1,1 Im dritten Jahr der Regierung Jojakims, des Königs
von Juda, kam Nebukadnezar, der König von Babel, nach Jerusalem
und belagerte es. 1,2 Und der Herr gab Jojakim, den König
von Juda, in seine Hand und einen Teil der Geräte des Hauses
Gottes. Und er brachte sie ins Land Schinar, in das Haus seines
Gottes: die Geräte brachte er in das Schatzhaus seines Gottes.
1,3 Und der König befahl dem Aschpenas, dem Obersten
seiner Hofbeamten, er solle [einige] von den Söhnen Israel
bringen, und [zwar] vom königlichen Geschlecht und von den
Vornehmen: 1,4 junge Männer, an denen keinerlei Makel
sei, von schönem Aussehen und verständig in aller Weisheit,
gebildet und von guter Auffassungsgabe, und die [somit] fähig
seien, im Palast des Königs zu dienen; und man solle sie
Schrift und Sprache der Chaldäer lehren. 1,5 Und der
König bestimmte ihre tägliche Versorgung von der Tafelkost
des Königs und von dem Wein, den er trank, und daß
man sie drei Jahre lang erziehen solle; und nach deren Ablauf
sollten sie in den Dienst des Königs treten.
1,6 Und unter ihnen waren von den Söhnen Juda: Daniel,
Hananja, Mischael und Asarja. 1,7 Und der Oberste der Hofbeamten
gab ihnen [andere] Namen; er nannte Daniel Beltschazar, Hananja
Schadrach, Mischael Meschach und Asarja Abed-Nego.
1,8 Aber Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht
mit der Tafelkost des Königs und mit dem Wein, den er trank,
unrein zu machen; und er erbat sich vom Obersten der Hofbeamten,
daß er sich nicht unrein machen müsse. 1,9 Und
Gott gab Daniel Gnade und Erbarmen vor dem Obersten der Hofbeamten.
1,10 Und der Oberste der Hofbeamten sagte zu Daniel: Ich
fürchte meinen Herrn, den König, der eure Speise und
euer Getränk bestimmt hat. Denn warum sollte er sehen, daß
eure Gesichter schlechter aussehen als die der jungen Männer
eures Alters, so daß ihr meinen Kopf beim König verwirktet?
1,11 Da sagte Daniel zu dem Aufseher, den der Oberste der
Hofbeamten über Daniel, Hananja, Mischael und Asarja bestellt
hatte: 1,12 Versuche es doch zehn Tage [lang] mit deinen
Knechten, daß man uns Gemüse zu essen und Wasser zu
trinken gebe! 1,13 Und dann möge unser Aussehen und
das Aussehen der jungen Männer, die die Tafelkost des Königs
essen, von dir geprüft werden! Dann verfahre mit deinen Knechten
je nachdem, was du sehen wirst! 1,14 Und er hörte
auf sie in dieser Sache und versuchte es zehn Tage mit ihnen.
1,15 Und am Ende der zehn Tage zeigte sich ihr Aussehen
schöner und wohlgenährter als das aller jungen Männer,
die die Tafelkost des Königs aßen. 1,16 Da nahm
der Aufseher ihre Tafelkost und den Wein, den sie trinken sollten,
weg und gab ihnen Gemüse.
1,17 Und diesen vier jungen Männern, ihnen gab Gott
Kenntnis und Verständnis in jeder Schrift und Weisheit; und
Daniel verstand sich auf Gesichte und Träume jeder Art. 1,18
Und am Ende der Tage, nach denen der König sie [zu sich]
zu bringen befohlen hatte, brachte der Oberste der Hofbeamten
sie vor Nebukadnezar. 1,19 Und der König redete mit
ihnen; und unter ihnen allen wurde niemand gefunden [, der] wie
Daniel, Hananja, Mischael und Asarja [gewesen wäre]. Und
sie dienten dem König. 1,20 Und in jeder Angelegenheit,
die der König von ihnen erfragte und die ein verständiges
Urteil erforderte, fand er sie allen Wahrsagepriestern und Beschwörern,
die in seinem ganzen Königreich waren, zehnfach überlegen.
- 1,21 Und Daniel blieb bis zum ersten Jahr des Königs
Kyrus. Nebukadnezars Traum von dem großen Standbild.
2,1 Und im zweiten Jahr der Regierung Nebukadnezars hatte
Nebukadnezar Träume, so daß sein Geist beunruhigt wurde
und sein Schlaf für ihn dahin war. 2,2 Und der König
befahl, daß man die Wahrsagepriester, die Beschwörer,
die Zauberer und die Sterndeuter rufen sollte, dem König
seine Träume mitzuteilen. Da kamen sie und traten vor den
König. 2,3 Und der König sprach zu ihnen: Ich
habe einen Traum gehabt, und mein Geist ist beunruhigt, den Traum
zu verstehen. 2,4 Da sagten die Sterndeuter zum König
auf aramäisch: O König, lebe ewig! Sage deinen Knechten
den Traum! Dann wollen wir die Deutung kundtun. 2,5 Der
König antwortete und sprach zu den Sterndeutern: Die Sache
ist von mir fest beschlossen: Wenn ihr mir den Traum und seine
Deutung nicht mitteilt, [dann] werdet ihr in Stücke gehauen,
und eure Häuser werden zu einem Misthaufen gemacht. 2,6
Wenn ihr aber den Traum und seine Deutung kundtut, werdet ihr
Geschenke, Gaben und große Ehre von mir empfangen. Darum
tut mir den Traum und seine Deutung kund! 2,7 Sie antworteten
zum zweiten Mal und sagten: Der König sage seinen Knechten
den Traum! Dann tun wir die Deutung kund. 2,8 Der König
antwortete und sprach: Ich weiß zuverlässig, daß
ihr Zeit gewinnen wollt, weil ihr seht, daß die Sache von
mir fest beschlossen ist: 2,9 Wenn ihr mir den Traum nicht
mitteilt, bleibt es bei eurer Verurteilung. Denn ihr habt euch
verabredet, Lug und Trug vor mir zu reden, bis die Zeit sich ändert.
Darum sagt mir den Traum! Und ich werde wissen, daß ihr
mir seine Deutung kundtun könnt. 2,10 Die Sterndeuter
antworteten vor dem König und sagten: Es gibt keinen Menschen
auf der [ganzen] Erde, der die Sache des Königs kundtun könnte,
weil kein großer und mächtiger König jemals eine
Sache wie diese von irgendeinem Wahrsagepriester oder Beschwörer
oder Sterndeuter verlangt hat. 2,11 Denn die Sache, die
der König verlangt, ist [zu] schwer; und es gibt keinen anderen,
der sie vor dem König kundtun könnte, als nur die Götter,
deren Wohnung [aber] nicht bei den Sterblichen ist.
2,12 Darüber wurde der König zornig und ergrimmte
sehr, und er befahl, alle Weisen von Babel umzubringen. 2,13
Und es erging der Befehl: `Die Weisen sollen getötet werden!
Und man suchte [auch] Daniel und seine Gefährten, um [sie]
zu töten. 2,14 Da machte Daniel dem Arjoch, dem obersten
Leibwächter des Königs, der ausgezogen war, um die Weisen
von Babel zu töten, einen klugen und verständigen Einwand,
2,15 indem er dem Arjoch, dem Bevollmächtigten des
Königs, antwortete und sagte: Warum der strenge Befehl vom
König? Da teilte Arjoch dem Daniel die Sache mit. 2,16
Und Daniel ging hinein und erbat sich vom König, daß
er ihm eine Frist gewähre, dem König die Deutung kundzutun.
2,17 Darauf ging Daniel in sein Haus; und er teilte seinen
Gefährten Hananja, Mischael und Asarja die Sache mit, 2,18
damit sie den Gott des Himmels um Erbarmen bitten sollten wegen
dieses Geheimnisses, damit Daniel und seine Gefährten nicht
mit den übrigen Weisen von Babel umkämen. 2,19
Darauf wurde dem Daniel in einem Nachtgesicht das Geheimnis geoffenbart.
Da pries Daniel den Gott des Himmels. 2,20 Daniel fing
an und sprach: Gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Denn Weisheit und Macht, sie sind sein. 2,21 Er ändert
Zeiten und Fristen, er setzt Könige ab und setzt Könige
ein; er gibt den Weisen Weisheit und Erkenntnis den Einsichtigen;
2,22 er offenbart das Tiefe und das Verborgene; er weiß,
was in der Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht. 2,23
Dich, Gott meiner Väter, lobe und preise ich, daß du
mir Weisheit und Kraft gegeben und mich jetzt hast wissen lassen,
was wir von dir erbeten haben; denn du hast uns die Sache des
Königs wissen lassen.
2,24 Deshalb ging Daniel zu Arjoch hinein, den der König
eingesetzt hatte, die Weisen von Babel umzubringen. Er ging hin
und sprach zu ihm so: Was die Weisen von Babel betrifft, bringe
[sie] nicht um! Führe mich [aber] vor den König, damit
ich dem König die Deutung kundtue! 2,25 Da führte
Arjoch den Daniel schnell vor den König und sprach zu ihm
so: Ich habe einen Mann unter den Weggeführten von Juda gefunden,
der dem König die Deutung mitteilen will. 2,26 Der
König fing an und sprach zu Daniel, dessen Name Beltschazar
war: Bist du imstande, mir den Traum, den ich gesehen habe, und
seine Deutung mitzuteilen? 2,27 Daniel antwortete vor dem
König und sprach: Das Geheimnis, das der König verlangt,
können Weise, Beschwörer, Wahrsagepriester und Zeichendeuter
dem König nicht kundtun. 2,28 Aber es gibt einen Gott
im Himmel, der Geheimnisse offenbart; und er läßt den
König Nebukadnezar wissen, was am Ende der Tage geschehen
wird. Dein Traum und die Gesichte deines Hauptes auf deinem Lager
waren diese: 2,29 Dir, o König, stiegen auf deinem
Lager Gedanken auf, was nach diesem geschehen werde. Und der die
Geheimnisse offenbart, [er] hat dich wissen lassen, was geschehen
wird. 2,30 Mir aber ist nicht durch Weisheit, die in mir
mehr als in allen Lebenden wäre, dieses Geheimnis geoffenbart
worden, sondern deshalb, damit man den König die Deutung
wissen lasse und du die Gedanken deines Herzens erfährst.
