, denn
ihre Werke waren böse. 3,20 Denn jeder, der Arges tut, haßt
das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht bloßgestellt
werden; 3,21 wer aber die Wahrheit tut, kommt zu dem Licht, damit
seine Werke offenbar werden, daß sie in Gott gewirkt sind.
Weiteres Zeugnis des Täufers über Jesus.
3,22 Danach kamen Jesus und seine Jünger in das Land Judäa,
und dort verweilte er mit ihnen und taufte. 3,23 Aber auch Johannes
taufte zu Änon, nahe bei Salim, weil dort viel Wasser war; und sie
kamen hin und wurden getauft. 3,24 Denn Johannes war noch nicht
ins Gefängnis geworfen. 3,25 Es entstand nun eine Streitfrage
von seiten der Jünger des Johannes mit einem Juden über die Reinigung.
3,26 Und sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Rabbi, der jenseits
des Jordan bei dir war, dem du Zeugnis gegeben hast, siehe, der tauft,
und alle kommen zu ihm. 3,27 Johannes antwortete und sprach: Ein
Mensch kann nichts empfangen, es sei ihm denn aus dem Himmel gegeben. 3,28
Ihr selbst gebt mir Zeugnis, daß ich sagte: Ich bin nicht der Christus,
sondern ich bin vor ihm hergesandt. 3,29 Der die Braut hat, ist
der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dasteht und
ihn hört, ist hoch erfreut über die Stimme des Bräutigams;
diese meine Freude nun ist erfüllt. 3,30 Er muß wachsen,
ich aber abnehmen.
3,31 Der von oben kommt, ist über allen;
der von der Erde ist, ist von der Erde und redet von der Erde her. Der
vom Himmel kommt, ist über allen; 3,32 was er gesehen und gehört
hat, das bezeugt er; und sein Zeugnis nimmt niemand an. 3,33 Wer
sein Zeugnis angenommen hat, der hat besiegelt, daß Gott wahrhaftig
ist. 3,34 Denn der, den Gott gesandt hat, redet die Worte Gottes;
denn Gott gibt den Geist nicht nach Maß. 3,35 Der Vater liebt
den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben. 3,36 Wer an den Sohn
glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben
nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.
Gespräch mit der Samariterin.
Kapitel 4
4,1 Als nun der Herr erkannte, daß die Pharisäer gehört
hatten, daß Jesus mehr Jünger mache und taufe als Johannes 4,2
- obgleich Jesus selbst nicht taufte, sondern seine Jünger -, 4,3
verließ er Judäa und zog wieder nach Galiläa. 4,4
Er mußte aber durch Samaria ziehen. 4,5 Er kommt nun in eine
Stadt Samarias, genannt Sychar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn
Joseph gab. 4,6 Es war aber dort eine Quelle Jakobs. Jesus nun,
ermüdet von der Reise, setzte sich ohne weiteres an die Quelle nieder.
Es war um die sechste Stunde. 4,7 Da kommt eine Frau aus Samaria,
Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken! 4,8
- Denn seine Jünger waren weggegangen in die Stadt, um Speise zu kaufen.
- 4,9 Die samaritische Frau spricht nun zu ihm: Wie bittest du,
der du ein Jude bist, von mir zu trinken, die ich eine samaritische Frau
bin? - Denn die Juden verkehren nicht mit den Samaritern. - 4,10
Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe Gottes kennen würdest
und wer es ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken, so hättest
du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben. 4,11
Sie spricht zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und
der Brunnen ist tief. Woher hast du denn das lebendige Wasser? 4,12
Du bist doch nicht größer als unser Vater Jakob, der uns den
Brunnen gab, und er selbst trank daraus und seine Söhne und sein Vieh?
4,13
Jesus antwortete und sprach zu ihr: Jeden, der von diesem Wasser trinkt,
wird wieder dürsten; 4,14 wer aber von dem Wasser trinken wird,
das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern
das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden,
das ins ewige Leben quillt. 4,15 Die Frau spricht zu ihm: Herr,
gib mir dieses Wasser, damit mich nicht dürste und ich nicht hierher
komme, um zu schöpfen. 4,16 Jesus spricht zu ihr: Geh hin,
rufe deinen Mann und komm hierher! 4,17 Die Frau antwortete und
sprach: Ich habe keinen Mann. Jesus spricht zu ihr: Du hast recht gesagt:
Ich habe keinen Mann; 4,18 denn fünf Männer hast du gehabt,
und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann; hierin hast du wahr geredet.
4,19
Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, daß du ein Prophet bist.
4,20 Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet, und ihr
sagt, daß in Jerusalem der Ort sei, wo man anbeten müsse.
4,21
Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder
auf diesem Berg, noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet.
4,22
Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn das
Heil ist aus den Juden. 4,23 Es kommt aber die Stunde und ist jetzt,
da die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn
auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. 4,24 Gott ist Geist,
und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten. 4,25
Die Frau spricht zu ihm: Ich weiß, daß der Messias kommt, der
Christus genannt wird; wenn jener kommt, wird er uns alles verkündigen.
4,26 Jesus spricht zu ihr: Ich bin's, der mit dir redet.
Folgen des Gesprächs mit der Samariterin:.
4,27 Glaube der Samariter - Vom Erntefeld Gottes
Und darüber kamen seine Jünger und wunderten sich, daß
er mit einer Frau redete. Dennoch sagte niemand: Was suchst du? oder: Was
redest du mit ihr? 4,28 Die Frau nun ließ ihren Wasserkrug
stehen und ging weg in die Stadt und sagt zu den Leuten: 4,29 Kommt,
seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe; dieser
ist doch nicht etwa der Christus? 4,30 Sie gingen zu der Stadt hinaus
und kamen zu ihm.
4,31 In der Zwischenzeit baten ihn die Jünger und sprachen:
Rabbi, iß! 4,32 Er aber sprach zu ihnen: Ich habe eine Speise
zu essen, die ihr nicht kennt. 4,33 Da sprachen die Jünger
zueinander: Hat ihm wohl jemand zu essen gebracht? 4,34 Jesus spricht
zu ihnen: Meine Speise ist, daß ich den Willen dessen tue, der mich
gesandt hat, und sein Werk vollbringe. 4,35 Sagt ihr nicht: Es sind
noch vier Monate, und die Ernte kommt? Siehe, ich sage euch: Hebt eure
Augen auf und schaut die Felder an, denn sie sind schon weiß zur
Ernte. 4,36 Der da erntet, empfängt Lohn und sammelt Frucht
zum ewigen Leben, damit beide, der da sät und der da erntet, sich
zugleich freuen. 4,37 Denn hierin ist der Spruch wahr: Ein anderer
ist es, der da sät, und ein anderer, der da erntet. 4,38 Ich
habe euch gesandt zu ernten, woran ihr nicht gearbeitet habt; andere haben
gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten.
4,39 Aus jener Stadt aber glaubten viele von den Samaritern an
ihn um des Wortes der Frau willen, die bezeugte: Er hat mir alles gesagt,
was ich getan habe. 4,40 Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten
sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb dort zwei Tage. 4,41
Und noch viel mehr [Leute] glaubten um seines Wortes willen; 4,42
und sie sagten zu der Frau: Wir glauben nicht mehr um deines Redens willen,
denn wir selbst haben gehört und wissen, daß dieser wahrhaftig
der Heiland der Welt ist.
Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten.
vgl. Mt 8,5-13; Lk 7,1-10.
4,43 Nach den zwei Tagen aber zog er von dort weg nach Galiläa;
4,44
denn Jesus selbst bezeugte, daß ein Prophet im eigenen Vaterland
kein Ansehen hat. 4,45 Als er nun nach Galiläa kam, nahmen
die Galiläer ihn auf, da sie alles gesehen, was er in Jerusalem auf
dem Fest getan hatte; denn auch sie kamen zu dem Fest.
4,46 Er kam nun wieder nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser
zu Wein gemacht hatte. Und es war in Kapernaum ein königlicher [Beamter],
dessen Sohn krank war. 4,47 Als dieser gehört hatte, daß
Jesus aus Judäa nach Galiläa gekommen sei, ging er zu ihm hin
und bat, daß er herabkomme und seinen Sohn heile; denn er lag im
Sterben. 4,48 Jesus sprach nun zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und
Wunder seht, so werdet ihr nicht glauben. 4,49 Der königliche
Beamte spricht zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt! 4,50
Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt. Der Mann glaubte dem Wort,
das Jesus zu ihm sagte, und ging hin. 4,51 Aber schon während
er hinabging, kamen ihm seine Knechte entgegen und berichteten, daß
sein Knabe lebe. 4,52 Er erforschte nun von ihnen die Stunde, in
der es besser mit ihm geworden sei; und sie sagten zu ihm: Gestern zur
siebten Stunde verließ ihn das Fieber. 4,53 Da erkannte der
Vater, daß es in jener Stunde war, in der Jesus zu ihm sagte: Dein
Sohn lebt. Und er glaubte, er und sein ganzes Haus. 4,54 Dies tat
Jesus wieder als zweites Zeichen, als er aus Judäa nach Galiläa
gekommen war.
Heilung eines Kranken am Teich Bethesda.
Kapitel 5
5,1 Danach war ein Fest der Juden, und Jesus ging hinauf nach Jerusalem.
5,2
Es ist aber in Jerusalem bei dem Schaftor ein Teich, der auf hebräisch
Bethesda genannt wird, der fünf Säulenhallen hat.
5,3
In diesen lag eine Menge Kranker, Blinder, Lahmer, Dürrer, die auf
die Bewegung des Wassers warteten. 5,4 Denn zu gewissen Zeiten stieg
ein Engel in den Teich herab und bewegte das Wasser. Wer nun nach der Bewegung
des Wassers zuerst hineinstieg, wurde gesund, mit welcher Krankheit er
auch behaftet war. 5,5 Es war aber ein Mensch dort, der achtunddreißig
Jahre mit seiner Krankheit behaftet war. 5,6 Als Jesus diesen daliegen
sah und wußte, daß es schon lange Zeit so mit ihm war, spricht
er zu ihm: Willst du gesund werden? 5,7 Der Kranke antwortete ihm:
Herr, ich habe keinen Menschen, daß er mich, wenn das Wasser bewegt
worden ist, in den Teich werfe; während ich aber komme, steigt ein
anderer vor mir hinab. 5,8 Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm
dein Bett auf und geh umher! 5,9 Und sofort wurde der Mensch gesund
und nahm sein Bett auf und ging umher. Es war aber an jenem Tag Sabbat.
5,10 Es sagten nun die Juden zu dem Geheilten: Es ist Sabbat, es
ist dir nicht erlaubt, das Bett zu tragen. 5,11 Er antwortete ihnen:
Der mich gesund machte, der sagte zu mir: Nimm dein Bett auf und geh umher.
5,12 Sie fragten ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir sagte: Nimm
[dein Bett] auf und geh umher? 5,13 Der Geheilte aber wußte
nicht, wer es war; denn Jesus hatte sich entfernt, weil eine Volksmenge
an dem Ort war. 5,14 Danach findet Jesus ihn im Tempel, und er sprach
zu ihm: Siehe, du bist gesund geworden; sündige nicht mehr, damit
dir nichts Ärgeres widerfahre. 5,15 Der Mensch ging hin und
verkündete den Juden, daß es Jesus war, der ihn gesund gemacht
habe. 5,16 Und darum verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am
Sabbat getan hatte.
Jesus verteidigt sein Tun, indem er seine Gottessohnschaft bezeugt.
5,17 Er aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich
wirke. 5,18 Darum nun suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten,
weil er nicht allein den Sabbat aufhob, sondern auch Gott seinen eigenen
Vater nannte und sich so selbst Gott gleich machte. 5,19 Da antwortete
Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn
kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht;
denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn. 5,20 Denn der Vater
hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er selbst tut; und er wird ihm
größere Werke als diese zeigen, damit ihr euch wundert. 5,21
Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch
der Sohn lebendig, welche er will. 5,22 Denn der Vater richtet auch
niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben, 5,23
damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht
ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat. 5,24 Wahrlich,
wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich
gesandt hat, [der] hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern
er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen. 5,25 Wahrlich,
wahrlich, ich sage euch, daß die Stunde kommt und jetzt da ist, wo
die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört
haben, werden leben. 5,26 Denn wie der Vater Leben in sich selbst
hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, Leben zu haben in sich selbst; 5,27
und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu halten, weil er des Menschen
Sohn ist. 5,28 Wundert euch darüber nicht, denn es kommt die
Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören
5,29
und hervorkommen werden: die das Gute getan haben, zur Auferstehung des
Lebens, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung des
Gerichts.
Jesus nennt die Zeugen seiner Gottessohnschaft.
5,30 Ich kann nichts von mir selbst tun; so wie ich höre, richte
ich, und mein Gericht ist gerecht, denn ich suche nicht meinen Willen,
sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. 5,31 Wenn ich von
mir selbst zeuge, so ist mein Zeugnis nicht wahr. 5,32 Ein anderer
ist es, der von mir zeugt, und ich weiß, daß das Zeugnis wahr
ist, das er von mir zeugt. 5,33 Ihr habt zu Johannes gesandt, und
er hat der Wahrheit Zeugnis gegeben. 5,34 Ich aber nehme nicht Zeugnis
von einem Menschen an, sondern dies sage ich, damit ihr errettet werdet.
