Der Prophet Jesaja.


Gottes Anklage gegen sein Volk und Klage des Propheten.

Kapitel 1

1,1 Das Gesicht, das Jesaja, der Sohn des Amoz, über Juda und Jerusalem geschaut hat in den Tagen von Usija, Jotam, Ahas, Hiskia, den Königen von Juda.

1,2 Hört, ihr Himmel, und horch auf, du Erde! Denn der HERR hat geredet: Ich habe Kinder großgezogen und auferzogen, sie aber haben mit mir gebrochen. 1,3 Ein Rind kennt seinen Besitzer und ein Esel die Krippe seines Herrn. Israel [aber] hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht. 1,4 Wehe, sündige Nation, schuldbeladenes Volk, Geschlecht von Übeltätern, verderbenbringende Kinder! Sie haben den HERRN verlassen, haben den Heiligen Israels verworfen, sie haben sich nach hinten abgewandt. - 1,5 Wohin wollt ihr noch geschlagen werden, die ihr [eure] Widerspenstigkeit [nur] vermehrt? Das ganze Haupt ist krank, und das ganze Herz ist siech. 1,6 Von der Fußsohle bis zum Haupt ist keine heile Stelle an ihm: Wunden und Striemen und frische Schläge; sie sind nicht ausgedrückt und nicht verbunden, noch mit Öl gelindert. 1,7 Euer Land ist eine Öde, eure Städte sind mit Feuer verbrannt; euer Ackerland - Fremde verzehren [seine Frucht] vor euren Augen; eine Öde ist es wie bei einer Umkehrung durch Fremde. 1,8 Und die Tochter Zion ist übriggeblieben wie eine Laubhütte im Weinberg, wie eine Nachthütte im Gurkenfeld, wie eine belagerte Stadt. 1,9 Hätte der HERR der Heerscharen uns nicht einen ganz kleinen Überrest gelassen, wie Sodom wären wir, Gomorra wären wir gleich.
 

Verurteilung des falschen Gottesdienstes und Aufruf zum echten Gottesdienst.

1,10 Hört das Wort des HERRN, ihr Anführer von Sodom! Horcht auf die Weisung unseres Gottes, Volk von Gomorra! 1,11 Wozu [soll] mir die Menge eurer Schlachtopfer [dienen]? - spricht der HERR. Ich habe die Brandopfer von Widdern und das Fett der Mastkälber satt, und am Blut von Jungstieren, Lämmern und jungen Böcken habe ich kein Gefallen. 1,12 Wenn ihr kommt, um vor meinem Angesicht zu erscheinen - wer hat das von eurer Hand gefordert, meine Vorhöfe zu zertreten? 1,13 Bringt nicht länger nichtige Speisopfer! Das Räucherwerk ist mir ein Greuel. Neumond und Sabbat, das Einberufen von Versammlungen: Sünde und Festversammlung ertrage ich nicht. 1,14 Eure Neumonde und eure Feste haßt meine Seele. Sie sind mir zur Last geworden, ich bin es müde, [sie] zu ertragen. 1,15 Und wenn ihr eure Hände ausbreitet, verhülle ich meine Augen vor euch. Auch wenn ihr noch so viel betet, höre ich nicht: eure Hände sind voll Blut. 1,16 Wascht euch, reinigt euch! Schafft mir eure bösen Taten aus den Augen, hört auf, Böses zu tun! 1,17 Lernt Gutes tun, fragt nach dem Recht, weist den Unterdrücker zurecht! Schafft Recht der Waise, führt den Rechtsstreit der Witwe!
 

Gottes Rechtshandel mit Juda, Klage über Zion - Zukünftige Umkehr durch Gericht.

1,18 Kommt denn und laßt uns miteinander rechten! spricht der HERR. Wenn eure Sünden rot wie Karmesin sind, wie Schnee sollen sie weiß werden. Wenn sie rot sind wie Purpur, wie Wolle sollen sie werden. 1,19 Wenn ihr willig seid und hört, sollt ihr das Gute des Landes essen. 1,20 Wenn ihr euch aber weigert und widerspenstig seid, sollt ihr vom Schwert gefressen werden. Denn der Mund des HERRN hat geredet.

1,21 Wie ist zur Hure geworden die treue Stadt! Sie war voller Recht; Gerechtigkeit wohnte darin, und jetzt Mörder! 1,22 Dein Silber ist zu Schlacke geworden, dein edler Wein mit Wasser gepanscht. 1,23 Deine Obersten sind Widerspenstige und Diebesgesellen, jeder von ihnen liebt Bestechungen und jagt Geschenken nach. Der Waise verschaffen sie nicht Recht, und der Rechtsstreit der Witwe kommt nicht vor sie.

1,24 Darum spricht der Herr, der HERR der Heerscharen, der Mächtige Israels: Wehe! Ich werde mich weiden an meinen Gegnern und Rache nehmen an meinen Feinden. 1,25 Und ich werde meine Hand gegen dich wenden und werde deine Schlacken ausschmelzen wie mit Pottasche und all deine Schlacke beseitigen. 1,26 Ich will deine Richter wiederherstellen wie in der ersten [Zeit] und deine Ratgeber wie im Anfang. Danach wird man dich nennen: Stadt der Gerechtigkeit, treue Stadt. 1,27 Zion wird erlöst werden durch Recht und die, die in ihm umkehren, durch Gerechtigkeit. 1,28 Aber Zerbruch [trifft die] Abtrünnigen und Sünder alle miteinander; und die den HERRN verlassen, werden umkommen. 1,29 Denn sie werden beschämt werden wegen der Terebinthen, die ihr begehrt, und ihr werdet schamrot werden wegen der Gärten, die ihr erwählt habt. 1,30 Denn ihr werdet sein wie eine Terebinthe, deren Laub verwelkt ist, und wie ein Garten, der kein Wasser hat. 1,31 Und der Starke wird zu Werg werden und sein Tun zum Funken; und beide miteinander werden sie brennen, und niemand wird löschen.
 

Das zukünftige Friedensreich.

Mi 4,1-5.
 

Kapitel 2

2,1 Das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, über Juda und Jerusalem geschaut hat:

2,2 Und es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses des HERRN feststehen als Haupt der Berge und erhaben sein über die Hügel; und alle Nationen werden zu ihm strömen. 2,3 Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, laßt uns hinaufziehen zum Berg des HERRN, zum Haus des Gottes Jakobs, daß er uns auf Grund seiner Wege belehre und wir auf seinen Pfaden gehen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem. 2,4 Und er wird richten zwischen den Nationen und für viele Völker Recht sprechen. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Speere zu Winzermessern. Nicht [mehr] wird Nation gegen Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.

2,5 Haus Jakob, kommt, laßt uns im Licht des HERRN leben! Gericht am Tag des HERRN

2,6 Ja, du hast dein Volk, das Haus Jakob, aufgegeben. Denn sie sind voll [von Wahrsagern] aus dem Osten und sind Zauberer wie die Philister, und mit den Kindern der Fremden schlagen sie in die Hände. 2,7 Sein Land wurde voll von Silber und Gold, und seine Schätze haben kein Ende. Sein Land wurde voll von Pferden, und seine Wagen haben kein Ende. 2,8 Sein Land wurde voll von Götzen. Man wirft sich nieder vor dem Werk seiner Hände, vor dem, was seine Finger gemacht haben. 2,9 Da wird der Mensch gebeugt und der Mann erniedrigt. Und du mögest ihnen nicht vergeben! 2,10 Verkriech dich in den Fels und halte dich im Staub versteckt vor dem Schrecken des HERRN und vor der Pracht seiner Majestät! 2,11 Die stolzen Augen des Menschen werden erniedrigt, und der Hochmut des Mannes wird gebeugt werden. Aber der HERR wird hoch erhaben sein, er allein, an jenem Tag.

2,12 Denn der HERR der Heerscharen hat [sich] einen Tag [vorbehalten] über alles Hoffärtige und Hohe und über alles Erhabene, daß es erniedrigt werde; 2,13 über alle Zedern des Libanon, die hohen und erhabenen, und über alle Eichen Basans; 2,14 über alle hohen Berge und über alle erhabenen Hügel; 2,15 über jeden hohen Turm und über jede steile Mauer; 2,16 über alle Tarsis-Schiffe und über alle kostbaren Boote. 2,17 Und der Stolz des Menschen wird gebeugt und der Hochmut des Mannes erniedrigt werden. Und der HERR wird hoch erhaben sein, er allein, an jenem Tag. 2,18 Und die Götzen - [mit ihnen] ist es völlig aus. 2,19 Da wird man sich in Felsenhöhlen und in Erdlöchern verkriechen vor dem Schrecken des HERRN und vor der Pracht seiner Majestät, wenn er sich aufmacht, die Erde zu schrecken. 2,20 An jenem Tag wird der Mensch seine silbernen Götzen und seine goldenen Götzen, die man ihm zum Anbeten gemacht hat, den Spitzmäusen und den Fledermäusen hinwerfen, 2,21 um sich in die Felsspalten und Steinklüfte zu verkriechen vor dem Schrecken des HERRN und vor der Pracht seiner Majestät, wenn er sich aufmacht, die Erde zu schrecken. 2,22 Laßt ab vom Menschen, in dessen Nase [nur] ein Hauch ist! Denn wofür ist er zu achten?
 

Gericht über Sünden, besonders über die der höheren Stände und deren Frauen.

Kapitel 3

3,1 Denn siehe, der Herr, der HERR der Heerscharen, nimmt von Jerusalem und von Juda Stütze und Stab hinweg, jede Stütze des Brotes und jede Stütze des Wassers: 3,2 Held und Kriegsmann, Richter und Prophet und Wahrsager und Ältesten; 3,3 den Obersten von fünfzig [Mann] und den Angesehenen und den Ratgeber und den geschickten Zauberer und den Beschwörungskünstler. 3,4 Dann mache ich junge Männer zu ihren Obersten, und Mutwillige sollen über sie herrschen. 3,5 Da wird sich das Volk [bedrängen], Mann gegen Mann und jeder gegen seinen Nächsten. Sie werden frech auftreten, der Junge gegen den Alten und der Verachtete gegen den Geehrten. 3,6 Dann wird jemand seinen Bruder im Haus seines Vaters packen [und sagen]: Du hast [noch] einen Mantel, Anführer sollst du uns sein! Und dieser Trümmerhaufen sei unter deiner Hand! 3,7 Doch der wird an jenem Tag [seine Stimme] erheben: Ich will kein Wundarzt sein, und in meinem Haus ist kein Brot und kein Mantel. Macht mich nicht zum Anführer des Volkes! - 3,8 Denn Jerusalem ist gestürzt und Juda gefallen, weil ihre Zunge und ihre Taten gegen den HERRN sind, um den Augen seiner Herrlichkeit zu trotzen. 3,9 Daß sie die Person ansehen, zeugt gegen sie. Und von ihrer Sünde sprechen sie offen wie Sodom, sie verschweigen sie nicht. Wehe ihrer Seele! Denn sich selbst tun sie Böses an. 3,10 Sagt vom Gerechten, daß [es ihm] gutgehen wird, denn die Frucht ihrer Taten werden sie genießen. 3,11 Wehe dem Gottlosen! Es wird ihm schlechtgehen, denn das Tun seiner Hände wird ihm vergolten. 3,12 [Ach,] mein Volk, seine Antreiber sind Mutwillige, und Frauen beherrschen es. Mein Volk, deine Führer sind Verführer, und den Weg, den du gehen sollst, verwirren sie.

3,13 Der HERR steht da zum Rechtsstreit, und er tritt auf, um die Völker zu richten. 3,14 Der HERR wird ins Gericht gehen mit den Ältesten seines Volkes und dessen Obersten: Ihr, ihr habt den Weinberg abgeweidet, das dem Elenden Geraubte ist in euren Häusern. 3,15 Was [fällt] euch [ein]? Mein Volk zertretet ihr, und das Gesicht der Elenden zermalmt ihr! spricht der Herr, der HERR der Heerscharen.

3,16 Und der HERR sprach: Weil die Töchter Zions hochmütig sind und mit hochgerecktem Hals dahergehen und verführerische Blicke werfen, [weil sie] trippelnd einherstolzieren und mit ihren Fußspangen klirren: 3,17 deshalb wird der Herr den Scheitel der Töchter Zions grindig machen, und der HERR wird ihre Stirn entblößen. 3,18 An jenem Tag wird der Herr wegnehmen den Schmuck der Fußspangen und Stirnbänder und Halbmonde; 3,19 die Ohrgehänge und Armketten und Schleier; 3,20 die Kopfbunde und Schrittkettchen und Gürtel und Riechfläschchen und Amulette; 3,21 die Fingerringe und Nasenringe; 3,22 die Prachtkleider und Mäntel und Umschlagtücher und Beutel; 3,23 die Handspiegel und Hemden und Turbane und Überwürfe. 3,24 Und es wird geschehen, statt des Wohlgeruchs wird Moder sein und statt des Gürtels ein Strick, statt des Lockenwerks eine Glatze und statt des Prunkgewandes ein umgürteter Sack, ein Brandmal statt Schönheit. 3,25 Deine Männer werden durchs Schwert fallen und deine Helden im Krieg. 3,26 Da werden ihre Tore klagen und trauern, und vereinsamt sitzt sie am Boden.
 

Kapitel 4

4,1 Und an jenem Tag werden sieben Frauen einen Mann ergreifen und sagen: Wir wollen unser eigenes Brot essen und uns mit unserem eigenen Mantel bekleiden. Wenn nur dein Name über uns genannt wird! Nimm unsere Schmach hinweg!
 

Herrlichkeit Jerusalems nach Läuterung.

4,2 An jenem Tag wird der Sproß des HERRN zur Zierde und zur Herrlichkeit sein und die Frucht des Landes zum Stolz und zum Schmuck für die Entkommenen Israels. 4,3 Und es wird geschehen: Wer in Zion übriggeblieben und wer in Jerusalem übriggelassen ist, wird heilig heißen, [jeder,] der zum Leben aufgeschrieben ist in Jerusalem. 4,4 Wenn der Herr den Kot der Töchter Zions abgewaschen und die Blutschuld Jerusalems aus dessen Mitte hinweggespült hat durch den Geist des Gerichts und durch den Geist des Ausrottens, 4,5 dann wird der HERR über der ganzen Stätte des Berges Zion und über seinen Versammlungen eine Wolke schaffen bei Tag und Rauch sowie Glanz eines flammenden Feuers bei Nacht; denn über der ganzen Herrlichkeit wird ein Schutzdach sein. 4,6 Und ein Laubdach wird zum Schatten dienen bei Tag vor der Hitze, und als Zuflucht und Obdach vor Wolkenbruch und Regen.
 

Gleichnis vom unfruchtbaren Weinberg.

Kapitel 5

5,1 Singen will ich von meinem Freund, das Lied meines Liebsten von seinem Weinberg: Einen Weinberg hatte mein Freund auf einem fetten Hügel. 5,2 Und er grub ihn um und säuberte ihn von Steinen und bepflanzte ihn mit Edelreben. Er baute einen Turm in seine Mitte und hieb auch eine Kelterkufe darin aus. Dann erwartete er, daß er Trauben bringe. Doch er brachte schlechte Beeren.

5,3 Und nun, Bewohner von Jerusalem und Männer von Juda, richtet doch zwischen mir und meinem Weinberg! 5,4 Was war an meinem Weinberg noch zu tun, und ich hätte es nicht an ihm getan? Warum habe ich erwartet, daß er Trauben bringe, und er brachte schlechte Beeren? 5,5 Nun, so will ich euch denn mitteilen, was ich mit meinem Weinberg tun werde: Seinen Zaun [will ich] entfernen, daß er abgeweidet wird, seine Mauer niederreißen, daß er zertreten wird. 5,6 Ich werde ihn zur Wüstenei machen. Er soll nicht beschnitten und nicht behackt werden, in Dornen und Disteln soll er aufgehen. Und ich will den Wolken befehlen, daß sie keinen Regen auf ihn regnen lassen. 5,7 Denn der Weinberg des HERRN der Heerscharen ist das Haus Israel, und die Männer von Juda sind die Pflanzung seiner Lust. Und er wartete auf Rechtsspruch, und siehe da: Rechtsbruch; auf Gerechtigkeit, und siehe da: Geschrei über Schlechtigkeit.
 

Weherufe wegen Sünden - Drohendes Gericht durch einen furchtbaren Feind.

5,8 Wehe denen, die Haus an Haus reihen, Feld an Feld rücken, bis kein Raum mehr ist und ihr allein ansässig seid mitten im Land! 5,9 [So hat] der HERR der Heerscharen in meine Ohren [geschworen]: Wenn nicht die vielen Häuser zur Einöde werden [und] die großen und schönen ohne Bewohner sind! 5,10 Denn zehn Juchart Weinberge werden [nur] ein Bat bringen, und ein Homer Samen wird [nur] ein Efa bringen. - 5,11 Wehe denen, die sich früh am Morgen aufmachen, um Rauschtrank nachzujagen, die bis spät am Abend bleiben, [daß] der Wein sie erhitze! 5,12 Zither und Harfe, Tamburin und Flöte und Wein gehören zu ihrem Gelage. Aber auf das Tun des HERRN schauen sie nicht, und das Werk seiner Hände sehen sie nicht.

5,13 Darum wird mein Volk gefangen wegziehen aus Mangel an Erkenntnis. Seine Vornehmen sind Hungerleider, und seine lärmende Menge ist ausgedörrt vor Durst. 5,14 Darum sperrt der Scheol seinen Schlund weit auf und reißt seinen Rachen auf ohne Maß. Und hinabfährt seine Pracht und sein Getümmel und sein Lärm und wer darin frohlockt. 5,15 Da wird der Mensch gebeugt und der Mann erniedrigt, und die Augen der Hochmütigen werden erniedrigt. 5,16 Und der HERR der Heerscharen wird im Gericht erhaben sein, und Gott, der Heilige, sich heilig erweisen in Gerechtigkeit. - 5,17 Und Lämmer werden [dort] weiden wie auf ihrer Trift, und Ziegen nähren sich in den Trümmerstätten der Vertriebenen.

5,18 Wehe denen, die die Schuld herbeiziehen mit Stricken des Nichts, und die Sünde wie mit Wagenseilen! 5,19 Die da sagen: Es eile, es komme rasch sein Werk, damit wir es sehen! Und der Ratschluß des Heiligen Israels nahe heran und komme, damit wir ihn erkennen! 5,20 Wehe denen, die das Böse gut nennen und das Gute böse; die Finsternis zu Licht machen und Licht zu Finsternis; die Bitteres zu Süßem machen und Süßes zu Bitterem! 5,21 Wehe denen, die in ihren eigenen Augen weise sind und sich selbst für verständig halten! 5,22 Wehe denen, die Helden sind im Weintrinken und tapfere Männer im Mischen von Rauschtrank; 5,23 die den Ungerechten wegen eines Bestechungsgeschenkes gerecht sprechen, den Gerechten aber ihre Gerechtigkeit absprechen!

5,24 Darum, wie des Feuers Zunge die Stoppeln verzehrt und dürres Gras in der Flamme zusammensinkt, so wird ihre Wurzel wie Moder werden und ihre Blüte auffliegen wie Staub. Denn sie haben das Gesetz des HERRN der Heerscharen verworfen und das Wort des Heiligen Israels verschmäht. 5,25 Darum ist der Zorn des HERRN gegen sein Volk entbrannt, und er hat seine Hand gegen sie ausgestreckt und sie geschlagen. Und die Berge erbebten, und ihre Leichen lagen wie Kehricht mitten auf den Straßen. Bei alledem hat sein Zorn sich nicht gewandt, und noch ist seine Hand ausgestreckt.

5,26 Und er wird ein Feldzeichen aufrichten für die Nation in der Ferne, und er wird sie herbeipfeifen vom Ende der Erde; und siehe, eilends, schnell wird sie kommen. 5,27 Kein Erschöpfter und kein Stürzender ist bei ihr; nicht schlummert noch schläft sie; keinem löst sich der Gürtel von seinen Lenden, [und] keinem zerreißt der Riemen seiner Schuhe. 5,28 Ihre Pfeile sind geschärft und all ihre Bogen gespannt, die Hufe ihrer Pferde sind Kieselsteinen gleich und ihre Räder gleich dem Wirbelwind. 5,29 Ihr Gebrüll ist wie das einer Löwin, sie brüllt wie die Junglöwen. Und sie knurrt und packt die Beute und bringt sie in Sicherheit, und kein Retter ist da. 5,30 Und sie knurrt über ihr an jenem Tag wie das Tosen des Meeres. Dann blickt man zur Erde, und siehe, angstvolle Finsternis; und das Licht ist verfinstert durch ihr Gewölk.
 

Gesicht des Jesaja und seine Beauftragung.

Kapitel 6

6,1 Im Todesjahr des Königs Usija, da sah ich den Herrn sitzen auf hohem und erhabenem Thron, und die Säume [seines Gewandes] füllten den Tempel. 6,2 Seraphim standen über ihm. Jeder von ihnen hatte sechs Flügel: mit zweien bedeckte er sein Gesicht, mit zweien bedeckte er seine Füße, und mit zweien flog er. 6,3 Und einer rief dem andern zu und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der HERR der Heerscharen! Die ganze Erde ist erfüllt mit seiner Herrlichkeit! 6,4 Da erbebten die Türpfosten in den Schwellen von der Stimme des Rufenden, und das Haus wurde mit Rauch erfüllt. 6,5 Da sprach ich: Wehe mir, denn ich bin verloren. Denn ein Mann mit unreinen Lippen bin ich, und mitten in einem Volk mit unreinen Lippen wohne ich. Denn meine Augen haben den König, den HERRN der Heerscharen, gesehen. 6,6 Da flog einer der Seraphim zu mir; und in seiner Hand war eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte. 6,7 Und er berührte [damit] meinen Mund und sprach: Siehe, dies hat deine Lippen berührt; so ist deine Schuld gewichen und deine Sünde gesühnt.

6,8 Und ich hörte die Stimme des Herrn, der sprach: Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen? Da sprach ich: Hier bin ich, sende mich! 6,9 Und er sprach: Geh hin und sprich zu diesem Volk: Hören, ja, hören sollt ihr und nicht verstehen! Sehen, ja, sehen sollt ihr und nicht erkennen! 6,10 Mache das Herz dieses Volkes fett, mache seine Ohren schwer[hörig], und verklebe seine Augen: damit es mit seinen Augen [nicht] sieht und mit seinen Ohren [nicht] hört und sein Herz [nicht] einsichtig wird und es [nicht] umkehrt und Heilung für sich findet! 6,11 Da sagte ich: Wie lange, Herr? Und er sprach: Bis die Städte verwüstet sind, ohne Bewohner, und die Häuser ohne Menschen und das Land zur Öde verwüstet ist. 6,12 Der HERR wird die Menschen weit fortschicken, und die Verlassenheit mitten im Land wird groß sein. 6,13 Und ist noch ein Zehntel darin, so wird es wieder dem Niederbrennen anheimfallen wie die Terebinthe und wie die Eiche, an denen beim Fällen ein Stumpf [bleibt] - ein heiliger Same ist sein Stumpf.
 

Des Königs Ahas Verzagtheit und Unglaube - Verheißung des Immanuel.

Kapitel 7

7,1 Und es geschah in den Tagen des Ahas, des Sohnes Jotams, des Sohnes Usijas, des Königs von Juda, da zog Rezin, der König von Aram, und Pekach, der Sohn des Remalja, der König von Israel, nach Jerusalem hinauf zum Kampf gegen es; aber er konnte nicht gegen es kämpfen. 7,2 Als nun dem Haus David gemeldet wurde: Aram hat sich auf [dem Gebiet von] Ephraim niedergelassen, da bebte sein Herz und das Herz seines Volkes, wie die Bäume des Waldes vor dem Wind beben. 7,3 Der HERR aber sprach zu Jesaja: Geh doch hinaus, Ahas entgegen, du und dein Sohn Schear-Jaschub, an das Ende der Wasserleitung des oberen Teiches, zur Straße des Walkerfeldes, 7,4 und sage ihm: Hüte dich und halte dich ruhig! Fürchte dich nicht, und dein Herz verzage nicht vor diesen beiden rauchenden Holzscheitstümpfen, [nämlich] vor der Zornglut Rezins und Arams und des Sohnes Remaljas! 7,5 Weil Aram Böses gegen dich beschlossen hat [ebenso wie] Ephraim und der Sohn des Remalja, indem sie sagen: 7,6 `Laßt uns gegen Juda hinaufziehen und ihm Grauen einjagen und es für uns erobern, und dort den Sohn des Tabeal zum König machen!, 7,7 so spricht der HERR: Es wird nicht zustande kommen und nicht geschehen. 7,8 Denn das Haupt von Aram ist Damaskus, und das Haupt von Damaskus ist Rezin - und noch 65 Jahre, dann ist Ephraim zerschlagen, [dann ist es] kein Volk [mehr] -, 7,9 und das Haupt von Ephraim ist Samaria und das Haupt von Samaria ist der Sohn des Remalja. Glaubt ihr nicht, dann bleibt ihr nicht!