V. 31-36: V. 37-45.
2,31 Du, o König, schautest: Und siehe, ein großes
Bild! Dieses Bild war gewaltig und sein Glanz außergewöhnlich;
es stand vor dir, und sein Aussehen war furchtbar. 2,32
Dieses Bild, sein Haupt war aus feinem Gold, seine Brust und seine
Arme aus Silber, sein Bauch und seine Lenden aus Bronze, 2,33
seine Schenkel aus Eisen, seine Füße teils aus Eisen
und teils aus Ton. 2,34 Du schautest, bis ein Stein losbrach,
[und zwar] nicht durch Hände, und das Bild an seinen Füßen
aus Eisen und Ton traf und sie zermalmte. 2,35 Da wurden
zugleich das Eisen, der Ton, die Bronze, das Silber und das Gold
zermalmt, und sie wurden wie Spreu aus den Sommertennen; und der
Wind führte sie fort, und es war keinerlei Spur mehr von
ihnen zu finden. Und der Stein, der das Bild zerschlagen hatte,
wurde zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde.
V. 37-45: V. 31-36.
2,36 Das ist der Traum. Und seine Deutung wollen wir vor
dem König ansagen: 2,37 Du, o König, du König
der Könige, dem der Gott des Himmels die Königsherrschaft,
die Macht und die Stärke und die Ehre gegeben hat 2,38
- und überall, wo Menschenkinder, Tiere des Feldes und Vögel
des Himmels wohnen, hat er [sie] in deine Hand gegeben und dich
zum Herrscher über sie alle gesetzt -, du bist das Haupt
aus Gold. 2,39 Und nach dir wird ein anderes Königreich
erstehen, geringer als du, und ein anderes, drittes Königreich,
aus Bronze, das über die ganze Erde herrschen wird. 2,40
Und ein viertes Königreich wird stark sein wie Eisen, deshalb
weil das Eisen alles zermalmt und zerschmettert; wie das Eisen,
das [alles] zertrümmert, wird es all jene zermalmen und zertrümmern.
2,41 Und daß du die Füße und die Zehen
teils aus Töpferton und teils aus Eisen gesehen hast: [das]
wird ein geteiltes Königreich sein; aber von der Festigkeit
des Eisens wird [etwas] in ihm sein, weil du das Eisen mit lehmigem
Ton vermischt gesehen hast. 2,42 Und die Zehen der Füße,
teils aus Eisen und teils aus Ton: zum Teil wird das Königreich
stark sein, und zum Teil wird es zerbrechlich sein. 2,43
Daß du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast:
sie werden sich durch Heiraten untereinander vermischen, aber
sie werden nicht aneinander haften, so wie sich Eisen mit Ton
nicht mischen läßt. 2,44 Und in den Tagen dieser
Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten,
das ewig nicht zerstört werden wird. Und das Königreich
wird keinem anderen Volk überlassen werden; es wird all jene
Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber wird es
ewig bestehen: 2,45 wie du gesehen hast, daß von
dem Berg ein Stein losbrach, [und zwar] nicht durch Hände,
und das Eisen, die Bronze, den Ton, das Silber und das Gold zermalmte.
Ein großer Gott läßt den König wissen, was
nach diesem geschehen wird; und der Traum ist zuverlässig
und seine Deutung zutreffend.
2,46 Da fiel der König Nebukadnezar auf sein Angesicht
und warf sich vor Daniel nieder. Und er befahl, ihm Opfer und
Räucherwerk darzubringen. 2,47 Der König antwortete
Daniel und sprach: In Wahrheit, euer Gott, er ist Gott der Götter
und Herr der Könige und offenbart Geheimnisse, da du dieses
Geheimnis offenbaren konntest. 2,48 Daraufhin machte der
König den Daniel groß und gab ihm viele große
Geschenke, und er setzte ihn als Herrscher über die ganze
Provinz Babel ein und zum Obervorsteher über alle Weisen
von Babel. 2,49 Und Daniel erbat vom König, daß
er Schadrach, Meschach und Abed-Nego über die Verwaltung
der Provinz Babel einsetze. Aber Daniel blieb am Hof des Königs.
3,1 Der König Nebukadnezar machte ein Bild aus Gold:
seine Höhe [betrug] sechzig Ellen, seine Breite sechs Ellen.
Er stellte es auf in der Ebene Dura, in der Provinz Babel. 3,2
Und der König Nebukadnezar sandte [Boten] aus, um die Satrapen,
die Statthalter und die Verwalter, die Berater, die Schatzmeister,
die Richter, die Polizeibefehlshaber und alle Oberbeamten der
Provinzen zu versammeln, damit sie zur Einweihung des Bildes kämen,
das der König Nebukadnezar aufgestellt hatte. 3,3
Daraufhin versammelten sich die Satrapen, die Statthalter und
die Verwalter, die Berater, die Schatzmeister, die Richter, die
Polizeibefehlshaber und alle Oberbeamten der Provinzen zur Einweihung
des Bildes, das der König Nebukadnezar aufgestellt hatte;
und sie standen vor dem Bild, das Nebukadnezar aufgestellt hatte.
3,4 Und der Herold rief laut: Euch wird befohlen, ihr Völker,
Nationen und Sprachen: 3,5 Sobald ihr den Klang des Horns,
der Rohrpfeife, der Zither, der Harfe, der Laute, des Dudelsacks
und alle Arten von Musik hört, sollt ihr niederfallen und
euch vor dem goldenen Bild niederwerfen, das der König Nebukadnezar
aufgestellt hat. 3,6 Wer aber nicht niederfällt und
anbetet, der soll sofort in den brennenden Feuerofen geworfen
werden. 3,7 Deshalb, sobald alle Völker den Klang
des Horns, der Rohrpfeife, der Zither, der Harfe, der Laute und
alle Arten von Musik hörten, fielen alle Völker, Nationen
und Sprachen nieder, indem sie sich vor dem goldenen Bild niederwarfen,
das der König Nebukadnezar aufgestellt hatte.
3,8 Deshalb traten zur selben Zeit [einige] Männer
heran, nämlich Sterndeuter, die die Juden verklagten. 3,9
Sie fingen an und sagten zum König Nebukadnezar: O König,
lebe ewig! 3,10 Du, o König, hast den Befehl gegeben,
daß jedermann, der den Klang des Horns, der Rohrpfeife,
der Zither, der Harfe, der Laute und des Dudelsacks und alle Arten
von Musik hört, niederfallen und das goldene Bild anbeten
soll; 3,11 und wer nicht niederfällt und anbetet,
der sollte in den brennenden Feuerofen geworfen werden. 3,12
Nun sind jüdische Männer hier, die du zur Verwaltung
der Provinz Babel eingesetzt hast: Schadrach, Meschach und Abed-Nego.
Diese Männer, o König, schenken dir keine Beachtung;
deinen Göttern dienen sie nicht, und vor dem goldenen Bild,
das du aufgestellt hast, werfen sie sich nicht nieder. 3,13
Da befahl Nebukadnezar voller Zorn und Wut, Schadrach, Meschach
und Abed-Nego herzubringen. Da wurden diese Männer vor den
König gebracht. 3,14 Nebukadnezar fing an und sagte
zu ihnen: Ist es Absicht, Schadrach, Meschach und Abed-Nego, daß
ihr meinen Göttern nicht dient und euch vor dem goldenen
Bild, das ich aufgestellt habe, nicht niederwerft? 3,15
Nun, wenn ihr bereit seid, zur Zeit, da ihr den Klang des Horns,
der Rohrpfeife, der Zither, der Harfe, der Laute und des Dudelsacks
und alle Arten von Musik hören werdet, hinzufallen und euch
vor dem Bild niederzuwerfen, das ich gemacht habe [,so ist es
gut]. Wenn ihr euch aber nicht niederwerft, dann werdet ihr sofort
in den brennenden Feuerofen geworfen. Und wer ist der Gott, der
euch aus meiner Hand erretten könnte? 3,16 Schadrach,
Meschach und Abed-Nego antworteten und sagten zum König:
Nebukadnezar, wir haben es nicht nötig, dir ein Wort darauf
zu erwidern. 3,17 Ob unser Gott, dem wir dienen, uns erretten
kann - sowohl aus dem brennenden Feuerofen als auch aus deiner
Hand, o König, wird er [uns] erretten - 3,18 oder
ob nicht: es sei dir [jedenfalls] kund, o König, daß
wir deinen Göttern nicht dienen und uns vor dem goldenen
Bild, das du aufgestellt hast, nicht niederwerfen werden.
3,19 Da wurde Nebukadnezar voller Wut, und der Ausdruck
seines Gesichts änderte sich gegenüber Schadrach, Meschach
und Abed-Nego. Er begann und befahl, den Ofen siebenmal mehr zu
heizen, als es ausreichend war. 3,20 Dann befahl er Männern,
den stärksten Männern in seinem Heer, Schadrach, Meschach
und Abed-Nego zu binden, um sie in den brennenden Feuerofen zu
werfen. 3,21 Daraufhin wurden diese Männer in ihren
Mänteln, Röcken und Mützen und ihren [sonstigen]
Kleidern gebunden und in den brennenden Feuerofen geworfen. 3,22
Darum, weil das Wort des Königs [so] streng und der Ofen
außergewöhnlich geheizt war, tötete die Flamme
des Feuers jene Männer, die Schadrach, Meschach und Abed-Nego
hinaufbrachten. 3,23 Und diese drei Männer, Schadrach,
Meschach und Abed-Nego, fielen gebunden in den brennenden Feuerofen.
3,24 Da erschrak der König Nebukadnezar und erhob
sich schnell. Er begann und sagte zu seinen Staatsräten:
Haben wir nicht drei Männer gebunden ins Feuer geworfen?
Sie antworteten und sagten zum König: Gewiß, o König!