5,35
Jener war die brennende und scheinende Lampe; ihr aber wolltet für
eine Zeit in seinem Licht fröhlich sein. 5,36 Ich aber habe
das Zeugnis, das größer ist als das des Johannes; denn die Werke,
die der Vater mir gegeben hat, daß ich sie vollbringe, die Werke
selbst, die ich tue, zeugen von mir, daß der Vater mich gesandt hat.
5,37 Und der Vater, der mich gesandt hat, er selbst hat Zeugnis
von mir gegeben. Ihr habt weder jemals seine Stimme gehört, noch seine
Gestalt gesehen, 5,38 und sein Wort habt ihr nicht bleibend in euch;
denn dem, den er gesandt hat, dem glaubt ihr nicht. 5,39 Ihr erforscht
die Schriften, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie
sind es, die von mir zeugen; 5,40 und ihr wollt nicht zu mir kommen,
damit ihr Leben habt. 5,41 Ich nehme nicht Ehre von Menschen; 5,42
sondern ich kenne euch, daß ihr die Liebe Gottes nicht in euch habt.
5,43 Ich bin in dem Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmt
mich nicht auf; wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet
ihr aufnehmen. 5,44 Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander
nehmt und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, nicht sucht? 5,45
Meint nicht, daß ich euch bei dem Vater verklagen werde; da ist [einer],
der euch verklagt, Mose, auf den ihr eure Hoffnung gesetzt habt. 5,46
Denn wenn ihr Mose glaubtet, so würdet ihr mir glauben, denn er hat
von mir geschrieben. 5,47 Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt,
wie werdet ihr meinen Worten glauben?
Speisung der Fünftausend.
Mt 14,13-21; Mk 6,30-44; Lk 9,10-17; vgl. Mt 15,32-39; Mk 8,1-9.
Kapitel 6
6,1 Danach ging Jesus weg auf die andere Seite des Sees von Galiläa
[oder] von Tiberias; 6,2 und es folgte ihm eine große Volksmenge,
weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. 6,3 Jesus
aber ging hinauf auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern.
6,4
Es war aber das Passah nahe, das Fest der Juden. 6,5 Als nun Jesus
die Augen aufhob und sah, daß eine große Volksmenge zu ihm
kommt, spricht er zu Philippus: Woher sollen wir Brote kaufen, daß
diese essen? 6,6 Dies sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn
er selbst wußte, was er tun wollte. 6,7 Philippus antwortete
ihm: Für zweihundert Denare Brote reichen nicht für sie hin,
daß jeder [auch nur] ein wenig bekomme. 6,8 Einer von seinen
Jüngern, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, spricht zu ihm: 6,9
Es ist ein kleiner Knabe hier, der fünf Gerstenbrote und zwei Fische
hat. Aber was ist dies unter so viele? 6,10 Jesus sprach: Macht,
daß die Leute sich lagern. Es war aber viel Gras an dem Ort. Es lagerten
sich nun die Männer, an Zahl etwa fünftausend. 6,11 Jesus
aber nahm die Brote, und als er gedankt hatte, teilte er sie denen aus,
die da lagerten; ebenso auch von den Fischen, so viel sie wollten. 6,12
Als sie aber gesättigt waren, spricht er zu seinen Jüngern: Sammelt
die übriggebliebenen Brocken, damit nichts umkomme. 6,13 Sie
sammelten nun und füllten zwölf Handkörbe mit Brocken von
den fünf Gerstenbroten, welche denen, die gegessen hatten, übrigblieben.
6,14
Als nun die Leute das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Dieser
ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll. 6,15 Da
nun Jesus erkannte, daß sie kommen und ihn ergreifen wollten, um
ihn zum König zu machen, zog er sich wieder auf den Berg zurück,
er allein.
Jesus geht auf dem See.
Mt 14,22-33; Mk 6,45-52.
6,16 Als es aber Abend geworden war, gingen seine Jünger
hinab an den See; 6,17 und sie stiegen in das Schiff und fuhren
über den See nach Kapernaum. Und es war schon finster geworden, und
Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen; 6,18 und der See wurde durch
einen starken Wind aufgewühlt. 6,19 Als sie nun etwa fünfundzwanzig
oder dreißig Stadien gerudert waren, sehen sie Jesus auf dem See
dahergehen und nahe an das Schiff herankommen, und sie fürchteten
sich. 6,20 Er aber spricht zu ihnen: Ich bin}s, fürchtet euch
nicht! 6,21 Sie wollten ihn nun in das Schiff nehmen, und sogleich
war das Schiff am Land, wohin sie fuhren.
Vom Brot des Lebens.
6,22 Am folgenden Tag sah die Volksmenge, die jenseits des Sees
stand, daß dort kein anderes Boot war, als nur jenes, in das seine
Jünger gestiegen waren, und daß Jesus nicht mit seinen Jüngern
in das Schiff gestiegen, sondern seine Jünger allein weggefahren waren.
6,23
Es kamen aber andere Boote aus Tiberias nahe an den Ort, wo sie das Brot
gegessen, nachdem der Herr gedankt hatte. 6,24 Da nun die Volksmenge
sah, daß Jesus nicht dort war, noch seine Jünger, stiegen sie
in die Schiffe und kamen nach Kapernaum und suchten Jesus.
6,25
Und als sie ihn jenseits des Sees gefunden hatten, sprachen sie zu ihm:
Rabbi, wann bist du hierhergekommen? 6,26 Jesus antwortete ihnen
und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr sucht mich, nicht weil
ihr Zeichen gesehen, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und
gesättigt worden seid. 6,27 Wirket nicht [für] die Speise,
die vergeht, sondern [für] die Speise, die da bleibt ins ewige Leben,
die der Sohn des Menschen euch geben wird; denn diesen hat der Vater, Gott,
beglaubigt. 6,28 Da sprachen sie zu ihm: Was sollen wir tun, damit
wir die Werke Gottes wirken? 6,29 Jesus antwortete und sprach zu
ihnen: Dies ist das Werk Gottes, daß ihr an den glaubt, den er gesandt
hat.
6,30 Da sprachen sie zu ihm: Was tust du nun für ein Zeichen,
damit wir sehen und dir glauben? Was wirkst du? 6,31 Unsere Väter
aßen das Manna in der Wüste, wie geschrieben steht: `Brot aus
dem Himmel gab er ihnen zu essen. 6,32 Da sprach Jesus zu ihnen:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot aus dem
Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahrhaftige Brot aus dem
Himmel. 6,33 Denn das Brot Gottes ist der, welcher aus dem Himmel
herabkommt und der Welt das Leben gibt. 6,34 Da sprachen sie zu
ihm: Herr, gib uns allezeit dieses Brot! 6,35 Jesus sprach zu ihnen:
Ich bin das Brot des Lebens: Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und
wer an mich glaubt, wird nimmermehr dürsten. 6,36 Aber ich
habe euch gesagt, daß ihr mich auch gesehen habt und nicht glaubt.
6,37
Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt,
den werde ich nicht hinausstoßen; 6,38 denn ich bin vom Himmel
herabgekommen, nicht daß ich meinen Willen tue, sondern den Willen
dessen, der mich gesandt hat. 6,39 Dies aber ist der Wille dessen,
der mich gesandt hat, daß ich von allem, was er mir gegeben hat,
nichts verliere, sondern es auferwecke am letzten Tag.
6,40 Denn
dies ist der Wille meines Vaters, daß jeder, der den Sohn sieht und
an ihn glaubt, ewiges Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am letzten
Tag.
6,41 Da murrten die Juden über ihn, weil er sagte: Ich bin
das Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist; 6,42 und sie sprachen:
Ist dieser nicht Jesus, der Sohn Josephs, dessen Vater und Mutter wir kennen?
Wie sagt denn dieser: Ich bin aus dem Himmel herabgekommen? 6,43
Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Murrt nicht untereinander! 6,44
Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat,
ihn zieht; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag. 6,45 Es
steht in den Propheten geschrieben: `Und sie werden alle von Gott gelehrt
sein. Jeder, der von dem Vater gehört und gelernt hat, kommt zu mir.
6,46
Nicht daß jemand den Vater gesehen hat, außer dem, der von
Gott ist, dieser hat den Vater gesehen. 6,47 Wahrlich, wahrlich,
ich sage euch: Wer glaubt, hat ewiges Leben. 6,48 Ich bin das Brot
des Lebens. 6,49 Eure Väter haben das Manna in der Wüste
gegessen und sind gestorben. 6,50 Dies [aber] ist das Brot, das
aus dem Himmel herabkommt, damit man davon esse und nicht sterbe. 6,51
Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist; wenn
jemand von diesem Brot ißt, wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber,
das ich geben werde, ist mein Fleisch, das ich geben werde für das
Leben der Welt.
6,52 Die Juden stritten nun untereinander und sagten: Wie kann
dieser uns sein Fleisch zu essen geben? 6,53 Da sprach Jesus zu
ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des
Sohnes des Menschen eßt und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben
in euch selbst. 6,54 Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt,
hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag; 6,55
denn mein Fleisch ist wahre Speise, und mein Blut ist wahrer Trank. 6,56
Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich
in ihm. 6,57 Wie der lebendige Vater mich gesandt hat, und ich lebe
um des Vaters willen, so auch, wer mich ißt, der wird auch leben
um meinetwillen. 6,58 Dies ist das Brot, das aus dem Himmel herabgekommen
ist. Nicht wie die Väter aßen und starben; wer dieses Brot ißt,
wird leben in Ewigkeit. 6,59 Dies sprach er, als er in der Synagoge
zu Kapernaum lehrte.
Ablehnung der Rede Jesu - Bekenntnis des Petrus - Hinweis auf den Verräter.
6,60 Viele nun von seinen Jüngern, die es gehört hatten,
sprachen: Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören? 6,61 Da
aber Jesus bei sich selbst wußte, daß seine Jünger hierüber
murrten, sprach er zu ihnen: Ärgert euch dies? 6,62 Wenn ihr
nun den Sohn des Menschen [dahin] auffahren seht, wo er zuvor war? 6,63
Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die
Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben; 6,64
aber es sind einige unter euch, die nicht glauben. Denn Jesus wußte
von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer es war, der
ihn überliefern würde. 6,65 Und er sprach: Darum habe
ich euch gesagt, daß niemand zu mir kommen kann, es sei ihm denn
von dem Vater gegeben. 6,66 Von da an gingen viele seiner Jünger
zurück und gingen nicht mehr mit ihm. 6,67 Da sprach Jesus
zu den Zwölfen: Wollt ihr etwa auch weggehen? 6,68 Simon Petrus
antwortete ihm: Herr, zu wem sollten wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens;
6,69
und wir haben geglaubt und erkannt, daß du der Heilige Gottes bist.
6,70 Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch, die Zwölf,
erwählt? Und von euch ist einer ein Teufel. 6,71 Er sprach
aber von Judas, dem [Sohn] des Simon Ischarioth; denn dieser sollte ihn
überliefern, einer von den Zwölfen.
Reise nach Jerusalem zum Laubhüttenfest.
Kapitel 7
7,1 Und danach zog Jesus in Galiläa umher; denn er wollte nicht
in Judäa umherziehen, weil die Juden ihn zu töten suchten. 7,2
Es war aber nahe das Fest der Juden, die Laubhütten. 7,3 Es
sprachen nun seine Brüder zu ihm: Zieh von hier fort und geh nach
Judäa, daß auch deine Jünger deine Werke sehen, die du
tust; 7,4 denn niemand tut etwas im Verborgenen und sucht [dabei]
selbst öffentlich bekannt zu sein. Wenn du diese Dinge tust, so zeige
dich der Welt! 7,5 Denn auch seine Brüder glaubten nicht an
ihn. 7,6 Da spricht Jesus zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht da,
eure Zeit aber ist stets bereit. 7,7 Die Welt kann euch nicht hassen;
mich aber haßt sie, weil ich von ihr zeuge, daß ihre Werke
böse sind. 7,8 Geht ihr hinauf zu diesem Fest; ich gehe nicht
hinauf zu diesem Fest; denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt. 7,9
Nachdem er dies zu ihnen gesagt hatte, blieb er in Galiläa. 7,10
Als aber seine Brüder hinaufgegangen waren, da ging auch er hinauf
zum Fest, nicht öffentlich, sondern wie im Verborgenen. 7,11
Die Juden nun suchten ihn auf dem Fest und sprachen: Wo ist jener? 7,12
Und viel Gemurmel war über ihn unter den Volksmengen; die einen sagten:
Er ist gut; andere sagten: Nein, sondern er verführt die Volksmenge.
7,13
Niemand jedoch sprach öffentlich von ihm aus Furcht vor den Juden.
Reden und Auseinandersetzung mit den Juden auf dem Laubhüttenfest.