7,10 Und der HERR fuhr fort, zu Ahas zu reden, und sprach: 7,11 Fordere dir ein Zeichen vom HERRN, deinem Gott! In der Tiefe fordere es oder oben in der Höhe! 7,12 Ahas aber sagte: Ich will nicht fordern und will den HERRN nicht prüfen. 7,13 Da sprach er: Hört doch, Haus David! Ist es euch zu wenig, Menschen zu ermüden, daß ihr auch meinen Gott ermüdet? 7,14 Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen. 7,15 Rahm und Honig wird er essen, bis er weiß, das Böse zu verwerfen und das Gute zu wählen. 7,16 Denn ehe der Junge weiß, das Böse zu verwerfen und das Gute zu wählen, wird das Land verlassen sein, vor dessen beiden Königen dir graut. 7,17 Der HERR wird über dich, über dein Volk und über das Haus deines Vaters Tage kommen lassen, wie sie nicht gekommen sind seit dem Tag, an dem Ephraim sich von Juda getrennt hat: den König von Assur.

7,18 Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird der HERR die Fliege, die am Ende der Ströme Ägyptens, und die Biene, die im Land Assur ist, herbeipfeifen. 7,19 Dann werden sie kommen und sich alle niederlassen in den Tälern der Schluchten und in den Spalten der Felsen, in allen Dornsträuchern und an allen Tränkplätzen. 7,20 An jenem Tag wird der Herr durch das Schermesser, das auf der anderen Seite des Stromes gedungen wurde, [nämlich] durch den König von Assur, das Haupt scheren und das Haar der Beine, ja, auch den Bart wird es wegnehmen. 7,21 An jenem Tag wird es geschehen, da wird einer eine junge Kuh und zwei Schafe am Leben erhalten. 7,22 Und es wird geschehen, wegen der Menge der Milch, die sie geben, wird er Rahm essen, ja, Rahm und Honig wird jeder essen, der im Land übriggeblieben ist. 7,23 Und es wird an jenem Tag geschehen, daß jeder Ort, wo tausend Weinstöcke [im Wert] von tausend Silber[schekeln] stehen, den Dornen und Disteln gehört. 7,24 [Nur] mit Pfeilen und Bogen wird man dorthin kommen, denn zu Dornen und Disteln wird das ganze Land werden. 7,25 Und [auf] alle Berge, die mit der Hacke behackt werden, dahin wirst du nicht kommen aus Furcht vor Dornen und Disteln. Und sie werden ein Ort sein, an den man Rinder treibt und der von Schafen zertreten wird.
 

Der Sohn des Propheten als Zeichen des Gerichts.

Kapitel 8

8,1 Und der HERR sprach zu mir: Nimm dir eine große Tafel und schreibe darauf mit Menschengriffel: Für Schnell-Raub Eile-Beute! 8,2 Da nahm ich mir zuverlässige Zeugen: den Priester Uria und Secharja, den Sohn des Jeberechja. - 8,3 Und ich nahte der Prophetin, und sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Und der HERR sprach zu mir: Gib ihm den Namen: `Schnell-Raub Eile Beute! 8,4 Denn ehe der Junge zu rufen versteht: `Mein Vater! und: `Meine Mutter!, wird man den Reichtum von Damaskus und die Beute von Samaria vor dem König von Assur hertragen.

8,5 Und der HERR fuhr fort, weiter zu mir zu reden: 8,6 Weil dieses Volk die Wasser von Siloah verworfen, die still dahinfließen, und Freude hat an Rezin und dem Sohn des Remalja: 8,7 darum, siehe, läßt der Herr die mächtigen und großen Wasser des Stromes über sie heraufsteigen - den König von Assur und all seine Herrlichkeit. Er wird heraufsteigen über all seine Betten und über all seine Ufer gehen. 8,8 Und er wird über Juda dahinfahren, [alles] überschwemmen und überfluten; bis an den Hals wird er reichen. Und die Spanne seiner Flügel wird die Weite deines Landes füllen, Immanuel!

8,9 Tobt, ihr Völker, und erschreckt! Und horcht auf, all ihr fernen [Bewohner] der Erde! Gürtet euch und erschreckt, gürtet euch und erschreckt! 8,10 Schmiedet einen Plan, er geht in die Brüche! Beredet die Sache, sie wird nicht zustande kommen! Denn Gott ist mit uns. 8,11 Denn so hat der HERR zu mir gesprochen, als [seine] Hand [mich] packte und er mich davor warnte, auf dem Weg dieses Volkes zu gehen: 8,12 Ihr sollt nicht alles Verschwörung nennen, was dieses Volk Verschwörung nennt. Das, was sie fürchten, sollt ihr nicht fürchten und nicht [davor] erschrecken. 8,13 Den HERRN der Heerscharen, den sollt ihr heiligen! Er sei eure Furcht, und er sei euer Schrecken! 8,14 Und er wird zum Heiligtum sein und zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Strauchelns für die beiden Häuser Israel, zum Klappnetz und zur Falle für die Bewohner Jerusalems. 8,15 Und viele unter ihnen werden stürzen, werden fallen und zerbrechen, verstrickt und gefangen werden. - 8,16 Binde die Offenbarung zusammen, versiegele die Weisung unter meinen Jüngern! - 8,17 Und ich will auf den HERRN harren, der sein Angesicht vor dem Haus Jakob verbirgt, und will auf ihn hoffen.

8,18 Siehe, ich und die Kinder, die der HERR mir gegeben hat, wir sind zu Zeichen und zu Wundern in Israel [geworden] vom HERRN der Heerscharen, der auf dem Berg Zion wohnt. 8,19 Und wenn sie zu euch sagen: Befragt die Totengeister und die Wahrsagegeister, die da flüstern und murmeln! [, so antwortet:] Soll nicht ein Volk seinen Gott befragen? [Soll es etwa] für die Lebenden die Toten [befragen]? 8,20 Hin zur Weisung und zur Offenbarung! Wenn sie nicht nach diesem Wort sprechen, dann gibt es für sie keine Morgenröte.

8,21 Man wird darin umherziehen, bedrückt und hungrig. Und es wird geschehen, wenn man Hunger leidet, dann wird man von Wut übermannt werden und seinen König und seinen Gott verfluchen. Und man wird sich nach oben wenden 8,22 und wird zur Erde blicken: und siehe, [da ist] Not und Finsternis, bedrängendes Dunkel, und in dichte Finsternis ist man hineingestoßen.
 

Verheißung des Reiches unter dem Sohn Davids.

8,23 Doch nicht [bleibt das] Dunkel [über] dem, der von der Finsternis bedrängt ist. Wie die frühere Zeit dem Land Sebulon und dem Land Naftali Schmach gebracht hat, so bringt die spätere den Weg am Meer, das [Land] jenseits des Jordan [und] den Kreis der Nationen zu Ehren.
 

Kapitel 9

9,1 Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein großes Licht. Die im Land der Finsternis wohnen, Licht leuchtet über ihnen. 9,2 Du vermehrst den Jubel, du machst die Freude groß. Sie freuen sich vor dir, wie man sich freut in der Ernte, wie man jauchzt beim Verteilen der Beute. 9,3 Denn das Joch ihrer Last, den Stab [auf] ihrer Schulter, den Stock ihres Treibers zerbrichst du wie am Tag Midians. 9,4 Denn jeder Stiefel, der dröhnend einherstampft, und [jeder] Mantel, in Blut gewälzt, fällt dem Brand anheim, [wird] ein Fraß des Feuers. 9,5 Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens. 9,6 Groß ist die Herrschaft, und der Friede wird kein Ende haben auf dem Thron Davids und über seinem Königreich, es zu festigen und zu stützen durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des HERRN der Heerscharen wird dies tun.
 

Drohendes Gericht über Israel.

9,7 Ein Wort sendet der Herr gegen Jakob, und in Israel fällt es nieder. 9,8 Und das ganze Volk erkennt es, Ephraim und die Bewohner von Samaria, die in Hochmut und mit überheblichen Herzen sagen: 9,9 Die Ziegelsteine sind gefallen, aber mit Quadern bauen wir auf. Die Sykomoren sind abgehauen, aber wir setzen Zedern an ihre Stelle. 9,10 Doch der HERR wird die Gegner, [nämlich] Rezin, über es erhöhen und seine Feinde aufstacheln: 9,11 Aram von Osten und die Philister von Westen; die werden Israel fressen mit vollem Maul. - Bei alledem wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand ausgestreckt.

9,12 Aber das Volk kehrt nicht um zu dem, der es schlägt, und den HERRN der Heerscharen suchen sie nicht. 9,13 Da haut der HERR von Israel Kopf und Schwanz ab, Palmzweig und Binse an einem Tag. 9,14 Der Älteste und Angesehene, er ist der Kopf; und der Prophet, der Lüge lehrt, er ist der Schwanz. 9,15 Denn die Führer dieses Volkes werden zu Verführern und die von ihnen Geführten zu Verwirrten. 9,16 Darum wird sich der Herr über dessen junge Männer nicht freuen, und über seine Waisen und Witwen wird er sich nicht erbarmen. Denn sie alle sind Gottlose und Übeltäter, und jeder Mund redet Torheit. - Bei alledem wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand ausgestreckt.

9,17 Denn die Gottlosigkeit brennt wie Feuer: Dornen und Disteln verzehrt sie und zündet in den Dickichten des Waldes, daß sie emporwirbeln als hoch aufsteigender Rauch. 9,18 Durch den Grimm des HERRN der Heerscharen ist das Land verbrannt, und das Volk ist wie ein Fraß des Feuers geworden; keiner hat Mitleid mit dem andern. 9,19 Und man verschlingt zur Rechten und hungert, und man frißt zur Linken und wird nicht satt. Jeder frißt das Fleisch seines Nächsten: 9,20 Manasse den Ephraim, und Ephraim den Manasse; diese miteinander zusammen [aber fallen] über Juda her. - Bei alledem wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand ausgestreckt.
 

Kapitel 10

10,1 Wehe denen, die Ordnungen des Unheils anordnen, und den Schreibern, die Mühsal schreiben, 10,2 um die Geringen von [ihrem] Rechtsanspruch zu verdrängen und den Elenden meines Volkes [ihr] Recht zu rauben, damit die Witwen ihr Plündergut werden und sie die Waisen plündern! 10,3 Und was wollt ihr tun am Tag der Heimsuchung und beim Sturm, der von weither kommt? Zu wem wollt ihr fliehen um Hilfe und wo euren Reichtum lassen? 10,4 Beugt man sich nicht unter Gefangenen, so muß man unter Erschlagenen fallen. - Bei alledem wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand ausgestreckt.
 

Weheruf über Assur und dessen Niederlage.

Nah 1-3; Zeph 2,13-15.

10,5 Wehe, Assur, Rute meines Zorns! Und der Stock meines Zorns - in ihrer Hand ist er. 10,6 Gegen eine gottlose Nation sende ich ihn, und gegen das Volk meines Grimmes entbiete ich ihn, Raub zu rauben und Beute zu erbeuten und es zertreten zu lassen wie Straßenkot. 10,7 Er aber meint es nicht so, und sein Herz denkt nicht so, sondern zu verheeren hat er im Sinn und nicht wenige Nationen auszurotten. 10,8 Denn er sagt: Sind meine Oberste nicht allesamt Könige? 10,9 Ist Kalne nicht wie Karkemisch, Hamat nicht wie Arpad, Samaria nicht wie Damaskus? 10,10 Wie meine Hand die Königreiche der Götzen erreicht hat - und ihre geschnitzten Bilder waren mehr als die von Jerusalem und von Samaria -, 10,11 werde ich nicht, wie ich Samaria und seinen Götzen getan habe, ebenso Jerusalem und seinen Götzenbildern tun?

10,12 Aber es wird geschehen, wenn der Herr sein ganzes Werk am Berg Zion und an Jerusalem vollendet hat, wird er die Frucht des überheblichen Herzens des Königs von Assur heimsuchen und den hochmütigen Stolz seiner Augen. 10,13 Denn er hat gesagt: Durch die Kraft meiner Hand habe ich es getan und durch meine Weisheit, denn ich bin verständig. Und ich beseitige die Grenzen der Völker und plündere ihre Schätze und stoße die Bewohner hinab wie ein Starker. 10,14 Meine Hand hat den Reichtum der Völker erreicht wie ein Nest. Und wie man verlassene Eier zusammenrafft, so habe ich die ganze Erde zusammengerafft: da war keiner, der mit dem Flügel schlug oder den Schnabel aufriß und piepste. - 10,15 Rühmt sich die Axt gegen den, der damit haut? Oder brüstet sich die Säge gegen den, der sie zieht? Als schwänge ein Stock den, der ihn hochhebt, als ob ein Stab den hochhöbe, der kein Holz ist! 10,16 Darum wird der Herr, der HERR der Heerscharen, Schwindsucht senden unter seine Fetten, und unter seiner Herrlichkeit wird ein Brand auflodern wie ein Feuerbrand. 10,17 Und das Licht Israels wird zum Feuer werden und sein Heiliger zur Flamme; die wird seine Dornen und seine Disteln in Brand setzen und verzehren an einem Tag. 10,18 Und man wird die Herrlichkeit seines Waldes und seines Fruchtgartens von der Seele bis zum Fleisch vernichten, und es wird sein, wie wenn ein Kranker dahinsiecht. 10,19 Dann wird der Rest der Bäume seines Waldes zu zählen sein: ein Junge könnte sie aufschreiben.
 

Rettung des Überrestes Israels und Jerusalems.

10,20 An jenem Tag wird es geschehen: Da wird der Überrest Israels, und was vom Haus Jakob entkommen ist, sich nicht mehr länger auf den stützen, der es schlägt, sondern es wird sich auf den HERRN, den Heiligen Israels, stützen in Treue. 10,21 Ein Überrest wird umkehren, ein Überrest Jakobs, zu dem starken Gott. 10,22 Denn wenn auch dein Volk, Israel, wie der Sand des Meeres wäre: [nur] ein Überrest davon wird umkehren. Vernichtung ist beschlossen, einherflutend [mit] Gerechtigkeit. 10,23 Denn der Herr, der HERR der Heerscharen, vollzieht festbeschlossene Vernichtung inmitten der ganzen Erde.

10,24 Darum, so spricht der Herr, der HERR der Heerscharen: Fürchte dich nicht, mein Volk, das in Zion wohnt, vor Assur, der dich mit dem Stock schlägt und seinen Stab gegen dich erhebt in der Art Ägyptens! 10,25 Denn nur noch eine ganz kurze Weile, dann wird der Grimm zu Ende sein, und mein Zorn [richtet sich] auf ihre Vernichtung. 10,26 Und der HERR der Heerscharen wird über ihn die Geißel schwingen wie bei der Niederlage Midians am Felsen Oreb und seinen Stab über das Meer, und er wird ihn erheben in der Art Ägyptens. 10,27 An jenem Tag wird es geschehen, da weicht seine Last von deiner Schulter, und sein Joch wird von deinem Hals weggerissen, und vernichtet wird das Joch vor dem Fett.

10,28 Er kommt auf Ajat zu, zieht durch Migron; in Michmas läßt er seinen Troß. 10,29 Sie ziehen durch die Schlucht, `Geba sei unser Nachtquartier! Rama bebt, Gibea Sauls flieht. 10,30 Schreie gellend, Tochter Gallims! Horche auf, Lajescha! Elendes Anatot! 10,31 Madmena eilt davon, die Bewohner von Gebim bringen [sich] in Sicherheit. 10,32 Noch heute macht er Halt in Nob. - Er schwingt seine Hand gegen den Berg der Tochter Zion, den Hügel Jerusalems. - 10,33 Siehe, der Herr, der HERR der Heerscharen, haut mit Schreckensgewalt die Äste herunter. Und die Hochgewachsenen werden gefällt, und die Emporragenden werden niedersinken. 10,34 Und er schlägt das Dickicht des Waldes mit dem Eisen nieder, und der Libanon fällt durch einen Mächtigen.
 

Das zukünftige Friedensreich des Christus.

Kapitel 11

11,1 Und ein Sproß wird hervorgehen aus dem Stumpf Isais, und ein Schößling aus seinen Wurzeln wird Frucht bringen. 11,2 Und auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und Furcht des HERRN; 11,3 und er wird sein Wohlgefallen haben an der Furcht des HERRN. Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, und nicht zurechtweisen nach dem, was seine Ohren hören, 11,4 sondern er wird die Geringen richten in Gerechtigkeit und die Elenden des Landes zurechtweisen in Geradheit. Und er wird den Gewalttätigen schlagen mit dem Stab seines Mundes und mit dem Hauch seiner Lippen den Gottlosen töten. 11,5 Gerechtigkeit wird der Schurz seiner Hüften sein und die Treue der Schurz seiner Lenden. - 11,6 Und der Wolf wird beim Lamm weilen und der Leopard beim Böckchen lagern. Das Kalb und der Junglöwe und das Mastvieh werden zusammen sein, und ein kleiner Junge wird sie treiben. 11,7 Kuh und Bärin werden [miteinander] weiden, ihre Jungen werden zusammen lagern. Und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. 11,8 Und der Säugling wird spielen an dem Loch der Viper und das entwöhnte Kind seine Hand ausstrecken nach der Höhle der Otter. 11,9 Man wird nichts Böses tun noch verderblich handeln auf meinem ganzen heiligen Berg. Denn das Land wird voll von Erkenntnis des HERRN sein, wie von Wassern, die das Meer bedecken. - 11,10 Und an jenem Tag wird es geschehen: der Wurzelsproß Isais, der als Feldzeichen der Völker dasteht, nach ihm werden die Nationen fragen; und seine Ruhestätte wird Herrlichkeit sein.

11,11 Und an jenem Tag wird es geschehen, da wird der Herr noch einmal seine Hand erheben, um den Überrest seines Volkes, der übrigbleibt, loszukaufen aus Assur und Ägypten, aus Patros und Kusch, aus Elam, Schinar und Hamat und von den Inseln des Meeres. 11,12 Und er wird den Nationen ein Feldzeichen aufrichten und die Vertriebenen Israels zusammenbringen, und die Verstreuten Judas wird er sammeln von den vier Enden der Erde. 11,13 Dann wird die Eifersucht Ephraims weichen, und die Bedränger Judas werden ausgerottet werden. Ephraim wird auf Juda nicht eifersüchtig sein, und Juda wird Ephraim nicht bedrängen. 11,14 Und sie werden nach Westen auf die Berglehne der Philister fliegen. Miteinander werden sie die Söhne des Ostens ausplündern. Edom und Moab werden ihre Hand greifen, und die Söhne Ammons werden ihnen hörig sein. 11,15 Dann wird der HERR die Meereszunge Ägyptens spalten. Und er wird seine Hand über den Strom schwingen mit der Gewalt seines Hauches und ihn in sieben Bäche zerschlagen, so daß man mit Schuhen hindurchgehen kann. 11,16 So wird es eine Straße geben für den Überrest seines Volkes, der aus Assur übrigbleibt, wie es eine [Straße] für Israel gab an dem Tag, als es aus dem Land Ägypten heraufzog.
 

Dank des Überrestes im zukünftigen Friedensreich.

Kapitel 12

12,1 Und an jenem Tag wirst du sagen: Ich preise dich, HERR! Ja, du hast mir gezürnt. Möge dein Zorn sich wenden, daß du mich tröstest! 12,2 Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin voller Vertrauen und fürchte mich nicht. Denn Jah, der HERR, ist meine Stärke und mein Loblied, und er ist mir zum Heil geworden. - 12,3 Und mit Freuden werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen des Heils 12,4 und werdet an jenem Tage sprechen: Preist den HERRN, ruft seinen Namen aus, macht unter den Völkern seine Taten bekannt, verkündet, daß sein Name hoch erhaben ist! 12,5 Lobsingt dem HERRN, denn Herrliches hat er getan! Das soll auf der ganzen Erde bekannt werden. 12,6 Jauchze und juble, Bewohnerin von Zion! Denn groß ist in deiner Mitte der Heilige Israels. Ankündigung der Zerstörung Babels, auch als Bild des Gerichts über alle Nationen

Kap. 21,1-10; 47,1-15; Jer 50; 51.
 

Kapitel 13

13,1 Ausspruch über Babel, den Jesaja, der Sohn des Amoz, geschaut hat.

13,2 Auf kahlem Berg richtet ein Feldzeichen auf, mit lauter Stimme ruft ihnen zu, winkt mit der Hand, daß sie einziehen durch die Tore der Edlen! 13,3 Ich habe meine Geheiligten entboten, auch meine Helden zu meinem Zorn[gericht] gerufen, die über meine Hoheit frohlocken. 13,4 Horch! Getümmel auf den Bergen wie von einem großen Volk! Horch! Getöse von Königreichen, von versammelten Nationen! Der HERR der Heerscharen mustert ein Kriegsheer. 13,5 Aus fernem Land kommen sie, vom Ende des Himmels - der HERR mit den Werkzeugen seiner Verwünschung, um das ganze Land zugrunde zu richten. 13,6 Heult, denn nahe ist der Tag des HERRN! Er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen. 13,7 Darum werden alle Hände erschlaffen, und jedes Menschenherz wird zerschmelzen. 13,8 Und sie werden bestürzt sein. Krämpfe und Wehen werden sie packen, sie werden sich winden wie eine Gebärende. Einer starrt den andern an, ihre Gesichter glühen wie Flammen.

13,9 Siehe, der Tag des HERRN kommt, grausam mit Grimm und Zornglut, um die Erde zur Wüste zu machen; und ihre Sünder wird er von ihr austilgen. 13,10 Denn die Sterne des Himmels und seine Sternbilder werden ihr Licht nicht leuchten lassen. Die Sonne wird finster sein bei ihrem Aufgang, und der Mond wird sein Licht nicht scheinen lassen. 13,11 Und ich werde am Erdkreis die Bosheit heimsuchen und an den Gottlosen ihre Schuld. Ich werde der Anmaßung der Stolzen ein Ende machen und den Hochmut der Gewalttätigen erniedrigen. 13,12 Ich will den Sterblichen seltener machen als gediegenes Gold und den Menschen [seltener] als Ofirgold. 13,13 Darum werde ich die Himmel erzittern lassen, und die Erde wird aufbeben von ihrer Stelle beim Grimm des HERRN der Heerscharen und am Tage seiner Zornglut. 13,14 Und es wird wie mit einer verscheuchten Gazelle sein und wie mit einer Herde, die niemand sammelt: jeder wird sich zu seinem Volk wenden und jeder in sein Land fliehen. 13,15 Wer irgend gefunden wird, soll durchbohrt werden; und wer irgend ergriffen wird, soll durchs Schwert fallen. 13,16 Ihre Kinder werden vor ihren Augen zerschmettert, ihre Häuser geplündert und ihre Frauen geschändet werden.

13,17 Siehe, ich erwecke gegen sie die Meder, die Silber nicht achten und an Gold kein Gefallen haben. 13,18 [Ihre] Bogen werden junge Männer niederstrecken, und über die Leibesfrucht werden sie sich nicht erbarmen, und der Kinder wegen werden sie nicht betrübt sein. 13,19 So wird es Babel, der Zierde der Königreiche, der stolzen Pracht der Chaldäer, ergehen wie [nach] der Umkehrung von Sodom und Gomorra durch Gott. 13,20 Nie mehr wird es bewohnt sein, und [es bleibt] unbesiedelt von Generation zu Generation. Und der Araber wird dort nicht zelten, und Hirten werden [ihre Herden] dort nicht lagern lassen. 13,21 Aber Wüstentiere werden dort lagern, und voller Eulen werden ihre Häuser sein. Strauße werden dort wohnen und Bocks-Dämonen dort tanzen. 13,22 Wilde Hunde werden heulen in seinen Palästen und Schakale in den Lustschlössern. Und seine Zeit steht nahe bevor, und seine Tage werden nicht verlängert werden.
 

Freude und Staunen über den Sturz Babels und seines Königs.

Kap. 21,1-10; 47,1-15; Jer 50; 51.
 

Kapitel 14

14,1 Denn der HERR wird sich über Jakob erbarmen und Israel noch [einmal] erwählen und wird sie in ihr Land setzen. Und der Fremde wird sich ihnen anschließen, und sie werden sich dem Haus Jakob zugesellen. 14,2 Und die Völker werden sie nehmen und sie an ihren Ort bringen. Dann wird das Haus Israel [diese] als Knechte und Mägde in Erbbesitz nehmen im Land des HERRN. Und sie werden die gefangen wegführen, die sie gefangen wegführten, und sie werden ihre Unterdrücker [nieder]treten.