3,25 Er antwortete und sprach: Siehe, ich sehe vier Männer
frei umhergehen mitten im Feuer, und keine Verletzung ist an ihnen;
und das Aussehen des vierten gleicht dem eines Göttersohnes.
3,26 Da trat Nebukadnezar an die Öffnung des brennenden
Feuerofens, begann und sagte: Schadrach, Meschach und Abed-Nego,
ihr Knechte des höchsten Gottes, geht heraus und kommt her!
Da gingen Schadrach, Meschach und Abed-Nego aus dem Feuer heraus.
3,27 Und es versammelten sich die Satrapen, die Statthalter,
die Verwalter und die Staatsräte des Königs; sie betrachteten
diese Männer, über deren Leib das Feuer keine Macht
gehabt hatte: das Haar ihres Hauptes war nicht versengt, und ihre
Mäntel waren nicht verändert, nicht einmal Brandgeruch
war an sie gekommen. 3,28 Nebukadnezar begann und sagte:
Gepriesen sei der Gott Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos, der
seinen Engel gesandt und seine Knechte errettet hat, die sich
auf ihn verließen und das Wort des Königs übertraten
und ihren Leib dahingaben, damit sie keinem Gott dienen oder ihn
anbeten müßten als nur ihren Gott! 3,29 So ergeht
nun von mir der Befehl, der jedes Volk, jede Nation und Sprache
[betrifft]: Wer über den Gott Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos
etwas Verächtliches sagt, soll in Stücke gehauen werden,
und sein Haus soll zu einem Misthaufen gemacht werden. Denn es
gibt keinen anderen Gott, der so erretten kann. 3,30 Sodann
beförderte der König Schadrach, Meschach und Abed-Nego
in der Provinz Babel.
3,31 Der König Nebukadnezar an alle Völker, Nationen
und Sprachen, die auf der ganzen Erde wohnen: Euer Friede werde
groß! 3,32 Es schien mir gut, die Zeichen und Wunder
kundzutun, die der höchste Gott an mir getan hat. 3,33
Wie groß sind seine Zeichen und wie mächtig seine Wunder!
Sein Reich ist ein ewiges Reich, und seine Herrschaft [währt]
von Geschlecht zu Geschlecht! -
4,1 Ich, Nebukadnezar, war sorglos in meinem Haus und glücklich
in meinem Palast. 4,2 Ich sah einen Traum, und er erschreckte
mich; und Traumgestalten auf meinem Lager und Gesichte, die ich
gesehen hatte, ängstigten mich. 4,3 So erging von
mir der Befehl, alle Weisen von Babel vor mich zu führen,
damit sie mir die Deutung des Traums mitteilten. 4,4 Daraufhin
kamen die Wahrsagepriester, die Beschwörer, die Sterndeuter
und die Zeichendeuter herbei; und ich trug ihnen den Traum vor,
aber sie teilten mir seine Deutung nicht mit. 4,5 Und zuletzt
trat Daniel vor mich, dessen Name Beltschazar ist, nach dem Namen
meines Gottes, und in dem der Geist der heiligen Götter ist.
Und ich trug ihm den Traum vor: 4,6 Beltschazar, du Oberster
der Wahrsagepriester, weil ich weiß, daß der Geist
der heiligen Götter in dir ist und daß dir kein Geheimnis
zu schwer ist, so sage mir die Gesichte meines Traumes, den ich
gesehen habe, und seine Deutung!
4,7 Was nun die Gesichte, die ich auf meinem Lager hatte,
betrifft, so schaute ich: Und siehe, ein Baum [stand] in der Mitte
der Erde, und seine Höhe war gewaltig. 4,8 Der Baum
wurde groß und stark, und seine Höhe reichte bis an
den Himmel, und er wurde gesehen bis ans Ende der ganzen Erde.
4,9 Sein Laub war schön und seine Frucht zahlreich,
und es war Nahrung an ihm für alle. Die Tiere des Feldes
fanden Schatten unter ihm, und die Vögel des Himmels wohnten
in seinen Zweigen, und alles Fleisch nährte sich von ihm.
4,10 Ich schaute in den Gesichten, die ich auf meinem Lager
hatte, und siehe, ein Wächter und Heiliger stieg vom Himmel
herab. 4,11 Er rief laut, und so sprach er: Haut den Baum
um und schlagt seine Äste ab! Streift sein Laub ab und streut
seine Frucht umher! Fliehen sollen die Tiere unter ihm weg und
die Vögel aus seinen Ästen! 4,12 Doch seinen
Wurzelstock laßt in der Erde, und zwar in einer Fessel aus
Eisen und Bronze im Grün des Feldes! Vom Tau des Himmels
mag er benetzt werden, und mit den Tieren soll er teilhaben am
Gras der Erde! 4,13 Sein menschliches Herz soll verwandelt
und das Herz eines Tieres ihm gegeben werden! Und sieben Jahre
sollen über ihm vergehen! 4,14 Durch den Beschluß
der Wächter ist diese Botschaft [zustande gekommen], und
ein Spruch der Heiligen ist diese Sache, damit die Lebenden erkennen,
daß der Höchste Macht hat über das Königtum
der Menschen und es verleiht, wem er will, und den Niedrigsten
der Menschen darüber einsetzt. 4,15 Diesen Traum habe
ich, der König Nebukadnezar, gesehen. Und du, Beltschazar,
sage seine Deutung, da alle Weisen meines Königreichs mir
die Deutung nicht mitteilen können! Du aber kannst es, weil
der Geist der heiligen Götter in dir ist.
4,16 Da war Daniel, dessen Name Beltschazar ist, eine Zeitlang
[vor Entsetzen wie] betäubt, und seine Gedanken erschreckten
ihn. Der König fing an und sagte: Beltschazar, der Traum
und seine Deutung mögen dich nicht erschrecken! Beltschazar
antwortete und sprach: Mein Herr, der Traum gelte deinen Hassern
und seine Deutung deinen Feinden! 4,17 Der Baum, den du
gesehen hast, der groß und stark war, und dessen Höhe
an den Himmel reichte und der über die ganze Erde hin zu
sehen war 4,18 und dessen Laub schön und dessen Frucht
zahlreich und an dem Nahrung für alle war, unter dem die
Tiere des Feldes wohnten und in dessen Ästen die Vögel
des Himmels sich aufhielten: 4,19 das bist du, o König,
der du groß und stark geworden bist; und deine Größe
nahm zu und reichte bis an den Himmel und deine Herrschaft bis
ans Ende der Erde. 4,20 Und daß der König einen
Wächter und Heiligen vom Himmel herabsteigen sah, der sprach:
`Haut den Baum um und zerstört ihn! Doch seinen Wurzelstock
laßt in der Erde, und zwar in einer Fessel aus Eisen und
Bronze im Grün des Feldes! Und vom Tau des Himmels mag er
benetzt werden, und bei den Tieren des Feldes soll er sein Teil
haben, bis sieben Jahre über ihn hingegangen sind! - 4,21
dies ist die Deutung, o König, und dies der Beschluß
des Höchsten, der über meinen Herrn, den König,
kommen wird: 4,22 Man wird dich von den Menschen ausstoßen,
und bei den Tieren des Feldes wird deine Wohnung sein. Man wird
dir Gras zu essen geben wie den Rindern, und vom Tau des Himmels
läßt man dich benetzen. Und es werden sieben Jahre
über dir vergehen, bis du erkennst, daß der Höchste
über das Königtum der Menschen herrscht und es verleiht,
wem er will. 4,23 Und daß man gesagt hat, man solle
den Wurzelstock des Baumes übriglassen: dein Königtum
soll dir [erhalten] bleiben, sobald du erkennst, daß die
Himmel herrschen. 4,24 Darum, o König, laß dir
meinen Rat gefallen und brich mit deinen Sünden durch Gerechtigkeit
und mit deinen Vergehen durch Barmherzigkeit gegen Elende, wenn
dein Wohlergehen von Dauer sein soll!
4,25 All das kam über den König Nebukadnezar.
4,26 Nach Ablauf von zwölf Monaten [nämlich],
als er auf dem königlichen Palast in Babel auf und ab ging,
4,27 begann der König und sagte: Ist das nicht das
große Babel, das ich durch die Stärke meiner Macht
und zur Ehre meiner Herrlichkeit zum königlichen Wohnsitz
erbaut habe? 4,28 Noch war das Wort im Mund des Königs,
da kam eine Stimme aus dem Himmel: Dir, König Nebukadnezar,
wird gesagt: Das Königtum ist von dir gewichen! 4,29
Und man wird dich von den Menschen ausstoßen, und bei den
Tieren des Feldes wird deine Wohnung sein; man wird dir Gras zu
essen geben wie den Rindern. Und es werden sieben Jahre über
dir vergehen, bis du erkennst, daß der Höchste Macht
hat über das Königtum der Menschen und es verleiht,
wem er will. 4,30 Zu derselben Stunde wurde das Wort an
Nebukadnezar erfüllt: Er wurde von den Menschen ausgestoßen
und aß Gras wie die Rinder, und sein Leib wurde benetzt
vom Tau des Himmels, bis sein Haar wie Adlerfedern wuchs und seine
Nägel wie Vogelkrallen.
4,31 Und am Ende der Tage erhob ich, Nebukadnezar, meine
Augen zum Himmel, und mein Verstand kehrte zu mir zurück.
Und ich pries den Höchsten, und ich rühmte und verherrlichte
den ewig Lebenden, dessen Herrschaft eine ewige Herrschaft ist
und dessen Reich von Geschlecht zu Geschlecht [währt]. 4,32
Und alle Bewohner der Erde sind wie nichts gerechnet, und nach
seinem Willen verfährt er mit dem Heer des Himmels und den
Bewohnern der Erde. Und da ist niemand, der seiner Hand wehren
und zu ihm sagen könnte: Was tust du? 4,33 Zu derselben
Zeit kehrte mein Verstand zu mir zurück, und zur Ehre meines
Königtums kehrten meine Herrlichkeit und mein Glanz zu mir
zurück. Und meine Staatsräte und meine Gewaltigen suchten
mich auf, und ich wurde wieder in mein Königtum eingesetzt,
und außergewöhnliche Größe wurde mir hinzugefügt.