7,14 Als es aber schon um die Mitte des Festes war, ging Jesus hinauf
in den Tempel und lehrte. 7,15 Da wunderten sich die Juden und sagten:
Wie besitzt dieser Gelehrsamkeit, da er doch nicht gelernt hat? 7,16
Da antwortete ihnen Jesus und sprach: Meine Lehre ist nicht mein, sondern
dessen, der mich gesandt hat. 7,17 Wenn jemand seinen Willen tun
will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist oder ob ich
aus mir selbst rede. 7,18 Wer aus sich selbst redet, sucht seine
eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist
wahrhaftig, und Ungerechtigkeit ist nicht in ihm. 7,19 Hat nicht
Mose euch das Gesetz gegeben? Und keiner von euch tut das Gesetz. Was sucht
ihr mich zu töten? 7,20 Die Volksmenge antwortete: Du hast
einen Dämon. Wer sucht dich zu töten? 7,21 Jesus antwortete
und sprach zu ihnen: Ein Werk habe ich getan, und ihr alle verwundert euch
deswegen. 7,22 Mose gab euch die Beschneidung - nicht daß
sie von Mose sei, sondern von den Vätern -, und am Sabbat beschneidet
ihr einen Menschen. 7,23 Wenn ein Mensch die Beschneidung am Sabbat
empfängt, damit das Gesetz Moses nicht gebrochen werde, zürnt
ihr mir, daß ich den ganzen Menschen gesund gemacht habe am Sabbat?
7,24
Richtet nicht nach dem Schein, sondern richtet ein gerechtes Gericht.
7,25 Es sagten nun einige von den Bewohnern Jerusalems: Ist das
nicht der, den sie zu töten suchen? 7,26 Und siehe, er redet
öffentlich, und sie sagen ihm nichts. Haben etwa die Obersten wahrhaftig
erkannt, daß dieser der Christus ist? 7,27 Diesen aber kennen
wir, woher er ist; wenn aber der Christus kommt, so weiß niemand,
woher er ist. 7,28 Jesus nun rief im Tempel, lehrte und sprach:
Ihr kennt mich und wißt auch, woher ich bin; und ich bin nicht von
mir selbst gekommen, sondern der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, den
ihr nicht kennt. 7,29 Ich kenne ihn, weil ich von ihm bin und er
mich gesandt hat. 7,30 Da suchten sie ihn zu greifen; und niemand
legte die Hand an ihn, weil seine Stunde noch nicht gekommen war. 7,31
Viele aber von der Volksmenge glaubten an ihn und sprachen: Wenn der Christus
kommt, wird er wohl mehr Zeichen tun als die, welche dieser getan hat?
7,32
Die Pharisäer hörten die Volksmenge dies über ihn murmeln;
und die Pharisäer und die Hohenpriester sandten Diener, daß
sie ihn greifen möchten. 7,33 Da sprach Jesus: Noch eine kleine
Zeit bin ich bei euch, und ich gehe hin zu dem, der mich gesandt hat. 7,34
Ihr werdet mich suchen und nicht finden, und wo ich bin, könnt ihr
nicht hinkommen. 7,35 Es sprachen nun die Juden zueinander: Wohin
will dieser gehen, daß wir ihn nicht finden sollen? Will er etwa
in die Zerstreuung der Griechen gehen und die Griechen lehren? 7,36
Was ist das für ein Wort, das er sprach: Ihr werdet mich suchen und
nicht finden, und: Wo ich bin, könnt ihr nicht hinkommen? 7,37
An dem letzten, dem großen Tag des Festes aber stand Jesus und rief
und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke. 7,38
Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leibe werden
Ströme lebendigen Wassers fließen. 7,39 Dies aber sagte
er von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn
noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden
war.
Meinungen des Volkes und des Hohen Rates über Jesus.
7,40 Einige nun aus der Volksmenge sagten, als sie diese Worte hörten:
Dieser ist wahrhaftig der Prophet. 7,41 Andere sagten: Dieser ist
der Christus. Andere sagten: Der Christus kommt doch nicht aus Galiläa?
7,42
Hat nicht die Schrift gesagt: Aus der Nachkommenschaft Davids und aus Bethlehem,
dem Dorf, wo David war, kommt der Christus? 7,43 Es entstand nun
seinetwegen eine Spaltung in der Volksmenge. 7,44 Einige aber von
ihnen wollten ihn greifen, aber keiner legte die Hände an ihn. 7,45
Es kamen nun die Diener zu den Hohenpriestern und Pharisäern, und
diese sprachen zu ihnen: Warum habt ihr ihn nicht gebracht? 7,46
Die Diener antworteten: Niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch.
7,47
Da antworteten ihnen die Pharisäer: Seid ihr denn auch verführt?
7,48 Hat wohl jemand von den Obersten an ihn geglaubt, oder von
den Pharisäern? 7,49 Diese Volksmenge aber, die das Gesetz
nicht kennt, sie ist verflucht! 7,50 [Da] spricht Nikodemus zu ihnen,
der einer von ihnen war: 7,51 Richtet denn unser Gesetz den Menschen
ehe es zuvor von ihm selbst gehört und erkannt hat, was er tut? 7,52
Sie antworteten und sprachen zu ihm: Bist du etwa auch aus Galiläa?
Forsche und siehe, daß aus Galiläa kein Prophet aufsteht. 7,53
Und jeder ging nach seinem Haus.
Kapitel 8
8,1 Jesus aber ging nach dem Ölberg.
Jesus und die Ehebrecherin.
8,2 Frühmorgens aber kam er wieder in den Tempel, und alles
Volk kam zu ihm; und er setzte sich und lehrte sie. 8,3 Die Schriftgelehrten
und die Pharisäer aber bringen eine Frau, die beim Ehebruch ergriffen
worden war, und stellen sie in die Mitte 8,4 und sagen zu ihm: Lehrer,
diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. 8,5
In dem Gesetz aber hat uns Mose geboten, solche zu steinigen. Du nun, was
sagst du? 8,6 Dies aber sagten sie, ihn zu versuchen, damit sie
etwas hätten, um ihn anzuklagen. Jesus aber bückte sich nieder
und schrieb mit dem Finger auf die Erde. 8,7 Als sie aber fortfuhren,
ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer von euch ohne
Sünde ist, werfe zuerst den Stein auf sie. 8,8 Und wieder bückte
er sich nieder und schrieb auf die Erde. 8,9 Als sie aber [dies]
hörten, gingen sie einer nach dem anderen hinaus, angefangen von den
Ältesten; und er wurde allein gelassen mit der Frau, die in der Mitte
stand.
8,10 Jesus aber richtete sich auf und sprach zu ihr: Frau,
wo sind jene? Hat niemand dich verurteilt? 8,11 Sie aber sprach:
Niemand, Herr. Jesus aber sprach zu ihr: So verurteile auch ich dich nicht.
Geh hin und sündige nicht mehr!
Das Licht der Welt.
8,12 Jesus redete nun wieder zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht
der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern
wird das Licht des Lebens haben. 8,13 Da sprachen die Pharisäer
zu ihm: Du zeugst von dir selbst; dein Zeugnis ist nicht wahr. 8,14
Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Auch wenn ich von mir selbst zeuge,
ist mein Zeugnis wahr, weil ich weiß, woher ich gekommen bin und
wohin ich gehe; ihr aber wißt nicht, woher ich komme und wohin ich
gehe. 8,15 Ihr richtet nach dem Fleisch, ich richte niemand. 8,16
Wenn ich aber auch richte, so ist mein Gericht wahr, weil ich nicht allein
bin, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat. 8,17 Aber
auch in eurem Gesetz steht geschrieben, daß das Zeugnis zweier Menschen
wahr ist. 8,18 Ich bin es, der von mir selbst zeugt, und der Vater,
der mich gesandt hat, zeugt von mir. 8,19 Da sprachen sie zu ihm:
Wo ist dein Vater? Jesus antwortete: Ihr kennt weder mich noch meinen Vater;
wenn ihr mich gekannt hättet, so würdet ihr auch meinen Vater
gekannt haben. 8,20 Diese Worte redete er in der Schatzkammer, als
er im Tempel lehrte; und niemand legte Hand an ihn, denn seine Stunde war
noch nicht gekommen.
Der Gesandte des Vaters.
8,21 Er sprach nun wieder zu ihnen: Ich gehe hin, und ihr werdet
mich suchen und werdet in eurer Sünde sterben; wo ich hingehe, könnt
ihr nicht hinkommen. 8,22 Da sagten die Juden: Er will sich doch
nicht selbst töten, daß er spricht: Wo ich hingehe, könnt
ihr nicht hinkommen? 8,23 Und er sprach zu ihnen: Ihr seid von dem,
was unten ist, ich bin von dem, was oben ist; ihr seid von dieser Welt,
ich bin nicht von dieser Welt. 8,24 Daher sagte ich euch, daß
ihr in euren Sünden sterben werdet; denn wenn ihr nicht glauben werdet,
daß ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben. 8,25
Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du? Jesus sprach zu ihnen: Durchaus das,
was ich auch zu euch rede. 8,26 Vieles habe ich über euch zu
reden und zu richten, aber der mich gesandt hat, ist wahrhaftig; und was
ich von ihm gehört habe, das rede ich zu der Welt. 8,27 Sie
erkannten nicht, daß er von dem Vater zu ihnen sprach. 8,28
Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Sohn des Menschen erhöht haben
werdet, dann werdet ihr erkennen, daß ich es bin und daß ich
nichts von mir selbst tue, sondern wie der Vater mich gelehrt hat, das
rede ich. 8,29 Und der mich gesandt hat, ist mit mir; er hat mich
nicht allein gelassen, weil ich allezeit das ihm Wohlgefällige tue.
8,30
Als er dies redete, glaubten viele an ihn.
Wahre Freiheit.
8,31 Jesus sprach nun zu den Juden, die ihm geglaubt hatten: Wenn
ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger; 8,32
und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.
8,33
Sie antworteten ihm: Wir sind Abrahams Nachkommenschaft und sind nie jemandes
Sklaven gewesen. Wie sagst du: Ihr sollt frei werden?
8,34 Jesus
antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde
tut, ist der Sünde Sklave. 8,35 Der Sklave aber bleibt nicht
für immer im Haus; der Sohn bleibt für immer. 8,36 Wenn
nun der Sohn euch frei machen wird, so werdet ihr wirklich frei sein.
Wahre Nachkommen Abrahams.
8,37 Ich weiß, daß ihr Abrahams Nachkommen seid; aber
ihr sucht mich zu töten, weil mein Wort nicht Raum in euch findet.
8,38
Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe; auch ihr nun mögt
tun, was ihr von eurem Vater gehört habt. 8,39 Sie antworteten
und sprachen zu ihm: Abraham ist unser Vater. Jesus spricht zu ihnen: Wenn
ihr Abrahams Kinder wäret, so würdet ihr die Werke Abrahams tun;
8,40 jetzt aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der
die Wahrheit zu euch geredet hat, die ich von Gott gehört habe; das
hat Abraham nicht getan. 8,41 Ihr tut die Werke eures Vaters. Sie
sprachen zu ihm: Wir sind nicht durch Hurerei geboren; wir haben einen
Vater, Gott. 8,42 Jesus sprach zu ihnen: Wenn Gott euer Vater wäre,
so würdet ihr mich lieben, denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen;
denn ich bin auch nicht von mir selbst gekommen, sondern er hat mich gesandt.
8,43 Warum versteht ihr meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort
nicht hören könnt. 8,44 Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel,
und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder
von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm
ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn
er ist ein Lügner und der Vater derselben. 8,45 Weil ich aber
die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht. 8,46 Wer von euch überführt
mich einer Sünde? Wenn ich die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir
nicht? 8,47 Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes. Darum
hört ihr nicht, weil ihr nicht aus Gott seid. 8,48 Die Juden
antworteten und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht recht, daß du ein
Samariter bist und einen Dämon hast? 8,49 Jesus antwortete:
Ich habe keinen Dämon, sondern ich ehre meinen Vater, und ihr verunehrt
mich. 8,50 Ich aber suche nicht meine Ehre: Es ist einer, der [sie]
sucht und der richtet.
8,51 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn
jemand mein Wort bewahren wird, so wird er den Tod nicht sehen ewiglich.
8,52 Die Juden sprachen zu ihm: Jetzt erkennen wir, daß du
einen Dämon hast. Abraham ist gestorben und die Propheten, und du
sagst: Wenn jemand mein Wort bewahren wird, so wird er den Tod nicht schmecken
in Ewigkeit. 8,53 Bist du etwa größer als unser Vater
Abraham, der gestorben ist? Und die Propheten sind gestorben. Was machst
du aus dir selbst? 8,54 Jesus antwortete: Wenn ich mich selbst ehre,
so ist meine Ehre nichts; mein Vater ist es, der mich ehrt, von dem ihr
sagt: Er ist unser Gott.
8,55 Und ihr habt ihn nicht erkannt, ich
aber kenne ihn; und wenn ich sagte: Ich kenne ihn nicht, so würde
ich euch gleich sein: ein Lügner. Aber ich kenne ihn, und ich bewahre
sein Wort. 8,56 Abraham, euer Vater, frohlockte, daß er meinen
Tag sehen sollte, und er sah [ihn] und freute sich. 8,57 Da sprachen
die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham
gesehen?
8,58 Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage
euch: Ehe Abraham war, bin ich. 8,59 Da hoben sie Steine auf, um
auf ihn zu werfen. Jesus aber verbarg sich und ging aus dem Tempel hinaus.
Heilung eines Blindgeborenen.