14,3 Und es wird geschehen, an dem Tag, an dem der HERR dir Ruhe verschafft von deiner Mühsal und deiner Unruhe und von dem harten Dienst, den man dir auferlegt hat, 14,4 da wirst du dieses Spottlied anstimmen über den König von Babel und sagen: Wie hat aufgehört der Unterdrücker, aufgehört das Anstürmen! 14,5 Zerbrochen hat der HERR den Stab der Gottlosen, den Herrscherstab, 14,6 der Völker schlug im Grimm mit Schlägen ohne Unterlaß, Nationen unterjochte im Zorn mit Verfolgung ohne Schonung. 14,7 Es ruht, es rastet die ganze Erde. Man bricht in Jubel aus. 14,8 Auch die Wacholderbäume freuen sich über dich, die Zedern des Libanon: `Seitdem du daliegst, kommt der Holzfäller nicht mehr zu uns herauf. 14,9 Der Scheol drunten ist in Bewegung um deinetwillen, in Erwartung deiner Ankunft. Er stört deinetwegen die Schatten auf, alle Mächtigen der Erde, er läßt von ihren Thronen alle Könige der Nationen aufstehen. 14,10 Sie alle beginnen und sagen zu dir: `Auch du bist kraftlos geworden wie wir, bist uns gleich! 14,11 In den Scheol hinabgestürzt ist deine Pracht und der Klang deiner Harfen. Maden sind unter dir zum Lager ausgebreitet, und Würmer sind deine Decke. 14,12 Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte! [Wie bist du] zu Boden geschmettert, Überwältiger der Nationen! 14,13 Und du, du sagtest in deinem Herzen: `Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über den Sternen Gottes meinen Thron aufrichten und mich niedersetzen auf den Versammlungsberg im äußersten Norden. 14,14 Ich will hinaufsteigen auf Wolkenhöhen, dem Höchsten mich gleich machen. - 14,15 Doch in den Scheol wirst du hinabgestürzt, in die tiefste Grube. 14,16 Die dich sehen, betrachten dich, sehen dich genau an: `Ist das der Mann, der die Erde erbeben ließ, Königreiche erschütterte? 14,17 Er machte den Erdkreis der Wüste gleich und riß ihre Städte nieder. Seine Gefangenen entließ er nicht nach Hause. 14,18 Alle Könige der Nationen, sie alle ruhen in Ehren, jeder in seinem Haus. 14,19 Du aber bist hingeworfen fern von deiner Grabstätte wie ein verabscheuter Schößling, bedeckt mit Erschlagenen, vom Schwert Durchbohrten wie ein zertretenes Aas. 14,20 [Mit denen,] die zu den Steinen der Grube hinabgefahren sind, mit ihnen wirst du nicht vereint werden im Grab. Denn du hast dein Land zugrunde gerichtet, dein Volk erschlagen. Das Geschlecht von Übeltätern wird in Ewigkeit nicht [mehr] genannt werden.

14,21 Bereitet für seine Söhne die Schlachtbank zu um der Schuld ihrer Väter willen! Sie sollen sich nicht [mehr] erheben und die Erde in Besitz nehmen und die Fläche des Erdkreises mit Städten füllen. 14,22 Und ich werde mich gegen sie erheben, spricht der HERR der Heerscharen, und werde von Babel ausrotten Namen und Überrest und Sproß und Nachkommen, spricht der HERR. 14,23 Ich werde es zum Besitz der Igel machen und zu Wassersümpfen. Und ich werde es ausfegen mit dem Besen der Vertilgung, spricht der HERR der Heerscharen.
 

Drohendes Gericht über Assur und die Philister.

14,24 Der HERR der Heerscharen hat geschworen und gesagt: Fürwahr, wie ich es erwog, so geschieht es, und wie ich es beschlossen habe, so kommt es zustande: 14,25 daß ich Assur in meinem Land zerschmettere und es auf meinen Bergen zertrete. Dann weicht von ihnen sein Joch, und seine Last weicht von ihrer Schulter. 14,26 Das ist der Ratschluß, der über die ganze Erde beschlossen ist, und das ist die Hand, die über alle Nationen ausgestreckt ist. 14,27 Denn der HERR der Heerscharen hat es beschlossen. Wer wird es ungültig machen? Und seine Hand ist ausgestreckt. Wer wendet sie zurück?

Hes 25,15-17; Sach 9,5-7.

14,28 Im Todesjahr des Königs Ahas geschah dieser Ausspruch: 14,29 Freue dich nicht, ganz Philistäa, daß der Stock zerbrochen ist, der dich schlug! Denn aus der Wurzel der Schlange wird eine Otter hervorkommen, und ihre Frucht wird eine fliegende feurige Schlange sein. 14,30 Da werden die Erstgeborenen der Geringen weiden und die Armen sich in Sicherheit lagern. Aber deine Wurzel werde ich durch Hunger töten, und deinen Überrest werde ich erschlagen. 14,31 Heule, Tor! Schrei um Hilfe, Stadt! Verzage, ganz Philistäa! Denn von Norden her kommt Rauch, und keiner sondert sich ab von seinen Scharen. 14,32 Und was antwortet man den Boten der Nation? Ja, der HERR hat die Grundmauern Zions gelegt, und darin finden die Elenden seines Volkes Zuflucht.
 

Drohendes Gericht über Moab.

Kap. 16,6-14; Jer 48; Hes 25,8-11; Am 2,1-3; Zeph 2,8-11.
 

Kapitel 15

15,1 Ausspruch über Moab.

Ja, über Nacht ist Ar-Moab verwüstet, vernichtet; ja, über Nacht ist Kir-Moab verwüstet, vernichtet. 15,2 Man steigt zum [Götzen]tempel hinauf und nach Dibon auf die Höhen, um zu weinen; auf Nebo und auf Medeba jammert Moab. Auf allen seinen Köpfen ist eine Glatze, jeder Bart ist abgeschoren. 15,3 Auf seinen Gassen gürten sie sich Sacktuch um; auf seinen Dächern und auf seinen [Markt]plätzen jammert alles, in Tränen zerfließend. 15,4 Heschbon und Elale schreien um Hilfe; bis Jahaz hört man ihre Stimme. Darum erheben die Gerüsteten Moabs das Kriegsgeschrei, es zittert um sein Leben. 15,5 Mein Herz schreit um Hilfe für Moab, - seine Flüchtlinge [fliehen] bis nach Zoar, nach Eglat-Schelischija. Ja, die Anhöhe von Luhit steigt man mit Weinen hinauf; ja, auf dem Weg nach Horonajim erhebt man Geschrei über den Zusammenbruch. 15,6 Ja, die Wasser von Nimrim sollen zu Wüsten werden. Ja, verdorrt ist das Gras, verwelkt das Kraut; das Grün ist nicht mehr da. 15,7 Darum trägt man über den Pappelbach, was man erübrigt und was man aufbewahrt hat. 15,8 Ja, das Wehgeschrei umkreist das Gebiet von Moab: bis nach Eglajim [dringt] sein Jammern und nach Beer-Elim sein Jammern. 15,9 Ja, die Wasser von Dimon sind voller Blut. Denn ich verhänge noch mehr [Unheil] über Dimon: einen Löwen über die Entkommenen Moabs und über den Überrest des Landes.
 

Kapitel 16

16,1 Sendet einen Widder des Landesherrn von Sela in der Wüste zum Berg der Tochter Zion! 16,2 Und es geschieht: wie umherflatternde Vögel, [wie] ein aufgescheuchtes Nest sind die Töchter Moabs an den Übergängen des Arnon. 16,3 Schaffe Rat, triff Entscheidung! Am hellen Mittag mache deinen Schatten der Nacht gleich, verbirg die Vertriebenen, den Flüchtling verrate nicht! 16,4 Laß die Vertriebenen Moabs sich bei dir als Fremde aufhalten! Sei ihnen ein Versteck vor dem Verwüster! - Wenn der Unterdrücker nicht mehr da ist, die Verwüstung aufgehört hat, die Zertreter aus dem Lande verschwunden sind, 16,5 dann wird in Güte ein Thron aufgerichtet werden. Und auf ihm - im Zelt Davids - wird einer in Beständigkeit sitzen, der da richtet und nach Recht trachtet und der in Gerechtigkeit erfahren ist.

Kap. 15,1-9.

16,6 Wir haben gehört von dem Hochmut Moabs, dem sehr hochfahrenden, von seinem Stolz, seinem Hochmut und seiner Überheblichkeit, von seinem eitlen Prahlen. 16,7 Darum wird Moab heulen über Moab; alles wird heulen. Um die Traubenkuchen von Kir-Hareset werdet ihr seufzen, ganz zerschlagen. 16,8 Denn Heschbons Terrassen[gärten] sind verwelkt, die Weinstöcke von Sibma, deren edle Trauben die Herren der Nationen [mit Trunkenheit] bezwangen. Bis nach Jaser reichten sie, verloren sich in die Wüste. Seine Ranken breiteten sich aus, gingen über das Meer. 16,9 Darum beweine ich, wie Jaser weint, den Weinstock von Sibma, mit meinen Tränen tränke ich dich satt, Heschbon und Elale. Denn über dein Sommerobst und über deinen Ernteertrag ist das Jauchzen [der Feinde] gefallen. 16,10 Da sind Freude und Jubel aus den Fruchtgärten abgeerntet, und in den Weinbergen wird nicht gejubelt, nicht gejauchzt. In den Kelterkufen tritt kein Kelterer den Wein; dem Jauchzen habe ich ein Ende gemacht. 16,11 Darum klagen meine Eingeweide über Moab wie eine Zither und mein Inneres über Kir-Heres. 16,12 Und es wird geschehen, wenn Moab erscheint, sich abmüht auf der Opferhöhe und in sein Heiligtum eintritt, um zu beten, dann wird es nichts ausrichten. 16,13 Das ist das Wort, das der HERR einst über Moab geredet hat. 16,14 Jetzt aber redet der HERR und spricht: In drei Jahren, wie die Jahre eines Tagelöhners, wird die Herrlichkeit Moabs verächtlich sein samt all der großen Menge. Und der Überrest wird winzig klein, [gar] nicht groß sein.
 

Drohendes Gericht über Damaskus und das Reich Israel.

Jer 49,23-27; Am 1,3-5.
 

Kapitel 17

17,1 Ausspruch über Damaskus.

Siehe, Damaskus hört auf, eine Stadt zu sein, und wird ein Trümmerhaufen. 17,2 Verlassen sind die Städte von Aroer, sie werden den Herden preisgegeben; die lagern [dort] und niemand schreckt sie auf. 17,3 Und verschwinden wird die feste Stadt aus Ephraim und das Königtum aus Damaskus. Und dem Überrest von Aram ergeht es wie der Herrlichkeit der Söhne Israel, spricht der HERR der Heerscharen.

17,4 Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird die Herrlichkeit Jakobs armselig sein und das Fett seines Fleisches mager werden. 17,5 Es wird sein, wie wenn einer bei der Ernte Getreidehalme zusammenfaßt und sein Arm Ähren abmäht. Es wird sein, wie wenn einer Ähren sammelt in der Talebene Refaim. 17,6 - Doch wird eine Nachlese an ihm übrigbleiben wie beim Abschlagen der Oliven: zwei, drei reife Oliven oben im Geäst, vier, fünf an den Zweigen des Fruchtbaums, spricht der HERR, der Gott Israels. - 17,7 An jenem Tag wird der Mensch auf den hinschauen, der ihn gemacht hat, und seine Augen werden auf den Heiligen Israels sehen. 17,8 Und er wird nicht schauen auf die Altäre, das Werk seiner Hände. Und was seine Finger gemacht haben, wird er nicht ansehen, weder die Ascherim noch die Räucheraltäre. - 17,9 An jenem Tag werden seine Festungsstädte sein wie die verlassenen Orte des Waldes und des Berggipfels, die man vor den Söhnen Israel verließ; und es wird eine Öde sein. - 17,10 Ja, du hast vergessen den Gott deines Heils und nicht gedacht an den Felsen deiner Zuflucht. Deshalb pflanze nur Pflanzungen des `Lieblichen und besäe sie [nur] mit ausländischen Weinranken! 17,11 Am Tag, da du gepflanzt, ziehst du [sie] groß, und am Morgen, da du gesät, bringst du [sie] zum Blühen: hin ist die Ernte am Tag des Siechtums und des unheilbaren Schmerzes.

17,12 Wehe, ein Getöse vieler Völker: wie das Tosen der Meere tosen sie; und ein Rauschen von Völkerschaften: wie das Rauschen gewaltiger Wasser rauschen sie. 17,13 Völkerschaften rauschen wie das Rauschen vieler Wasser. Doch er bedroht sie, und sie fliehen in die Ferne. Und sie werden gejagt wie Spreu auf den Bergen vor dem Wind und wie die Raddistel vor dem Sturm. 17,14 Zur Abendzeit, siehe da, [jähes] Erschrecken. Ehe es Morgen wird, gibt es sie nicht mehr. Das ist das Geschick derer, die uns plündern, und das Los derer, die uns berauben.
 

Drohendes Gericht über Kusch.

Kapitel 18

18,1 Wehe, Land des Flügelgeschwirrs, jenseits der Ströme von Kusch, 18,2 das Boten auf dem Meer entsendet und in Papyruskähnen über der Wasserfläche! Geht hin, schnelle Boten, zu der Nation, die hochgewachsen und blank ist, zu dem Volk, das weit und breit gefürchtet ist, zu der Nation, die mit gespannter Kraft [alles] zertritt, deren Land Ströme durchschneiden! 18,3 Ihr alle, Bewohner des Festlandes und die ihr auf der Erde ansässig seid, wenn man ein Feldzeichen auf den Bergen aufrichtet, seht hin! Und wenn man ins Horn stößt, hört hin!

18,4 Denn so hat der HERR zu mir gesprochen: Ich will mich ruhig verhalten und will zuschauen an meiner Stätte, wie flimmernde Glut bei Sonnenschein, wie Taugewölk in der Ernteglut. 18,5 Denn vor der Ernte, wenn die Blüte vorbei ist und die Blume zur reifenden Traube wird, wird er die Reben abschneiden mit Winzermessern und die Ranken entfernen [und] abreißen. 18,6 Sie werden allesamt den Raubvögeln der Berge und den Tieren der Erde überlassen werden. Und die Raubvögel werden den Sommer darauf zubringen, und alle Tiere der Erde werden darauf überwintern.

18,7 In jener Zeit wird dem HERRN der Heerscharen ein Geschenk dargebracht werden: von einem Volk, das hochgewachsen und blank ist, und von einem Volk, das weit und breit gefürchtet ist, von einer Nation, die mit gespannter Kraft alles zertritt, deren Land Ströme durchschneiden - zur Stätte des Namens des HERRN der Heerscharen, zum Berg Zion.
 

Drohendes Gericht über Ägypten.

Jer 46,2-26; Hes 29-32.
 

Kapitel 19

19,1 Ausspruch über Ägypten.

Siehe, der HERR fährt auf einer schnellen Wolke und kommt nach Ägypten. Da beben die Götzen Ägyptens vor ihm, und das Herz Ägyptens zerschmilzt in seinem Innern. 19,2 Und ich will Ägypten gegen Ägypten aufstacheln, daß sie kämpfen werden, jeder gegen seinen Bruder und jeder gegen seinen Nächsten, Stadt gegen Stadt, Königreich gegen Königreich. 19,3 Dann wird der Geist Ägyptens in seinem Innern verstört werden, und seinen Ratschlag will ich verwirren: da werden sie die Götzen und die Totenbeschwörer, die Totengeister und die Wahrsager befragen. 19,4 Und ich will Ägypten ausliefern in die Hand eines harten Herrn. Und ein grausamer König wird über sie herrschen, spricht der Herr, der HERR der Heerscharen. - 19,5 Und die Wasser werden im Meer versiegen, und der Strom wird verdunsten und austrocknen, 19,6 und die Ströme werden stinkend werden. Die Kanäle Mazors werden armselig werden und vertrocknen, Rohr und Schilf werden schwarz werden. 19,7 Die Binsen am Nil, an der Mündung des Nil, und jedes Saatfeld am Nil verdorrt, wird verweht und besteht nicht mehr. 19,8 Da klagen die Fischer, und es trauern alle, die die Angel in den Nil auswerfen. Und die auf der Wasserfläche das Netz ausbreiten, werden hinfällig. 19,9 Und zuschanden werden die, die Flachsstengel zu Gekämmtem verarbeiten, und die Weber erbleichen. 19,10 Und seine Grundpfeiler sind zerschlagen. Alle, die um Lohn arbeiten, sind [in ihrer] Seele betrübt. 19,11 Lauter Toren sind die Obersten von Zoan, die weisen Ratgeber des Pharao. [Ihr] Ratschlag hat sich als dumm erwiesen. Wie sagt ihr zum Pharao: Ein Sohn der Weisen bin ich, ein Sohn von Königen der Vorzeit? 19,12 Wo sind sie denn, deine Weisen? Mögen sie dir doch verkünden und erkennen, was der HERR der Heerscharen über Ägypten beschlossen hat. 19,13 Die Obersten von Zoan sind zu Toren geworden, die Obersten von Nof sind betrogen. Die Anführer seiner Stämme haben Ägypten zum Taumeln gebracht. 19,14 Der HERR hat in seiner Mitte einen Geist des Schwindels gebraut, daß sie Ägypten zum Taumeln gebracht haben in all seinem Tun, wie ein Trunkener taumelt in seinem Erbrochenen. 19,15 Und Ägypten wird keine Tat [mehr] gelingen, die Kopf oder Schwanz, Palmzweig oder Binse verrichten [wollen].
 

Ägypten und Assur mit Israel im zukünftigen Friedensreich

19,16 An jenem Tag werden die Ägypter wie Frauen sein. Sie werden zittern und beben vor dem Schwingen der Hand des HERRN der Heerscharen, die er gegen sie schwingen wird. 19,17 Und das Land Juda wird für Ägypten zum Schrecken werden. So oft jemand es bei den Ägyptern erwähnt, werden sie beben vor dem Ratschluß des HERRN der Heerscharen, den er über sie beschlossen hat.

19,18 An jenem Tag werden fünf Städte im Land Ägypten sein, die die Sprache Kanaans reden und dem HERRN der Heerscharen schwören werden. Eine wird Ir-Heres heißen. 19,19 An jenem Tag wird mitten im Land Ägypten dem HERRN ein Altar [geweiht] sein und ein Gedenkstein für den HERRN nahe an seiner Grenze. 19,20 Und er wird zu einem Zeichen und zu einem Zeugnis für den HERRN der Heerscharen im Land Ägypten werden: Wenn sie zum HERRN schreien werden wegen der Unterdrücker, dann wird er ihnen einen Retter senden; der wird den Streit führen und sie erretten. 19,21 Und der HERR wird sich den Ägyptern zu erkennen geben, und die Ägypter werden an jenem Tag den HERRN erkennen. Dann werden sie dienen mit Schlachtopfern und Speisopfern und werden dem HERRN Gelübde tun und sie erfüllen. 19,22 Und der HERR wird die Ägypter schlagen, schlagen und heilen. Und sie werden sich zum HERRN wenden, und er wird sich von ihnen erbitten lassen und sie heilen.

19,23 An jenem Tag wird es eine Straße von Ägypten nach Assur geben. Assur wird nach Ägypten und die Ägypter nach Assur kommen, und die Ägypter werden mit Assur [dem HERRN] dienen. 19,24 An jenem Tag wird Israel der Dritte sein mit Ägypten und mit Assur, ein Segen inmitten der Erde. 19,25 Denn der HERR der Heerscharen segnet es und spricht: Gesegnet sei Ägypten, mein Volk, und Assur, meiner Hände Werk, und Israel, mein Erbteil!
 

Ankündigung des Sieges Assurs über Ägypten und Kusch.

Hes 29-32.
 

Kapitel 20

20,1 In dem Jahr, in dem der Tartan nach Aschdod kam, als Sargon, der König von Assur, ihn gesandt hatte und er gegen Aschdod kämpfte und es einnahm, 20,2 in dieser Zeit redete der HERR durch Jesaja, den Sohn des Amoz: Geh und löse das Sacktuch von deinen Hüften und ziehe deine Sandalen von deinen Füßen! Und er tat es, ging nackt und barfuß. 20,3 Da sprach der HERR: Ebenso wie mein Knecht Jesaja nackt und barfuß gegangen ist, drei Jahre lang als Zeichen und Wahrzeichen über Ägypten und über Kusch, 20,4 so wird der König von Assur die Gefangenen Ägyptens und die Weggeführten von Kusch wegtreiben, junge Männer und Greise, nackt und barfuß und mit entblößtem Gesäß, zur Schande Ägyptens. 20,5 Und sie werden schreckerfüllt und beschämt sein wegen Kuschs, ihrer Hoffnung, und wegen Ägyptens, ihres Stolzes. 20,6 Und die Bewohner dieses Küstenlandes werden an jenem Tag sagen: Siehe, so ist es mit unserer Hoffnung, zu der wir um Hilfe flohen, um vor dem König von Assur gerettet zu werden! Wie sollten wir da entrinnen?
 

Weissagung der Verwüstung Babels.

Kap. 13; 14; 47,1-15; Jer 50; 51.
 

Kapitel 21

21,1 Ausspruch über die Wüste des Meeres.

Wie Stürme, wenn sie im Süden daherfahren, so kommt es aus der Wüste, aus einem furchtbaren Land. 21,2 Ein hartes Gesicht wurde mir kundgetan: Der Räuber raubt, und der Verwüster verwüstet. Auf, Elam! Belagere, Medien! All ihrem Seufzen mache ich ein Ende. 21,3 Darum sind meine Hüften voll Beben, Wehen haben mich gepackt wie die Wehen einer Gebärenden. Ich krümme mich, daß ich nicht hören, bin bestürzt, daß ich nicht sehen kann. 21,4 Mein Herz rast, Schauder hat mich überfallen. Die Dämmerung, die ich liebe, hat er mir in Schrecken verwandelt.

21,5 Man rüstet den Tisch, man ordnet die Polster, man ißt, man trinkt: `Steht auf, ihr Obersten! Salbt den Schild! - 21,6 Denn so hat der Herr zu mir gesprochen: Geh hin, stell einen Späher auf! Was er sieht, soll er berichten. 21,7 Und sieht er einen Wagenzug, ein Pferdegespann, einen Zug Esel, einen Zug Kamele, dann horche er gespannt auf, mit großer Aufmerksamkeit! 21,8 Da rief er [wie] ein Löwe: Auf der Turmwarte, o Herr, stehe ich beständig am Tag, und auf meinem Wachtposten stehe ich bereit alle Nächte hindurch! 21,9 Und siehe da, es kam ein Wagenzug von Männern, ein Pferdegespann . . . Und er fing an und sprach: Gefallen, gefallen ist Babel, und alle Götzenbilder seiner Götter sind zu Boden geschmettert!

21,10 Du mein gedroschenes [Volk] und Sohn meiner Tenne! Was ich vom HERRN der Heerscharen, dem Gott Israels, gehört, habe ich euch verkündigt.
 

Ausspruch über Duma und Arabien.

Kap. 34,5-17; Jer 49,7-22; Hes 25,12-14; 35,1-15; Am 1,11.12; Ob.

21,11 Ausspruch über Duma.

Aus Seir ruft man mir zu: Wächter, wie weit ist es in der Nacht? Wächter, wie weit in der Nacht? 21,12 Der Wächter sagt: Der Morgen ist gekommen, und [doch] ist auch [noch] Nacht. Wollt ihr fragen, so fragt! Kommt noch einmal her!

Jer 49,28-33.

21,13 Ausspruch gegen Arabien.

In der Wildnis von Arabien müßt ihr übernachten, Karawanen der Dedaniter. 21,14 Bringt dem Durstigen Wasser entgegen, Bewohner des Landes Tema! Geht dem Flüchtling entgegen mit Brot für ihn! 21,15 Denn sie flohen vor den Schwertern, vor dem gezückten Schwert, vor dem gespannten Bogen und vor der Wucht des Krieges. 21,16 Denn so hat der Herr zu mir gesprochen: In noch einem Jahr, [hart] wie die Jahre eines Tagelöhners, wird alle Herrlichkeit Kedars verschwinden. 21,17 Und die übriggebliebene Zahl der Bogen der Helden von den Söhnen Kedar wird gering sein. Denn der HERR, der Gott Israels, hat geredet.
 

Strafrede gegen Jerusalem.

Kapitel 22

22,1 Ausspruch [über das] Tal der Offenbarung.