4,34 Nun rühme ich, Nebukadnezar, und erhebe und verherrliche
den König des Himmels, dessen Werke allesamt Wahrheit und
dessen Wege Recht sind und der die erniedrigen kann, die in Stolz
einhergehen.
5,1 Der König Belsazar machte seinen tausend Gewaltigen
ein großes Mahl, und vor den Tausend trank er Wein. 5,2
Belsazar befahl unter dem Einfluß des Weins, die goldenen
und die silbernen Gefäße herbeizubringen, die sein
Vater Nebukadnezar aus dem Tempel in Jerusalem weggenommen hatte,
damit der König und seine Gewaltigen, seine Frauen und seine
Nebenfrauen daraus tränken. 5,3 Da brachte man die
goldenen Gefäße, die man aus dem Tempel des Hauses
Gottes in Jerusalem weggenommen hatte; und der König und
seine Gewaltigen, seine Frauen und seine Nebenfrauen tranken daraus.
5,4 Sie tranken Wein und rühmten die Götter aus
Gold und Silber, aus Bronze, Eisen, Holz und Stein.
5,5 In demselben Augenblick kamen Finger einer Menschenhand
hervor und schrieben dem Leuchter gegenüber auf den Kalk
der Wand des königlichen Palastes; und der König sah
die Hand, die schrieb. 5,6 Da veränderte sich die
Gesichtsfarbe des Königs, und seine Gedanken erschreckten
ihn, und seine Hüftgelenke erschlafften, und seine Knie schlugen
aneinander. 5,7 Der König rief laut, man solle die
Beschwörer, die Sterndeuter und die Zeichendeuter hereinbringen.
Und der König fing an und sagte zu den Weisen von Babel:
Jeder, der diese Schrift lesen und mir ihre Deutung kundtun wird,
der darf sich mit Purpur bekleiden, [dazu] mit einer goldenen
Kette um seinen Hals, und er soll als Dritter im Königreich
herrschen. 5,8 Da kamen alle Weisen des Königs herbei;
aber sie konnten weder die Schrift lesen noch dem König ihre
Deutung mitteilen. 5,9 Da geriet der König Belsazar
in großen Schrecken, und seine Gesichtsfarbe an ihm veränderte
sich; und seine Gewaltigen wurden bestürzt. 5,10 Auf
die Worte des Königs und seiner Gewaltigen hin trat die Königin
in das Haus des Trinkgelages. Die Königin begann und sagte:
O König, lebe ewig! Laß deine Gedanken dich nicht schrecken,
und deine Gesichtsfarbe verändere sich nicht! 5,11
Es gibt einen Mann in deinem Königreich, in dem der Geist
der heiligen Götter ist; und in den Tagen deines Vaters wurden
Erleuchtung, Einsicht und Weisheit gleich der Weisheit der Götter
bei ihm gefunden. Und der König Nebukadnezar, dein Vater,
hat ihn zum Obersten der Wahrsagepriester, der Beschwörer,
Sterndeuter und Zeichendeuter eingesetzt; dein Vater, o König!
5,12 [Und zwar] deshalb, weil ein außergewöhnlicher
Geist und Erkenntnis und Einsicht, Träume zu deuten, Rätsel
zu erklären und Knoten zu lösen, bei ihm gefunden wurde,
bei Daniel, dem der König den Namen Beltschazar gegeben hat.
[Deshalb] laß jetzt Daniel rufen! Und er wird die Deutung
kundtun.
5,13 Daraufhin wurde Daniel vor den König geführt.
Der König fing an und sagte zu Daniel: Bist du Daniel, einer
der Weggeführten aus Juda, die der König, mein Vater,
aus Juda hergebracht hat? 5,14 Ich habe von dir gehört,
daß der Geist der Götter in dir ist und daß Erleuchtung
und Einsicht und außergewöhnliche Weisheit bei dir
zu finden sind. 5,15 Und nun sind die Weisen, die Beschwörer,
vor mich geführt worden, damit sie diese Schrift lesen und
mir ihre Deutung mitteilen sollten; aber sie können die Deutung
der Sache nicht kundtun. 5,16 Ich habe aber von dir gehört,
daß du Deutungen geben und Knoten lösen kannst. Nun,
wenn du die Schrift lesen und mir ihre Deutung mitteilen kannst,
darfst du dich mit Purpur bekleiden, [dazu] mit einer goldenen
Kette um deinen Hals, und du sollst als Dritter im Königreich
herrschen.
5,17 Da antwortete Daniel und sprach vor dem König:
Deine Gaben mögen dir bleiben, und deine Geschenke gib einem
anderen! Jedoch werde ich die Schrift dem König lesen und
ihm die Deutung mitteilen. 5,18 Du, o König! Der höchste
Gott hatte deinem Vater Nebukadnezar das Königtum und die
Größe und die Majestät und die Herrlichkeit verliehen.
5,19 Und wegen der Größe, die er ihm verliehen
hatte, zitterten und fürchteten sich vor ihm alle Völker,
Nationen und Sprachen. Er tötete, wen er wollte, er ließ
leben, wen er wollte, er erhob, wen er wollte, und er erniedrigte,
wen er wollte. 5,20 Als aber sein Herz sich erhob und sein
Geist sich bis zur Vermessenheit verstockte, wurde er vom Thron
seines Königtums gestürzt, und man nahm ihm seine Majestät.
5,21 Und er wurde von den Menschenkindern ausgestoßen,
und sein Herz wurde dem der Tiere gleich, und seine Wohnung war
bei den Wildeseln. Man gab ihm Gras zu essen wie den Rindern,
und sein Leib wurde vom Tau des Himmels benetzt - bis er erkannte,
daß der höchste Gott Macht hat über das Königtum
der Menschen und daß er darüber einsetzt, wen er will.
5,22 Und du, Belsazar, sein Sohn, hast dein Herz nicht
gedemütigt, obwohl du das alles gewußt hast. 5,23
Und du hast dich über den Herrn des Himmels erhoben; und
man hat die Gefäße seines Hauses vor dich gebracht,
und du und deine Gewaltigen, deine Frauen und deine Nebenfrauen,
ihr habt Wein daraus getrunken. Und du hast die Götter aus
Silber und Gold, aus Bronze, Eisen, Holz und Stein gerühmt,
die nicht sehen und nicht hören und nicht verstehen. Aber
den Gott, in dessen Hand dein Odem ist und bei dem alle deine
Wege sind, hast du nicht geehrt. 5,24 Da wurde von ihm
diese Hand gesandt und diese Schrift geschrieben. 5,25
Und dies ist die Schrift, die geschrieben wurde:
Mene, mene, tekel upharsin. 5,26 Dies ist die Deutung des
Wortes: Mene - Gott hat dein Königtum gezählt und macht
ihm ein Ende. 5,27 Tekel - du bist auf der Waage gewogen
und zu leicht befunden worden. 5,28 Peres - dein Königreich
wird zerteilt und den Medern und Persern gegeben. 5,29
Daraufhin gab Belsazar Befehl, und man bekleidete Daniel mit Purpur,
[dazu] mit einer goldenen Kette um seinen Hals; und man rief über
ihn aus, daß er der Drittmächtigste im Königreich
sei. - 5,30 In derselben Nacht wurde Belsazar, der chaldäische
König, getötet.
6,1 Und Darius, der Meder, übernahm die Königsherrschaft,
als er 62 Jahre alt war. 6,2 Es gefiel Darius, über
das Königreich 120 Satrapen einzusetzen, die im ganzen Königreich
sein sollten, 6,3 und über sie drei Minister [zu setzen],
von denen einer Daniel war, denen jene Satrapen Rechenschaft geben
sollten, damit der König keinen Schaden erlitte. 6,4
Da übertraf dieser Daniel die Minister und die Satrapen,
weil ein außergewöhnlicher Geist in ihm war. Und der
König beabsichtigte, ihn über das ganze Königreich
einzusetzen.
6,5 Da suchten die Minister und die Satrapen einen Anklagegrund
gegen Daniel in bezug auf seine Amtsgeschäfte zu finden.
Aber sie konnten keinerlei Anklagegrund und nichts Schlechtes
finden, weil er treu war und keinerlei Nachlässigkeit oder
Schlechtes bei ihm zu finden waren. 6,6 Da sagten diese
Männer: Wir werden bei diesem Daniel keinen Anklagegrund
finden, es sei denn, daß wir im Gesetz seines Gottes etwas
gegen ihn finden. 6,7 Daraufhin stürzten diese Minister
und Satrapen zum König und sprachen zu ihm so: König
Darius, lebe ewig! 6,8 Alle Minister des Königreichs,
die Statthalter und Satrapen, die Staatsräte und Verwalter
haben sich beraten, daß der König eine Verordnung erlassen
und ein Verbot bestätigen solle, daß jeder, der innerhalb
von dreißig Tagen an irgendeinen Gott oder Menschen eine
Bitte richtet außer an dich, o König, in die Löwengrube
geworfen werden soll. 6,9 Nun, o König, erlaß
das Verbot und laß ein Schriftstück ausfertigen, das
nicht geändert werden darf nach dem Gesetz der Meder und
Perser, das unaufhebbar ist! 6,10 Daraufhin ließ
der König Darius das Schriftstück und das Verbot ausfertigen.
6,11 Und als Daniel erfuhr, daß das Schriftstück
ausgefertigt war, ging er in sein Haus. Er hatte aber in seinem
Obergemach offene Fenster nach Jerusalem hin; und dreimal am Tag
kniete er auf seine Knie nieder, betete und pries vor seinem Gott,
wie er [es auch] vorher getan hatte.