Kapitel 9
9,1 Und als er vorüberging, sah er einen Menschen, blind von
Geburt. 9,2 Und seine Jünger fragten ihn und sagten: Rabbi,
wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren
wurde? 9,3 Jesus antwortete: Weder dieser hat gesündigt, noch
seine Eltern, sondern damit die Werke Gottes an ihm offenbart würden.
9,4
Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange
es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. 9,5 Solange
ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. 9,6 Als er dies
gesagt hatte, spie er auf die Erde und bereitete einen Teig aus dem Speichel
und strich den Teig auf seine Augen; 9,7 und er sprach zu ihm: Geh
hin, wasche dich in dem Teich Siloah - was übersetzt wird: Gesandter.
Da ging er hin und wusch sich und kam sehend.
Der Geheilte und die Juden.
9,8 Die Nachbarn nun, und die ihn früher gesehen hatten, daß
er ein Bettler war, sprachen: Ist dieser nicht der, der da saß und
bettelte? 9,9 Einige sagten: Er ist es; andere sagten: Nein, sondern
er ist ihm ähnlich; er sagte: Ich bin}s. 9,10 Sie sprachen
nun zu ihm: Wie sind deine Augen aufgetan worden? 9,11 Er antwortete:
Der Mensch, der Jesus heißt, bereitete einen Teig und salbte meine
Augen [damit] und sprach zu mir: Geh hin nach Siloah und wasche dich. Als
ich aber hinging und mich wusch, wurde ich sehend. 9,12 Da sprachen
sie zu ihm: Wo ist jener? Er sagt: Ich weiß es nicht.
9,13 Sie führen ihn, den einst Blinden, zu den Pharisäern.
9,14
Es war aber Sabbat, als Jesus den Teig bereitete und seine Augen auftat.
9,15 Nun fragten ihn wieder auch die Pharisäer, wie er sehend
geworden sei. Er aber sprach zu ihnen: Er legte Teig auf meine Augen, und
ich wusch mich, und ich sehe. 9,16 Da sprachen einige von den Pharisäern:
Dieser Mensch ist nicht von Gott, denn er hält den Sabbat nicht. Andere
sagten: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es war
Zwiespalt unter ihnen. 9,17 Sie sagen nun wieder zu dem Blinden:
Was sagst du von ihm, weil er deine Augen aufgetan hat? Er aber sprach:
Er ist ein Prophet. 9,18 Es glaubten nun die Juden nicht von ihm,
daß er blind war und sehend geworden, bis sie die Eltern dessen riefen,
der sehend geworden war. 9,19 Und sie fragten sie und sprachen:
Ist dieser euer Sohn, von dem ihr sagt, daß er blind geboren wurde?
Wie sieht er denn jetzt? 9,20 Seine Eltern antworteten und sprachen:
Wir wissen, daß dieser unser Sohn ist und daß er blind geboren
wurde; 9,21 wie er aber jetzt sieht, wissen wir nicht, oder wer
seine Augen aufgetan hat, wissen wir nicht. Er ist mündig. Fragt ihn,
er wird selbst über sich reden. 9,22 Dies sagten seine Eltern,
weil sie die Juden fürchteten; denn die Juden waren schon übereingekommen,
daß, wenn jemand ihn als Christus bekennen würde, er aus der
Synagoge ausgeschlossen werden sollte. 9,23 Deswegen sagten seine
Eltern: Er ist mündig, fragt ihn. 9,24 Sie riefen nun zum zweiten
Mal den Menschen, der blind war, und sprachen zu ihm: Gib Gott die Ehre!
Wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist. 9,25 Da
antwortete er: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht; eins weiß
ich, daß ich blind war und jetzt sehe. 9,26 Und sie sprachen
wieder zu ihm: Was hat er dir getan? Wie tat er deine Augen auf? 9,27
Er antwortete ihnen: Ich habe es euch schon gesagt, und ihr habt nicht
gehört. Warum wollt ihr es nochmals hören? Wollt ihr etwa auch
seine Jünger werden? 9,28 Sie schmähten ihn und sprachen:
Du bist sein Jünger; wir aber sind Moses Jünger. 9,29
Wir wissen, daß Gott zu Mose geredet hat; von diesem aber wissen
wir nicht, woher er ist. 9,30 Der Mensch antwortete und sprach zu
ihnen: Hierbei ist es doch erstaunlich, daß ihr nicht wißt,
woher er ist, und er hat [doch] meine Augen aufgetan. 9,31 Wir wissen,
daß Gott Sünder nicht hört, sondern wenn jemand gottesfürchtig
ist und seinen Willen tut, den hört er. 9,32 Von Anbeginn hat
man nicht gehört, daß jemand die Augen eines Blindgeborenen
aufgetan habe. 9,33 Wenn dieser nicht von Gott wäre, so könnte
er nichts tun. 9,34 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Du bist
ganz in Sünden geboren, und du lehrst uns? Und sie warfen ihn hinaus.
Der Geheilte und der Sohn Gottes.
9,35 Jesus hörte, daß sie ihn hinausgeworfen hatten;
und als er ihn fand, sprach er zu ihm: Glaubst du an den Sohn des Menschen?
9,36
Er antwortete und sprach: Und wer ist es, Herr, daß ich an ihn glaube?
9,37 Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet,
der ist es. 9,38 Er aber sprach: Ich glaube, Herr. Und er warf sich
vor ihm nieder.
9,39 Und Jesus sprach: Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen,
damit die Nichtsehenden sehen und die Sehenden blind werden. 9,40
Einige von den Pharisäern, die bei ihm waren, hörten dies und
sprachen zu ihm: Sind denn auch wir blind? 9,41 Jesus sprach zu
ihnen: Wenn ihr blind wäret, so hättet ihr keine Sünde.
Nun aber sagt ihr: Wir sehen. [Daher] bleibt eure Sünde.
Der gute Hirte.
Kapitel 10
10,1 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht durch die Tür
in den Hof der Schafe eingeht, sondern anderswo hinübersteigt, der
ist ein Dieb und ein Räuber. 10,2 Wer aber durch die Tür
eingeht, ist Hirte der Schafe. 10,3 Diesem tut der Türhüter
auf, und die Schafe hören seine Stimme, und er ruft seine eigenen
Schafe mit Namen und führt sie heraus. 10,4 Wenn er seine eigenen
[Schafe] alle herausgebracht hat, geht er vor ihnen her, und die Schafe
folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen. 10,5 Einem Fremden aber
werden sie nicht folgen, sondern werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme
der Fremden nicht kennen. 10,6 In dieser Bildrede sprach Jesus zu
ihnen; sie aber verstanden nicht, was es war, das er zu ihnen redete.
10,7 Jesus sprach nun wieder zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich
sage euch: Ich bin die Tür der Schafe. 10,8 Alle, die vor mir
gekommen sind, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe hörten
nicht auf sie. 10,9 Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich
eingeht, so wird er errettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide
finden. 10,10 Der Dieb kommt nur, um zu stehlen und zu schlachten
und zu verderben. Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und [es in] Überfluß
haben. 10,11 Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte läßt
sein Leben für die Schafe. 10,12 Wer Mietling und nicht Hirte
ist, wer die Schafe nicht zu eigen hat, sieht den Wolf kommen und verläßt
die Schafe und flieht - und der Wolf raubt und zerstreut sie -, 10,13
weil er ein Mietling ist und sich um die Schafe nicht kümmert. 10,14
Ich bin der gute Hirte; und ich kenne die Meinen und bin gekannt von den
Meinen, 10,15 wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne;
und ich lasse mein Leben für die Schafe. 10,16 Und ich habe
andere Schafe, die nicht aus diesem Hof sind; auch diese muß ich
bringen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde,
ein Hirte sein. 10,17 Darum liebt mich der Vater, weil ich mein
Leben lasse, um es wiederzunehmen. 10,18 Niemand nimmt es von mir,
sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Vollmacht, es zu lassen,
und habe Vollmacht, es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem
Vater empfangen. 10,19 Es entstand wieder ein Zwiespalt unter den
Juden dieser Worte wegen. 10,20 Viele aber von ihnen sagten: Er
hat einen Dämon und ist von Sinnen. Was hört ihr ihn? 10,21
Andere sagten: Diese Reden sind nicht die eines Besessenen. Kann etwa ein
Dämon der Blinden Augen auftun?
10,22 Es war aber das Fest der Tempelweihe in Jerusalem; es war
Winter. 10,23 Und Jesus ging in dem Tempel umher, in der Säulenhalle
Salomos. 10,24 Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Bis
wann hältst du unsere Seele hin? Wenn du der Christus bist, so sage
es uns frei heraus. 10,25 Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch
gesagt, und ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich in dem Namen meines Vaters
tue, diese zeugen von mir; 10,26 aber ihr glaubt nicht, denn ihr
seid nicht von meinen Schafen, wie ich euch gesagt habe. 10,27 Meine
Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir;
10,28
und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit,
und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. 10,29 Mein Vater, der
sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie
aus der Hand meines Vaters rauben. 10,30 Ich und der Vater sind
eins.
Anschläge gegen Jesus.
10,31 Da hoben die Juden wieder Steine auf, daß sie ihn steinigten.
10,32
Jesus antwortete ihnen: Viele gute Werke habe ich euch von meinem Vater
gezeigt. Für welches Werk unter ihnen steinigt ihr mich?
10,33
Die Juden antworteten ihm: Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich
nicht, sondern wegen Lästerung, und weil du, der du ein Mensch bist,
dich selbst zu Gott machst. 10,34 Jesus antwortete ihnen: Steht
nicht in eurem Gesetz geschrieben: `Ich habe gesagt: Ihr seid Götter?
10,35
Wenn er jene Götter nannte, an die das Wort Gottes erging - und die
Schrift kann nicht aufgelöst werden -, 10,36 sagt ihr von dem,
den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst,
weil ich sagte: Ich bin Gottes Sohn? 10,37 Wenn ich nicht die Werke
meines Vaters tue, so glaubt mir nicht; 10,38 wenn ich sie aber
tue, so glaubt den Werken, wenn ihr auch mir nicht glaubt, damit ihr erkennt
und glaubt, daß der Vater in mir ist und ich in ihm.
10,39 Da suchten sie wieder ihn zu greifen, und er entging ihrer
Hand. 10,40 Und er ging wieder weg jenseits des Jordan an den Ort,
wo Johannes zuerst taufte, und er blieb dort. 10,41 Und viele kamen
zu ihm und sagten: Johannes tat zwar kein Zeichen; alles aber, was Johannes
von diesem gesagt hat, war wahr. 10,42 Und viele glaubten dort an
ihn.
Krankheit und Tod des Lazarus.
Kapitel 11
11,1 Es war aber einer krank, Lazarus, von Bethanien, aus dem Dorf
der Maria und ihrer Schwester Martha. 11,2 Maria aber war es, die
den Herrn mit Salböl salbte und seine Füße mit ihren Haaren
abtrocknete; deren Bruder Lazarus war krank. 11,3 Da sandten die
Schwestern zu ihm und ließen ihm sagen: Herr, siehe, der, den du
lieb hast, ist krank. 11,4 Als aber Jesus es hörte, sprach
er: Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern um der Herrlichkeit Gottes
willen, damit der Sohn Gottes durch sie verherrlicht werde. 11,5
Jesus aber liebte die Martha und ihre Schwester und den Lazarus. 11,6
Als er nun hörte, daß er krank sei, blieb er noch zwei Tage
an dem Ort, wo er war. 11,7 Danach spricht er zu den Jüngern:
Laßt uns wieder nach Judäa gehen. 11,8 Die Jünger
sagen zu ihm: Rabbi, eben suchten die Juden dich zu steinigen, und wieder
gehst du dahin? 11,9 Jesus antwortete: Hat der Tag nicht zwölf
Stunden? Wenn jemand am Tag umhergeht, stößt er nicht an, weil
er das Licht dieser Welt sieht; 11,10 wenn aber jemand in der Nacht
umhergeht, stößt er an, weil das Licht nicht in ihm ist. 11,11
Dies sprach er, und danach sagt er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, ist
eingeschlafen; aber ich gehe hin, damit ich ihn aufwecke. 11,12
Da sprachen die Jünger zu ihm: Herr, wenn er eingeschlafen ist, so
wird er geheilt werden. 11,13 Jesus aber hatte von seinem Tod gesprochen:
sie aber meinten, er rede von der Ruhe des Schlafes. 11,14 Dann
nun sagte ihnen Jesus gerade heraus: Lazarus ist gestorben; 11,15
und ich bin froh um euretwillen, daß ich nicht dort war, damit ihr
glaubt; aber laßt uns zu ihm gehen. 11,16 Da sprach Thomas,
der [auch] Zwilling genannt ist, zu den Mitjüngern: Laßt auch
uns gehen, daß wir mit ihm sterben.
Auferweckung des Lazarus.
11,17 Als nun Jesus kam, fand er ihn schon vier Tage in der Gruft
liegen. 11,18 Bethanien aber war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn
Stadien weit; 11,19 und viele von den Juden waren zu Martha und
Maria gekommen, um sie über ihren Bruder zu trösten. 11,20
Martha nun, als sie hörte, daß Jesus komme, ging ihm entgegen.