Was ist dir denn, daß du insgesamt auf die Dächer gestiegen bist? 22,2 [Du] lärmende Stadt voller Getümmel, du ausgelassene Stadt, deine Erschlagenen sind nicht mit dem Schwert Erschlagene und nicht in der Schlacht Getötete! 22,3 All deine Anführer sind miteinander geflohen, ohne einen Bogen[schuß] wurden sie gefangen, alle, die man in dir fand, wurden miteinander gefangen, weit fort wollten sie fliehen. 22,4 Darum sage ich: Schau weg von mir! Bitterlich weinen muß ich. Dringt nicht darauf, mich zu trösten über die Verwüstung der Tochter meines Volkes! 22,5 Denn ein Tag der Bestürzung, der Zertretung und der Verwirrung [kam] vom Herrn, dem HERRN der Heerscharen, im Tal der Offenbarung. Es bricht die Mauer, und Hilfegeschrei [hallt] zum Gebirge hin. 22,6 Und Elam erhebt den Köcher mit bemannten Wagen [und] Reitern; und Kir enthüllt den Schild. 22,7 Und es wird geschehen, deine auserlesenen Talebenen werden voller Wagen sein, und die Reiter nehmen Stellung gegen das Tor. 22,8 Da nimmt man Judas Schutz weg. Aber du blickst an jenem Tag nach den Waffen des Waldhauses. 22,9 Und ihr seht die Risse der Stadt Davids, daß sie zahlreich sind, und ihr sammelt die Wasser des unteren Teiches. 22,10 Auch zählt ihr die Häuser von Jerusalem und brecht die Häuser ab, um die Mauer unzugänglich zu machen. 22,11 Und ihr macht ein Sammelbecken zwischen den beiden Mauern für die Wasser des alten Teiches. Aber ihr blickt nicht auf den, der es getan, und seht den nicht an, der es lange vorher gebildet hat. - 22,12 Und an jenem Tag ruft der Herr, der HERR der Heerscharen, zum Weinen und zur Wehklage auf, zum Kahlscheren und zum Umgürten von Sacktuch. 22,13 Aber siehe, Wonne und Freude, Rindertöten und Schafeschlachten, Fleischessen und Weintrinken: Laßt uns essen und trinken, denn morgen sterben wir! 22,14 Aber der HERR der Heerscharen hat sich meinen Ohren geoffenbart: Wenn euch diese Schuld vergeben wird, bis ihr sterbt, spricht der Herr, der HERR der Heerscharen.
 

Absetzung des Schebna, Einsetzung des Eljakim.

22,15 So sprach der Herr, der HERR der Heerscharen: Auf! Geh zu diesem Verwalter da, zu Schebna, der über das Haus [des Königs bestellt] ist [, und sprich]: 22,16 Was hast du hier, und wen hast du hier, daß du dir hier ein Grab aushaust? - [du,] der sein Grab aushaut [hier] auf der Höhe, sich eine Wohnung in den Felsen meißelt? 22,17 Siehe, der HERR wird dich weit wegschleudern, [dich] hin und herschütteln, Mann! Er wird dich fest packen, 22,18 zu einem Knäuel wird er dich fest zusammenwickeln, wie den Ball [dich wegschleudern] in ein Land, das nach beiden Seiten weit ausgedehnt ist. Dort wirst du sterben, und dorthin [kommen] deine Prunkwagen, du Schande für das Haus deines Herrn! 22,19 Und ich werde dich von deinem Posten wegstoßen, und aus deiner Stellung wird man dich herunterreißen. - 22,20 Und es wird geschehen an jenem Tag, da werde ich meinen Knecht Eljakim rufen, den Sohn des Hilkija. 22,21 Und ich werde ihn mit deinem Leibrock bekleiden und ihm deinen Gürtel fest umbinden und werde deine Herrschaft in seine Hand geben. Und er wird den Bewohnern von Jerusalem und dem Haus Juda zum Vater sein. 22,22 Und ich werde den Schlüssel des Hauses David auf seine Schulter legen. Er wird öffnen, und niemand wird schließen, er wird schließen, und niemand wird öffnen. 22,23 Und ich werde ihn als Pflock einschlagen an einen festen Ort; und er wird seinem Vaterhaus zum Thron der Würde sein. 22,24 Dann werden sie sich an ihn hängen - die ganze Bürde seines Vaterhauses: die Sprößlinge und die Schößlinge, alle kleinen Gefäße, von den Beckengefäßen bis zu allen Kruggefäßen. 22,25 An jenem Tag, spricht der HERR der Heerscharen, wird der Pflock weichen, der an einem festen Ort eingeschlagen war, und er wird abgehauen werden und fallen, und die Last, die er trug, wird beseitigt werden. Denn der HERR hat geredet.
 

Ausspruch über Tyrus.

V. 1-14: Jer 25,22; Hes 26-28; Am 1,9.10; Sach 9,2-4.
 

Kapitel 23

23,1 Ausspruch über Tyrus.

Heult, ihr Schiffe von Tarsis! Denn es ist verwüstet, ohne Haus. Beim Heimkommen aus dem Land Kittim ist es ihnen kundgeworden. 23,2 Wehklagt, ihr Bewohner der Küste, Kaufmann von Sidon, der über das Meer fuhr - sie haben dich angefüllt - 23,3 und über gewaltige Wasser! Die Saat des Schihor, die Ernte des Nil war ihr Ertrag; und sie war der Handelsgewinn der Nationen. 23,4 Sei beschämt, Sidon! Denn das Meer spricht, das Meer, [deine] Zuflucht: Ich habe keine Wehen gehabt und nicht geboren und keine jungen Männer großgezogen noch Jungfrauen auferzogen. 23,5 Sobald die Nachricht nach Ägypten kommt, werden sie sich winden wie bei der Nachricht von Tyrus. 23,6 Fahrt hinüber nach Tarsis! Heult, ihr Bewohner der Küste! 23,7 Ist das eure ausgelassene [Stadt], deren Ursprung in den Tagen der Urzeit [liegt], deren Füße sie hintragen, in der Ferne [als Fremde] zu wohnen?

23,8 Wer hat dies beschlossen über Tyrus, die Kronenspenderin, deren Kaufleute Oberste, deren Händler die Geehrten der Erde waren? 23,9 Der HERR der Heerscharen hat es beschlossen, um den Hochmut aller Herrlichkeit zu entweihen, um alle Geehrten der Erde verächtlich zu machen.

23,10 Bearbeite dein Land, wie [man es am] Nil [tut], Tochter Tarsis! Es gibt keine Werft mehr. 23,11 Er hat seine Hand über das Meer ausgestreckt, hat Königreiche in Beben versetzt; der HERR hat gegen Kanaan aufgetragen, seine Festungen zu zerstören. 23,12 Und er sprach: Du sollst nicht mehr frohlocken, du geschändete Jungfrau, Tochter Sidon! Mache dich auf nach Kittim, fahre hinüber! Auch dort wirst du keine Ruhe haben. 23,13 Siehe, das Land der Kittäer, dieses Volk gibt es nicht [mehr]! - Assur hatte es für seine Schiffe bestimmt. - Man hat Belagerungstürme [gegen es] errichtet, seine Paläste bloßgelegt, es zu einem Trümmerhaufen gemacht. 23,14 Heult, ihr Schiffe von Tarsis! Denn eure Festung ist verwüstet.

23,15 Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird Tyrus siebzig Jahre vergessen sein, [solange] wie die [Lebens]tage eines Königs [währen]. Am Ende von siebzig Jahren [aber] wird es Tyrus ergehen, wie [es in] dem Lied von der Hure [heißt]: 23,16 Nimm die Zither, geh umher in der Stadt, vergessene Hure! Spiel, so gut du kannst, sing Lied um Lied, daß man sich an dich erinnert! 23,17 Denn es wird am Ende von siebzig Jahren geschehen, da wird der HERR Tyrus [wieder] heimsuchen. Und sie wird wieder zu ihrem Hurenlohn kommen und wird Hurerei treiben mit allen Königreichen der Erde [, die] auf der Fläche des Erdbodens [sind]. 23,18 Und ihr Handelsgewinn und ihr Hurenlohn wird dem HERRN heilig sein. Er wird nicht angehäuft und nicht aufbewahrt werden, sondern ihr Handelsgewinn wird für die sein, die vor dem HERRN wohnen, damit sie essen, bis sie satt sind, und prächtig gekleidet seien.
 

Verwüstung des Landes als Heimsuchung Gottes.

Kapitel 24

24,1 Siehe, der HERR entleert die Erde und verheert sie und kehrt ihre Oberfläche um und zerstreut ihre Bewohner. 24,2 Und wie dem Volk, so ergeht es dem Priester; wie dem Knecht, so seinem Herrn; wie der Magd, so ihrer Gebieterin; wie dem Käufer, so dem Verkäufer; wie dem Verleiher, so dem Borger; wie dem Schuldner, so seinem Gläubiger. 24,3 Völlig ausgeleert wird die Erde und geplündert, denn der HERR hat dieses Wort geredet. 24,4 Es vertrocknet, es welkt das Land, es schmachtet, es welkt der Erdkreis, es schmachten die Hohen des Volkes im Land. 24,5 Und die Erde ist entweiht worden unter ihren Bewohnern. Denn sie haben die Gesetze übertreten, die Ordnungen überschritten, den ewigen Bund ungültig gemacht! 24,6 Darum hat der Fluch die Erde verzehrt, und es büßen, die auf ihr wohnen. Darum sind die Bewohner der Erde dahingeschwunden, und wenig Menschen bleiben übrig. 24,7 Es vertrocknet der Most, es welkt der Weinstock, es seufzen alle, die frohen Herzens waren. 24,8 Ins Stocken geraten ist die Freude der Tamburine, der Lärm der Ausgelassenen hat aufgehört, es stockt die Freude der Zither. 24,9 Man trinkt keinen Wein mehr mit Gesang, bitter schmeckt der Rauschtrank denen, die ihn trinken. 24,10 Zertrümmert ist die öde Stadt, verschlossen jedes Haus, so daß niemand hineinkommt. 24,11 Klagegeschrei um den Wein [hallt] auf den Straßen; untergegangen ist alle Festfreude, verschwunden die Freude der Erde. 24,12 In der Stadt ist [nur] Verwüstung übriggeblieben, und das Tor wurde zu Trümmern zerschlagen. 24,13 Denn so wird es geschehen mitten auf der Erde, mitten unter den Völkern: wie beim Abschlagen der Oliven, wie bei der Nachlese, wenn die Weinernte zu Ende ist.

24,14 Jene werden ihre Stimme erheben, werden jubeln. Über die Hoheit des HERRN jauchzen sie vom Meer her: 24,15 Darum gebt dem HERRN Ehre im Osten, auf den Inseln des Meeres dem Namen des HERRN, des Gottes Israels! 24,16 Vom Ende der Erde her hören wir Gesänge: Herrlichkeit dem Gerechten! - Da sagte ich: Ich vergehe, ich vergehe, wehe mir! Räuber rauben, und räuberisch raubend rauben sie. 24,17 Grauen und Grube und Garn über dich, Bewohner der Erde! 24,18 Und es geschieht, wer vor der Stimme des Grauens flieht, fällt in die Grube; und wer aus der Grube heraufsteigt, wird im Garn gefangen. Denn die Fenster in der Höhe tun sich auf, und es erbeben die Grundfesten der Erde. 24,19 Berstend zerbirst die Erde, brechend zerbricht die Erde, wankend wankt die Erde, 24,20 taumelnd taumelt die Erde wie ein Betrunkener und schwankt hin und her wie eine Nachthütte. Und schwer lastet auf ihr ihr [Treu]bruch: sie fällt und steht nicht wieder auf.

24,21 Und an jenem Tag wird es geschehen, da wird der HERR das Heer der Höhe heimsuchen in der Höhe und die Könige der Erde auf der Erde. 24,22 Sie werden eingesperrt, wie man Gefangene in die Grube einsperrt, ja, sie werden in den Kerker eingeschlossen und nach vielen Tagen heimgesucht werden. 24,23 Da wird der Mond schamrot werden und die Sonne sich schämen. Denn der HERR der Heerscharen herrscht als König auf dem Berg Zion und in Jerusalem, und vor seinen Ältesten ist Herrlichkeit.
 

Freude im zukünftigen Friedensreich.

Kapitel 25

25,1 HERR, du bist mein Gott! Ich will dich erheben, preisen will ich deinen Namen. Denn du hast Wunder gewirkt, Ratschlüsse von fernher, Treue [und] Wahrheit. 25,2 Denn du hast aus einer Stadt einen Steinhaufen gemacht, die uneinnehmbare Stadt zu einem Trümmerhaufen, den Palast der Fremden, daß sie keine Stadt mehr ist: sie wird in Ewigkeit nicht [mehr] aufgebaut werden. 25,3 Darum wird ein starkes Volk dich ehren, Städte gewalttätiger Nationen werden dich fürchten. 25,4 Denn du bist dem Geringen eine Festung gewesen, eine Festung dem Armen in seiner Bedrängnis, eine Zuflucht vor dem Wolkenbruch, ein Schatten vor der Hitze. Denn das Schnauben der Gewalttätigen ist wie ein Unwetter im Winter, 25,5 wie Hitze in einer dürren Gegend. Du demütigst das Lärmen der Fremden. [Wie] die Hitze durch den Schatten einer Wolke, so wird der Gesang der Gewalttätigen gedämpft.

25,6 Und der HERR der Heerscharen wird auf diesem Berg allen Völkern ein Mahl von fetten Speisen bereiten, ein Mahl von alten Weinen, von markigen fetten Speisen, geläuterten alten Weinen. 25,7 Dann wird er auf diesem Berg die Hülle verschlingen, die das Gesicht aller Völker verhüllt, und die Decke, die über alle Nationen gedeckt ist. 25,8 Den Tod verschlingt er auf ewig, und der HERR wird die Tränen abwischen von jedem Gesicht, und die Schmach seines Volkes wird er von der ganzen Erde hinwegtun. Denn der HERR hat geredet.

25,9 An jenem Tag wird man sagen: Siehe da, unser Gott, auf den wir hofften, daß er uns rette! Da ist der HERR, auf den wir hofften! Wir wollen jauchzen und uns freuen in seiner Rettung! 25,10 Denn die Hand des HERRN wird auf diesem Berg ruhen. Aber Moab wird unter ihm zertreten werden, wie man Stroh zertritt in einer Mistlache. 25,11 Und breitet es seine Hände darin aus, wie der Schwimmer sie ausbreitet, um zu schwimmen, dann wird er seinen Hochmut erniedrigen trotz der [geschickten] Bewegungen seiner Hände. 25,12 Und deine festen, hochragenden Mauern wird er niederwerfen, niederstürzen, zu Boden stoßen bis in den Staub.
 

Zukünftiges Lob Israels und Bitte um weiteres Heil.

Kapitel 26

26,1 An jenem Tag wird dieses Lied im Land Juda gesungen werden: Wir haben eine starke Stadt. Zur Rettung setzt er Mauern und Bollwerk. 26,2 Macht die Tore auf, daß eine gerechte Nation, die einzieht, Treue bewahrt! 26,3 Bewährten Sinn bewahrst du in Frieden, in Frieden, weil er auf dich vertraut. 26,4 Vertraut auf den HERRN für immer! Denn in Jah, dem HERRN, ist ein Fels der Ewigkeiten. 26,5 Denn die, die in der Höhe wohnen, hat er niedergeworfen, die hochragende Stadt; er hat sie niedergestürzt, hat sie zu Boden niedergestürzt, hat sie niedergestoßen bis in den Staub. 26,6 Es zertritt sie der Fuß, die Füße der Elenden, die Tritte der Geringen. - 26,7 Der Pfad für den Gerechten ist Geradheit; gerade ist der Weg des Gerechten, den du bahnst. 26,8 Selbst auf dem Pfad deiner Gerichte, HERR, haben wir auf dich gewartet. Nach deinem Namen und nach deinem Lobpreis [ging] das Verlangen der Seele. 26,9 Mit meiner Seele verlangte ich nach dir in der Nacht; ja, mit meinem Geist in meinem Innern suchte ich dich. Denn wenn deine Gerichte die Erde [treffen], lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit. 26,10 Wird dem Gottlosen Gnade zuteil, lernt er nicht Gerechtigkeit: im Land der Geradheit handelt er unrecht und sieht nicht die Hoheit des HERRN. 26,11 HERR, deine Hand ist hoch erhoben, sie wollen es nicht sehen. Sehen werden sie den Eifer um das Volk und zuschanden werden; ja, Feuer [gegen] deine Gegner wird sie verzehren. - 26,12 HERR, du wirst uns Frieden geben, denn du hast ja alle unsere Werke für uns vollbracht. 26,13 HERR, unser Gott, über uns haben außer dir [andere] Herren geherrscht; allein durch dich haben wir an deinen Namen gedacht. 26,14 Tote werden nicht lebendig, Schatten stehen nicht [wieder] auf. Darum hast du sie heimgesucht und ausgerottet und hast jede Erinnerung an sie verlorengegeben. 26,15 Du hast die Nation vermehrt, HERR, du hast die Nation vermehrt, du hast dich verherrlicht. Du hast alle Grenzen des Landes erweitert. 26,16 HERR, in der Not haben sie dich gesucht. Als deine Züchtigung sie bedrängte, schrien sie. 26,17 Wie eine Schwangere, die, dem Gebären nahe, sich windet, um Hilfe schreit in ihren Wehen, so sind wir, HERR, vor deinem Angesicht gewesen. 26,18 Wir gingen schwanger, wir wanden uns. [Doch es war,] als ob wir Wind geboren hätten: Rettung verschafften wir dem Land nicht, und Bewohner der Welt wurden nicht geboren. 26,19 Deine Toten werden lebendig, meine Leichen [wieder] auferstehen. Wacht auf und jubelt, Bewohner des Staubes! Denn ein Tau der Lichter ist dein Tau, und die Erde wird die Schatten gebären.

26,20 Geh hin, mein Volk, tritt ein in deine Zimmer und schließ deine Tür hinter dir zu! Verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis die Verwünschung vorübergeht! 26,21 Denn siehe, der HERR zieht aus seiner Stätte aus, um die Schuld der Erdenbewohner an ihnen heimzusuchen. Dann wird die Erde ihr Blut enthüllen und nicht länger ihre Erschlagenen bedecken.
 

Drohendes Gericht über die Weltmächte - Sammlung Israels.

Kapitel 27

27,1 An jenem Tag wird der HERR mit seinem harten, großen und starken Schwert heimsuchen den Leviatan, die flüchtige Schlange, und den Leviatan, die gewundene Schlange, und wird das Ungeheuer erschlagen, das im Meer ist.

27,2 An jenem Tag [wird man sagen]: Ein prächtiger Weinberg! Besingt ihn! 27,3 Ich, der HERR, behüte ihn, bewässere ihn alle Augenblicke. Damit ihm nichts zustößt, behüte ich ihn Nacht und Tag. 27,4 Zorn habe ich nicht. Oh, fände ich Dornen und Disteln [darin], im Kampf würde ich auf sie losgehen, sie allesamt verbrennen! 27,5 Oder man müßte meinen Schutz ergreifen, Frieden mit mir machen, Frieden machen mit mir.

27,6 In den kommenden [Tagen] wird Jakob Wurzeln schlagen, Israel blühen und knospen; und sie werden mit Früchten füllen die Fläche des Erdkreises. 27,7 Hat er es geschlagen, wie er die schlug, die es schlugen? Oder ist er ermordet worden, wie seine Mörder ermordet wurden? 27,8 Mit Massen, als du es verstießest, hast du mit ihm einen Rechtsstreit geführt. Er trieb es fort mit seinem heftigen Hauch am Tag des Ostwindes. 27,9 Wahrlich, dadurch wird die Schuld Jakobs gesühnt werden. Und dies ist die ganze Frucht der Hinwegnahme seiner Sünde: daß es alle Altarsteine zerschlagenen Kalksteinen gleichmachen wird [und] Bilder der Ascherim und Räucheraltäre sich nicht mehr erheben. 27,10 Denn die befestigte Stadt ist einsam, eine preisgegebene Wohnstätte und verlassen wie die Steppe. Dort weidet der Jungstier, und dort lagert er und frißt ihre Zweige kahl. 27,11 Wenn ihre Zweige dürr geworden sind, werden sie abgebrochen: Frauen kommen, zünden sie an. Denn es ist kein verständiges Volk. Darum erbarmt sich über sie nicht, der es gemacht hat, und der es gebildet hat, erweist ihm keine Gnade.

27,12 Und an jenem Tag wird es geschehen, da wird der HERR [Ähren] ausklopfen vom Euphratstrom an bis zum Bach Ägyptens, und ihr werdet zusammengelesen werden, einer nach dem andern, ihr Söhne Israel. 27,13 Und an jenem Tag wird es geschehen, da wird in ein großes Horn gestoßen werden, und die Verlorenen im Land Assur und die Vertriebenen im Land Ägypten werden kommen und den HERRN anbeten auf dem heiligen Berg in Jerusalem.
 

Drohendes Gericht über Samaria und Warnung an Jerusalem.

Kapitel 28

28,1 Wehe der stolzen Krone der Betrunkenen Ephraims und der welkenden Blume seiner herrlichen Pracht auf dem Haupt des fetten Tales der vom Wein Bezwungenen! 28,2 Siehe, einen Starken und Mächtigen hat der Herr. Wie ein Hagelwetter, wie ein verheerender Sturmwind, wie ein Unwetter gewaltiger, überflutender Wasser reißt er zu Boden mit Macht. 28,3 Mit Füßen wird zertreten die stolze Krone der Betrunkenen Ephraims. 28,4 Und der welkenden Blume seiner herrlichen Pracht auf dem Haupt des fetten Tales ergeht es wie dessen Frühfeige vor der Obsternte: kaum ist sie in der Hand dessen, der sie erblickt, da verschlingt er sie.

28,5 An jenem Tag wird der HERR der Heerscharen für den Überrest seines Volkes zur herrlichen Krone und zum prächtigen Kranz 28,6 und zum Geist des Rechts dem, der zu Gericht sitzt, und zur Heldenkraft denen, die den Kampf zurückdrängen ans Tor.

28,7 Und auch diese wanken vom Wein und taumeln vom Rauschtrank: Priester und Prophet wanken vom Rauschtrank, sind verwirrt vom Wein, taumeln vom Rauschtrank. Sie wanken beim Weissagen, torkeln beim Rechtsprechen. 28,8 Denn alle Tische sind voll Unflat [und] Erbrochenem, daß kein Platz mehr da ist. 28,9 Wen will er Erkenntnis lehren und wem die Botschaft verständlich machen? [Kindern], die von der Milch entwöhnt, die von den Brüsten abgesetzt sind? 28,10 Denn [er sagt]: Zaw la zaw, zaw la zaw, kaw la kaw, kaw la kaw, hier ein wenig, da ein wenig! - 28,11 Ja, durch stammelnde Lippen und durch eine fremde Sprache wird er zu diesem Volk reden, 28,12 er, der zu ihnen sprach: Das ist die Ruhe! Schafft Ruhe dem Erschöpften! Und das ist die Erquickung! Aber sie wollten nicht hören. 28,13 Und das Wort des HERRN für sie wird sein: zaw la zaw, zaw la zaw, kaw la kaw, kaw la kaw, hier ein wenig, da ein wenig; damit sie hingehen und rückwärts stürzen und zerschmettert werden, sich verstricken lassen und gefangen werden.

28,14 Darum hört das Wort des HERRN, ihr Männer der Prahlerei, Beherrscher dieses Volkes, das in Jerusalem ist! 28,15 Denn ihr sagt: Wir haben einen Bund mit dem Tod geschlossen und mit dem Scheol einen Vertrag gemacht. Wenn die einherflutende Geißel hindurchfährt, wird sie uns nicht erreichen, denn wir haben Lüge zu unserer Zuflucht gemacht und in Trug uns geborgen. 28,16 Darum, so spricht der Herr, HERR: Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, felsenfest gegründet. Wer glaubt, wird nicht [ängstlich] eilen. 28,17 Und ich werde das Recht zur Richtschnur machen und die Gerechtigkeit zur Waage. Hagel wird die Zuflucht der Lüge hinwegfegen, und die Wasser werden das Versteck wegschwemmen. 28,18 Und euer Bund mit dem Tod wird aufgehoben werden, und euer Vertrag mit dem Scheol wird nicht bestehen bleiben. Wenn die einherflutende Geißel hindurchfährt, dann werdet ihr von ihr zertreten werden. 28,19 Sooft sie hindurchfährt, wird sie euch erfassen; denn Morgen für Morgen wird sie hindurchfahren, bei Tag und bei Nacht. Dann wird es lauter Schrecken sein, die Botschaft verständlich zu machen. 28,20 Denn das Bett ist zu kurz, um sich auszustrecken, und die Decke zu schmal, um sich einzuhüllen. 28,21 Denn der HERR wird sich aufmachen wie am Berg Perazim, wie [im] Tal bei Gibeon wird er toben: um sein Werk zu tun - befremdend ist sein Werk - und um seine Arbeit zu verrichten; seltsam ist seine Arbeit. 28,22 Und nun, treibt nicht Spott, damit eure Fesseln nicht fester gemacht werden! Denn ich habe von festbeschlossener Vernichtung gehört durch den Herrn, den HERRN der Heerscharen, über die ganze Erde.

28,23 Horcht auf und hört meine Stimme! Gebt acht und hört meine Rede! 28,24 Pflügt denn der Pflüger den ganzen Tag, um zu säen? Bricht er [nur] um und eggt [den ganzen Tag] sein Ackerland? 28,25 Ist es nicht so: Wenn er dessen Fläche geebnet hat, streut er Dill und sät Kümmel, er wirft Weizen, Hirse und Gerste auf das abgesteckte Stück und das Korn an seinen Rand. 28,26 So unterwies ihn sein Gott zum richtigen Verfahren, er belehrte ihn. 28,27 Denn Dill wird nicht mit dem Dreschschlitten ausgedroschen und das Wagenrad nicht über Kümmel gerollt, sondern Dill wird mit dem Stab ausgeschlagen und Kümmel mit dem Stock. 28,28 Wird Brotkorn zermalmt? Nein, nicht unaufhörlich drischt es der Drescher. Und wenn er das Rad seines Wagens und seine Pferde [darüber] treibt, zermalmt er es [doch] nicht. 28,29 Auch dies geht aus vom HERRN der Heerscharen. Er führt seinen Plan wunderbar aus, [seine] Weisheit läßt er groß sein.
 