6,12 Da stürzten jene Männer herbei und fanden
Daniel betend und flehend vor seinem Gott. 6,13 Darauf
näherten sie sich dem König und sprachen vor [ihm] bezüglich
des königlichen Verbotes: Hast du nicht ein Verbot ausfertigen
lassen, daß jedermann, der innerhalb von dreißig Tagen
von irgendeinem Gott oder Menschen etwas erbittet außer
von dir, o König, in die Löwengrube geworfen werden
sollte? Der König antwortete und sprach: Das Wort ist unumstößlich
nach dem Gesetz der Meder und Perser, das unaufhebbar ist. 6,14
Darauf antworteten sie und sprachen vor dem König: Daniel,
einer der Weggeführten aus Juda, schenkt weder dir, o König,
noch dem Verbot, das du hast ausfertigen lassen, Beachtung; sondern
er betet dreimal am Tag. 6,15 Da mißfiel es dem König,
als er die Sache hörte, sehr, und er sann darauf, Daniel
zu retten; und bis zum Untergang der Sonne bemühte er sich,
ihn zu befreien. 6,16 Da stürzten diese Männer
zum König und sagten zum König: Wisse, o König,
daß die Meder und Perser ein Gesetz haben, wonach kein Verbot
und keine Verordnung, die der König erlassen hat, abgeändert
werden darf! 6,17 Dann befahl der König, und man brachte
Daniel [herbei] und warf ihn in die Löwengrube. Der König
begann und sagte zu Daniel: Dein Gott, dem du ohne Unterlaß
dienst, er möge dich retten! 6,18 Und ein Stein wurde
gebracht und auf die Öffnung der Grube gelegt; und der König
versiegelte ihn mit seinem Siegelring und mit den Siegelringen
seiner Gewaltigen, damit die Sache mit Daniel nicht verändert
würde.
6,19 Darauf ging der König in seinen Palast, und er
übernachtete fastend und ließ keine Speise zu sich
hereinbringen; und sein Schlaf floh von ihm. 6,20 Dann
stand der König bei der Morgenröte, sobald es hell wurde,
auf und ging schnell zur Löwengrube. 6,21 Und als
er sich der Grube näherte, rief er mit trauriger Stimme nach
Daniel. Der König begann und sagte zu Daniel: Daniel, Knecht
des lebendigen Gottes, hat dein Gott, dem du ohne Unterlaß
dienst, dich von den Löwen erretten können? 6,22
Da redete Daniel mit dem König: O König, lebe ewig!
6,23 Mein Gott hat seinen Engel gesandt, und er hat den
Rachen der Löwen verschlossen, so daß sie mich nicht
verletzt haben, weil vor ihm Unschuld an mir gefunden wurde. Und
auch vor dir, o König, habe ich kein Verbrechen begangen.
6,24 Da freute sich der König sehr, und er befahl,
Daniel aus der Grube herauszuholen. Und Daniel wurde aus der Grube
herausgeholt; und keine Verletzung wurde an ihm gefunden, weil
er auf seinen Gott vertraut hatte. 6,25 Und der König
befahl, und man brachte jene Männer, die Daniel verklagt
hatten, und man warf sie in die Löwengrube, sie, ihre Kinder
und ihre Frauen. Und ehe sie noch am Boden der Grube angekommen
waren, fielen die Löwen über sie her, und sie zermalmten
alle ihre Knochen.
6,26 Dann schrieb der König Darius an alle Völker,
Nationen und Sprachen, die auf der ganzen Erde wohnten: Euer Friede
sei groß! 6,27 Von mir ergeht der Befehl, daß
man in der ganzen Herrschaft meines Königreichs vor dem Gott
Daniels zittere und sich fürchte! Denn er ist der lebendige
Gott und bleibt in Ewigkeit; und sein Königreich wird nicht
zerstört werden, und seine Herrschaft [währt] bis ans
Ende. 6,28 [Er,] der rettet und befreit und Zeichen und
Wunder im Himmel und auf der Erde tut, er hat Daniel aus der Gewalt
der Löwen errettet.
6,29 Und dieser Daniel stand in großem Ansehen unter
der Regierung des Darius und unter der Regierung des Kyrus, des
Persers.
V. 1-14: V. 15-28.
7,1 Im ersten Jahr Belsazars, des Königs von Babel,
sah Daniel einen Traum und Gesichte seines Hauptes auf seinem
Lager. Dann schrieb er den Traum auf, die Summe der Ereignisse
berichtete er.
7,2 Daniel fing an und sprach: Ich schaute in meinem Gesicht
in der Nacht, und siehe, die vier Winde des Himmels wühlten
das große Meer auf. 7,3 Und vier große Tiere
stiegen aus dem Meer herauf, jedes verschieden vom anderen. 7,4
Das erste war wie ein Löwe und hatte Adlerflügel; ich
sah [hin], bis seine Flügel ausgerissen wurden und es von
der Erde aufgehoben und wie ein Mensch auf seine Füße
gestellt und ihm das Herz eines Menschen gegeben wurde. 7,5
Und siehe, ein anderes, ein zweites Tier, war einem Bären
gleich. Und es war auf der einen Seite aufgerichtet und hatte
in seinem Maul drei Rippen zwischen seinen Zähnen. Und man
sprach zu ihm so: Steh auf, friß viel Fleisch! 7,6
Nach diesem schaute ich, und siehe, ein anderes, wie ein Leopard:
das hatte vier Vogelflügel auf seinem Rücken. Und das
Tier hatte vier Köpfe, und Herrschaft wurde ihm gegeben.
7,7 Nach diesem schaute ich in Gesichten der Nacht: und
siehe, ein viertes Tier, furchtbar und schreckenerregend und außergewöhnlich
stark, und es hatte große eiserne Zähne; es fraß
und zermalmte, und den Rest zertrat es mit seinen Füßen.
Und es war verschieden von allen Tieren, die vor ihm waren, und
es hatte zehn Hörner. 7,8 Während ich auf die
Hörner achtete, siehe, da stieg ein anderes, kleines Horn
zwischen ihnen empor, und drei von den ersten Hörnern wurden
vor ihm ausgerissen; und siehe, an diesem Horn waren Augen wie
Menschenaugen und ein Mund, der große Worte redete. 7,9
Ich schaute, bis Throne aufgestellt wurden und einer, der alt
war an Tagen, sich setzte. Sein Gewand war weiß wie Schnee
und das Haar seines Hauptes wie reine Wolle, sein Thron Feuerflammen,
dessen Räder ein loderndes Feuer. 7,10 Ein Feuerstrom
floß und ging von ihm aus. Tausend mal Tausende dienten
ihm, und zehntausend mal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht
setzte sich, und Bücher wurden geöffnet. 7,11
Dann schaute ich wegen der Stimme der großen Worte, die
das Horn redete: ich schaute, bis das Tier getötet und sein
Leib zerstört und dem Brand des Feuers übergeben wurde.
7,12 Und den übrigen Tieren wurde ihre Herrschaft
weggenommen, und Lebensdauer wurde ihnen gegeben bis auf Zeit
und Stunde.
7,13 Ich schaute in Gesichten der Nacht: und siehe, mit
den Wolken des Himmels kam einer wie der Sohn eines Menschen.
Und er kam zu dem Alten an Tagen, und man brachte ihn vor ihn.
7,14 Und ihm wurde Herrschaft und Ehre und Königtum
gegeben, und alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm.
Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergeht,
und sein Königtum [so], daß es nicht zerstört
wird.
V. 15-28: V. 1-14.
7,15 Mir, Daniel, wurde mein Geist tief in meinem Innern
bekümmert, und die Gesichte meines Hauptes erschreckten mich.
7,16 Ich näherte mich einem von denen, die dastanden,
und bat ihn um genaue Auskunft über dies alles. Und er sprach
zu mir und ließ mich die Deutung der Sachen wissen: 7,17
Diese großen Tiere - es sind vier - [bedeuten]: vier Könige
werden sich von der Erde her erheben. 7,18 Aber die Heiligen
des Höchsten werden das Reich empfangen, und sie werden das
Reich besitzen bis in Ewigkeit, ja, bis in die Ewigkeit der Ewigkeiten.
7,19 Daraufhin wollte ich Genaueres wissen über das
vierte Tier, das von allen anderen verschieden war, außergewöhnlich
schreckenerregend, dessen Zähne aus Eisen und dessen Klauen
aus Bronze waren, das fraß, zermalmte und den Rest mit seinen
Füßen zertrat, 7,20 und über die zehn Hörner
auf seinem Kopf und über das andere [Horn], das emporstieg
und vor dem drei [andere Hörner] ausfielen. Und das Horn
hatte Augen und einen Mund, der große Worte redete, und
sein Aussehen war größer als das seiner Gefährten.
7,21 Ich sah, wie dieses Horn gegen die Heiligen Krieg
führte und sie besiegte, 7,22 bis der, der alt an
Tagen war, kam und das Gericht den Heiligen des Höchsten
gegeben wurde und die Zeit anbrach, daß die Heiligen das
Königreich in Besitz nahmen. - 7,23 Er sprach so:
Das vierte Tier [bedeutet]: ein viertes Königreich wird auf
Erden sein, das von allen [anderen] Königreichen verschieden
sein wird. Es wird die ganze Erde auffressen und sie zertreten
und sie zermalmen. 7,24 Und die zehn Hörner [bedeuten]:
aus diesem Königreich werden sich zehn Könige erheben.