Maria aber saß im Haus. 11,21 Da sprach Martha zu Jesus: Herr,
wenn du hier gewesen wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben;
11,22
und jetzt weiß ich, daß, was du von Gott bitten magst, Gott
dir geben wird. 11,23 Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
11,24 Martha spricht zu ihm: Ich weiß, daß er auferstehen
wird in der Auferstehung am letzten Tag. 11,25 Jesus sprach zu ihr:
Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben,
auch wenn er gestorben ist; 11,26 und jeder, der da lebt und an
mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit. Glaubst du das?
11,27
Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, daß du der Christus bist,
der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. 11,28 Und als sie
dies gesagt hatte, ging sie hin und rief heimlich ihre Schwester Maria
und sagte: Der Lehrer ist da und ruft dich. 11,29 Als jene es hörte,
steht sie schnell auf und geht zu ihm. 11,30 Jesus aber war noch
nicht in das Dorf gekommen, sondern war an dem Ort, wo Martha ihm begegnet
war. 11,31 Als nun die Juden, die bei ihr im Haus waren und sie
trösteten, sahen, daß Maria schnell aufstand und hinausging,
folgten sie ihr, da sie meinten, sie gehe zur Gruft, um dort zu weinen.
11,32
Als nun Maria dahin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen
und sprach zu ihm: Herr, wenn du hier gewesen wärest, so wäre
mein Bruder nicht gestorben. 11,33 Als nun Jesus sie weinen sah
und die Juden weinen, die mit ihr gekommen waren, wurde er im Geist erzürnt
und wurde erschüttert 11,34 und sprach: Wo habt ihr ihn hingelegt?
Sie sagen zu ihm: Herr, komm und sieh! 11,35 Jesus weinte. 11,36
Da sprachen die Juden: Siehe, wie lieb hat er ihn gehabt! 11,37
Einige aber von ihnen sagten: Konnte dieser, der die Augen des Blinden
auftat, nicht machen, daß auch dieser nicht gestorben wäre?
11,38 Jesus nun, wieder in seinem Innern erzürnt, kommt zur
Gruft. Es war aber eine Höhle, und ein Stein lag davor.
11,39
Jesus spricht: Nehmt den Stein weg! Die Schwester des Verstorbenen, Martha,
spricht zu ihm: Herr, er riecht schon, denn er ist vier Tage hier.
11,40
Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt, wenn du glaubtest, so
würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen? 11,41 Sie nahmen
nun den Stein weg. Jesus aber hob die Augen empor und sprach: Vater, ich
danke dir, daß du mich erhört hast. 11,42 Ich aber wußte,
daß du mich allezeit erhörst; doch um der Volksmenge willen,
die umhersteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, daß du mich
gesandt hast. 11,43 Und als er dies gesagt hatte, rief er mit lauter
Stimme: Lazarus, komm heraus! 11,44 Und der Verstorbene kam heraus,
an Füßen und Händen mit Grabtüchern umwickelt, und
sein Gesicht war mit einem Schweißtuch umbunden. Jesus spricht zu
ihnen: Macht ihn frei und laßt ihn gehen.
11,45 Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und
sahen, was er getan hatte, glaubten an ihn. 11,46 Einige aber von
ihnen gingen hin zu den Pharisäern und sagten ihnen, was Jesus getan
hatte.
Ratssitzung über Jesus: Beschluß, ihn zu töten.
11,47 Da versammelten die Hohenpriester und die Pharisäer [den]
Hohen Rat und sprachen: Was tun wir? Denn dieser Mensch tut viele Zeichen.
11,48
Wenn wir ihn so lassen, werden alle an ihn glauben, und die Römer
werden kommen und unsere Stadt wie auch unsere Nation wegnehmen.
11,49
Einer aber von ihnen, Kaiphas, der jenes Jahr Hoherpriester war, sprach
zu ihnen: Ihr wißt nichts 11,50 und überlegt auch nicht,
daß es euch nützlich ist, daß ein Mensch für das
Volk sterbe und nicht die ganze Nation umkomme. 11,51 Dies aber
sagte er nicht aus sich selbst, sondern da er jenes Jahr Hoherpriester
war, weissagte er, daß Jesus für die Nation sterben sollte;
11,52
und nicht für die Nation allein, sondern daß er auch die zerstreuten
Kinder Gottes in eins versammelte. 11,53 Von jenem Tag an ratschlagten
sie nun, um ihn zu töten. 11,54 Jesus ging nun nicht mehr öffentlich
unter den Juden umher, sondern ging von dort weg in die Gegend nahe bei
der Wüste, in eine Stadt mit Namen Ephraim; und dort verweilte er
mit den Jüngern.
11,55 Es war aber nahe das Passah der Juden, und viele gingen
aus dem Land hinauf nach Jerusalem vor dem Passah, um sich zu reinigen.
11,56
Sie suchten nun Jesus und sprachen, als sie im Tempel standen, untereinander:
Was meint ihr? Wird er nicht zu dem Fest kommen? 11,57 Es hatten
aber die Hohenpriester und die Pharisäer Befehl gegeben, wenn jemand
wisse, wo er sei, daß er es anzeigen solle, damit sie ihn griffen.
Salbung Jesu in Bethanien.
Mt 26,6-13; Mk 14,3-9
Kapitel 12
12,1 Jesus nun kam sechs Tage vor dem Passah nach Bethanien, wo
Lazarus war, den Jesus aus den Toten auferweckt hatte. 12,2 Sie
machten ihm nun dort ein Abendessen, und Martha diente; Lazarus aber war
einer von denen, die mit ihm zu Tisch lagen. 12,3 Da nahm Maria
ein Pfund Salböl von echter, sehr kostbarer Narde und salbte die Füße
Jesu und trocknete seine Füße mit ihren Haaren. Das Haus aber
wurde von dem Geruch des Salböls erfüllt. 12,4 Es sagt
aber Judas, der Iskariot, einer von seinen Jüngern, der ihn überliefern
sollte: 12,5 Warum ist dieses Salböl nicht für dreihundert
Denare verkauft und den Armen gegeben worden? 12,6 Er sagte dies
aber nicht, weil er für die Armen besorgt war, sondern weil er ein
Dieb war und die Kasse hatte und beiseiteschaffte, was eingelegt wurde.
12,7
Da sprach Jesus: Laß sie! Möge sie es aufbewahrt haben für
den Tag meines Begräbnisses! 12,8 Denn die Armen habt ihr allezeit
bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.
Anschläge der Hohenpriester gegen Lazarus.
12,9 Eine große Volksmenge aus den Juden erfuhr nun, daß
er dort sei; und sie kamen nicht um Jesu willen allein, sondern damit sie
auch den Lazarus sähen, den er aus den Toten auferweckt hatte. 12,10
Die Hohenpriester aber ratschlagten, auch den Lazarus zu töten, 12,11
weil viele von den Juden um seinetwillen hingingen und an Jesus glaubten.
Einzug in Jerusalem.
Mt 21,1-11; Mk 11,1-10; Lk 19,28-40
12,12 Am folgenden Tag, als eine große Volksmenge, die
zu dem Fest gekommen war, hörte, daß Jesus nach Jerusalem komme,
12,13
nahmen sie die Palmzweige und gingen hinaus, ihm entgegen, und schrien:
Hosanna! Gepriesen [sei], der da kommt im Namen des Herrn, und der König
Israels! 12,14 Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich
darauf, wie geschrieben steht: 12,15 `Fürchte dich nicht, Tochter
Zion! Siehe, dein König kommt, sitzend auf einem Eselsfüllen.
12,16 Dies verstanden seine Jünger zuerst nicht; jedoch als
Jesus verherrlicht war, da erinnerten sie sich, daß dies von ihm
geschrieben war und sie ihm dies getan hatten. 12,17 Es bezeugte
nun die Volksmenge, die bei ihm war, daß er Lazarus aus dem Grab
gerufen und ihn aus den Toten auferweckt habe. 12,18 Darum ging
ihm auch die Volksmenge entgegen, weil sie hörten, daß er dieses
Zeichen getan hatte. 12,19 Da sprachen die Pharisäer zueinander:
Ihr seht, daß ihr gar nichts ausrichtet; siehe, die Welt ist ihm
nachgegangen.
Über das Sterben des Menschensohnes.
12,20 Es waren aber einige Griechen unter denen, die hinzukamen,
um auf dem Fest anzubeten. 12,21 Diese nun kamen zu Philippus von
Bethsaida in Galiläa und baten ihn und sagten: Herr, wir möchten
Jesus sehen. 12,22 Philippus kommt und sagt es Andreas, es kommt
Andreas und Philippus, und sie sagen es Jesus. 12,23 Jesus aber
antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, daß der Sohn
des Menschen verherrlicht werde. 12,24 Wahrlich, wahrlich, ich sage
euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt
es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. 12,25 Wer
sein Leben liebt, wird es verlieren; und wer sein Leben in dieser Welt
haßt, wird es zum ewigen Leben bewahren. 12,26 Wenn mir jemand
dient, so folge er mir nach; und wo ich bin, da wird auch mein Diener sein.
Wenn mir jemand dient, so wird der Vater ihn ehren. 12,27 Jetzt
ist meine Seele bestürzt. Und was soll ich sagen? Vater, rette mich
aus dieser Stunde? Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen. 12,28
Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme aus dem Himmel: Ich
habe [ihn] verherrlicht und werde [ihn] auch wieder verherrlichen. 12,29
Die Volksmenge nun, die dastand und zuhörte, sagte, es habe gedonnert;
andere sagten: Ein Engel hat mit ihm geredet. 12,30 Jesus antwortete
und sprach: Nicht um meinetwillen ist diese Stimme geschehen, sondern um
euretwillen. 12,31 Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird
der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden. 12,32 Und ich,
wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. 12,33
Dies aber sagte er, um anzudeuten, welches Todes er sterben sollte. 12,34
Die Volksmenge antwortete ihm: Wir haben aus dem Gesetz gehört, daß
der Christus bleibe in Ewigkeit, und wie sagst du, daß der Sohn des
Menschen erhöht werden müsse? Wer ist dieser, der Sohn des Menschen?
12,35
Da sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kleine Zeit ist das Licht unter euch;
wandelt, während ihr das Licht habt, damit nicht Finsternis euch ergreife.
Und wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wohin er geht. 12,36
Während ihr das Licht habt, glaubt an das Licht, damit ihr Söhne
des Lichtes werdet. Dies redete Jesus und ging weg und verbarg sich vor
ihnen.
Unglaube und Glaube bei den Juden.
12,37 Obwohl er aber so viele Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten
sie nicht an ihn, 12,38 damit das Wort des Propheten Jesaja erfüllt
würde, das er sprach: `Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt,
und wem ist der Arm des Herrn offenbart worden? 12,39 Darum konnten
sie nicht glauben, weil Jesaja wieder gesagt hat: 12,40 `Er hat
ihre Augen verblendet und ihr Herz verstockt, daß sie nicht mit den
Augen sehen und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie
heile. 12,41 Dies sprach Jesaja, weil er seine Herrlichkeit sah
und von ihm redete. 12,42 Dennoch aber glaubten auch von den Obersten
viele an ihn; doch wegen der Pharisäer bekannten sie [ihn] nicht,
damit sie nicht aus der Synagoge ausgeschlossen würden; 12,43
denn sie liebten die Ehre bei den Menschen mehr als die Ehre bei Gott.
Abschluß der öffentlichen Wirksamkeit Jesu: Folgen des Glaubens
und des Unglaubens.
12,44 Jesus aber rief und sprach: Wer an mich glaubt, glaubt nicht
an mich, sondern an den, der mich gesandt hat; 12,45 und wer mich
sieht, sieht den, der mich gesandt hat. 12,46 Ich bin als Licht
in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis
bleibe; 12,47 und wenn jemand meine Worte hört und nicht befolgt,
so richte ich ihn nicht, denn ich bin nicht gekommen, daß ich die
Welt richte, sondern daß ich die Welt errette. 12,48 Wer mich
verwirft und meine Worte nicht annimmt, hat den, der ihn richtet: das Wort,
das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tag. 12,49
Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich
gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden
soll; 12,50 und ich weiß, daß sein Gebot ewiges Leben
ist. Was ich nun rede, rede ich so, wie mir der Vater gesagt hat.
Die Fußwaschung.
Kapitel 13
13,1 Vor dem Passahfest aber, als Jesus wußte, daß seine
Stunde gekommen war, aus dieser Welt zu dem Vater hinzugehen - da er die
Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende.
13,2
Und während des Abendessens, als der Teufel schon dem Judas, Simons
[Sohn], dem Iskariot, es ins Herz gegeben hatte, daß er ihn überliefere,
13,3 steht [Jesus] - im Bewußtsein, daß der Vater ihm
alles in die Hände gegeben und daß er von Gott ausgegangen war
und zu Gott hingehe - 13,4 von dem Abendessen auf und legt die Oberkleider
ab; und er nahm ein leinenes Tuch und umgürtete sich. 13,5
Dann gießt er Wasser in das Waschbecken und fing an, die Füße
der Jünger zu waschen und mit dem leinenen Tuch abzutrocknen, mit
dem er umgürtet war. 13,6 Er kommt nun zu Simon Petrus, und
der spricht zu ihm: Herr, du wäschst meine Füße?