Ankündigung der Angst und Rettung Jerusalems.

Kapitel 29

29,1 Wehe Ariel, Ariel, [du] Stadt, wo David lagerte! Fügt Jahr zu Jahr, laßt die Feste kreisen! 29,2 Aber ich werde Ariel bedrängen, daß es Weh und Wehgeschrei geben wird. Dann wird sie mir wie ein Ariel sein. 29,3 Und ich werde mein Lager ringsum gegen dich aufschlagen und dich mit einem Wall einschließen und Belagerungswerke gegen dich errichten. 29,4 Dann bist du erniedrigt und wirst aus der Erde reden, und aus dem Staub wird deine Rede dumpf ertönen. Und deine Stimme wird sein wie die eines Totengeistes aus der Erde, und aus dem Staub wird deine Rede flüstern. 29,5 Aber wie feiner Staub wird die Menge deiner Feinde sein und wie dahinfahrende Spreu die Menge der Gewalttätigen. Und plötzlich, in einem Augenblick, wird es geschehen: 29,6 Vom HERRN der Heerscharen wird sie heimgesucht werden mit Donner und Erdbeben und großem Getöse, [mit] Wind und Sturm und mit der Flamme eines verzehrenden Feuers. 29,7 Und wie ein Traum, [wie] ein Nachtgesicht wird die Menge all der Nationen sein, die Krieg führen gegen Ariel, und alle, die gegen sie und ihre Befestigung zu Felde ziehen und sie bedrängen. 29,8 Und es wird sein wie wenn der Hungrige träumt: siehe, er ißt - dann wacht er auf, und seine Seele ist leer, und wie wenn der Durstige träumt: siehe, er trinkt - dann wacht er auf, und siehe, er ist erschöpft, und seine Seele ist ausgedörrt: so wird die Menge all der Nationen sein, die Krieg führen gegen den Berg Zion.
 

Verblendung und Verwandlung des Volkes durch Gott.

29,9 Stutzt und staunt! Seid verblendet und erblindet! Sie sind betrunken, doch nicht vom Wein; sie taumeln, doch nicht vom Rauschtrank. 29,10 Denn der HERR hat einen Geist tiefen Schlafs über euch ausgegossen, ja, verschlossen hat er eure Augen; die Propheten und eure Häupter, die Seher, hat er verhüllt. 29,11 Und jedes Gesicht ist für euch geworden wie die Worte einer versiegelten Buchrolle, die man einem gibt, der zu lesen versteht, indem man sagt: Lies das doch! Er aber sagt: Ich kann nicht, denn es ist versiegelt. 29,12 Und man gibt die Buchrolle einem, der nicht lesen kann, indem man sagt: Lies das doch! Er aber sagt: Ich kann nicht lesen. 29,13 Und der Herr hat gesprochen: Weil dieses Volk mit seinem Mund sich naht und mit seinen Lippen mich ehrt, aber sein Herz fern von mir hält und ihre Furcht vor mir [nur] angelerntes Menschengebot ist: 29,14 darum, siehe, will ich weiterhin wunderbar mit diesem Volk handeln, wunderbar und wundersam. Und die Weisheit seiner Weisen wird verlorengehen und der Verstand seiner Verständigen sich verbergen.

29,15 Wehe denen, die [ihren] Plan tief verbergen vor dem HERRN und deren Werke im Finstern geschehen, und die sagen: Wer sieht uns, und wer erkennt uns? 29,16 Oh eure Verkehrtheit! Soll denn der Töpfer dem Ton gleichgeachtet werden? - daß das Werk von seinem Meister sagt: Er hat mich nicht gemacht! - und ein Gebilde von seinem Bildner sagt: Er versteht nichts?

29,17 [Dauert] es nicht nur noch eine ganz kurze Weile, daß sich der Libanon in einen Fruchtgarten verwandelt und der Karmel dem Wald gleichgeachtet wird? 29,18 An jenem Tag werden die Tauben die Worte des Buches hören, und aus Dunkel und Finsternis hervor werden die Augen der Blinden sehen. 29,19 Und die Demütigen werden mehr Freude im HERRN haben, und die Armen unter den Menschen werden jubeln über den Heiligen Israels. 29,20 Denn der Gewalttätige ist nicht mehr da, und der Spötter geht zugrunde. Und ausgerottet werden alle, die auf Unheil bedacht sind, 29,21 die den Menschen in einer [Rechts]sache schuldig sprechen und dem Schlingen legen, der im Tor [über Recht und Unrecht] entscheidet, und mit nichtigen [Beweisgründen] den Gerechten aus seinem Recht verdrängen. 29,22 Darum, so spricht der HERR, der Abraham erlöst hat, zum Haus Jakob: Jetzt wird Jakob nicht [mehr] beschämt werden, und sein Gesicht wird jetzt nicht [mehr] erblassen. 29,23 Denn wenn er, [wenn] seine Kinder das Werk meiner Hände in seiner Mitte sehen, werden sie meinen Namen heiligen; und sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten. 29,24 Und die mit irrendem Geist werden Einsicht kennen, und Murrende werden Belehrung annehmen.
 

Warnung vor Hilferuf an Ägypten und Mahnung, dem HERRN zu vertrauen - Zukünftige Erneuerung Jerusalems.

Kapitel 30

30,1 Wehe den widerspenstigen Söhnen, spricht der HERR, die einen Plan machen, aber nicht von mir aus, und Bündnisse weihen, aber nicht nach meinem Geist, um Sünde auf Sünde zu häufen; 30,2 die sich aufmachen, um nach Ägypten hinabzuziehen - aber meinen Mund haben sie nicht befragt -, um unter den Schutz des Pharao zu flüchten und um Zuflucht zu suchen im Schatten Ägyptens! 30,3 Doch der Schutz des Pharao wird euch zur Schande werden und die Zuflucht im Schatten Ägyptens zur Schmach. 30,4 Denn seine Obersten waren [zwar] in Zoan, und seine Gesandten erreichten Hanes; 30,5 [doch] jeder wird zuschanden an einem Volk, das ihm nichts nutzt, das nicht zur Hilfe und nicht zum Nutzen, sondern zur Schande und auch zur Schmach [dient]. - 30,6 Ausspruch über die Tiere des Südens: Durch ein Land der Not und der Angst, aus dem Löwin und Löwe, Giftschlange und fliegende feurige Schlangen [kommen], tragen sie auf dem Rücken von Eseln ihren Reichtum und auf den Höckern der Kamele ihre Schätze zu einem Volk, das nichts nützt. 30,7 Denn umsonst und vergebens wird Ägypten helfen. Darum nenne ich es Rahab, die zum Schweigen Gebrachte.

30,8 Geh nun hin, schreib es bei ihnen auf eine Tafel und zeichne es in ein Buch ein, damit es für einen künftigen Tag bleibe als Zeuge bis in Ewigkeit! 30,9 Denn ein widerspenstiges Volk ist es, verlogene Söhne, Söhne, die das Gesetz des HERRN nicht hören wollen, 30,10 die zu den Sehern sagen: Seht nicht! und zu den Schauenden: Schaut uns nicht das Richtige! Sagt uns Schmeicheleien! Schaut uns Täuschungen! 30,11 Weicht ab vom Weg, biegt ab vom Pfad! Laßt uns in Ruhe mit dem Heiligen Israels! 30,12 Darum, so spricht der Heilige Israels: Weil ihr dieses Wort verwerft und auf Unterdrückung und Arglist vertraut und euch darauf stützt, 30,13 darum wird für euch diese Schuld wie ein sturzbringender Riß sein, der sich vorschiebt an einer hochragenden Mauer, deren Zusammenbruch in einem Augenblick, plötzlich kommt. 30,14 Und er wird sie zerbrechen, wie man einen Töpferkrug zerbricht, mitleidslos zertrümmert, und unter dessen Bruchstücken man nicht ein [ganzes] Tongefäß findet, um [damit] Feuer vom Herd zu holen oder Wasser aus einer Wassergrube zu schöpfen.

30,15 Denn so spricht der Herr, HERR, der Heilige Israels: Durch Umkehr und durch Ruhe werdet ihr gerettet. In Stillsein und in Vertrauen ist eure Stärke. Aber ihr habt nicht gewollt. 30,16 Ihr sagtet: `Nein, sondern auf Pferden wollen wir fliegen, darum werdet ihr fliehen; und: `Auf Rennern wollen wir reiten, darum werden eure Verfolger [hinter euch her] rennen. 30,17 Je ein Tausend [wird fliehen] vor dem Drohen eines einzigen. Vor dem Drohen von Fünfen werdet ihr [alle] fliehen, bis ihr [nur noch] ein Rest seid wie eine Signalstange auf der Spitze des Berges und wie ein Feldzeichen auf dem Hügel. 30,18 Und darum wird der HERR darauf warten, euch gnädig zu sein, und darum wird er sich erheben, sich über euch zu erbarmen. Denn ein Gott des Rechts ist der HERR. Glücklich alle, die auf ihn harren! 30,19 Ja, [du] Volk aus Zion, das in Jerusalem wohnt, du wirst nicht mehr weinen! Er wird dir gewiß Gnade erweisen auf die Stimme deines Hilfegeschreis. Sobald er hört, wird er dir antworten. 30,20 Und hat der Herr euch auch Brot der Not und Wasser der Bedrängnis gegeben, so wird dein Lehrer sich nicht mehr verbergen, sondern deine Augen werden deinen Lehrer sehen. 30,21 Und wenn ihr zur Rechten oder wenn ihr zur Linken abbiegt, werden deine Ohren ein Wort hinter dir her hören: Dies ist der Weg, den geht! 30,22 Dann wirst du den Überzug deiner silbernen Schnitzbilder und die Bekleidung deiner goldenen Gußbilder unrein machen. Du wirst sie wegwerfen wie etwas Unreines: Dreck! wirst du dazu sagen. - 30,23 Und er wird Regen geben deiner Saat, mit der du den Erdboden besäst, und Brot als Ertrag des Erdbodens, und [alles] wird saftig und fett sein. Deine Herden werden an jenem Tag weiden auf weitem Weidegrund. 30,24 Und die Rinder und Esel, die den Erdboden bearbeiten, werden gemischtes Sauerfutter fressen, das man mit Schaufel und mit der Gabel geworfelt hat. 30,25 Und auf jedem hohen Berg und auf jedem hochragenden Hügel werden Bäche, Wasserläufe sein am Tag des großen Mordens, wenn Türme fallen. 30,26 Dann wird das Licht des Mondes sein wie das Licht der Sonne, und das Licht der Sonne wird siebenfach sein wie das Licht von sieben Tagen, an dem Tag, da der HERR den Bruch seines Volkes verbinden und die Wunde seines Schlages heilen wird.
 

Drohendes Gericht über die Feinde, besonders über Assur.

30,27 Siehe, der Name des HERRN kommt von weit her mit seinem brennenden Zorn und wuchtigem Auffahren. Seine Lippen sind voller Grimm, und seine Zunge ist wie ein verzehrendes Feuer 30,28 und sein Atem wie ein überflutender Bach, der bis an den Hals reicht: um die Nationen zu schwingen mit dem Schwingsieb des Nichts und einen irreführenden Zaum an die Kinnbacken der Völker [zu legen]. 30,29 Das Lied werdet ihr [auf den Lippen] haben wie in der Nacht, in der das Fest gefeiert wird, und Freude im Herzen wie der, der unter Flötenspiel hinaufzieht, um auf den Berg des HERRN zu kommen, zum Felsen Israels. 30,30 Dann wird der HERR hören lassen die Hoheit seiner Stimme und sehen lassen das Niederfahren seines Armes mit wütendem Zorn und einer Flamme verzehrenden Feuers, [unter] Platzregen und Wolkenbruch und Hagelsteinen. 30,31 Ja, von der Stimme des HERRN wird Assur zerschlagen, wenn er mit dem Stock dreinschlägt. 30,32 Und es wird geschehen, jeder Hieb der Zuchtrute, die der HERR auf es niedersausen läßt, [erfolgt] unter Tamburin- und Zitherspiel. Und mit geschwungenem Arm wird er gegen es kämpfen. 30,33 Denn längst ist eine Feuerstätte hergerichtet. Auch für den König ist sie bereitet, tief [und] weit hat er sie gemacht. Ihr Scheiterhaufen [ist für] das Feuer und [hat] Holz in Menge. Wie ein Schwefelstrom setzt der Atem des HERRN ihn in Brand.
 

Warnung vor Hilferuf an Ägypten - Ansage der Hilfe des HERRN gegen Assur.

Kapitel 31

31,1 Wehe denen, die nach Ägypten hinabziehen um Hilfe, sich auf Pferde stützen und die ihr Vertrauen auf Wagen setzen, weil es viele sind, und auf Reiter, weil sie zahlreich sind; die aber auf den Heiligen Israels nicht schauen und nach dem HERRN nicht fragen! 31,2 Doch auch er ist weise und bringt Unglück herbei und nimmt seine Worte nicht zurück. Sondern er steht auf gegen das Haus der Übeltäter und gegen die Hilfe derer, die Unrecht tun. 31,3 Auch die Ägypter sind Menschen und nicht Gott, und ihre Pferde sind Fleisch und nicht Geist. Und der HERR streckt seine Hand aus, da stürzt der Helfer, und der, dem geholfen wird, fällt. Und alle miteinander gehen sie zugrunde.

31,4 Denn so hat der HERR zu mir gesprochen: Wie der Löwe und der Junglöwe, gegen den die Menge der Hirten zusammengerufen wird, über seinem Raub knurrt, vor ihrer Stimme nicht erschrickt und vor ihrem Lärmen sich nicht duckt, so wird der HERR der Heerscharen herabsteigen, um auf dem Berg Zion und auf seinem Hügel zu kämpfen. 31,5 Wie schwebende Vögel, so wird der HERR der Heerscharen Jerusalem beschirmen: beschirmen und erretten, schonen und befreien. - 31,6 Kehrt um, Söhne Israel, zu dem, von dem ihr so tief abgefallen seid! 31,7 Denn an jenem Tag wird jeder von ihnen seine Götzen aus Silber und seine Götzen aus Gold verwerfen, die eure Hände euch zur Sünde gemacht haben. 31,8 Und Assur wird fallen durch das Schwert, [aber] nicht [durch das] eines Mannes; und das Schwert, [aber] nicht [das eines] Menschen, wird es fressen. Und es wird vor dem Schwert fliehen, und seine jungen Krieger werden zur Zwangsarbeit [gezwungen] werden. 31,9 Und sein Fels wird vor Schrecken vergehen, und seine Obersten werden fahnenflüchtig, spricht der HERR, der sein Feuer in Zion und seinen Ofen in Jerusalem hat.
 

Das zukünftige Reich der Gerechtigkeit - Heil durch Ausgießen des Geistes Gottes.

Kapitel 32

32,1 Siehe, ein König wird in Gerechtigkeit regieren; und die Obersten, sie werden nach Recht herrschen. 32,2 Und jeder wird sein wie ein Bergungsort vor dem Wind und ein Schutz vor dem Wolkenbruch, wie Wasserbäche in dürrer Gegend, wie der Schatten eines gewaltigen Felsens im lechzenden Land. 32,3 Da werden die Augen der Sehenden nicht [mehr] verklebt sein, und die Ohren der Hörenden werden aufmerksam sein. 32,4 Und das Herz der Unbesonnenen wird auf Erkenntnis achtgeben, und die Zunge der Stammelnden wird fließend Deutliches reden. 32,5 Der Törichte wird nicht mehr edel genannt und der Schurke nicht mehr vornehm geheißen werden. 32,6 Denn ein törichter [Mensch] redet Törichtes. Und sein Herz bereitet Unheil, Ruchloses zu tun und Irreführendes gegen den HERRN zu reden, um die Seele des Hungrigen leer zu lassen und dem Durstigen den Trank zu verweigern. 32,7 Und die Werkzeuge des Schurken sind böse: er beschließt böse Anschläge, um die Elenden durch Lügenreden zugrunde zu richten, selbst wenn der Arme redet, [was] Recht [ist]. 32,8 Aber der Edle beschließt Edles, und auf Edlem besteht er.

32,9 Steht auf, ihr sorglosen Frauen, hört meine Stimme, ihr Töchter, die ihr so sicher seid, nehmt zu Ohren meine Rede! 32,10 Über Jahr und Tag, da werdet ihr zittern, ihr Sicheren. Denn die Weinlese ist dahin, die Obsternte kommt nicht. 32,11 Bebt, ihr Sorglosen; zittert, ihr Sicheren! Zieht euch aus und entblößt euch und umgürtet die Lenden [mit Sacktuch]! 32,12 An die Brust schlägt man sich wegen der prächtigen Fluren, wegen des fruchtbaren Weinstocks, 32,13 wegen des Ackerlandes meines Volkes, das in Gestrüpp [und] Dornen aufgeht, ja, wegen aller Häuser [voller] Freude [in] der ausgelassenen Stadt. 32,14 Denn der Palast ist aufgegeben, verödet das Getümmel der Stadt. Ofel und Wachtturm dienen als Höhlen für ewig, zur Freude der Wildesel, zur Weidefläche der Herden, 32,15 bis der Geist aus der Höhe über uns ausgegossen wird und die Wüste zum Fruchtgarten wird und der Fruchtgarten dem Wald gleichgeachtet wird. 32,16 In der Wüste wird das Recht sich niederlassen und die Gerechtigkeit im Fruchtgarten wohnen. 32,17 Und das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein und der Ertrag der Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit für ewig. 32,18 Dann wird mein Volk wohnen an einer Wohnstätte des Friedens und in sicheren Wohnungen und an sorgenfreien Ruheplätzen. - 32,19 Und stürzen wird mit [mächtigem] Sturz der Wald und die Stadt in Niedrigkeit versinken. - 32,20 Glücklich ihr, die ihr an allen Wassern sät und Rind und Esel freien Lauf laßt!
 

Jerusalems Not, Rettung und zukünftiges Glück.

Kapitel 33

33,1 Wehe dir, Verwüster, der du selbst nicht verwüstet wurdest, und dir, Treuloser, an dem man nicht treulos gehandelt hat! Sobald du das Verwüsten beendet hast, wirst du verwüstet werden. Sobald du mit der Treulosigkeit fertig bist, wirst du treulos behandelt werden. - 33,2 HERR, sei uns gnädig! Auf dich hoffen wir. Sei unser Arm jeden Morgen, ja, unsere Rettung zur Zeit der Not! - 33,3 Vor dem gewaltigen Tosen fliehen die Völker, vor deinem Aufstehen zerstreuen sich die Nationen. 33,4 Und weggerafft wird eure Beute, [wie] Ungeziefer wegrafft. Wie Heuschreckenschwärme herabstürzen, stürzt man sich darauf. - 33,5 Hoch erhaben ist der HERR. Denn in der Höhe wohnt er. Er füllt Zion mit Recht und Gerechtigkeit. 33,6 Und sichere Zeiten wirst du haben: Fülle von Heil, von Weisheit und Erkenntnis. Die Furcht des HERRN, sie wird sein Schatz sein. 33,7 Siehe, ihre Helden schreien draußen, die Friedensboten weinen bitterlich. 33,8 Verödet sind die Straßen, der Wanderer zieht nicht mehr hindurch. Man hat den Bund ungültig gemacht, die Städte verworfen, keinen Menschen geachtet. 33,9 Es vertrocknet, es welkt das Land. Beschämt steht der Libanon da, er ist schwarz geworden. Scharon ist einer Steppe gleich geworden, Basan und Karmel schütteln [ihr Laub] ab. 33,10 Jetzt will ich aufstehen, spricht der HERR. Jetzt will ich mich aufrichten, jetzt mich erheben. 33,11 Ihr geht schwanger mit Heu, Strohstoppeln werdet ihr gebären. Euer Schnauben ist ein Feuer, das euch verzehren wird. 33,12 Und die Völker werden zu Kalk verbrannt, wie abgehauene Dornen, die im Feuer verbrennen. 33,13 Hört, ihr Fernen, was ich getan habe, und ihr Nahen, erkennt meine Macht!

33,14 Die Sünder in Zion sind erschrocken, Zittern hat die Gottlosen gepackt. `Wer von uns kann sich bei verzehrendem Feuer aufhalten? Wer von uns kann sich bei ewigen Gluten aufhalten? - 33,15 Wer in Gerechtigkeit lebt und Wahrheit redet, wer den Gewinn der Erpressungen verwirft, wer seine Hände schüttelt, um keine Bestechung anzunehmen, wer sein Ohr verstopft, um nicht von Bluttaten zu hören, und seine Augen verschließt, um Böses nicht zu sehen: 33,16 der wird auf Höhen wohnen, Felsenfesten sind seine Burg. Sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser versiegt nie. - 33,17 Deine Augen werden den König schauen in seiner Schönheit, sehen werden sie ein weithin offenes Land. 33,18 Dein Herz wird an den Schrecken denken: Wo ist der, der zählte? Wo der, der abwog? Wo ist der, der die Türme zählte? 33,19 Du wirst das freche Volk nicht mehr sehen, das Volk mit dunkler Sprache, die man nicht versteht, mit stammelnder Zunge ohne Sinn. 33,20 Schau Zion an, die Stadt unserer Festversammlungen! Deine Augen werden Jerusalem sehen, eine sorgenfreie Wohnstätte, ein Zelt, das nicht wandern wird, dessen Pflöcke man ewig nicht herauszieht und von dessen Stricken keiner je zerreißen wird; 33,21 sondern - dort ist ein Mächtiger bei uns, der HERR - [es ist] ein Ort mit Flüssen, mit breiten Strömen: keine Ruderflotte fährt darauf, und kein mächtiges Schiff zieht darüber hin. 33,22 Denn der HERR ist unser Richter, der HERR unser Anführer, der HERR unser König. Er wird uns retten. - 33,23 Schlaff hängen deine Taue. Sie halten das Gestell ihres Mastes nicht fest, halten das Segel nicht ausgebreitet. - Dann wird die Ausbeute des Plündergutes ausgeteilt in Menge, [selbst] Lahme plündern die Beute. 33,24 Und kein Einwohner wird sagen: Ich bin schwach. Dem Volk, das darin wohnt, wird die Schuld vergeben sein.
 

Zukünftiges Gericht über die Feinde Israels, besonders über Edom.

V. 1-8: Kap. 63,1-6; V. 1-17: Jer 49,7-22.
 

Kapitel 34

34,1 Tretet heran, ihr Nationen, um zu hören! Und ihr Völkerschaften, hört aufmerksam zu! Es höre die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und alles, was ihm entsprosst! 34,2 Denn der HERR hat einen Zorn auf alle Nationen, und [sein] Grimm [richtet sich] auf ihr ganzes Heer. Er hat an ihnen den Bann vollstreckt, sie zur Schlachtung dahingegeben. 34,3 Und ihre Erschlagenen werden hingeworfen, und der Gestank ihrer Leichen steigt auf, und die Berge zerfließen von ihrem Blut. 34,4 Und alles Heer der Himmel zergeht. Und die Himmel werden zusammengerollt wie eine Buchrolle. Und ihr gesamtes Heer verwelkt wie das Laub am Weinstock verwelkt und wie Welkes am Feigenbaum.

(Kap. 21,11.12) Hes 25,12-14; 35; Am 1,11.12; Ob.

34,5 Denn trunken ist im Himmel mein Schwert. Siehe, auf Edom fährt es herab und auf das Volk meines Bannes zum Gericht. 34,6 Ein Schwert hat der HERR, voll von Blut, es trieft von Fett, vom Blut der Lämmer und Böcke, vom Nierenfett der Widder. Denn ein Schlachtopfer hält der HERR in Bozra und ein großes Schlachten im Land Edom. 34,7 Da stürzen Büffel mit ihnen hin und Jungstiere samt den starken [Stieren]. Und ihr Land wird trunken von Blut, und ihr Boden trieft von Fett. 34,8 Denn einen Tag der Rache hat der HERR, ein Jahr der Vergeltungen für die Rechtssache Zions. 34,9 Und Edoms Bäche verwandeln sich in Pech und sein Boden in Schwefel; und sein Land wird zu brennendem Pech. 34,10 Tag und Nacht erlischt es nicht, ewig steigt sein Rauch empor. Von Generation zu Generation liegt es in Trümmern, für immer und ewig zieht niemand hindurch. 34,11 Wüstenkauz und Igel nehmen es in Besitz, Eule und Rabe wohnen darin. Und er spannt darüber die Meßschnur der Öde und das Senkblei der Leere. 34,12 Seine Edlen - keine sind da, die das Königtum ausrufen; und alle seine Obersten nehmen ein Ende. 34,13 Und in seinen Palästen gehen Dornen auf, Nesseln und Disteln in seinen befestigten Städten. Und es wird zur Wohnstätte der Schakale, zur Siedlung für Strauße. 34,14 Da treffen Wüstentiere mit wilden Hunden zusammen, und Bocksdämonen begegnen einander. Ja, dort rastet die Lilit und findet einen Ruheplatz für sich. 34,15 Dort nistet die Pfeilschlange und legt ihre Eier und brütet und spaltet sie. Ja, dort versammeln sich die Geier, einer zum andern. - 34,16 Forscht im Buch des HERRN nach und lest! Es fehlt nicht eins von diesen, keins vermißt das andere. Denn der Mund des HERRN, er hat es befohlen; und sein Geist, er hat sie zusammengebracht. 34,17 Und er selbst hat ihnen das Los geworfen, und seine Hand hat es ihnen mit der Meßschnur zugeteilt. Ewig werden sie es besitzen, von Generation zu Generation darin wohnen.
 