Und ein anderer wird sich nach ihnen erheben, und dieser wird
verschieden sein von den vorigen, und er wird drei Könige
erniedrigen. 7,25 Und er wird Worte reden gegen den Höchsten
und wird die Heiligen des Höchsten aufreiben; und er wird
danach trachten, Festzeiten und Gesetz zu ändern, und sie
werden in seine Hand gegeben werden für eine Zeit und [zwei]
Zeiten und eine halbe Zeit. 7,26 Aber das Gericht wird
sich setzen; und man wird seine Herrschaft wegnehmen, um sie zu
vernichten und zu zerstören bis zum Ende. 7,27 Und
das Reich und die Herrschaft und die Größe der Königreiche
unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten
gegeben werden. Sein Reich ist ein ewiges Reich, und alle Mächte
werden ihm dienen und gehorchen. - 7,28 Hier endet der
Bericht. Mich, Daniel, ängstigten meine Gedanken sehr, und
meine Gesichtsfarbe veränderte sich an mir. Und ich bewahrte
die Sache in meinem Herzen. Daniels Gesicht vom Widder und Ziegenbock
8,1 Im dritten Jahr der Regierung des Königs Belsazar
erschien mir, Daniel, ein Gesicht nach dem, das mir im Anfang
erschienen war. 8,2 Und ich sah im Gesicht: Und es geschah,
während ich sah, da war ich in der Burg Susa, die in der
Provinz Elam ist; und ich sah im Gesicht, daß ich am Fluß
Ulai war. 8,3 Und ich erhob meine Augen und sah: Und siehe,
ein Widder stand vor dem Fluß, der hatte zwei Hörner;
und die zwei Hörner waren hoch, und das eine war höher
als das zweite, und das höhere stieg zuletzt auf. 8,4
Ich sah den Widder nach Westen und nach Norden und nach Süden
stoßen, und kein Tier hielt ihm stand, und niemand rettete
aus seiner Hand; und er handelte nach seinem Belieben und wurde
groß. 8,5 Und während ich achtgab, siehe, da
kam ein Ziegenbock von Westen her über die ganze Erde, und
er berührte die Erde nicht; und der Bock hatte ein ansehnliches
Horn zwischen seinen Augen. 8,6 Und er kam zu dem Widder
mit den zwei Hörnern, den ich vor dem Fluß hatte stehen
sehen; und im Zorn seiner Kraft rannte er auf ihn zu. 8,7
Und ich sah ihn neben dem Widder eintreffen, und er ergrimmte
gegen ihn, und er stieß den Widder und zerbrach seine beiden
Hörner; und in dem Widder war keine Kraft, vor ihm zu bestehen.
Und er warf ihn zu Boden und zertrat ihn, und niemand rettete
den Widder aus seiner Hand.
8,8 Und der Ziegenbock wurde überaus groß. Und
als er stark geworden war, zerbrach das große Horn, und
vier ansehnliche [Hörner] wuchsen an seiner Stelle nach den
vier Winden des Himmels hin. 8,9 Und aus dem einen von
ihnen kam ein einzelnes Horn hervor, [zunächst] klein, aber
es wurde übermäßig groß gegen Süden
und gegen Osten und gegen die Zierde. 8,10 Und es wuchs
bis an das Heer des Himmels, und es warf [einige] von dem Heer
und von den Sternen zur Erde herab und zertrat sie. 8,11
Selbst bis an den Obersten des Heeres wuchs er [empor]. Und er
nahm ihm das regelmäßige [Opfer] weg, und die Stätte
seines Heiligtums wurde gestürzt. 8,12 Und ein [Opfer]dienst
wurde verbrecherisch gegen das regelmäßige [Opfer]
eingerichtet. Und das Horn warf die Wahrheit zu Boden, und hatte
Erfolg. 8,13 Und ich hörte einen Heiligen reden. Und
es sprach ein Heiliger zu jemandem - dem Redenden [nämlich]
-: Bis wann [gilt] das Gesicht von dem regelmäßigen
[Opfer] und von dem entsetzlichen Verbrechen, daß sowohl
das Heiligtum als auch der [Opfer]dienst zur Zertretung preisgegeben
sind? 8,14 Und er sagte zu mir: Bis zu 2 300 Abenden und
Morgen; dann wird das Heiligtum [wieder] gerechtfertigt.
8,15 Und es geschah, als ich, Daniel, das Gesicht gesehen
hatte, da suchte ich Verständnis [darüber]. Und siehe,
da stand vor mir [einer, sein Aussehen war] wie das Aussehen eines
Mannes. 8,16 Und ich hörte eine Menschenstimme zwischen
[den Ufern des] Ulai, die rief und sprach: Gabriel, laß
diesen das Gesehene verstehen! 8,17 Und er trat an den
Ort, wo ich stand; und als er herantrat, erschrak ich und fiel
nieder auf mein Angesicht. Er aber sprach zu mir: Merke auf, Menschensohn!
Denn das Gesicht [gilt] für die Zeit des Endes. 8,18
Und als er mit mir redete, sank ich betäubt zur Erde auf
mein Angesicht. Er aber rührte mich an und stellte mich auf
meinen [vorigen] Platz. 8,19 Und er sagte: Siehe, ich will
dich erkennen lassen, was am Ende der Verfluchung geschehen wird;
denn es [gilt] für die [festgesetzte] Zeit des Endes. 8,20
Der Widder mit den zwei Hörnern, den du gesehen hast, [das]
sind die Könige von Medien und Persien. 8,21 Und der
zottige Ziegenbock ist der König von Griechenland. Und das
große Horn, das zwischen seinen Augen war, das ist der erste
König. 8,22 Und daß es zerbrach und daß
vier [andere] an seiner Stelle auftraten, [bedeutet]: vier Königreiche
werden aus der Nation aufstehen, aber nicht mit seiner Macht.
8,23 Und am Ende ihrer Königsherrschaft, wenn die
Abgefallenen das Maß vollgemacht haben, wird ein König
aufstehen, mit hartem Gesicht und erfahren in Ränken. 8,24
Und seine Macht wird stark sein, jedoch nicht durch seine eigene
Macht; und er wird entsetzliches Verderben anrichten und wird
erfolgreich sein und handeln. Und er wird die Starken und das
Volk der Heiligen vernichten. 8,25 Und wegen seines Verstandes
wird er erfolgreich sein, [mit] Betrug in seiner Hand. Und er
wird in seinem Herzen großtun, und unversehens wird er viele
vernichten. Und gegen den Fürsten der Fürsten wird er
sich auflehnen, aber ohne eine [Menschen]hand wird er zerbrochen
werden. 8,26 Und die Erscheinung von den Abenden und von
den Morgen: was gesagt wurde, ist Wahrheit. Du aber, halte das
Gesicht geheim, denn es sind noch viele Tage bis dahin.
8,27 Und ich, Daniel, war erschöpft und [einige] Tage
krank. Dann stand ich auf und verrichtete die Geschäfte des
Königs. Und ich war entsetzt über das Gesehene, und
keiner war da, der es verstand.
9,1 Im ersten Jahr des Darius, des Sohnes des Ahasveros,
vom Geschlecht der Meder, der über das Reich der Chaldäer
König geworden war, 9,2 im ersten Jahr seiner Königsherrschaft
achtete ich, Daniel, in den Bücherrollen auf die Zahl der
Jahre, über die das Wort des HERRN zum Propheten Jeremia
geschehen war, daß [nämlich] siebzig Jahre über
den Trümmern Jerusalems dahingehen sollten. 9,3 Und
ich richtete mein Gesicht zu Gott, dem Herrn, hin, um [ihn] mit
Gebet und Flehen zu suchen, in Fasten und Sack und Asche. 9,4
Und ich betete zum HERRN, meinem Gott, und ich bekannte und sprach:
Ach, Herr, du großer und furchtbarer Gott, der Bund und
Güte denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote halten!
9,5 Wir haben gesündigt und haben uns vergangen und
haben gottlos gehandelt, und wir haben uns aufgelehnt und sind
von deinen Geboten und von deinen Rechtsbestimmungen abgewichen.
9,6 Und wir haben nicht auf deine Knechte, die Propheten,
gehört, die in deinem Namen zu unseren Königen, unseren
Obersten und unseren Vätern und zum ganzen Volk des Landes
geredet haben. 9,7 Bei dir, o Herr, ist die Gerechtigkeit,
bei uns aber ist die Beschämung des Angesichts, wie es an
diesem Tag ist: bei den Männern von Juda und den Bewohnern
von Jerusalem und dem ganzen Israel, den Nahen und den Fernen,
in allen Ländern, wohin du sie vertrieben hast wegen ihrer
Untreue, die sie gegen dich begangen haben. 9,8 HERR! Bei
uns ist die Beschämung des Angesichts, bei unseren Königen,
unseren Obersten und unseren Vätern, weil wir gegen dich
gesündigt haben. 9,9 Bei dem Herrn, unserem Gott,
ist das Erbarmen und die Vergebung. Denn wir haben uns gegen ihn
aufgelehnt, 9,10 und wir haben nicht auf die Stimme des
HERRN, unseres Gottes, gehört, [der uns gebot,] in seinen
Gesetzen zu leben, die er uns durch seine Knechte, die Propheten,
vorgelegt hat. 9,11 Und ganz Israel hat dein Gesetz übertreten
und ist abgewichen, so daß sie deiner Stimme nicht gehorcht
haben. Und so hat sich der Fluch und der Schwur über uns
ergossen, der im Gesetz des Mose, des Knechtes Gottes, geschrieben
steht, weil wir gegen ihn gesündigt haben. 9,12 Und
er hat seine Worte erfüllt, die er geredet hat über
uns und über unsere Richter, die uns richteten, [nämlich]
ein großes Unglück über uns zu bringen, so daß
unter dem ganzen Himmel nichts [derartiges] geschehen ist wie
das, was an Jerusalem geschehen ist. 9,13 Wie es im Gesetz
des Mose geschrieben steht, so ist all dies Unglück über
uns gekommen. Und wir haben das Angesicht des HERRN, unseres Gottes,
nicht besänftigt, indem wir von unserer Schuld umgekehrt
wären und achtgehabt hätten auf deine Wahrheit. 9,14
Und so war der HERR auf das Unglück bedacht und ließ
es über uns kommen. Denn der HERR, unser Gott, ist gerecht
in allen seinen Taten, die er tut. Aber wir haben nicht auf seine
Stimme gehört. 9,15 Und nun, Herr, unser Gott, der
du dein Volk aus dem Land Ägypten mit starker Hand herausgeführt
und dir einen Namen gemacht hast, wie es an diesem Tag ist! Wir
haben gesündigt, wir haben gottlos gehandelt. 9,16
Herr, nach all [den Taten] deiner Gerechtigkeit mögen doch
dein Zorn und deine Erregung sich wenden von deiner Stadt Jerusalem,
dem Berg deines Heiligtums! Denn wegen unserer Sünden und
wegen der Vergehen unserer Väter sind Jerusalem und dein
Volk zum Hohn geworden für alle rings um uns her. 9,17
Und nun, unser Gott, höre auf das Gebet deines Knechtes und
auf sein Flehen! Und laß dein Angesicht leuchten über
dein verwüstetes Heiligtum um des Herrn willen! 9,18
Neige, mein Gott, dein Ohr und höre! Tu deine Augen auf und
sieh unsere Verwüstungen und die Stadt, über der dein
Name genannt ist! Denn nicht aufgrund unserer Gerechtigkeiten
legen wir unser Flehen vor dich hin, sondern aufgrund deiner vielen
Erbarmungen. 9,19 Herr, höre! Herr, vergib! Herr,
merke auf und handle! Zögere nicht, um deiner selbst willen,
mein Gott! Denn dein Name ist über deiner Stadt und deinem
Volk genannt worden.