13,7
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, weißt du jetzt nicht,
du wirst es aber nachher verstehen. 13,8 Petrus spricht zu ihm:
Du sollst nimmermehr meine Füße waschen! Jesus antwortete ihm:
Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir.
13,90
Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, nicht meine Füße allein,
sondern auch die Hände und das Haupt. 13,10 Jesus spricht zu
ihm: Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen
die Füße, sondern ist ganz rein; und ihr seid rein, aber nicht
alle. 13,11 Denn er kannte den, der ihn überlieferte; darum
sagte er: Ihr seid nicht alle rein.
13,12 Als er nun ihre Füße gewaschen und seine Oberkleider
genommen hatte, legte er sich wieder zu Tisch und sprach zu ihnen: Wißt
ihr, was ich euch getan habe? 13,13 Ihr nennt mich Lehrer und Herr,
und ihr sagt recht, denn ich bin es. 13,14 Wenn nun ich, der Herr
und der Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig,
einander die Füße zu waschen. 13,15 Denn ich habe euch
ein Beispiel gegeben, daß auch ihr tut, wie ich euch getan habe.
13,16
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Sklave ist nicht größer
als sein Herr, noch ein Gesandter größer, als der ihn gesandt
hat. 13,17 Wenn ihr dies wißt, glückselig seid ihr, wenn
ihr es tut.
Bezeichnung des Verräters.
Mt 26,20-25; Mk 14,17-21; Lk 22,14.21-23
13,18 Ich rede nicht von euch allen, ich weiß, welche ich
erwählt habe; aber damit die Schrift erfüllt würde: `Der
mit mir das Brot ißt, hat seine Ferse gegen mich aufgehoben. 13,19
Von jetzt an sage ich es euch, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschieht,
glaubt, daß ich es bin. 13,20 Wahrlich, wahrlich, ich sage
euch: Wer aufnimmt, wen ich senden werde, nimmt mich auf; wer aber mich
aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.
13,21 Als Jesus dies gesagt hatte, wurde er im Geist erschüttert
und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer von euch
wird mich überliefern. 13,22 Da blickten die Jünger einander
an, in Verlegenheit darüber, von wem er rede. 13,23 Einer von
seinen Jüngern, den Jesus liebte, lag zu Tisch an der Brust Jesu.
13,24
Diesem nun winkt Simon Petrus und spricht zu ihm: Sage, wer es ist, von
dem er spricht. 13,25 Jener lehnt sich an die Brust Jesu und spricht
zu ihm: Herr, wer ist es? 13,26 Jesus antwortete: Der ist es, dem
ich den Bissen, wenn ich ihn eingetaucht habe, geben werde. Und als er
den Bissen eingetaucht hatte, nimmt er ihn und gibt ihn dem Judas, Simons
[Sohn], dem Ischarioth. 13,27 Und nach dem Bissen fuhr dann der
Satan in ihn. Jesus spricht nun zu ihm: Was du tust, tu schnell!
13,28
Keiner aber von den zu Tisch Liegenden verstand, wozu er ihm dies sagte:
13,29 Denn einige meinten, weil Judas die Kasse hatte, daß
Jesus zu ihm sage: Kaufe, was wir für das Fest benötigen, oder
daß er den Armen etwas geben solle. 13,30 Als nun jener den
Bissen genommen hatte, ging er sogleich hinaus. Es war aber Nacht.
Das neue Gebot: Liebe.
13,31 Als er nun hinausgegangen war, spricht Jesus: Jetzt ist der
Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm. 13,32
Wenn Gott verherrlicht ist in ihm, so wird auch Gott ihn verherrlichen
in sich selbst, und er wird ihn sogleich verherrlichen. 13,33 Kinder,
noch eine kleine Weile bin ich bei euch; ihr werdet mich suchen, und wie
ich den Juden sagte: Wohin ich gehe, könnt ihr nicht hinkommen, so
sage ich jetzt auch euch. 13,34 Ein neues Gebot gebe ich euch, daß
ihr einander liebt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander
liebt. 13,35 Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger
seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.
Ankündigung der Verleugnung durch Petrus.
Mt 26,31-35; Mk 14,27-31; Lk 22,31-34
13,36 Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, wohin gehst du? Jesus
antwortete ihm: Wohin ich gehe, [dorthin] kannst du mir jetzt nicht folgen;
du wirst mir aber später folgen. 13,37 Petrus spricht zu ihm:
Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Mein Leben will ich für
dich lassen. 13,38 Jesus antwortet: Dein Leben willst du für
mich lassen? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, der Hahn wird nicht krähen,
bis du mich dreimal verleugnet hast.
Hingang zum Vater und Wiederkunft - Offenbarung des Vaters.
Kapitel 14
14,1 Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt
auch an mich. 14,2 Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen.
Wenn es nicht so wäre, würde ich euch gesagt haben: Ich gehe
hin, euch eine Stätte zu bereiten? 14,3 Und wenn ich hingehe
und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu
mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin. 14,4 Und wohin ich
gehe, dahin wißt ihr den Weg. 14,5 Thomas spricht zu ihm:
Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Und wie können wir den Weg
wissen? 14,6 Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit
und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich. 14,7
Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen; und
von jetzt an erkennt ihr ihn und habt ihn gesehen. 14,8 Philippus
spricht zu ihm: Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns. 14,9
Jesus spricht zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich
nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.
Und wie sagst du: Zeige uns den Vater? 14,10 Glaubst du nicht, daß
ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch
rede, rede ich nicht von mir selbst; der Vater aber, der in mir bleibt,
tut seine Werke. 14,11 Glaubt mir, daß ich in dem Vater bin
und der Vater in mir ist; wenn aber nicht, so glaubt mir um der Werke selbst
willen. 14,12 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt,
der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als
diese tun, weil ich zum Vater gehe. 14,13 Und was ihr bitten werdet
in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht werde
im Sohn. 14,14 Wenn ihr etwas bitten werdet in meinem Namen, so
werde ich es tun.
Sendung des Sachwalters.
14,15 Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten; 14,16
und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand
geben, daß er bei euch sei in Ewigkeit, 14,17 den Geist der
Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch
ihn kennt. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.
14,18
Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen, ich komme zu euch. 14,19
Noch ein Kleines, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich:
weil ich lebe, werdet auch ihr leben. 14,20 An jenem Tag werdet
ihr erkennen, daß ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich
in euch. 14,21 Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es,
der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden;
und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren.
14,22 Judas,
nicht der Ischarioth, spricht zu ihm: Herr, wie kommt es, daß du
dich uns offenbaren willst und nicht der Welt? 14,23 Jesus antwortete
und sprach zu ihm: Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten,
und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung
bei ihm machen. 14,24 Wer mich nicht liebt, hält meine Worte
nicht; und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters,
der mich gesandt hat. 14,25 Dies habe ich zu euch geredet, während
ich bei euch weile. 14,26 Der Beistand aber, der Heilige Geist,
den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und
euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. 14,27 Frieden
lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt,
gebe ich euch. Euer Herz werde nicht bestürzt, sei auch nicht furchtsam.
14,28
Ihr habt gehört, daß ich euch gesagt habe: Ich gehe hin, und
ich komme zu euch. Wenn ihr mich liebtet, so würdet ihr euch freuen,
daß ich zum Vater gehe, denn der Vater ist größer als
ich. 14,29 Und jetzt habe ich es euch gesagt, ehe es geschieht,
damit ihr glaubt, wenn es geschieht. 14,30 Ich werde nicht mehr
vieles mit euch reden, denn der Fürst der Welt kommt und hat nichts
in mir; 14,31 aber damit die Welt erkenne, daß ich den Vater
liebe und so tue, wie mir der Vater geboten hat. - Steht auf, laßt
uns von hier fortgehen!
Der wahre Weinstock.
Kapitel 15
15,1 Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner.
15,2
Jede Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, die nimmt er weg; und jede,
die Frucht bringt, die reinigt er, daß sie mehr Frucht bringe. 15,3
Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.
15,4 Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe nicht von sich
selbst Frucht bringen kann, sie bleibe denn am Weinstock, so auch ihr nicht,
ihr bleibt denn in mir. 15,5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die
Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn getrennt
von mir könnt ihr nichts tun. 15,6 Wenn jemand nicht in mir
bleibt, so wird er hinausgeworfen wie die Rebe und verdorrt; und man sammelt
sie und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. 15,7 Wenn ihr in
mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr
wollt, und es wird euch geschehen. 15,8 Hierin wird mein Vater verherrlicht,
daß ihr viel Frucht bringt und meine Jünger werdet.
Das Gebot der Liebe.
15,9 Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt;
bleibt in meiner Liebe. 15,10 Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet
ihr in meiner Liebe bleiben, wie ich die Gebote meines Vaters gehalten
habe und in seiner Liebe bleibe. 15,11 Dies habe ich zu euch geredet,
damit meine Freude in euch sei und eure Freude völlig werde. 15,12
Dies ist mein Gebot, daß ihr einander liebt, wie ich euch geliebt
habe. 15,13 Größere Liebe hat niemand als die, daß
er sein Leben hingibt für seine Freunde. 15,14 Ihr seid meine
Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. 15,15 Ich nenne euch
nicht mehr Sklaven, denn der Sklave weiß nicht, was sein Herr tut;
euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem
Vater gehört, euch kundgetan habe. 15,16 Ihr habt nicht mich
erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch gesetzt, daß
ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibe, damit, was ihr den
Vater bitten werdet in meinem Namen, er euch gebe. 15,17 Dies gebiete
ich euch, daß ihr einander liebt!
Ankündigung von Verfolgungen.
15,18 Wenn die Welt euch haßt, so wißt, daß sie
mich vor euch gehaßt hat. 15,19 Wenn ihr von der Welt wäret,
würde die Welt das Ihre lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid,
sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum haßt euch
die Welt. 15,20 Gedenkt des Wortes, das ich euch gesagt habe: Ein
Sklave ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt
haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort gehalten haben,
werden sie auch das eure halten. 15,21 Aber dies alles werden sie
euch tun um meines Namens willen, weil sie den nicht kennen, der mich gesandt
hat. 15,22 Wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen geredet
hätte, so hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie keinen
Vorwand für ihre Sünde. 15,23 Wer mich haßt, haßt
auch meinen Vater. 15,24 Wenn ich nicht die Werke unter ihnen getan
hätte, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde;
jetzt aber haben sie [sie] gesehen und [doch] sowohl mich als auch meinen
Vater gehaßt. 15,25 Aber [dies geschieht], damit das Wort
erfüllt würde, das in ihrem Gesetz geschrieben steht: `Sie haben
mich ohne Ursache gehaßt. 15,26 Wenn der Beistand gekommen
ist, den ich euch von dem Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der
von dem Vater ausgeht, so wird der von mir zeugen. 15,27 Aber auch
ihr zeugt, weil ihr von Anfang an bei mir seid.
Kapitel 16
16,1 Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr euch nicht ärgert.
16,2
Sie werden euch aus der Synagoge ausschließen; es kommt sogar die
Stunde, daß jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Opferdienst
darzubringen. 16,3 Und dies werden sie tun, weil sie weder den Vater
noch mich erkannt haben. 16,4 Dies aber habe ich zu euch geredet,
damit ihr, wenn die Stunde gekommen ist, daran gedenkt, daß ich es
euch gesagt habe. Dies aber habe ich euch von Anfang an nicht gesagt, weil
ich bei euch war.
Die Wirksamkeit des Heiligen Geistes.
16,5 Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat, und niemand
von euch fragt mich: Wohin gehst du? 16,6 sondern weil ich dies
zu euch geredet habe, hat Traurigkeit euer Herz erfüllt. 16,7
Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch nützlich, daß ich
weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen;
wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden. 16,8 Und wenn
er gekommen ist, wird er die Welt überführen von Sünde und
von Gerechtigkeit und von Gericht. 16,9 Von Sünde, weil sie
nicht an mich glauben; 16,10 von Gerechtigkeit aber, weil ich zum
Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; 16,11 von Gericht aber,
weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist.
16,12 Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt
es jetzt nicht tragen. 16,13 Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit,
gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht
aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und
das Kommende wird er euch verkündigen. 16,14 Er wird mich verherrlichen,
denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen. 16,15
Alles, was der Vater hat, ist mein; darum sagte ich, daß er von dem
Meinen nimmt und euch verkündigen wird.
Trost und Freude im Blick auf Jesu Abscheiden und Wiederkehr.
16,16 Eine kleine [Weile], und ihr seht mich nicht, und wieder eine
kleine [Weile], und ihr werdet mich sehen. 16,17 Es sprachen nun
einige von seinen Jüngern zueinander: Was ist das, was er zu uns sagt:
Eine kleine [Weile], und ihr seht mich nicht, und wieder eine kleine [Weile],
und ihr werdet mich sehen, und: Ich gehe hin zum Vater? 16,18 Sie
sprachen nun: Was ist das für eine `kleine [Weile], wovon er redet?