Heimkehr Israels nach allem Leid.

Kapitel 35

35,1 Freuen werden sich die Wüste und das dürre Land, frohlocken wird die Steppe und aufblühen wie eine Narzisse. 35,2 Sie wird in voller Blüte stehen und frohlocken, ja, frohlockend und jubelnd. Die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben, die Pracht von Karmel und Scharon: sehen werden sie die Herrlichkeit des HERRN, die Pracht unseres Gottes. 35,3 Stärkt die schlaffen Hände und festigt die wankenden Knie! 35,4 Sagt zu denen, die ein ängstliches Herz haben: Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, [da ist] euer Gott, Rache kommt, die Vergeltung Gottes! Er selbst kommt und wird euch retten.

35,5 Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet. 35,6 Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und jauchzen wird die Zunge des Stummen. Denn in der Wüste brechen Wasser hervor und Bäche in der Steppe. 35,7 Und die Wüstenglut wird zum Teich und das dürre Land zu Wasserquellen. An der Stelle, wo die Schakale lagerten, wird Gras sowie Rohr und Schilf sein. 35,8 Und dort wird eine Straße sein und ein Weg, und er wird der heilige Weg genannt werden. Kein Unreiner wird darüber hinziehen, sondern er wird für sie sein. Wer auf dem Weg geht - selbst Einfältige werden nicht irregehen. 35,9 Kein Löwe wird dort sein, und kein reißendes Tier wird [auf ihm] hinaufgehen noch dort gefunden werden, sondern die Erlösten werden darauf gehen. 35,10 Und die Befreiten des HERRN werden zurückkehren und nach Zion kommen mit Jubel, und ewige Freude wird über ihrem Haupt sein. Sie werden Wonne und Freude erlangen, und Kummer und Seufzen werden entfliehen.
 

Belagerung Jerusalems durch Assur zur Zeit des Königs Hiskia.

2Kö 18,13-37; 2Chr 32,1-19.
 

Kapitel 36

36,1 Und es geschah im vierzehnten Jahr des Königs Hiskia, da zog Sanherib, der König von Assur, herauf gegen alle befestigten Städte Judas und nahm sie ein. 36,2 Und der König von Assur sandte den Rabschake mit einem gewaltigen Heer von Lachisch aus zum König Hiskia nach Jerusalem. Und er stellte sich an der Wasserleitung des oberen Teiches auf, an der Straße des Walkerfeldes. 36,3 Da gingen zu ihm hinaus der Palastvorsteher Eljakim, der Sohn des Hilkija, und der Schreiber Schebna und der Berater Joach, der Sohn Asafs.

36,4 Und der Rabschake sprach zu ihnen: Sagt doch zu Hiskia: So spricht der große König, der König von Assur: Was ist das für ein Vertrauen, mit dem du vertraust? 36,5 Du sagst: Fürwahr, ein bloßes Wort ist [schon] Rat und Macht zum Krieg! Nun, auf wen vertraust du, daß du dich gegen mich empört hast? 36,6 Siehe, du vertraust auf diesen geknickten Rohrstab, auf Ägypten, der jedem, der sich auf ihn stützt, in seine Hand dringt und sie durchbohrt. So ist der Pharao, der König von Ägypten, für alle, die auf ihn vertrauen. 36,7 Wenn du aber zu mir sagst: Auf den HERRN, unsern Gott, vertrauen wir - ist er es nicht, dessen Höhen und Altäre Hiskia beseitigt hat, als er zu Juda und zu Jerusalem sagte: Vor diesem Altar sollt ihr euch niederwerfen? 36,8 Und nun, geh doch mit meinem Herrn, dem König von Assur, eine Wette ein! Ich will dir zweitausend Pferde stellen, wenn du dir [die nötigen] Reiter dafür aufstellen kannst. 36,9 Doch wie willst du [auch nur] einen einzigen [Provinz-]Statthalter zurücktreiben, einen von den geringsten Knechten meines Herrn? Aber du vertraust auf Ägypten wegen der Wagen und Pferde. 36,10 Und nun, bin ich ohne den HERRN gegen dieses Land heraufgezogen, um es zu verheeren? Der HERR hat zu mir gesagt: Zieh hinauf in dieses Land und verheere es!

36,11 Da sagten Eljakim und Schebna und Joach zum Rabschake: Rede doch zu deinen Knechten aramäisch, denn wir verstehen es, und rede nicht judäisch zu uns vor den Ohren des Volkes, das auf der Mauer ist! 36,12 Doch der Rabschake sagte: Hat mich mein Herr [etwa nur] zu deinem Herrn und zu dir gesandt, um diese Worte zu reden, [und] nicht zu den Männern, die auf der Mauer sitzen, um mit euch ihren Kot zu essen und ihren Harn zu trinken?

36,13 Und der Rabschake trat hin und rief mit lauter Stimme auf judäisch und sagte: Hört die Worte des großen Königs, des Königs von Assur! 36,14 So spricht der König: Hiskia täusche euch nicht! Denn er kann euch nicht retten. 36,15 Und Hiskia vertröste euch nicht auf den HERRN, indem er sagt: Der HERR wird uns gewiß retten; diese Stadt wird nicht in die Hand des Königs von Assur gegeben werden! 36,16 Hört nicht auf Hiskia! Denn so spricht der König von Assur: Macht Frieden mit mir und kommt zu mir heraus! Dann soll jeder von seinem Weinstock und jeder von seinem Feigenbaum essen und jeder das Wasser seiner Zisterne trinken, 36,17 bis ich komme und euch in ein Land hole wie euer Land, ein Land von Korn und Most, ein Land von Brot und Weinbergen. 36,18 Hiskia verführe euch nicht, indem er sagt: Der HERR wird uns retten! Haben [etwa] die Götter der Nationen jeder sein Land aus der Hand des Königs von Assur gerettet? 36,19 Wo sind die Götter von Hamat und Arpad? Wo die Götter von Sefarwajim? Und haben sie etwa Samaria aus meiner Hand gerettet? 36,20 Welche sind es unter allen Göttern dieser Länder, die ihr Land aus meiner Hand gerettet haben, daß der HERR Jerusalem aus meiner Hand retten sollte? 36,21 Da schwiegen sie still und antworteten ihm kein Wort. Denn das war der Befehl des Königs: Ihr sollt ihm nicht antworten! - 36,22 Und Eljakim, der Sohn des Hilkija, der Palastvorsteher und der Schreiber Schebna und der Berater Joach, der Sohn Asafs, kamen mit zerrissenen Kleidern zu Hiskia und berichteten ihm die Worte des Rabschake.
 

Hiskias Hilferuf an Jesaja, sein Gebet und die Rettung Jerusalems.

2Kö 19,1-37; 2Chr 32,20-23.
 

Kapitel 37

37,1 Und es geschah, als der König Hiskia es hörte, zerriß er seine Kleider, hüllte sich in Sacktuch und ging in das Haus des HERRN. 37,2 Dann sandte er Eljakim, den Palastvorsteher, den Schreiber Schebna und die Ältesten der Priester, in Sacktuch gehüllt, zum Propheten Jesaja, dem Sohn des Amoz. 37,3 Und sie sagten zu ihm: So spricht Hiskia: Ein Tag der Bedrängnis und der Züchtigung und der Schmähung ist dieser Tag. Denn die Kinder sind bis an den Muttermund gekommen, aber da ist keine Kraft zu gebären. 37,4 Vielleicht hört der HERR, dein Gott, die Worte des Rabschake, den sein Herr, der König von Assur, gesandt hat, um den lebendigen Gott zu verhöhnen, und bestraft [ihn] wegen der Worte, die der HERR, dein Gott, gehört hat. Erhebe doch ein Gebet für den Überrest, der sich [noch] findet!

37,5 So kamen die Knechte des Königs Hiskia zu Jesaja. 37,6 Und Jesaja sagte zu ihnen: So sollt ihr zu eurem Herrn sagen: So spricht der HERR: Fürchte dich nicht vor den Worten, die du gehört hast, mit denen die Diener des Königs von Assur mich gelästert haben! 37,7 Siehe, ich will ihm einen Geist eingeben, daß er ein Gerücht hören und in sein Land zurückkehren wird. Dann will ich ihn in seinem Land durchs Schwert fällen.

37,8 Und der Rabschake kehrte zurück und fand den König von Assur im Kampf gegen Libna, denn er hatte gehört, daß er von Lachisch aufgebrochen wäre. 37,9 Der [König] hatte nämlich über Tirhaka, den König von Kusch, sagen hören: Er ist ausgezogen, um gegen dich zu kämpfen. Und als er es hörte, sandte er Boten zu Hiskia und ließ [ihm] sagen: 37,10 So sollt ihr zu Hiskia, dem König von Juda, sagen: Dein Gott täusche dich nicht, auf den du vertraust, indem du sagst: Jerusalem wird nicht in die Hand des Königs von Assur gegeben werden!

37,11 Siehe, du hast gehört, was die Könige von Assur mit allen Ländern getan haben, indem sie an ihnen den Bann vollstreckten. Und du solltest gerettet werden? 37,12 Haben die Götter der Nationen, die meine Väter vernichtet haben, sie gerettet: Gosan, Haran und Rezef und die Söhne Edens, die in Telassar waren? 37,13 Wo ist der König von Hamat und der König von Arpad und der König der Stadt Sefarwajim, [von] Hena und Awa?

37,14 Da nahm Hiskia den Brief aus der Hand der Boten und las ihn. Dann ging er hinauf ins Haus des HERRN, und Hiskia breitete ihn vor dem HERRN aus. 37,15 Und Hiskia betete zum HERRN: 37,16 HERR der Heerscharen, Gott Israels, der du über den Cherubim thronst, du bist es, der da Gott ist, du allein, für alle Königreiche der Erde. Du hast den Himmel und die Erde gemacht. 37,17 Neige, HERR, dein Ohr und höre! Tue HERR, deine Augen auf und sieh! Ja, höre all die Worte Sanheribs, der [hierher] gesandt hat, um den lebendigen Gott zu verhöhnen! 37,18 Es ist wahr, HERR, die Könige von Assur haben alle Nationen und ihr Land in Trümmer gelegt. 37,19 Und ihre Götter haben sie ins Feuer geworfen, denn sie waren ja keine Götter, sondern ein Werk von Menschenhänden, Holz und Stein, und so konnte man sie vernichten. 37,20 Nun aber, HERR, unser Gott, rette uns aus seiner Hand, damit alle Königreiche der Erde erkennen, daß du allein der HERR bist!

37,21 Da sandte Jesaja, der Sohn des Amoz, zu Hiskia und ließ [ihm] sagen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Was du zu mir gebetet hast wegen Sanheribs, des Königs von Assur, [habe ich gehört]. 37,22 Dies ist das Wort, das der HERR über ihn geredet hat:

Es verachtet dich, es verspottet dich die Jungfrau, die Tochter Zion; die Tochter Jerusalem schüttelt das Haupt hinter dir her.

37,23 Wen hast du verhöhnt und gelästert und gegen wen die Stimme erhoben? Gegen den Heiligen Israels hast du deine Augen emporgerichtet!

37,24 Durch deine Knechte hast du den Herrn verhöhnt und hast gesagt: Mit der Menge meiner Wagen habe ich die Höhe der Berge erstiegen, das äußerste Ende des Libanon. Ich haue den Hochwald seiner Zedern um, die Auslese seiner Wacholderbäume, ich komme auf seine äußerste Höhe, in das Dickicht seines Baumbestandes.

37,25 Ich habe gegraben und Wasser getrunken, und mit der Sohle meiner Füße trockne ich alle Ströme Mazors aus.

37,26 Hast du nicht gehört, daß ich lange vorher es gewirkt und von den Tagen der Vorzeit her es gebildet habe? Nun habe ich es kommen lassen, daß du befestigte Städte verwüstest zu öden Steinhaufen.

37,27 Und ihre Bewohner waren machtlos, sie wurden schreckerfüllt und zuschanden. Sie waren [wie] Kraut des Feldes und grünes Gras, [wie] Gras auf den Dächern, das vor dem Ostwind verdorrt.

37,28 Dein Sitzen und dein Aus- und Eingehen kenne ich, ja, dein Toben gegen mich.

37,29 Wegen deines Tobens gegen mich, und weil dein Übermut in meine Ohren heraufgekommen ist, werde ich meinen Ring in deine Nase legen und meinen Zaum an deine Lippen und werde dich zurückführen auf dem Weg, auf dem du gekommen bist. -

37,30 Und dies soll dir das Zeichen sein: Man wird in diesem Jahr den Nachwuchs [der Ernte] essen und im zweiten Jahr den Wildwuchs. Aber im dritten Jahr sollt ihr säen und ernten, Weinberge pflanzen und ihre Frucht essen.

37,31 Und was vom Haus Juda entkommen, was übriggeblieben ist, wird wieder wurzeln nach unten und Frucht tragen nach oben. 37,32 Denn von Jerusalem wird ein Überrest ausgehen und das Entkommene vom Berg Zion. Der Eifer des HERRN der Heerscharen wird das tun.

37,33 Darum, so spricht der HERR über den König von Assur: Er wird nicht in diese Stadt kommen. Und er wird keinen Pfeil hineinschießen und ihr nicht mit dem Schild entgegentreten, und er wird keinen Wall gegen sie aufschütten. 37,34 Auf dem Weg, den er gekommen ist, auf ihm wird er zurückkehren und wird nicht in diese Stadt kommen, spricht der HERR. 37,35 Denn ich will diese Stadt beschirmen, um sie zu retten, um meinetwillen und um meines Knechtes David willen.

37,36 Da zog ein Engel des HERRN aus und schlug im Lager von Assur 185 000 [Mann]. Und als man früh am Morgen aufstand, siehe, da [fand man] sie alle tot, [lauter] Leichen. 37,37 Und Sanherib, der König von Assur, brach auf, zog fort und kehrte zurück; und er blieb in Ninive. 37,38 Und es geschah, als er sich niederwarf im Haus seines Gottes Nisroch, da erschlugen ihn seine Söhne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert; und sie entkamen in das Land Ararat. Und sein Sohn Asarhaddon wurde an seiner Stelle König.
 

Hiskias Krankheit und Genesung - Segen der Krankheit.

V. 1-8: 2Kö 20,1-11; 2Chr 32,24.
 

Kapitel 38

38,1 In jenen Tagen wurde Hiskia todkrank. Und der Prophet Jesaja, der Sohn des Amoz, kam zu ihm und sagte zu ihm: So spricht der HERR: Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben und nicht am Leben bleiben! 38,2 Da wandte Hiskia sein Gesicht zur Wand und betete zu dem HERRN. 38,3 Und er sprach: Ach, HERR! Denke doch daran, daß ich vor deinem Angesicht in Treue und mit ungeteiltem Herzen gelebt habe und daß ich getan habe, was gut ist in deinen Augen! Und Hiskia weinte sehr. 38,4 Da geschah das Wort des HERRN zu Jesaja: 38,5 Geh hin und sage zu Hiskia: So spricht der HERR, der Gott deines Vaters David: Ich habe dein Gebet gehört, ich habe deine Tränen gesehen! Siehe, ich will zu deinen Tagen fünfzehn Jahre hinzufügen. 38,6 Und aus der Hand des Königs von Assur will ich dich und diese Stadt retten und will diese Stadt beschirmen. 38,7 Und dies wird dir das Zeichen vom HERRN sein, daß der HERR dieses Wort, das er geredet hat, tun wird: 38,8 Siehe, ich lasse den Schatten [der Sonnenuhr um so viele] Stufen zurückkehren, wie die Sonne von den Stufen an der Sonnenuhr des
 

Ahas [bereits] abwärts gegangen ist, zehn Stufen zurück. Da kehrte die Sonne zehn Stufen zurück, an den Stufen, die sie abwärts gegangen war.

38,9 Aufzeichnung Hiskias, des Königs von Juda, als er krank gewesen und von seiner Krankheit genesen war.

38,10 Ich sagte: In der Mitte meiner Tage soll ich hingehen zu den Pforten des Scheols. Ich bin beraubt des Restes meiner Jahre. 38,11 Ich sagte: Ich werde Jah nicht sehen, Jah im Land der Lebendigen, auch nicht Menschen mehr erblicken bei den Bewohnern des Totenreiches. 38,12 Meine Hütte ist abgebrochen und wurde von mir weggenommen wie ein Hirtenzelt. Wie ein Weber habe ich mein Leben zu Ende gewebt: Vom Kettgarn schnitt er mich los. Vom Tag bis zur Nacht wirst du ein Ende mit mir machen!

38,13 Ich schrie um Hilfe bis zum Morgen, [aber] wie ein Löwe, so zerbrach er alle meine Gebeine. Vom Tag bis zur Nacht wirst du ein Ende mit mir machen! 38,14 Wie eine Schwalbe, eine Drossel, so zwitscherte ich, ich gurrte wie die Taube. Verschmachtend [blickten] meine Augen zur Höhe: O Herr, ich bin in Bedrängnis! Tritt als Bürge für mich ein!

38,15 Was soll ich reden, nachdem er zu mir gesprochen und es selbst ausgeführt hat? Ich will [dich] loben alle meine Jahre trotz der Betrübnis meiner Seele, 38,16 o Herr! [Ich will dich loben] wegen derer, die leben, und für alles, worin mein Geist lebt. Und du machst mich gesund und erhältst mich am Leben. 38,17 Siehe, zum Heil wurde mir bitteres Leid: Du, du hast liebevoll meine Seele von der Grube der Vernichtung zurückgehalten, denn alle meine Sünden hast du hinter deinen Rücken geworfen.

38,18 Denn der Scheol preist dich nicht, der Tod lobsingt dir [nicht]; die in die Grube hinabgefahren sind, hoffen nicht auf deine Treue. 38,19 Der Lebende, der Lebende, der preist dich, wie heute ich: der Vater erzählt den Kindern von deiner Treue. 38,20 Der HERR [war bereit], mich zu retten. Und wir wollen das Saitenspiel erklingen lassen alle Tage unseres Lebens im Haus des HERRN.

38,21 Und Jesaja sagte, man solle einen Feigenkuchen [aus] Feigenfrüchten nehmen und ihn auf dem Geschwür verstreichen, damit er genese. 38,22 Da sprach Hiskia: Was ist das Zeichen, daß ich in das Haus des HERRN hinaufgehen werde?
 

Gesandtschaft aus Babel bei Hiskia und Gottes Gerichtsandrohung.

2Kö 20,12-19; 2Chr 32,25-31.
 

Kapitel 39

39,1 In jener Zeit sandte Merodach-Baladan, der Sohn Baladans, der König von Babel, Brief und Geschenk an Hiskia, denn er hatte gehört, daß er krank gewesen und [wieder] zu Kräften gekommen war. 39,2 Und Hiskia freute sich über sie und zeigte ihnen sein Schatzhaus: das Silber und Gold, Balsamöle und das köstliche Öl, sein ganzes Vorratshaus und alles, was sich in seinen Schatzkammern vorfand. Es gab nichts in seinem Haus und in seiner ganzen Herrschaft, das Hiskia ihnen nicht gezeigt hätte. 39,3 Da kam der Prophet Jesaja zum König Hiskia und sprach zu ihm: Was haben diese Männer gesagt, und woher sind sie zu dir gekommen? Da sagte Hiskia: Aus einem fernen Land sind sie zu mir gekommen, von Babel. 39,4 Er aber sprach: Was haben sie in deinem Haus gesehen? Und Hiskia sagte: Sie haben alles gesehen, was in meinem Haus ist. Es gibt nichts in meinen Schatzkammern, das ich ihnen nicht gezeigt hätte. 39,5 Da sprach Jesaja zu Hiskia: Höre das Wort des HERRN der Heerscharen! 39,6 Siehe, Tage kommen, da wird alles, was in deinem Haus ist und was deine Väter bis zum heutigen Tag angehäuft haben, nach Babel weggebracht werden. Nichts wird übrigbleiben, spricht der HERR. 39,7 Und von deinen Söhnen, die von dir abstammen, die du zeugen wirst, wird man [einige] nehmen, und sie werden im Palast des Königs von Babel Hofbeamte sein. 39,8 Da sagte Hiskia zu Jesaja: Das Wort des HERRN ist gut, das du geredet hast. Denn er sagte [sich]: In meinen Tagen wird ja Friede und Sicherheit sein.
 

Botschaft des HERRN von der Erlösung.

Kapitel 40

40,1 Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott. 40,2 Redet zum Herzen Jerusalems, und ruft ihm zu, daß sein Frondienst vollendet, daß seine Schuld abgetragen ist! Denn es hat von der Hand des HERRN das Doppelte empfangen für all seine Sünden.

40,3 Eine Stimme ruft: In der Wüste bahnt den Weg des HERRN! Ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott! 40,4 Jedes Tal soll erhöht und jeder Berg und Hügel erniedrigt werden! Und das Höckerige soll zur Ebene werden und das Hügelige zur Talebene! 40,5 Und die Herrlichkeit des HERRN wird sich offenbaren, und alles Fleisch miteinander wird es sehen. Denn der Mund des HERRN hat geredet.

40,6 Eine Stimme spricht: Rufe! Und ich sage: Was soll ich rufen? - Alles Fleisch ist Gras, und all seine Anmut wie die Blume des Feldes. 40,7 Das Gras ist verdorrt, die Blume ist verwelkt, denn der Hauch des HERRN hat sie angeweht. Fürwahr, das Volk ist Gras. 40,8 Das Gras ist verdorrt, die Blume ist verwelkt. Aber das Wort unseres Gottes besteht in Ewigkeit.

40,9 Auf einen hohen Berg steig hinauf, du Freudenbotin Zion! Erhebe mit Macht deine Stimme, du Freudenbotin Jerusalem! Erhebe sie, fürchte dich nicht! Sprich zu den Städten Judas: Siehe da, euer Gott! 40,10 Siehe, der Herr, HERR, kommt mit Kraft, und sein Arm übt die Herrschaft für ihn aus. Siehe sein Lohn ist bei ihm, und seine Belohnung [geht] vor ihm her. 40,11 Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte, die Lämmer wird er in seinen Arm nehmen und in seinem Gewandbausch tragen, die säugenden [Muttertiere] wird er [fürsorglich] leiten.
 

Die unvergleichliche Größe Gottes.

40,12 Wer hat die Wasser gemessen mit seiner hohlen Hand und die Himmel abgemessen mit der Spanne? Und wer hat den Staub der Erde mit einem Maß erfaßt und die Berge mit der Waage gewogen, die Hügel mit Waagschalen? 40,13 Wer hat den Geist des HERRN ermessen, und [wer ist] der Mann seines Rates, den er unterwiese? 40,14 Mit wem beriet er sich, daß er ihm Einsicht gegeben und ihn belehrt hätte über den Pfad des Rechts und ihn Erkenntnis gelehrt und ihn [über] den Weg der Einsicht unterwiesen hätte? 40,15 Siehe, Nationen gelten wie ein Tropfen am Eimer und wie Staub auf der Waagschale. Siehe, Inseln hebt er hoch wie ein Stäubchen. 40,16 Und der Libanon reicht nicht hin zum Brennholz, und sein Wild reicht nicht hin zum Brandopfer. 40,17 Alle Nationen sind wie nichts vor ihm und gelten ihm als nichtig und leer. -

V. 18-26: Kap. 44,6-21; Jer 10,1-16.

40,18 Mit wem wollt ihr Gott vergleichen, und was für ein Abbild wollt ihr ihm gegenüberstellen? 40,19 Der Kunsthandwerker gießt das Götterbild, der Goldschmied beschlägt es mit Gold und [mit] silbernen Ketten vom Goldschmied. 40,20 Maulbeerholz [wählt er], ein Holz, das nicht fault. Er sucht sich einen geschickten Kunsthandwerker, um ein Götterbild aufzustellen, das nicht wackelt. - 40,21 Habt ihr es nicht erkannt? Hört ihr es nicht? Ist es euch nicht von Anfang an verkündet worden? Habt ihr nicht Einsicht gewonnen von der Gründung der Erde her? 40,22 [Er ist es,] der da thront über dem Kreis der Erde, daß ihre Bewohner wie Heuschrecken [erscheinen], der die Himmel ausspannt wie einen Schleier und ihn ausbreitet wie ein Zelt zum Wohnen, 40,23 der die Fürsten dem Nichts anheimgibt, die Richter der Erde der Nichtigkeit gleichmacht. 40,24 Kaum sind sie gepflanzt, kaum sind sie gesät, kaum hat ihr Stamm Wurzeln in der Erde getrieben, da bläst er sie schon an. Sie verdorren, und ein Sturmwind trägt sie wie Stoppeln hinweg. 40,25 Mit wem denn wollt ihr mich vergleichen, dem ich gleich wäre? spricht der Heilige. 40,26 Hebt zur Höhe eure Augen [empor] und seht: Wer hat diese [da] geschaffen? Er, der ihr Heer hervortreten läßt nach der Zahl, ruft sie alle mit Namen: Vor [ihm], reich an Macht und stark an Kraft, fehlt kein einziger.