9,20 Während ich noch redete und betete und meine
Sünde und die Sünde meines Volkes Israel bekannte und
mein Flehen für den heiligen Berg meines Gottes vor den HERRN,
meinen Gott, hinlegte - 9,21 und während ich noch
redete im Gebet, da, zur Zeit des Abendopfers, rührte mich
der Mann Gabriel an, den ich am Anfang im Gesicht gesehen hatte,
als ich ganz ermattet war. 9,22 Und er wußte Bescheid,
redete mit mir und sagte: Daniel, jetzt bin ich ausgegangen, um
dich Verständnis zu lehren. 9,23 Am Anfang deines
Flehens ist ein Wort ergangen, und ich bin gekommen, um [es dir]
mitzuteilen. Denn du bist ein Vielgeliebter. So achte nun auf
das Wort und verstehe die Erscheinung: 9,24 Siebzig Wochen
sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt,
um das Verbrechen zum Abschluß zu bringen und den Sünden
ein Ende zu machen und die Schuld zu sühnen und eine ewige
Gerechtigkeit einzuführen und Gesicht und Propheten zu versiegeln,
und ein Allerheiligstes zu salben. 9,25 So sollst du denn
erkennen und verstehen: Von dem [Zeitpunkt an, als das] Wort erging,
Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu einem Gesalbten,
einem Fürsten, sind es sieben Wochen. Und 62 Wochen [lang]
werden Platz und Stadtgraben wiederhergestellt und gebaut sein,
und zwar in der Bedrängnis der Zeiten. 9,26 Und nach
den 62 Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden und wird keine
[Hilfe] finden. Und das Volk eines kommenden Fürsten wird
die Stadt und das Heiligtum zerstören, und sein Ende ist
in einer Überflutung; und bis zum Ende ist Krieg, fest beschlossene
Verwüstungen. 9,27 Und stark machen wird er einen
Bund für die Vielen, eine Woche lang; und zur Hälfte
der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen.
Und auf dem Flügel von Greueln [kommt] ein Verwüster,
bis festbeschlossene Vernichtung über den Verwüster
ausgegossen wird.
10,1 Im dritten Jahr des Kyrus, des Königs von Persien,
wurde dem Daniel, der Beltschazar genannt wurde, ein Wort geoffenbart.
Und das Wort ist Wahrheit und [betrifft] eine große Mühsal.
Und er verstand das Wort, und Verständnis wurde ihm in dem
Gesicht [zuteil]. - 10,2 In jenen Tagen trauerte ich, Daniel,
drei volle Wochen. 10,3 Köstliche Speise aß
ich nicht, und weder Fleisch noch Wein kamen in meinen Mund; und
ich salbte mich nicht, bis drei volle Wochen um waren.
10,4 Und am 24. Tag des ersten Monats, da war ich am Ufer
des großen Stromes, das ist der Hiddekel. 10,5 Und
ich erhob meine Augen und sah: und siehe, da war ein Mann, in
Leinen gekleidet, und seine Hüften waren umgürtet mit
Gold von Ufas. 10,6 Und sein Leib war wie ein Türkis
und sein Gesicht wie das Aussehen eines Blitzes. Und seine Augen
waren wie Feuerfackeln und seine Arme und seine Füße
wie der Anblick von glatter Bronze. Und der Klang seiner Worte
war wie der Klang einer [Volks]menge. 10,7 Aber nur ich,
Daniel, allein sah die Erscheinung. Die Männer, die bei mir
waren, sahen die Erscheinung nicht; doch fiel eine große
Angst auf sie, und sie flohen und versteckten sich. 10,8
Und ich blieb allein übrig und sah diese große Erscheinung.
Und es blieb keine Kraft in mir, und meine Gesichtsfarbe veränderte
sich an mir bis zur Entstellung, und ich behielt keine Kraft.
10,9 Und ich hörte den Klang seiner Worte. Und als
ich den Klang seiner Worte hörte, lag ich betäubt auf
meinem Gesicht, mit meinem Gesicht zur Erde. 10,10 Und
siehe, eine Hand rührte mich an und rüttelte mich auf,
[so daß ich wieder] auf meine Knie und Handflächen
[kam]. 10,11 Und er sprach zu mir: Daniel, du vielgeliebter
Mann! Achte auf die Worte, die ich zu dir rede, und steh an deinem
Platz! Denn ich bin jetzt zu dir gesandt. Und als er dieses Wort
mit mir redete, stand ich zitternd auf. 10,12 Und er sprach
zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel! Denn vom ersten Tag an,
als du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen
und dich vor deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte erhört
worden. Und um deiner Worte willen bin ich gekommen. 10,13
Aber der Fürst des Königreichs Persien stand mir 21
Tage entgegen. Und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten,
kam, um mir zu helfen, und ich wurde dort entbehrlich bei den
Königen von Persien. 10,14 Und ich bin gekommen, um
dich verstehen zu lassen, was deinem Volk am Ende der Tage widerfahren
wird; denn noch [gilt] das Gesicht für [ferne] Tage. 10,15
Und als er in dieser Weise mit mir redete, richtete ich mein Gesicht
zur Erde und verstummte. 10,16 Und siehe, einer, den Menschenkindern
gleich, berührte meine Lippen. Und ich öffnete meinen
Mund und redete und sprach zu dem, der vor mir stand: Mein Herr,
bei der Erscheinung überfielen mich meine Wehen, und ich
habe keine Kraft behalten. 10,17 Und wie kann der Knecht
dieses meines Herrn mit diesem meinem Herrn reden? Und ich - von
nun an bleibt keine Kraft mehr in mir, und kein Odem ist in mir
übrig. 10,18 Da rührte er, [der] im Aussehen
wie ein Mensch [war], mich wieder an und stärkte mich. 10,19
Und er sprach: Fürchte dich nicht, du vielgeliebter Mann!
Friede sei mit dir! Sei stark, ja, sei stark! Und als er mit mir
redete, wurde ich stark und sagte: Mein Herr möge reden!
Denn du hast mich gestärkt.
10,20 Da sprach er: Hast du erkannt, warum ich zu dir gekommen
bin? Nun aber kehre ich zurück, um gegen den Fürsten
von Persien zu kämpfen. Und wenn ich mit ihm fertig geworden
bin, siehe, dann wird der Fürst von Griechenland kommen -
10,21 doch will ich dir mitteilen, was im Buch der Wahrheit
aufgezeichnet ist -, und es gibt keinen einzigen, der mir gegen
jene mutig beisteht als nur Michael, euer Fürst.
11,1 Und ich - im ersten Jahr des Meders Darius war es
meine Aufgabe, ihm Helfer und Schutz zu sein.
11,2 Und nun will ich dir die Wahrheit mitteilen: Siehe,
noch drei Könige werden in Persien aufstehen, und der vierte
wird größeren Reichtum erlangen als alle. Und wenn
er durch seinen Reichtum mächtig geworden ist, wird er alles
gegen das Königreich Griechenland aufbieten.
11,3 Und ein tapferer König wird aufstehen, und er
wird mit großer Macht herrschen und nach seinem Belieben
handeln. 11,4 Aber sobald er aufgetreten ist, wird sein
Königreich zertrümmert und nach den vier Winden des
Himmels hin zerteilt werden. Doch nicht für seine Nachkommen
[wird es sein] und nicht der Macht entsprechend, mit der er geherrscht
hat; denn sein Königreich wird zerstört und anderen
zuteil werden, unter Ausschluß von jenen.
11,5 Und der König des Südens wird mächtig
werden, aber [auch einer] von seinen Obersten, und der wird mächtig
sein über ihn hinaus und wird herrschen, seine Herrschaft
wird eine große Herrschaft sein. 11,6 Und nach Jahren
werden sie sich verbünden; und die Tochter des Königs
des Südens wird zum König des Nordens kommen, um ein
Abkommen zu treffen. Aber sie wird die Kraft des Armes nicht behalten,
und auch er und sein Arm werden nicht bestehen. Und sie wird dahingegeben
werden, sie und die sie kommen ließen, und der, der sie
gezeugt, und der, der sie [zur Frau] genommen hat in [jenen] Zeiten.
11,7 Und aus dem Sproß ihrer Wurzeln steht einer
an seiner Stelle auf. Der wird gegen die Heeresmacht kommen und
wird in die Festungen des Königs des Nordens eindringen und
mit ihnen [nach Belieben] verfahren und wird sich als mächtig
erweisen. 11,8 Auch wird er ihre Götter samt ihren
gegossenen Bildern und ihren kostbaren Geräten, Silber und
Gold, nach Ägypten entführen. Und er wird [einige] Jahre
ablassen vom König des Nordens. 11,9 Und der wird
in das Reich des Königs des Südens kommen, aber [wieder]
in sein Land zurückkehren.
11,10 Aber seine Söhne werden sich [zum Krieg] rüsten
und eine Menge großer Heere zusammenbringen; und sie wird
kommen, kommen und überschwemmen und überfluten und
wird [dann] umkehren. Und sie werden sich [wieder] rüsten
[zum Vormarsch] bis zu seiner Festung. 11,11 Und der König
des Südens wird zornig werden und wird ausziehen und gegen
ihn, den König des Nordens, kämpfen. Und er wird eine
große Menge [Truppen] aufstellen, aber die Menge wird in
seine Hand gegeben werden. 11,12 Und wenn die Menge weggenommen
wird, wird sein Herz sich erheben; und er wird Zehntausende niederwerfen,
aber nicht mächtig bleiben. 11,13 Und der König
des Nordens wird wiederkommen und eine Menge [Truppen] aufstellen,
größer als die frühere; und nach Ablauf der Zeiten,
nach Jahren, wird er mit einem großen Heer und mit großer
Ausrüstung kommen. 11,14 Und in jenen Zeiten werden
viele gegen den König des Südens aufstehen; und Gewalttätige
deines Volkes werden sich erheben, um das Gesicht zu erfüllen,
und sie werden zu Fall kommen. 11,15 Und der König
des Nordens wird kommen und einen Wall aufschütten und eine
befestigte Stadt einnehmen. Und die Streitkräfte des Südens
werden nicht standhalten, selbst sein auserlesenes Volk nicht.