Wir wissen nicht, was er sagt. 16,19 Jesus erkannte, daß sie
ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Forscht ihr darüber miteinander,
daß ich sagte: Eine kleine [Weile], und ihr seht mich nicht, und
wieder eine kleine [Weile], und ihr werdet mich sehen? 16,20 Wahrlich,
wahrlich, ich sage euch, daß ihr weinen und wehklagen werdet, aber
die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, aber eure Traurigkeit
wird zur Freude werden. 16,21 Die Frau hat Traurigkeit, wenn sie
gebiert, weil ihre Stunde gekommen ist; wenn sie aber das Kind geboren
hat, gedenkt sie nicht mehr der Bedrängnis, um der Freude willen,
daß ein Mensch zur Welt geboren ist. 16,22 Auch ihr nun habt
jetzt zwar Traurigkeit; aber ich werde euch wiedersehen, und euer Herz
wird sich freuen, und eure Freude nimmt niemand von euch. 16,23
Und an jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, ich
sage euch: Was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, wird er euch
geben. 16,24 Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in meinem Namen.
Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei. 16,25
Dies habe ich in Bildreden zu euch geredet; es kommt die Stunde, da ich
nicht mehr in Bildreden zu euch sprechen, sondern euch offen von dem Vater
verkündigen werde. 16,26 An jenem Tag werdet ihr bitten in
meinem Namen, und ich sage euch nicht, daß ich den Vater für
euch bitten werde; 16,27 denn der Vater selbst hat euch lieb, weil
ihr mich geliebt und geglaubt habt, daß ich von Gott ausgegangen
bin. 16,28 Ich bin von dem Vater ausgegangen und in die Welt gekommen;
wieder verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.
16,29 Seine Jünger sprechen zu ihm: Siehe, jetzt redest
du offen und gebrauchst keine Bildrede; 16,30 jetzt wissen wir,
daß du alles weißt und nicht nötig hast, daß dich
jemand frage; hierdurch glauben wir, daß du von Gott ausgegangen
bist. 16,31 Jesus antwortete ihnen: Glaubt ihr jetzt? 16,32
Siehe, es kommt die Stunde und ist gekommen, daß ihr euch zerstreuen
werdet, ein jeder in seine Heimat und mich allein lassen werdet; doch ich
bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. 16,33 Dies habe ich
zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Drangsal;
aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden.
Das hohepriesterliche Gebet.
Kapitel 17
17,1 Dies redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach:
Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn
dich verherrliche, 17,2 wie du ihm Vollmacht gegeben hast über
alles Fleisch, daß er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben
gebe. 17,3 Dies aber ist das ewige Leben, daß sie dich, den
allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.
17,4
Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht,
das du mir gegeben hast, daß ich es tun sollte. 17,5 Und nun
verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich
bei dir hatte, ehe die Welt war.
17,6 Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir
aus der Welt gegeben hast. Dein waren sie, und mir hast du sie gegeben,
und sie haben dein Wort bewahrt. 17,7 Jetzt haben sie erkannt, daß
alles, was du mir gegeben hast, von dir ist; 17,8 denn die Worte,
die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen
und wahrhaftig erkannt, daß ich von dir ausgegangen bin, und haben
geglaubt, daß du mich gesandt hast. 17,9 Ich bitte für
sie; nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, welche du
mir gegeben hast, denn sie sind dein 17,10 - und alles, was mein
ist, ist dein, und was dein ist, mein -, und ich bin in ihnen verherrlicht.
17,11
Und ich bin nicht mehr in der Welt, und diese sind in der Welt, und ich
komme zu dir. Heiliger Vater! Bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben
hast, daß sie eins seien wie wir. 17,12 Als ich bei ihnen
war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast; und ich
habe [sie] behütet, und keiner von ihnen ist verloren als nur der
Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.
17,13
Jetzt aber komme ich zu dir; und dieses rede ich in der Welt, damit sie
meine Freude völlig in sich haben. 17,14 Ich habe ihnen dein
Wort gegeben, und die Welt hat sie gehaßt, weil sie nicht von der
Welt sind, wie ich nicht von der Welt bin. 17,15 Ich bitte nicht,
daß du sie aus der Welt wegnimmst, sondern daß du sie bewahrst
vor dem Bösen. 17,16 Sie sind nicht von der Welt, wie ich nicht
von der Welt bin. 17,17 Heilige sie durch die Wahrheit: dein Wort
ist Wahrheit. 17,18 Wie du mich in die Welt gesandt hast, habe auch
ich sie in die Welt gesandt; 17,19 und ich heilige mich selbst für
sie, damit auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit. 17,20 Aber
nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche
durch ihr Wort an mich glauben, 17,21 damit sie alle eins seien,
wie du, Vater, in mir und ich in dir, daß auch sie in uns eins seien,
damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast. 17,22 Und
die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, daß
sie eins seien, wie wir eins sind 17,23 - ich in ihnen und du in
mir -, daß sie in eins vollendet seien, damit die Welt erkenne, daß
du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast. 17,24
Vater, ich will, daß die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir
seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben
hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt. 17,25
Gerechter Vater! - Und die Welt hat dich nicht erkannt; ich aber habe dich
erkannt, und diese haben erkannt, daß du mich gesandt hast. 17,26
Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit
die Liebe, womit du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen.
Gefangennahme.
Mt 26,47-56; Mk 14,43-50; Lk 22,47-53
Kapitel 18
18,1 Als Jesus dies gesagt hatte, ging er mit seinen Jüngern
hinaus über den Bach Kidron, wo ein Garten war, in den er hineinging,
er und seine Jünger. 18,2 Aber auch Judas, der ihn überlieferte,
wußte den Ort, weil Jesus dort oft mit seinen Jüngern zusammen
war. 18,3 Als nun Judas die Schar und von den Hohenpriestern und
Pharisäern Diener genommen hatte, kommt er dahin mit Leuchten und
Fackeln und Waffen. 18,4 Jesus nun, der alles wußte, was über
ihn kommen würde, ging hinaus und sprach zu ihnen: Wen sucht ihr?
18,5
Sie antworteten ihm: Jesus, den Nazoräer. Er spricht zu ihnen: Ich
bin}s. Aber auch Judas, der ihn überlieferte, stand bei ihnen. 18,6
Als er nun zu ihnen sagte: Ich bin}s, wichen sie zurück und fielen
zu Boden. 18,7 Da fragte er sie wieder: Wen sucht ihr? Sie aber
sprachen: Jesus, den Nazoräer. 18,8 Jesus antwortete: Ich habe
euch gesagt, daß ich es bin; wenn ihr nun mich sucht, so laßt
diese gehen; 18,9 damit das Wort erfüllt würde, das er
sprach: Von denen, die du mir gegeben hast, habe ich keinen verloren.
18,10
Simon Petrus nun, der ein Schwert hatte, zog es und schlug den Knecht des
Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab. Der Name des Knechtes aber
war Malchus. 18,11 Da sprach Jesus zu Petrus: Stecke dein Schwert
in die Scheide! Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich den
nicht trinken?
Verhör durch Hannas - Verleugnung durch Petrus.
Mt 26,57-75; Mk 14,53-72; Lk 22,54-71
18,12 Die Schar nun und der Oberst und die Diener der Juden nahmen
Jesus und banden ihn; 18,13 und sie führten ihn zuerst hin
zu Hannas, denn er war Schwiegervater des Kaiphas, der jenes Jahr Hoherpriester
war. 18,14 Kaiphas aber war es, der den Juden geraten hatte, es
sei nützlich, daß ein Mensch für das Volk sterbe. 18,15
Simon Petrus aber folgte Jesus und ein anderer Jünger. Dieser Jünger
aber war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesus hinein in den Hof
des Hohenpriesters. 18,16 Petrus aber stand an der Tür draußen.
Da ging der andere Jünger, der dem Hohenpriester bekannt war, hinaus
und sprach mit der Türhüterin und führte Petrus hinein.
18,17
Da spricht die Magd, die Türhüterin, zu Petrus: Bist nicht auch
du [einer] von den Jüngern dieses Menschen? Er sagt: Ich bin}s nicht.
18,18 Es standen aber die Knechte und die Diener da, die ein Kohlenfeuer
gemacht hatten, weil es kalt war, und wärmten sich; Petrus aber stand
auch bei ihnen und wärmte sich. 18,19 Der Hohepriester nun
fragte Jesus über seine Jünger und über seine Lehre. 18,20
Jesus antwortete ihm: Ich habe öffentlich zu der Welt geredet; ich
habe allezeit in der Synagoge und in dem Tempel gelehrt, wo alle Juden
zusammenkommen, und im Verborgenen habe ich nichts geredet. 18,21
Was fragst du mich? Frage die, welche gehört haben, was ich zu ihnen
geredet habe; siehe, diese wissen, was ich gesagt habe. 18,22 Als
er aber dies sagte, gab einer der Diener, der dabeistand, Jesus einen Schlag
[ins Gesicht] und sagte: Antwortest du so dem Hohenpriester?
18,23
Jesus antwortete ihm: Wenn ich schlecht geredet habe, so gib Zeugnis von
dem Schlechten; wenn aber recht, was schlägst du mich?
18,24
Hannas nun sandte ihn gebunden zu Kaiphas, dem Hohenpriester.
18,25 Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sprachen
sie zu ihm: Bist nicht auch du [einer] von seinen Jüngern? Er leugnete
und sprach: Ich bin}s nicht. 18,26 Es spricht einer von den Knechten
des Hohenpriesters, der ein Verwandter dessen war, dem Petrus das Ohr abgehauen
hatte: Sah ich dich nicht in dem Garten bei ihm? 18,27 Da leugnete
Petrus wieder; und gleich darauf krähte der Hahn.
Verhör durch Pilatus.
Mt 27,2.11-26; Mk 15,1-15; Lk 23,1-5.13-25
18,28 Sie führen nun Jesus von Kaiphas in das Prätorium;
es war aber frühmorgens. Und sie gingen nicht hinein in das Prätorium,
damit sie sich nicht verunreinigten, sondern das Passah essen könnten.
18,29
Pilatus ging nun zu ihnen hinaus und sprach: Welche Anklage bringt ihr
gegen diesen Menschen vor? 18,30 Sie antworteten und sprachen zu
ihm: Wenn dieser nicht ein Übeltäter wäre, würden wir
ihn dir nicht überliefert haben. 18,31 Da sprach Pilatus zu
ihnen: Nehmt ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die
Juden zu ihm: Es ist uns nicht erlaubt, jemanden zu töten; 18,32
damit das Wort Jesu erfüllt würde, das er sprach, um anzudeuten,
welches Todes er sterben sollte.
18,33 Pilatus ging nun wieder hinein in das Prätorium und
rief Jesus und sprach zu ihm: Bist du der König der Juden? 18,34
Jesus antwortete: Sagst du dies von dir selbst, oder haben dir andere von
mir gesagt? 18,35 Pilatus antwortete: Bin ich etwa ein Jude? Deine
Nation und die Hohenpriester haben dich mir überliefert. Was hast
du getan? 18,36 Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser
Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so hätten meine Diener
gekämpft, damit ich den Juden nicht überliefert würde, jetzt
aber ist mein Reich nicht von hier. 18,37 Da sprach Pilatus zu ihm:
Also, du bist ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, daß
ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen,
daß ich für die Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit
ist, hört meine Stimme. 18,38 Pilatus spricht zu ihm: Was ist
Wahrheit? Und als er dies gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus
und spricht zu ihnen: Ich finde keinerlei Schuld an ihm; 18,39 es
ist aber ein Brauch bei euch, daß ich euch an dem Passah einen losgebe.
Wollt ihr nun, daß ich euch den König der Juden losgebe? 18,40
Da schrien wieder alle und sagten: Nicht diesen, sondern den Barabbas!
Barabbas aber war ein Räuber.
Geißelung und Verurteilung.
V. 1-5: Mt 27,26-31; Mk 15,15-20
Kapitel 19
19,1 Dann nahm nun Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln.
19,2
Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein
Haupt und warfen ihm ein Purpurkleid um; 19,3 und sie kamen zu ihm
und sagten: Sei gegrüßt, König der Juden! Und sie gaben
ihm Schläge [ins Gesicht]. 19,4 Und Pilatus ging wieder hinaus
und spricht zu ihnen: Siehe, ich führe ihn zu euch heraus, damit ihr
wißt, daß ich keinerlei Schuld an ihm finde. 19,5 Jesus
nun ging hinaus und trug die Dornenkrone und das Purpurkleid. Und er spricht
zu ihnen: Siehe, der Mensch! 19,6 Als ihn nun die Hohenpriester
und die Diener sahen, schrien sie und sagten: Kreuzige, kreuzige ihn! Pilatus
spricht zu ihnen: Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn, denn ich finde keine
Schuld an ihm. 19,7 Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz,
und nach dem Gesetz muß er sterben, weil er sich selbst zu Gottes
Sohn gemacht hat. 19,8 Als nun Pilatus dieses Wort hörte, fürchtete
er sich noch mehr; 19,9 und er ging wieder hinein in das Prätorium
und spricht zu Jesus: Woher bist du? Jesus aber gab ihm keine Antwort.
19,10
Da spricht Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht,
daß ich Macht habe, dich loszugeben, und Gewalt habe, dich zu kreuzigen?
19,11 Jesus antwortete: Du hättest keinerlei Macht über
mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre; darum hat der, welcher
mich dir überliefert hat, größere Sünde.
19,12
Daraufhin suchte Pilatus ihn loszugeben. Die Juden aber schrien und sagten:
Wenn du diesen losgibst, bist du des Kaisers Freund nicht; jeder, der sich
selbst zum König macht, widersetzt sich dem Kaiser.