40,27 Warum sagst du, Jakob, und sprichst du, Israel: Mein Weg ist verborgen vor dem HERRN, und meinem Gott entgeht mein Recht? 40,28 Hast du es nicht erkannt, oder hast du es nicht gehört? Ein ewiger Gott ist der HERR, der Schöpfer der Enden der Erde. Er ermüdet nicht und ermattet nicht, unergründlich ist seine Einsicht. 40,29 Er gibt dem Müden Kraft und dem Ohnmächtigen mehrt er die Stärke. 40,30 Jünglinge ermüden und ermatten, und junge Männer straucheln [und] stürzen. 40,31 Aber die auf den HERRN hoffen, gewinnen neue Kraft: sie heben die Schwingen empor wie die Adler, sie laufen und ermatten nicht, sie gehen und ermüden nicht.
 

Das Walten Gottes mit den Völkern und seinem Knecht Israel nach seiner Vorhersage.

Kapitel 41

41,1 Hört mir schweigend zu, ihr Inseln! Und die Völkerschaften sollen neue Kraft gewinnen. Sie sollen herzutreten, dann mögen sie reden: Laßt uns miteinander vor Gericht treten! 41,2 Wer hat vom [Sonnen]aufgang her den erweckt, dessen Fuß Gerechtigkeit begegnet? [Wer] gibt Nationen vor ihm dahin und stürzt Könige hinab? Sein Schwert macht sie wie Staub, sein Bogen wie verwehte Strohstoppeln. 41,3 Er jagt ihnen nach, zieht wohlbehalten einher, berührt den Weg nicht mit seinen Füßen. 41,4 Wer hat es gewirkt und getan? Der die Generationen ruft von Anbeginn. Ich, der HERR, bin der Erste, und bei den Letzten bin ich derselbe. 41,5 Die Inseln haben es gesehen und fürchten sich, es erbeben die Enden der Erde. Sie näherten sich und kamen herbei.

41,6 Einer hilft dem andern und sagt zu seinem Bruder: Sei mutig! 41,7 Und der Kunsthandwerker ermutigt den Goldschmied. Der mit dem Hammer glättet, [ermutigt] den, der auf den Amboß schlägt, und sagt von der Lötung: Sie ist gut. Und er befestigt es mit Nägeln, daß es nicht wackelt.

41,8 Du aber, Israel, mein Knecht, Jakob, den ich erwählt habe, Nachkomme Abrahams, meines Freundes, 41,9 du, den ich ergriffen von den Enden der Erde und von ihren fernsten Gegenden her gerufen habe, zu dem ich sprach: Mein Knecht bist du, ich habe dich erwählt und nicht verworfen - 41,10 fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir! Habe keine Angst, denn ich bin dein Gott! Ich stärke dich, ja, ich helfe dir, ja, ich halte dich mit der Rechten meiner Gerechtigkeit. 41,11 Siehe, beschämt und zuschanden werden alle, die [in Feindschaft] gegen dich entbrannt sind. Es werden wie nichts und gehen zugrunde die Männer, die den Rechtsstreit mit dir führen. 41,12 Du wirst sie suchen und nicht finden, die Männer, die mit dir zanken. Wie nichts und wie Nichtigkeit werden die Männer, die mit dir Krieg führen. 41,13 Denn ich bin der HERR, dein Gott, der deine Rechte ergreift, der zu dir spricht: Fürchte dich nicht! Ich, ich helfe dir! - 41,14 Fürchte dich nicht, du Wurm Jakob, du Häuflein Israel! Ich, ich helfe dir, spricht der HERR, und dein Erlöser ist der Heilige Israels. 41,15 Siehe, ich habe dich zu einem scharfen, neuen Dreschschlitten gemacht, mit Doppelschneiden versehen: du wirst Berge dreschen und zermalmen und Hügel der Spreu gleichmachen. 41,16 Du wirst sie worfeln, und der Wind wird sie forttragen und der Sturm sie zerstreuen. Du aber, du wirst jubeln in dem HERRN und dich rühmen in dem Heiligen Israels.

41,17 Die Elenden und die Armen suchen nach Wasser, und es gibt keins, ihre Zunge vertrocknet vor Durst. Ich, der HERR, werde sie erhören, ich, der Gott Israels, werde sie nicht verlassen. 41,18 Ich werde Ströme öffnen auf den kahlen Höhen und Quellen mitten in den Talebenen. Ich werde die Wüste zum Wasserteich machen und das dürre Land zu Wasserquellen. 41,19 Ich werde Zedern in die Wüste setzen, Akazien, Myrten und Olivenbäume, werde Wacholderbäume in die Steppe pflanzen, Platanen und Zypressen miteinander, 41,20 damit sie sehen und erkennen, es merken und verstehen allesamt, daß die Hand des HERRN dies getan und der Heilige Israels es geschaffen hat.

41,21 Bringt eure Rechtssache vor! spricht der HERR. Bringt eure Beweise herbei! spricht der König Jakobs. 41,22 Sie sollen [sie] herbeibringen und uns verkünden, was sich ereignen wird: das Frühere, was war es? Verkündet es, damit wir es uns zu Herzen nehmen! Oder laßt uns das Künftige hören, damit wir seinen Ausgang erkennen! 41,23 Verkündet das später Kommende, damit wir erkennen, daß ihr Götter seid! Ja, laßt es gut sein oder schlimm sein, daß wir uns gegenseitig ansehen und miteinander erschrecken! 41,24 Siehe, ihr seid nichts, und euer Tun ist Nichtigkeit. Ein Greuel ist, wer euch erwählt!

41,25 Ich habe [ihn] von Norden her erweckt, und er kam herbei, - von Sonnenaufgang her den, der meinen Namen anruft. Und er zertritt Befehlshaber wie Lehm und wie ein Töpfer, der Ton stampft. 41,26 Wer hat es von Anfang an verkündet, daß wir es erkannt hätten, und von jeher, daß wir sagen könnten: Richtig! Ja, da war keiner, der es verkündete, ja, keiner, der es hören ließ, ja, keiner, der eure Sprüche gehört hätte. 41,27 Als erster [habe ich] zu Zion [gesagt]: Siehe, siehe, da sind sie, und Jerusalem gebe ich einen Freudenboten! 41,28 Und ich sehe hin, doch da ist niemand, und unter diesen da ist kein Ratgeber, daß ich sie fragen könnte und sie mir Antwort gäben. 41,29 Siehe, sie alle sind Betrug. Nichtigkeit sind ihre Machwerke, Wind und Leere ihre gegossenen Bilder.
 

Der Knecht des HERRN in seiner Größe und Armut - Klage über Israel als Knecht des HERRN.

Kapitel 42

42,1 Siehe, mein Knecht, den ich halte, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er wird das Recht zu den Nationen hinausbringen. 42,2 Er wird nicht schreien und [die Stimme] nicht erheben und seine Stimme nicht hören lassen auf der Straße. 42,3 Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue bringt er das Recht hinaus. 42,4 Er wird nicht verzagen noch zusammenbrechen, bis er das Recht auf Erden aufgerichtet hat. Und die Inseln warten auf seine Weisung. - 42,5 So spricht Gott, der HERR, der die Himmel schuf und sie ausspannte, der die Erde ausbreitete und was ihr entsprosst, der dem Volk auf ihr den Atem gab und den [Lebens]hauch denen, die auf ihr gehen: 42,6 Ich, der HERR, ich habe dich in Gerechtigkeit gerufen und ergreife dich bei der Hand. Und ich behüte dich und mache dich zum Bund des Volkes, zum Licht der Nationen, 42,7 blinde Augen aufzutun, um Gefangene aus dem Kerker herauszuführen [und] aus dem Gefängnis, die in der Finsternis sitzen. - 42,8 Ich bin Jahwe, das ist mein Name. Und meine Ehre gebe ich keinem anderen noch meinen Ruhm den Götterbildern. 42,9 Das Frühere, siehe, es ist eingetroffen, und Neues verkündige ich. Bevor es aufsprosst, lasse ich es euch hören.

42,10 Singt dem HERRN ein neues Lied, seinen Ruhm vom Ende der Erde: Es brause das Meer und seine Fülle, die Inseln und ihre Bewohner! 42,11 [Die Stimme] sollen erheben die Steppe und ihre Städte, die Dörfer, die Kedar bewohnt! Jubeln sollen die Bewohner von Sela, jauchzen vom Gipfel der Berge her! 42,12 Dem HERRN sollen sie Ehre geben und seinen Ruhm auf den Inseln verkündigen! 42,13 Der HERR zieht aus wie ein Held, wie ein Kriegsmann weckt er den Eifer. Er erhebt einen Schlachtruf, ja, ein gellendes Feldgeschrei, er beweist sich als Held gegen seine Feinde.

42,14 Seit ewigen [Zeiten] habe ich geschwiegen, war still, habe an mich gehalten. Wie eine Gebärende will ich [nun] stöhnen, schnauben und [nach Luft] schnappen zugleich. 42,15 Ich will Berge und Hügel ausdörren und all ihr Kraut vertrocknen lassen. Und ich will Ströme zu Inseln machen und Teiche trockenlegen. 42,16 Und ich will die Blinden auf einem Weg gehen lassen, den sie nicht kennen, auf Pfaden, die sie nicht kennen, will ich sie schreiten lassen. Die Finsternis vor ihnen will ich zum Licht machen und das Holperige zur Ebene. Das sind die Dinge, die ich tun und von denen ich nicht ablassen werde. 42,17 Es weichen zurück, es werden völlig zuschanden [alle], die auf ein Götterbild vertrauen, die zum gegossenen Bild sagen: Ihr seid unsere Götter.

42,18 Hört, ihr Tauben! Und ihr Blinden, schaut her, um zu sehen! 42,19 Wer ist blind, wenn nicht mein Knecht, und taub, wenn nicht mein Bote, den ich sende? Wer ist blind wie Meschullam und blind wie der Knecht des HERRN? 42,20 Er hat vieles gesehen, aber es nicht beachtet, hat offene Ohren, aber hört nicht. 42,21 Deinem HERRN hat es gefallen um seiner Gerechtigkeit willen. Er macht das Gesetz groß und herrlich. 42,22 Doch ist es [jetzt noch] ein beraubtes und ausgeplündertes Volk. Sie sind allesamt in Löchern gefesselt, und in Kerkern werden sie versteckt gehalten. Sie sind zur Beute geworden, und da ist kein Erretter, [zur] Plünderung, und niemand sagt: Gib wieder her! 42,23 Wer unter euch will das zu Ohren nehmen, will achtgeben und für die Zukunft hören? 42,24 Wer hat Jakob der Plünderung preisgegeben und Israel den Räubern? Nicht der HERR, gegen den wir gesündigt haben? Und sie wollten nicht auf seinen Wegen gehen und hörten nicht auf sein Gesetz. 42,25 Da hat er die Glut seines Zornes und die Gewalt des Krieges über es ausgegossen. Und er hat es ringsum versengt, aber es kommt nicht zur Erkenntnis, und er hat es in Brand gesteckt, aber es nimmt es nicht zu Herzen.
 

Israels Erlösung aus Gnaden.

Kapitel 43

43,1 Aber jetzt, so spricht der HERR, der dich geschaffen, Jakob, und der dich gebildet hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. 43,2 Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen. 43,3 Denn ich bin der HERR, dein Gott, [ich], der Heilige Israels, dein Retter. Ich gebe Ägypten als Lösegeld für dich, Kusch und Seba an deiner Stelle. 43,4 Weil du teuer bist in meinen Augen [und] wertvoll bist und ich dich liebhabe, so gebe ich Menschen hin an deiner Stelle und Völkerschaften anstelle deines Lebens. 43,5 Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir! Vom [Sonnen]aufgang her werde ich deine Nachkommen bringen, und vom [Sonnen]untergang her werde ich dich sammeln. 43,6 Ich werde zum Norden sagen: Gib her! und zum Süden: Halte nicht zurück! Bring meine Söhne von fernher und meine Töchter vom Ende der Erde, 43,7 jeden, der mit meinem Namen genannt ist und den ich zu meiner Ehre geschaffen, den ich gebildet, ja, gemacht habe!

43,8 Laß hervortreten das blinde Volk, das doch Augen hat, und die Tauben, die doch Ohren haben! 43,9 Alle Nationen sind miteinander versammelt, und die Völkerschaften sind zusammengekommen! Wer unter ihnen verkündet dies? Auch Früheres sollen sie uns hören lassen! Sie sollen ihre Zeugen stellen, daß sie gerecht sind! Und man wird es hören und sagen: Es ist wahr! 43,10 Ihr seid meine Zeugen, spricht der HERR, und mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr erkennt und mir glaubt und einseht, daß ich derselbe bin. Vor mir wurde kein Gott gebildet, und nach mir wird keiner sein. 43,11 Ich, ich bin der HERR, und außer mir gibt es keinen Retter. 43,12 Ich habe verkündigt und gerettet und hören lassen, und kein fremder [Gott] war unter euch. Und ihr seid meine Zeugen, spricht der HERR, und ich bin Gott. 43,13 Ja, auch weiterhin bin ich derselbe, und da ist niemand, der aus meiner Hand errettet. Ich wirke, und wer kann es rückgängig machen?

43,14 So spricht der HERR, euer Erlöser, der Heilige Israels: Um euretwillen habe ich nach Babel gesandt. Und ich stoße herunter all die Riegel [eines Gefängnisses]. Und die Chaldäer - zur Klage wird ihr Jubel. 43,15 Ich bin der HERR, euer Heiliger, der Schöpfer Israels, euer König.

43,16 So spricht der HERR, der einen Weg gibt im Meer und einen Pfad in mächtigen Wassern, 43,17 der ausziehen läßt Wagen und Pferd, Heer und Held - zusammen liegen sie da, stehen nicht wieder auf; sie sind erloschen, verglommen wie ein Docht -: 43,18 Denkt nicht an das Frühere, und auf das Vergangene achtet nicht! 43,19 Siehe, ich wirke Neues! Jetzt sproßt es auf. Erkennt ihr es nicht? Ja, ich lege durch die Wüste einen Weg, Ströme durch die Einöde. 43,20 Die Tiere des Feldes werden mich ehren, Schakale und Strauße, weil ich in der Wüste Wasser gegeben habe, Ströme in der Einöde, um mein Volk zu tränken, mein auserwähltes. 43,21 Dieses Volk, das ich mir gebildet habe, sie sollen meinen Ruhm erzählen.

43,22 Nicht mich hast du angerufen, Jakob, daß du dich um mich gemüht hättest, Israel! 43,23 Du hast mir nicht das Lamm deiner Brandopfer gebracht und mit deinen Schlachtopfern mich nicht geehrt. Ich habe dir nicht mit Opfergaben Arbeit gemacht noch mit Weihrauch dich ermüdet. 43,24 Du hast mir nicht für Geld Würzrohr gekauft noch mit dem Fett deiner Schlachtopfer mich gesättigt. Vielmehr hast du mir Arbeit gemacht mit deinen Sünden, du hast mich ermüdet mit deinen Sünden. 43,25 Ich, ich bin es, der deine Verbrechen auslöscht um meinetwillen, und deiner Sünden will ich nicht gedenken.

43,26 Zeige mich an! Wir wollen miteinander vor Gericht treten! Erzähle du, damit du recht behältst! 43,27 Dein erster Vater hat [schon] gesündigt, und deine Vermittler haben mit mir gebrochen. 43,28 So entweihe ich die Obersten des Heiligtums. Und ich gebe Jakob dem Bann und Israel den Hohnreden preis.
 

Der segnende, lebendige Gott und die Torheit des Götzendienstes.

Kapitel 44

44,1 Aber nun höre, Jakob, mein Knecht, und Israel, den ich erwählt habe. 44,2 So spricht der HERR, der dich gemacht und von Mutterleibe an dich gebildet hat, der dir hilft: Fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob, und Jeschurun, den ich erwählt habe! 44,3 Denn ich werde Wasser gießen auf das durstige und Bäche auf das trockene Land. Ich werde meinen Geist ausgießen auf deine Nachkommen und meinen Segen auf deine Sprößlinge. 44,4 Und sie werden aufsprossen wie Schilf zwischen Wassern, wie Pappeln an Wasserläufen. 44,5 Dieser wird sagen: Ich gehöre dem HERRN! Und jener wird sich mit dem Namen Jakob nennen. Und jener wird auf seine Hand schreiben: Dem HERRN eigen! und wird mit dem Namen Israel genannt werden.

V. 6-21: Kap. 40,18-26; Jer 10,1-16.

44,6 So spricht der HERR, der König Israels und sein Erlöser, der HERR der Heerscharen: Ich bin der Erste und bin der Letzte, und außer mir gibt es keinen Gott. 44,7 Und wer ist wie ich? Er rufe und verkünde es und lege es mir dar! - Wer hat von Urzeiten her das Kommende hören lassen? Und was eintreten wird, sollen sie uns verkünden! 44,8 Erschreckt nicht und zittert nicht! Habe ich es dich nicht schon längst hören lassen und [es dir] verkündet? Und ihr seid meine Zeugen: Gibt es einen Gott außer mir? Es gibt keinen Fels, ich kenne keinen. 44,9 Die Bildner von Götterbildern sind allesamt nichtig, und ihre Lieblinge nützen nichts. Und ihre Zeugen sehen nicht und erkennen nicht, damit sie zuschanden werden. 44,10 Wer hat [je] einen Gott gebildet und ein Götterbild gegossen, damit es nichts nützt? 44,11 Siehe, alle seine Anhänger werden zuschanden. Und die Kunsthandwerker sind ja [nur] Menschen. Sollen sie sich alle versammeln, hintreten: erschrecken müssen sie, zuschanden werden allesamt! 44,12 Der Handwerker in Eisen schärft das Beil und arbeitet mit Kohlenglut, und er formt es mit Hämmern und verarbeitet es mit seinem kräftigen Arm. Er wird [dabei] auch hungrig und kraftlos, er trinkt kein Wasser und ermüdet. 44,13 Der Handwerker in Holz spannt die Schnur, zeichnet es mit dem Stift vor, führt es mit den Schnitzmessern aus und umreißt mit dem Zirkel. Und er macht es wie das Bild eines Mannes, wie das Prachtstück von einem Menschen, damit es in einem Haus wohnt. 44,14 [Er geht,] um sich Zedern zu fällen, oder nimmt eine Steineiche oder eine Eiche und zieht sie sich groß unter den Bäumen des Waldes. Er pflanzt eine Fichte, und der Regen läßt sie wachsen. 44,15 Und [das alles] dient dem Menschen zur Feuerung, und er nimmt davon und wärmt sich. Teils heizt er und bäckt Brot, teils verarbeitet er es zu einem Gott und wirft sich [davor] nieder, macht ein Götzenbild daraus und beugt sich vor ihm. 44,16 Die Hälfte davon verbrennt er im Feuer. Auf [dieser] seiner Hälfte brät er Fleisch, ißt den Braten und sättigt sich. Auch wärmt er sich und sagt: Ha! Mir wird es warm, ich spüre Feuer. 44,17 Und den Rest davon macht er zu einem Gott, zu seinem Götterbild. Er beugt sich vor ihm und wirft sich nieder, und er betet zu ihm und sagt: Errette mich, denn du bist mein Gott! - 44,18 Sie haben keine Erkenntnis und keine Einsicht, denn ihre Augen sind verklebt, daß sie nicht sehen, [und] ihre Herzen, daß sie nicht verstehen. - 44,19 Und er nimmt es nicht zu Herzen und [hat] keine Erkenntnis und keine Einsicht, daß er sagte: Die Hälfte davon habe ich im Feuer verbrannt, auch habe ich auf seinen Kohlen Brot gebacken, ich brate Fleisch und esse; und den Rest davon mache ich zu einem Greuel, vor einem Holzklotz beuge ich mich! 44,20 Wer sich mit Asche einläßt, ist betrogen, [sein] Herz hat ihn irregeführt. Er rettet seine Seele nicht und sagt [nicht]: Ist nicht Lüge in meiner Rechten?

44,21 Denke daran, Jakob und Israel, denn du bist mein Knecht. Ich habe dich gebildet, du bist mein Knecht. Israel, du wirst nicht von mir vergessen. 44,22 Ich habe deine Verbrechen ausgelöscht wie einen Nebel und wie eine Wolke deine Sünden. Kehre um zu mir, denn ich habe dich erlöst! 44,23 Jubelt, ihr Himmel, denn der HERR hat es getan! Jauchzt, ihr Tiefen der Erde! Brecht in Jubel aus, ihr Berge, du Wald und all ihr Bäume darin! Denn der HERR hat Jakob erlöst, und an Israel verherrlicht er sich.
 

Ankündigung der Herrschaft des Kyrus zum Heil Israels.

44,24 So spricht der HERR, dein Erlöser und der dich vom Mutterleib an gebildet hat: Ich, der HERR, bin es, der alles wirkt, der die Himmel ausspannte, ich allein, der die Erde ausbreitete - wer war [da] bei mir? 44,25 [Ich bin es,] der die Wunderzeichen der Orakelpriester platzen läßt und die Wahrsager zu Narren macht, der die Weisen zur Umkehr zwingt und ihr Wissen zur Torheit macht, 44,26 der das Wort seines Knechtes aufrichtet und den Plan seiner Boten ausführt, der von Jerusalem sagt: Es soll bewohnt werden! und von den Städten Judas: Sie sollen aufgebaut werden, und seine Trümmerstätten werde ich [wieder]aufrichten! - 44,27 der zur Meerestiefe spricht: Versiege, und deine Ströme will ich austrocknen - 44,28 der von Kyrus spricht: Mein Hirt, er wird alles ausführen, was mir gefällt, indem er von Jerusalem sagen wird: Es werde aufgebaut, und der Grundstein des Tempels werde gelegt!
 

Kapitel 45

45,1 So spricht der HERR zu seinem Gesalbten, zu Kyrus, den ich bei seiner Rechten ergriffen habe, um Nationen vor ihm zu unterwerfen - und die Hüften der Könige entgürte ich -, um Türen vor ihm zu öffnen, und Tore bleiben nicht verschlossen: 45,2 Ich, ich werde vor dir herziehen und werde die Ringmauern einebnen. Eherne Türen werde ich zerbrechen und eiserne Riegel zerschlagen. 45,3 Ich gebe dir verborgene Schätze und versteckte Vorräte, damit du erkennst, daß ich der HERR bin, der dich bei deinem Namen ruft, der Gott Israels. 45,4 Um meines Knechtes Jakob willen und Israels, meines Auserwählten, habe ich dich bei deinem Namen gerufen. Ich gebe dir einen Ehrennamen, ohne daß du mich gekannt hast. 45,5 Ich bin der HERR und sonst keiner. Außer mir gibt es keinen Gott. Ich gürte dich, ohne daß du mich erkannt hast, 45,6 damit man erkennt vom Aufgang der Sonne und von [ihrem] Untergang her, daß es außer mir gar keinen gibt. Ich bin der HERR - und sonst keiner -, 45,7 der das Licht bildet und die Finsternis schafft, der Frieden wirkt und das Unheil schafft. Ich, der HERR, bin es, der das alles wirkt.

45,8 Träufelt, ihr Himmel, von oben! Und ihr Wolken, fließt [über] von Gerechtigkeit! Das Land öffne [seine Ackerfurchen], und sie sollen fruchtbar sein mit Heil, und es lasse Gerechtigkeit hervorwachsen zugleich! Ich, der HERR, habe es geschaffen. 45,9 Weh dem, der mit seinem Bildner rechtet - ein Tongefäß unter irdenen Tongefäßen! Sagt [etwa] der Ton zu seinem Bildner: Was machst du?, und [sagt etwa] dein Werk [von dir]: Er hat keine Hände? 45,10 Weh dem, der zum Vater sagt: Warum zeugst du? und zur Frau: Warum hast du Wehen? 45,11 So spricht der HERR, der Heilige Israels und sein Bildner: Wollt ihr mich [etwa] wegen meiner Kinder fragen und über das Werk meiner Hände mir Befehl geben? 45,12 Ich, ich habe die Erde gemacht und den Menschen auf ihr geschaffen. Ich [war es], meine Hände haben die Himmel ausgespannt, und all ihrem Heer habe ich Befehl gegeben. 45,13 Ich, ich habe ihn erweckt in Gerechtigkeit, und alle seine Wege ebne ich. Er wird meine Stadt bauen und meine Weggeführten freilassen, nicht für einen Kaufpreis und nicht für ein Geschenk, spricht der HERR der Heerscharen.