Sie werden keine Kraft haben standzuhalten. 11,16 Und der,
der gegen ihn gekommen ist, wird nach seinem Belieben handeln,
und niemand kann vor ihm bestehen. Und im Land der Zierde wird
er [mit seinem Heer] stehen, und Vernichtung wird in seiner Hand
sein. 11,17 Und er wird sein Angesicht darauf richten,
in den Besitz seines ganzen Reiches zu kommen, und wird mit ihm
ein Abkommen treffen, und eine Tochter von [seinen] Frauen wird
er ihm geben, um es zu verderben. Aber das wird keinen Bestand
haben, und es wird ihm nicht gelingen. 11,18 Und er wird
sein Angesicht zu den Inseln wenden und viele einnehmen. Aber
ein Feldherr wird seinem Schmähen ein Ende machen; mit einem
Fluch wird er ihm sein Schmähen zurückzahlen. 11,19
Und er wird sein Angesicht den Festungen seines Landes zuwenden
und wird stürzen und fallen und nicht [mehr] zu finden sein.
11,20 Und es wird an seiner Stelle jemand aufstehen, der
einen Eintreiber [von Abgaben] durch die Herrlichkeit des Königreichs
ziehen läßt; aber in wenigen Tagen wird er zerschmettert
werden, und zwar weder durch Zorn noch durch Krieg.
11,21 Und an seiner Stelle wird ein Verachteter aufstehen,
auf den man nicht die Würde des Königtums legen wird;
und er wird unversehens kommen und sich durch Heucheleien des
Königtums bemächtigen. 11,22 Und die heranflutenden
Streitkräfte werden vor ihm weggeschwemmt und zertrümmert
werden, ja sogar ein Fürst des Bundes. 11,23 Denn
nachdem er sich mit ihm verbündet hat, wird er betrügerisch
handeln und wird hinaufziehen und mit wenig Volk Macht gewinnen.
11,24 Unversehens wird er in die fetten Gegenden einer
Provinz eindringen und tun, was weder seine Väter noch die
Väter seiner Väter getan haben: Raub und Plündergut
und Besitz wird er ihnen austeilen, und gegen Festungen plant
er seine Anschläge, doch [nur] eine Zeitlang.
11,25 Und mit einem großen Heer wird er seine Kraft
und seinen Mut gegen den König des Südens aufbieten.
Und [auch] der König des Südens wird sich mit einem
großen und überaus starken Heer zum Krieg rüsten.
Aber er wird nicht standhalten, denn man wird Anschläge gegen
ihn planen. 11,26 Und die, die seine Tafelkost essen, werden
ihn zerbrechen; und sein Heer flutet [auseinander], und viele
werden erschlagen fallen. 11,27 Und die beiden Könige:
ihre Herzen [werden] auf Bosheit [bedacht sein], und an einem
Tisch werden sie Lügen reden. Aber es wird nicht gelingen,
denn das Ende [verzögert sich] noch bis zur bestimmten Zeit.
11,28 Und er wird mit großem Reichtum in sein Land
zurückkehren, und sein Herz wird gegen den heiligen Bund
[gerichtet] sein; und er wird [entsprechend] handeln und in sein
Land zurückkehren.
11,29 Zur bestimmten Zeit wird er wieder nach Süden
ziehen, aber es wird beim zweiten Mal nicht [so] sein wie beim
ersten Mal. 11,30 Denn Schiffe aus Kittim werden gegen
ihn kommen. Und er wird verzagen und umkehren; aber er wird den
heiligen Bund verfluchen und [entsprechend] handeln: er wird umkehren
und sein Augenmerk auf die richten, die den heiligen Bund verlassen.
11,31 Und Streitkräfte von ihm werden dastehen; und
sie werden das Heiligtum, die Bergfeste entweihen und werden das
regelmäßige [Opfer] abschaffen und den verwüstenden
Greuel aufstellen. 11,32 Und diejenigen, die sich am Bund
schuldig machen, wird er durch glatte Worte zum Abfall verleiten.
Aber das Volk, das seinen Gott kennt, wird sich stark erweisen
und entsprechend handeln. 11,33 Und die Verständigen
des Volkes werden die Vielen unterweisen; aber sie werden stürzen
durch Schwert und Flamme, durch Gefangenschaft und Beraubung -
eine Zeitlang. 11,34 Und während sie stürzen,
wird ihnen mit einer kleinen Hilfe geholfen werden. Doch viele
werden sich ihnen heuchlerisch anschließen. 11,35
Und von den Verständigen werden [einige] stürzen, damit
unter ihnen geläutert und geprüft und gereinigt werde
bis zur Zeit des Endes. Denn [es verzögert sich] noch bis
zur bestimmten Zeit.
11,36 Und der König wird nach seinem Belieben handeln,
und er wird sich erheben und sich groß machen gegen jeden
Gott, und gegen den Gott der Götter wird er unerhörte
Reden führen. Und er wird Erfolg haben, bis die Verfluchung
vollendet ist, denn das Festbeschlossene wird vollzogen. 11,37
Und [selbst] auf den Gott seiner Väter wird er nicht achten,
und weder auf den Schatz der Frauen noch auf irgendeinen Gott
wird er achten; sondern er wird sich über alles erheben.
11,38 Und statt dessen wird er den Gott der Festungen ehren.
Und den Gott, den seine Väter nicht gekannt haben, wird er
mit Gold und mit Silber und mit Edelsteinen und mit Kostbarkeiten
ehren. 11,39 Und er wird gegen die starken Festungen vorgehen
mit einem fremden Gott. Wer [ihn] anerkennt, dem wird er viel
Ehre erweisen. Und er wird solchen Leuten Herrschaft verleihen
über die vielen und [ihnen] das Land zum Lohn austeilen.
11,40 Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens
mit ihm zusammenstoßen, und der König des Nordens wird
gegen ihn anstürmen mit Wagen und mit Reitern und mit vielen
Schiffen. Und er wird in die Länder eindringen und wird [sie]
überschwemmen und überfluten. 11,41 Und er wird
in das Land der Zierde eindringen, wobei vieles stürzen wird.
Diese aber werden seiner Hand entrinnen: Edom und Moab und die
Besten der Söhne Ammon. 11,42 Und er wird seine Hand
an die Länder legen, und für das Land Ägypten wird
es kein Entrinnen geben. 11,43 Und er wird die Schätze
an Gold und Silber und alle Kostbarkeiten Ägyptens in seine
Gewalt bringen, und Libyer und Kuschiter werden in seinem Gefolge
sein. 11,44 Aber Gerüchte von Osten und von Norden
her werden ihn erschrecken; und er wird mit großem Zorn
ausziehen, um viele zu vernichten und [an ihnen] den Bann zu vollstrecken.
11,45 Und er wird seine Königszelte aufschlagen zwischen
dem Meer und dem Berg der heiligen Zierde. Dann wird er an sein
Ende kommen, und niemand wird ihm helfen.
12,1 Und in jener Zeit wird Michael auftreten, der große
Fürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt.
Und es wird eine Zeit der Bedrängnis sein, wie sie [noch]
nie gewesen ist, seitdem [irgend]eine Nation entstand bis zu jener
Zeit. Und in jener Zeit wird dein Volk errettet werden, jeder,
den man im Buch aufgeschrieben findet. 12,2 Und viele von
denen, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen: die einen
zu ewigem Leben und die anderen zur Schande, zu ewigem Abscheu.
12,3 Und die Verständigen werden leuchten wie der
Glanz der Himmelsfeste; und die, welche die vielen zur Gerechtigkeit
gewiesen haben, [leuchten] wie die Sterne immer und ewig.
12,4 Und du, Daniel, halte die Worte geheim und versiegle
das Buch bis zur Zeit des Endes! Viele werden [suchend] umherstreifen,
und die Erkenntnis wird sich mehren.
12,5 Und ich, Daniel, sah: Und siehe, zwei andere standen
da, einer hier am Ufer des Stromes und einer dort am Ufer des
Stromes. 12,6 Und einer sagte zu dem in Leinen gekleideten
Mann, der oben über dem Wasser des Stromes war: Wann ist
das Ende dieser außergewöhnlichen Ereignisse? 12,7
Und ich hörte den in Leinen gekleideten Mann, der oben über
dem Wasser des Stromes war, und er erhob seine Rechte und seine
Linke zum Himmel und schwor bei dem, der ewig lebt: Zeit, Zeiten
und eine halbe [Zeit]! Und wenn die Zerschlagung der Kraft des
heiligen Volkes abgeschlossen sein wird, wird alles dies vollendet
werden. 12,8 Und ich hörte es, aber ich verstand es
nicht; und ich sagte: Mein Herr, was wird der Ausgang davon sein?
12,9 Und er sagte: Geh hin, Daniel! Denn die Worte sollen
geheimgehalten und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes. 12,10
Viele werden geprüft und gereinigt und geläutert werden.
Aber die Gottlosen werden [weiter] gottlos handeln. Und die Gottlosen
werden es alle nicht verstehen, die Verständigen aber werden
es verstehen. 12,11 Und von der Zeit an, in der das regelmäßige
[Opfer] abgeschafft wird, um den verwüstenden Greuel einzusetzen,
sind es 1 290 Tage. 12,12 Glücklich, wer ausharrt
und 1 335 Tage erreicht! 12,13 Du aber geh hin auf das
Ende zu! Und du wirst ruhen und wirst auferstehen zu deinem Los
am Ende der Tage.