19,13 Als
nun Pilatus diese Worte hörte, führte er Jesus hinaus und setzte
sich auf den Richterstuhl an einen Ort, genannt Steinpflaster, auf hebräisch
aber Gabbatha. 19,14 Es war aber Rüsttag des Passah; es war
um die sechste Stunde. Und er spricht zu den Juden: Siehe, euer König!
19,15 Sie aber schrien: Weg, weg! kreuzige ihn! Pilatus spricht
zu ihnen: Euren König soll ich kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten:
Wir haben keinen König außer dem Kaiser. 19,16 Dann nun
lieferte er ihn an sie aus, daß er gekreuzigt würde. Sie aber
nahmen Jesus hin und führten ihn fort.
Golgatha: Kreuzigung.
Mt 27,32-44; Mk 15,21-32; Lk 23,26-43
19,17 Und er selbst trug sein Kreuz und ging hinaus nach der
Stätte, genannt Schädelstätte, die auf hebräisch Golgatha
heißt, 19,18 wo sie ihn kreuzigten, und zwei andere mit ihm,
auf dieser und auf jener Seite, Jesus aber in der Mitte. 19,19 Pilatus
schrieb aber auch eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz. Es war
aber geschrieben: Jesus, der Nazoräer, der König der Juden. 19,20
Diese Aufschrift nun lasen viele von den Juden, denn die Stätte, wo
Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt; und es war geschrieben
auf hebräisch, griechisch [und] lateinisch. 19,21 Die Hohenpriester
der Juden sagten nun zu Pilatus: Schreibe nicht: Der König der Juden,
sondern daß jener gesagt hat: Ich bin König der Juden. 19,22
Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.
19,23 Die Soldaten nun nahmen, als sie Jesus gekreuzigt hatten,
seine Kleider - und machten vier Teile, einem jeden Soldaten einen Teil
- und das Unterkleid. Das Unterkleid aber war ohne Naht, von oben an durchgewebt.
19,24
Da sprachen sie zueinander: Laßt es uns nicht zerreißen, sondern
darum losen, wessen es sein soll; damit die Schrift erfüllt würde,
die spricht: `Sie haben meine Kleider unter sich verteilt, und über
mein Gewand haben sie das Los geworfen. Die Soldaten nun haben dies getan.
19,25 Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und die
Schwester seiner Mutter, Maria, des Kleopas [Frau] und Maria Magdalena.
19,26
Als nun Jesus die Mutter sah und den Jünger, den er liebte, dabeistehen,
spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! 19,27 Dann
spricht er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde
an nahm der Jünger sie zu sich.
Golgatha: Tod.
V. 28-30: Mt 27,45-50; Mk 15,33-37; Lk 23,44-46
19,28 Danach, da Jesus wußte, daß alles schon vollbracht
war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet!
19,29
Es stand nun dort ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten
einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop und brachten ihn an
seinen Mund. 19,30 Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach
er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und übergab den Geist.
19,31 Die Juden nun baten den Pilatus, damit die Leiber nicht
am Sabbat am Kreuz blieben, weil es Rüsttag war - denn der Tag jenes
Sabbats war groß -, daß ihre Beine gebrochen und sie abgenommen
werden möchten. 19,32 Da kamen die Soldaten und brachen die
Beine des ersten und des anderen, der mit ihm gekreuzigt war. 19,33
Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon gestorben war,
brachen sie ihm die Beine nicht, 19,34 sondern einer der Soldaten
durchbohrte mit einem Speer seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser
heraus. 19,35 Und der es gesehen hat, hat es bezeugt, und sein Zeugnis
ist wahr; und er weiß, daß er sagt, [was] wahr [ist], damit
auch ihr glaubt. 19,36 Denn dies geschah, damit die Schrift erfüllt
würde: `Kein Bein von ihm wird zerbrochen werden. 19,37 Und
wieder sagt eine andere Schrift: `Sie werden den anschauen, den sie durchstochen
haben.
Grablegung.
Mt 27,57-61; Mk 15,42-47; Lk 23,50-56
19,38 Danach aber bat Joseph von Arimathäa, der ein Jünger
Jesu war, aber ein geheimer, aus Furcht vor den Juden, den Pilatus, daß
er den Leib Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Er kam nun
und nahm den Leib Jesu ab. 19,39 Es kam aber auch Nikodemus, der
zuerst bei Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte eine Mischung von Myrrhe
und Aloe, ungefähr hundert Pfund. 19,40 Sie nahmen nun den
Leib Jesu und wickelten ihn in Leinentücher mit den wohlriechenden
Ölen, wie es bei den Juden zu bestatten Sitte ist. 19,41 Es
war aber an dem Ort, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und in dem Garten
eine neue Gruft, in die noch nie jemand gelegt worden war. 19,42
Dorthin nun legten sie Jesus, wegen des Rüsttags der Juden, weil die
Gruft nahe war.
Das leere Grab des Auferstandenen.
Mt 28,1-10; Mk 16,1-11; Lk 24,1-12
Kapitel 20
20,1 An dem ersten Wochentag aber kommt Maria Magdalena früh,
als es noch finster war, zur Gruft und sieht den Stein von der Gruft weggenommen.
20,2
Sie läuft nun und kommt zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger,
den Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn aus der
Gruft weggenommen, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben. 20,3
Da ging Petrus hinaus und der andere Jünger, und sie gingen zu der
Gruft. 20,4 Die beiden aber liefen zusammen, und der andere Jünger
lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zu der Gruft; 20,5
und als er sich vornüberbückt, sieht er die Leinentücher
daliegen; doch ging er nicht hinein. 20,6 Da kommt Simon Petrus,
der ihm folgte, und ging hinein in die Gruft und sieht die Leinentücher
daliegen 20,7 und das Schweißtuch, das auf seinem Haupt war,
nicht zwischen den Leinentüchern liegen, sondern für sich zusammengewickelt
an einem [besonderen] Ort. 20,8 Da ging nun auch der andere Jünger
hinein, der zuerst zu der Gruft kam, und er sah und glaubte. 20,9
Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, daß er aus den Toten
auferstehen mußte. 20,10 Da gingen nun die Jünger wieder
heim.
Erscheinung des Auferstandenen vor Maria Magdalena.
20,11 Maria aber stand draußen bei der Gruft und weinte. Als
sie nun weinte, bückte sie sich vornüber in die Gruft 20,12
und sieht zwei Engel in weißen [Kleidern] dasitzen, einen bei dem
Haupt und einen bei den Füßen, wo der Leib Jesu gelegen hatte.
20,13
Und jene sagen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Weil
sie meinen Herrn weggenommen und ich nicht weiß, wo sie ihn hingelegt
haben. 20,14 Als sie dies gesagt hatte, wandte sie sich zurück
und sieht Jesus dastehen; und sie wußte nicht, daß es Jesus
war. 20,15 Jesus spricht zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst
du? Sie, in der Meinung, es sei der Gärtner, spricht zu ihm: Herr,
wenn du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich
werde ihn wegholen. 20,16 Jesus spricht zu ihr: Maria! Sie wendet
sich um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni! das heißt
Lehrer. 20,17 Jesus spricht zu ihr: Rühre mich nicht an, denn
ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern
und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und
zu meinem Gott und eurem Gott. 20,18 Maria Magdalena kommt und verkündet
den Jüngern, daß sie den Herrn gesehen und er dies zu ihr gesagt
habe.
Erscheinung des Auferstandenen vor den Jüngern.
20,19 Als es nun Abend war an jenem Tag, dem ersten der Woche, und
die Türen, wo die Jünger waren, aus Furcht vor den Juden verschlossen
waren, kam Jesus und trat in die Mitte und spricht zu ihnen: Friede euch!
20,20
Und als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Seite.
Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.
20,21
Jesus sprach nun wieder zu ihnen: Friede euch! Wie der Vater mich ausgesandt
hat, sende ich auch euch. 20,22 Und als er dies gesagt hatte, hauchte
er sie an und spricht zu ihnen: Empfangt Heiligen Geist! 20,23 Wenn
ihr jemandem die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, wenn ihr sie
jemandem behaltet, sind sie [ihm] behalten.
20,24 Thomas aber, einer von den Zwölfen, genannt Zwilling,
war nicht bei ihnen, als Jesus kam. 20,25 Da sagten die anderen
Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen:
Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meine
Finger in das Mal der Nägel lege und lege meine Hand in seine Seite,
so werde ich nicht glauben. 20,26 Und nach acht Tagen waren seine
Jünger wieder drinnen und Thomas bei ihnen. [Da] kommt Jesus, als
die Türen verschlossen waren, und trat in die Mitte und sprach: Friede
euch! 20,27 Dann spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her
und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine
Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig. 20,28
Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! 20,29
Jesus spricht zu ihm: Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt. Glückselig
[sind], die nicht gesehen und [doch] geglaubt haben!
Zweck dieses Buches.
20,30 Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor den Jüngern
getan, die nicht in diesem Buch geschrieben sind. 20,31 Diese aber
sind geschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der Christus ist, der
Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.
Erscheinung des Auferstandenen vor den Jüngern am See Tiberias.
Kapitel 21
21,1 Nach diesem offenbarte Jesus sich wieder den Jüngern am
See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so: 21,2 Simon Petrus
und Thomas, genannt Zwilling, und Nathanael, der von Kana in Galiläa
war, und die [Söhne] des Zebedäus und zwei andere von seinen
Jüngern waren zusammen. Simon Petrus spricht zu ihnen: 21,3
Ich gehe hin fischen. Sie sprechen zu ihm: Auch wir gehen mit dir. Sie
gingen hinaus und stiegen in das Schiff; und in jener Nacht fingen sie
nichts. 21,4 Als aber schon der frühe Morgen anbrach, stand
Jesus am Ufer; doch wußten die Jünger nicht, daß es Jesus
war. 21,5 Jesus spricht nun zu ihnen: Kinder, habt ihr wohl etwas
zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. 21,6 Er aber sprach zu ihnen:
Werft das Netz auf der rechten Seite des Schiffes aus, und ihr werdet finden.
Da warfen sie es aus und konnten es vor der Menge der Fische nicht mehr
ziehen. 21,7 Da sagt jener Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus:
Es ist der Herr. Simon Petrus nun, als er hörte, daß es der
Herr sei, gürtete das Oberkleid um - denn er war nackt - und warf
sich in den See. 21,8 Die anderen Jünger aber kamen in dem
Boot - denn sie waren nicht weit vom Land, sondern etwa zweihundert Ellen
- und zogen das Netz mit den Fischen nach. 21,9 Als sie nun ans
Land ausstiegen, sehen sie ein Kohlenfeuer liegen und Fisch daraufliegen
und Brot. 21,10 Jesus spricht zu ihnen: Bringt her von den Fischen,
die ihr jetzt gefangen habt. 21,11 Da ging Simon Petrus hinauf und
zog das Netz voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig, auf
das Land; und obwohl es so viele waren, zerriß das Netz nicht. 21,12
Jesus spricht zu ihnen: Kommt her, frühstückt! Keiner aber von
den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wußten,
daß es der Herr war. 21,13 Jesus kommt und nimmt das Brot
und gibt es ihnen, und ebenso den Fisch. 21,14 Dies ist schon das
dritte Mal, daß Jesus sich den Jüngern offenbarte, nachdem er
aus den Toten auferweckt war.
Gespräch mit Petrus.
21,15 Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu
Simon Petrus: Simon, [Sohn] des Johannes, liebst du mich mehr als diese?
Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich lieb habe.
Spricht er zu ihm: Weide meine Lämmer! 21,16 Wiederum spricht
er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, [Sohn] des Johannes, liebst du mich?
Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich lieb habe.
Spricht er zu ihm: Hüte meine Schafe! 21,17 Er spricht zum
dritten Mal zu ihm: Simon, [Sohn] des Johannes, hast du mich lieb? Petrus
wurde traurig, daß er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich
lieb? und sprach zu ihm: Herr, du weißt alles; du erkennst, daß
ich dich lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe! 21,18
Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest
du dich selbst und gingst, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden
bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich
gürten und hinbringen, wohin du nicht willst. 21,19 Dies aber
sagte er, um anzudeuten, mit welchem Tod er Gott verherrlichen sollte.
Und als er dies gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach! 21,20
Petrus wandte sich um und sieht den Jünger nachfolgen, den Jesus liebte,
der sich auch bei dem Abendessen an seine Brust gelehnt und gesagt hatte:
Herr, wer ist es, der dich überliefert? 21,21 Als nun Petrus
diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was [soll] aber dieser? 21,22
Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, daß er bleibe, bis ich komme,
was geht es dich an? Folge du mir nach! 21,23 Es ging nun dieses
Wort unter die Brüder aus: Jener Jünger stirbt nicht. Aber Jesus
sprach nicht zu ihm, daß er nicht sterbe, sondern: Wenn ich will,
daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?
Schlußwort.
21,24 Das ist der Jünger, der von diesen Dingen zeugt und der
dies geschrieben hat; und wir wissen, daß sein Zeugnis wahr ist.
21,25
Es gibt aber auch viele andere Dinge, die Jesus getan hat, und wenn diese
alle einzeln niedergeschrieben würden, so würde, scheint mir,
selbst die Welt die geschriebenen Bücher nicht fassen.