45,14 So spricht der HERR: Der Erwerb Ägyptens und der Handelsgewinn von Kusch und die Sebäer, hochgewachsene Männer, werden zu dir übergehen und dir gehören. Sie werden dir nachfolgen, in Fesseln werden sie [zu dir] übergehen. Und sie werden sich vor dir niederwerfen, werden zu dir flehen: Ja, bei dir ist Gott. Es gibt keinen sonst, keinen Gott! - 45,15 Wahrlich, du bist ein Gott, der sich verborgen hält, Gott Israels, ein Retter! - 45,16 Sie werden zuschanden und auch zunichte, sie alle miteinander. Sie gehen allesamt in Schmach dahin, die Götzenmacher. 45,17 Israel findet Rettung in dem HERRN, ewige Rettung. Ihr werdet nicht zuschanden und nicht zunichte werden in alle Ewigkeiten. 45,18 Denn so spricht der HERR, der die Himmel geschaffen hat - er ist Gott -, der die Erde gebildet und sie gemacht hat - er hat sie gegründet, nicht als eine Öde hat er sie geschaffen, [sondern] zum Bewohnen hat er sie gebildet -: Ich bin der HERR, und sonst gibt es keinen [Gott]! 45,19 Nicht im Verborgenen habe ich geredet, am Ort eines finsteren Landes. Ich sprach zu den Nachkommen Jakobs nicht: Sucht mich vergeblich! Ich bin der HERR, der Gerechtigkeit redet, Wahrheit verkündet.

45,20 Versammelt euch und kommt! Nähert euch allesamt, ihr Entkommenen der Nationen! Keine Erkenntnis haben die, die das Holz ihres Götterbildes tragen und zu einem Gott flehen, der nicht retten kann. 45,21 Berichtet und bringt [Beweise] herbei! Ja, sollen sie sich miteinander beraten! Wer hat dies von alters her hören lassen, schon längst es verkündet? Nicht ich, der HERR? Und sonst gibt es keinen Gott außer mir. Einen gerechten und rettenden Gott gibt es außer mir nicht! 45,22 Wendet euch zu mir und laßt euch retten, alle ihr Enden der Erde! Denn ich bin Gott und keiner sonst. 45,23 Ich habe bei mir selbst geschworen, aus meinem Mund ist Gerechtigkeit hervorgegangen, ein Wort, das nicht zurückkehrt: Ja, jedes Knie wird sich vor mir beugen, jede Zunge [mir] schwören 45,24 und sagen: Nur in dem HERRN ist Gerechtigkeit und Stärke. Zu ihm wird man kommen, und es werden alle beschämt werden, die gegen ihn entbrannt waren. 45,25 In dem HERRN werden gerecht sein und sich rühmen alle Nachkommen Israels.
 

Vernichtung der Götzen - Heil in Gott.

Kapitel 46

46,1 Bel bricht in die Knie, Nebo krümmt sich. Ihre Götzenbilder sind dem [Saum]tier und dem [Last]vieh [aufgelegt] worden; eure Tragbilder sind aufgeladen, eine Last für das erschöpfte [Vieh]. 46,2 Sie krümmen sich, brechen in die Knie allesamt, sie können die Last nicht retten; und sie selbst ziehen in die Gefangenschaft.

46,3 Hört auf mich, Haus Jakob und der ganze Überrest des Hauses Israel, die ihr von Mutterleib an [mir] aufgeladen, von Mutterschoß an [von mir] getragen worden seid! 46,4 Auch bis in [euer] Greisenalter bin ich derselbe, und bis zu [eurem] grauen Haar werde ich selbst [euch] tragen. Ich, ich habe es getan, und ich selbst werde heben, und ich selbst werde tragen und werde erretten.

46,5 Mit wem wollt ihr mich vergleichen und gleichstellen und mich ähnlich machen, daß wir uns gleichen? 46,6 Sie, die Gold aus dem Beutel schütten und Silber auf der Waage abwiegen, dingen einen Goldschmied, daß er einen Gott daraus macht. Sie beugen sich, ja, sie werfen sich nieder. 46,7 Sie heben ihn auf die Schulter, tragen ihn [umher] und setzen ihn nieder an seine Stelle, und er steht da: von seinem Platz weicht er nicht. Auch schreit man zu ihm, aber er antwortet nicht, hilft ihm nicht aus seiner Not. 46,8 Denkt daran und ermahnt euch, nehmt es [wieder] zu Herzen, ihr Abtrünnigen! 46,9 Gedenket des Früheren von der Urzeit her, daß ich Gott bin. Es gibt keinen sonst, keinen Gott gleich mir, 46,10 der ich von Anfang an den Ausgang verkünde und von alters her, was noch nicht geschehen ist, - der ich spreche: Mein Ratschluß soll zustande kommen, und alles, was mir gefällt, führe ich aus, 46,11 der ich den Raubvogel rufe von Osten her, aus fernem Land den Mann meines Ratschlusses. Ja, ich habe [es] geredet, ja, ich werde es auch kommen lassen. Ich habe [es] gebildet, ja, ich führe es auch aus. - 46,12 Hört auf mich, ihr Trotzigen, die ihr fern seid von Gerechtigkeit! 46,13 Ich habe meine Gerechtigkeit nahe gebracht, sie ist nicht fern, und mein Heil zögert nicht. Und ich gebe in Zion Heil, für Israel meine Herrlichkeit.
 

Triumph und Spott über den Untergang Babels.

Kap. 13; 14; 21,1-10; Jer 50; 51.
 

Kapitel 47

47,1 Steig herunter und setz dich in den Staub, Jungfrau, Tochter Babel! Setz dich auf die Erde ohne Thron, Tochter der Chaldäer! Denn man wird dich nicht länger die Verwöhnte und Verzärtelte nennen. 47,2 Nimm die Mühle und mahle Mehl! Schlage deinen Schleier zurück, hebe die Schleppe, entblöße die Schenkel, wate durch Ströme! 47,3 Deine Blöße soll aufgedeckt, ja, deine Schande gesehen werden! Ich werde Rache nehmen und Menschen nicht verschonen. - 47,4 Unser Erlöser, HERR der Heerscharen ist sein Name, der Heilige Israels! - 47,5 Setze dich stumm hin und geh in die Finsternis, Tochter der Chaldäer! Denn du sollst nicht länger Herrin der Königreiche genannt werden. 47,6 Ich war erzürnt über mein Volk, ich entweihte mein Erbteil, und ich gab sie in deine Hand. Du hast ihnen kein Erbarmen erwiesen, auf den Greis legtest du schwer dein Joch. 47,7 Und du sagtest: Auf ewig werde ich Herrin sein, für immer! Du nahmst dir dies nicht zu Herzen, das Ende davon bedachtest du nicht. 47,8 Und nun höre dies, du Wollüstige, die in Sicherheit wohnt, die in ihrem Herzen sagt: Ich, und sonst gar nichts! Ich werde nicht als Witwe sitzen noch Kinderlosigkeit kennen! 47,9 Dies beides wird über dich kommen in einem Augenblick, an einem einzigen Tag: Kinderlosigkeit und Witwenschaft. In vollem Masse werden sie über dich kommen trotz der Menge deiner Zaubereien, trotz der gewaltigen Fülle deiner Bannsprüche. 47,10 Aber du vertrautest auf deine Bosheit. Du sagtest: Niemand sieht mich. Deine Weisheit und dein Wissen, das hat dich irregeführt. Und du sagtest in deinem Herzen: Ich, und sonst gar nichts! 47,11 So kommt Unheil über dich, gegen das du keinen Zauber kennst. Und ein Verderben wird über dich herfallen, das du nicht abwenden kannst. Und plötzlich wird ein Sturm über dich kommen, den du nicht ahnst. - 47,12 Tritt doch auf mit deinen Bannsprüchen und mit der Menge deiner Zaubereien, mit denen du dich abgemüht hast von deiner Jugend an! Vielleicht kannst du Hilfe schaffen, vielleicht wirst du Schrecken einflößen. 47,13 Du bist müde geworden durch die Menge deiner Beratungen. Sie sollen doch auftreten und dich retten, die Himmelszerleger, die Sternebeschauer, die an jedem Neumond wissen lassen, was über dich kommen soll! 47,14 Siehe, sie sind wie Strohstoppeln geworden, Feuer hat sie verbrannt! Vor der Gewalt der Flamme haben sie ihr Leben nicht gerettet: es gab keine Kohle, um sich zu wärmen, kein Feuer, um davor zu sitzen. 47,15 So sind dir die geworden, für die du dich abgemüht hast, deine Handelspartner von deiner Jugend an. Sie taumeln, jeder nach seiner Seite hin; niemand rettet dich.
 

Kapitel 48

48,1 Weitere Mahnung an Israel und erneute Verheißung der Rettung

Hört dies, Haus Jakob, die mit dem Namen Israel benannt und aus den Wassern Judas hervorgegangen sind, die beim Namen des HERRN schwören und den Gott Israels bekennen, [doch] nicht in Wahrheit und nicht in Gerechtigkeit; 48,2 ja, nach der heiligen Stadt nennen sie sich, und sie stützen sich auf den Gott Israels, HERR der Heerscharen ist sein Name: 48,3 Das Frühere habe ich längst schon verkündet. Aus meinem Mund ist es hervorgegangen, und ich habe es hören lassen; plötzlich tat ich es, und es traf ein. 48,4 Weil ich wußte, daß du hart bist und daß dein Nacken eine eiserne Sehne und deine Stirn aus Erz ist, 48,5 so habe ich es dir schon längst verkündet, ehe es eintraf, habe ich es dich hören lassen, damit du nicht sagst: Mein Götze hat es getan, und mein Götterbild und mein gegossenes Bild haben es befohlen. 48,6 Du hast es gehört, betrachte es [nun] alles! Und ihr, wollt ihr es nicht verkünden? Von nun an lasse ich dich Neues hören und Verborgenes, das du nicht kanntest. 48,7 Jetzt ist es geschaffen und nicht [schon] früher und vor dem [heutigen] Tag. Und du hast nicht davon gehört, damit du nicht sagst: Siehe, ich habe es gewußt. 48,8 Du hast es weder gehört noch gewußt, noch war dein Ohr früher [schon] geöffnet. Denn ich wußte, daß du völlig treulos bist und daß man dich `Abtrünnig von Mutterleib an genannt hat. 48,9 Um meines Namens willen halte ich meinen Zorn zurück, und um meines Ruhmes willen bezähme ich mich dir zugute, um dich nicht auszurotten. 48,10 Siehe, ich habe dich geläutert, doch nicht im Silber[schmelzofen]; ich habe dich geprüft im Schmelzofen des Elends. 48,11 Um meinetwillen, um meinetwillen will ich es tun - denn wie würde mein Name entweiht werden! -, und meine Ehre gebe ich keinem andern.

48,12 Höre auf mich, Jakob, und Israel, mein Berufener! Ich bin, der da ist, ich der Erste, ich auch der Letzte. 48,13 Ja, meine Hand hat die Grundmauern der Erde gelegt und meine Rechte die Himmel ausgespannt; ich rufe ihnen zu: allesamt stehen sie da. 48,14 Versammelt euch, ihr alle, und hört! Wer unter ihnen hat dies verkündet? Der HERR liebt ihn. Er wird an Babel ausführen, was ihm gefällt, und sein Arm [wird] die Chaldäer [richten]. 48,15 Ich, ich selbst habe geredet, ja, ich habe ihn gerufen. Ich habe ihn kommen lassen, und sein Weg wird gelingen. 48,16 Tretet her zu mir, hört dies! Ich habe von Anfang an nicht im Verborgenen geredet; von der Zeit an, da es geschah, bin ich da. - Und nun hat der Herr, HERR, mich gesandt und seinen Geist [verliehen]. - 48,17 So spricht der HERR, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin der HERR, dein Gott, der dich lehrt zu [deinem] Nutzen, der dich leitet auf dem Weg, den du gehen sollst.

48,18 Ach, hättest du doch auf meine Gebote geachtet! Dann wäre wie der Strom dein Friede gewesen und deine Gerechtigkeit wie die Wogen des Meeres. 48,19 Dann wäre wie der Sand deine Nachkommenschaft gewesen und die Sprößlinge deines Leibes wie seine Körner. Sein Name würde nicht ausgerottet und nicht ausgetilgt werden vor meinem Angesicht.

48,20 Zieht aus Babel fort! Flieht aus Chaldäa! Mit jubelnder Stimme verkündet, laßt es hören, breitet es aus bis an die Enden der Erde! Sprecht: Erlöst hat der HERR seinen Knecht Jakob! 48,21 Und sie dürsteten nicht, als er sie durch die Trümmerstätten führte. Wasser aus dem Felsen ließ er ihnen rinnen, er spaltete den Felsen, und Wasser floß heraus. - 48,22 Kein Friede den Gottlosen, spricht der HERR. -
 

Der Knecht des HERRN: Licht für die Heiden und Heil für Israel.

Kapitel 49

49,1 Hört auf mich, ihr Inseln, und horcht auf, ihr Völkerschaften, [die ihr] von fernher [seid]! Der HERR hat mich berufen vom Mutterleib an, hat von meiner Mutter Schoß an meinen Namen genannt. 49,2 Er hat meinen Mund wie ein scharfes Schwert gemacht, hält mich versteckt im Schatten seiner Hand. Und er hat mich zu einem geschärften Pfeil gemacht, hat mich verborgen in seinem Köcher. 49,3 Und er sprach zu mir: Mein Knecht bist du, Israel, an dem ich mich verherrlichen werde. - 49,4 Ich aber sagte: Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verbraucht. Doch mein Recht ist bei dem HERRN und mein Lohn bei meinem Gott. - 49,5 Und nun spricht der HERR, der mich von Mutterleib an für sich zum Knecht gebildet hat, um Jakob zu ihm zurückzubringen und damit Israel zu ihm gesammelt werde - und ich bin geehrt in den Augen des HERRN, und mein Gott ist meine Stärke geworden -, 49,6 ja, er spricht: Es ist zu wenig, daß du mein Knecht bist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten Israels zurückzubringen. So habe ich dich [auch] zum Licht der Nationen gemacht, [daß] mein Heil reiche bis an die Enden der Erde. 49,7 So spricht der HERR, der Erlöser Israels, sein Heiliger, zu dem ganz und gar Verachteten, zu dem Verabscheuten der Nation, zu dem Knecht der Herrscher: Könige werden es sehen und aufstehen, [auch] Oberste, und sie werden sich niederwerfen um des HERRN willen, der treu ist, [um] des Heiligen Israels [willen], der dich erwählt hat. 49,8 So spricht der HERR: Zur Zeit des Wohlgefallens habe ich dich erhört, und am Tag des Heils habe ich dir geholfen. Und ich werde dich behüten und dich zum Bund des Volkes machen, das Land aufzurichten, die verödeten Erbteile auszuteilen, 49,9 den Gefangenen zu sagen: Geht hinaus! [und] zu denen, die in Finsternis sind: Kommt ans Licht! Sie werden an den Wegen weiden, und auf allen kahlen Höhen wird ihre Weide sein. 49,10 Sie werden nicht hungern und nicht dürsten, und weder Wüstenglut noch Sonne wird sie treffen. Denn ihr Erbarmer wird sie leiten und wird sie zu Wasserquellen führen. 49,11 Alle meine Berge will ich zum Weg machen, und meine Straßen werden hoch dahinführen. 49,12 Siehe, diese werden von fernher kommen, und siehe, die von Norden und von Westen und jene aus dem Land Sewenim. 49,13 Jubelt, ihr Himmel, und jauchze, du Erde! Und ihr Berge, brecht in Jubel aus! Denn der HERR hat sein Volk getröstet, und über seine Elenden erbarmt er sich.
 

Klage, Tröstung und Wiederherstellung Israels.

49,14 Zion sagt: Verlassen hat mich der HERR, der Herr hat mich vergessen. 49,15 Vergißt [etwa] eine Frau ihren Säugling, daß sie sich nicht erbarmt über den Sohn ihres Leibes? Sollten selbst diese vergessen, ich werde dich niemals vergessen. 49,16 Siehe, in [meine] beiden Handflächen habe ich dich eingezeichnet. Deine Mauern sind beständig vor mir. 49,17 Deine Erbauer eilen herbei, deine Zerstörer und deine Verwüster ziehen aus dir fort. 49,18 Erhebe ringsum deine Augen und sieh: Sie alle versammeln sich, kommen zu dir! So wahr ich lebe, spricht der HERR, ja, du wirst sie alle wie ein Schmuck[stück] anlegen und dich mit ihnen gürten wie eine Braut. 49,19 Denn deine Trümmerstätten, deine verödeten Orte und dein zerstörtes Land - ja, nun wird es dir zu eng werden vor [Menge an] Bewohnern; und die dich verschlangen, werden fernbleiben. 49,20 Die Kinder deiner Kinderlosigkeit werden noch vor deinen Ohren sagen: Der Raum ist mir zu eng. Mach mir Platz, daß ich wohnen kann! 49,21 Da wirst du in deinem Herzen sagen: Wer hat mir diese geboren? Ich war doch der Kinder beraubt und unfruchtbar, in der Verbannung und abtrünnig! Und diese, wer hat sie großgezogen? Siehe, ich war ja allein übriggeblieben; diese [also], wo waren sie?

49,22 So spricht der Herr, HERR: Siehe, ich werde meine Hand zu den Nationen hin erheben und zu den Völkern hin mein Feldzeichen aufrichten. Und sie werden deine Söhne auf den Armen bringen, und deine Töchter werden auf der Schulter getragen werden. 49,23 Und Könige werden deine Wärter sein und ihre Fürstinnen deine Ammen. Sie werden sich vor dir niederwerfen mit dem Gesicht zur Erde und den Staub deiner Füße lecken. Da wirst du erkennen, daß ich der HERR bin: die auf mich hoffen, werden nicht beschämt werden.

49,24 Kann man einem Helden die Beute nehmen, oder kann der Gefangene eines Gewaltigen entkommen? 49,25 Ja, so spricht der HERR: Auch der Gefangene des Helden wird [ihm] genommen, und die Beute des Gewaltigen wird entkommen. Wer dich angreift, den werde ich angreifen; und deine Söhne werde ich retten. 49,26 Ich werde deine Unterdrücker speisen mit ihrem eigenen Fleisch, und von ihrem Blut sollen sie trunken werden wie von Most. Und alles Fleisch wird erkennen, daß ich, der HERR, dein Retter bin, und der Mächtige Jakobs, dein Erlöser.
 

Israels Schuld - Erniedrigung des treuen Knechtes Gottes.

Kapitel 50

50,1 So spricht der HERR: Wo ist denn der Scheidebrief eurer Mutter, mit dem ich sie entlassen hätte? Oder wer ist es von meinen Gläubigern, dem ich euch verkauft hätte? Siehe, eurer Sünden wegen seid ihr verkauft, und wegen eurer Verbrechen ist eure Mutter entlassen.

50,2 Warum bin ich gekommen, und kein Mensch war da, habe gerufen, und niemand antwortete? Ist meine Hand etwa zu kurz zur Erlösung? Oder ist in mir keine Kraft, um zu erretten? Siehe, durch mein Drohen trockne ich das Meer aus, mache Ströme zu einer Wüste: es stinken ihre Fische, weil kein Wasser da ist, und sie vor Durst sterben. 50,3 Ich kleide die Himmel in Trauerschwärze und lege ihnen Sacktuch als Kleidung an.

50,4 Der Herr, HERR, hat mir die Zunge eines Jüngers gegeben, damit ich erkenne, den Müden durch ein Wort aufzurichten. Er weckt [mich, ja] Morgen für Morgen weckt er mir das Ohr, damit ich höre, wie Jünger [hören]. 50,5 Der Herr, HERR, hat mir das Ohr geöffnet, und ich, ich bin nicht widerspenstig gewesen, bin nicht zurückgewichen. 50,6 Ich bot meinen Rücken den Schlagenden und meine Wangen den Raufenden, mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel. 50,7 Aber der Herr, HERR, hilft mir. Darum bin ich nicht zuschanden geworden, darum habe ich mein Gesicht [hart] wie Kieselstein gemacht. Ich habe erkannt, daß ich nicht beschämt werde. 50,8 Nahe ist, der mir Recht schafft: Wer will mit mir einen Rechtsstreit führen? Laßt uns zusammen hintreten! Wer ist mein Rechtsgegner? Er trete her zu mir! 50,9 Siehe, der Herr, HERR, hilft mir. Wer ist es, der mich schuldig erklären will? Siehe, allesamt werden sie zerfallen wie ein Kleid, die Motte wird sie fressen.

50,10 Wer ist unter euch, der den HERRN fürchtet, der auf die Stimme seines Knechtes hört? Wer in Finsternis lebt und wem kein Lichtglanz [scheint], vertraue auf den Namen des HERRN und stütze sich auf seinen Gott! 50,11 Siehe, ihr alle, die ihr ein Feuer anzündet, mit Brandpfeilen euch rüstet: Lauft hinein in die Glut eures Feuers und in die Brandpfeile, die ihr angesteckt habt! Von meiner Hand geschieht euch das. In Qualen sollt ihr daliegen.
 

Gottes Trost im Leid und Ankündigung der Erlösung.

Kapitel 51

51,1 Hört auf mich, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, die ihr den HERRN sucht! Blickt hin auf den Felsen, aus dem ihr gehauen, und auf den Brunnenschacht, aus dem ihr gegraben seid! 51,2 Blickt hin auf Abraham, euren Vater, und auf Sara, die euch geboren hat! Denn ich rief ihn als einen einzelnen, und ich segnete ihn und mehrte ihn. 51,3 Denn der HERR tröstet Zion, tröstet alle seine Trümmerstätten. Und er macht seine Wüste wie Eden und seine Steppe wie den Garten des HERRN. Jubel und Freude findet man darin, Lobpreis und Stimme des Gesanges.

51,4 Merkt auf mich, mein Volk, und meine Nation, hört auf mich! Denn Weisung geht von mir aus, und mein Recht werde zum Licht der Völker. Im Nu 51,5 ist nahe meine Gerechtigkeit, mein Heil ist hervorgetreten, und meine Arme werden die Völker richten. Auf mich hoffen die Inseln, und auf meinen Arm warten sie. 51,6 Erhebt zum Himmel eure Augen und blickt auf die Erde unten! Denn die Himmel werden wie Rauch zerfetzt werden, und die Erde wird zerfallen wie ein Kleid, und ihre Bewohner werden dahinsterben wie Mücken. Aber mein Heil wird in Ewigkeit bestehen, und meine Gerechtigkeit wird nicht zerschlagen werden o. 51,7 Hört auf mich, die ihr Gerechtigkeit kennt, du Volk, in dessen Herzen mein Gesetz ist: Fürchtet nicht die Schmähung der Menschen und erschreckt nicht vor ihren Hohnreden! 51,8 Denn wie ein Kleid wird die Motte sie verzehren und wie Wolle die Schabe sie verzehren. Aber meine Gerechtigkeit wird in Ewigkeit bestehen und mein Heil von Generation zu Generation.

51,9 Wach auf, wach auf! Kleide dich in Kraft, du Arm des HERRN! Wach auf wie in den Tagen der Vorzeit, [wie bei] den [längst] vergangenen Generationen! Bist du es nicht, der Rahab zerhauen, das Seeungeheuer durchbohrt hat? 51,10 Bist du es nicht, der das Meer ausgetrocknet hat, die Wasser der großen Flut, der die Tiefen des Meeres zu einem Weg gemacht hat, damit die Erlösten hindurchzogen? 51,11 Und die Befreiten des HERRN werden zurückkehren und nach Zion kommen mit Jubel, und ewige Freude wird über ihrem Haupt sein. Sie werden Wonne und Freude erlangen, Kummer und Seufzen werden entfliehen.

51,12 Ich, ich bin es, der euch tröstet. Wer bist du, daß du dich vor dem Menschen fürchtest, der hinstirbt, und vor dem Menschenkind, das [wie] Gras dahingegeben wird, 51,13 und daß du den HERRN vergißt, der dich macht, der die Himmel ausspannt und die Grundmauern der Erde legt, und daß du dich beständig, den ganzen Tag, vor dem Zorn des Bedrängers fürchtest, wenn er zielt, um [dich] zu vernichten? Wo ist denn der Zorn des Bedrängers? 51,14 Der [in Fesseln] Gekrümmte wird bald losgelassen werden und wird nicht hinsterben ins Grab, und sein Brot wird ihm nicht mangeln. 51,15 Denn ich bin der HERR, dein Gott, der das Meer erregt, daß seine Wogen brausen, HERR der Heerscharen ist sein Name. - 51,16 Und ich habe meine Worte in deinen Mund gelegt und dich bedeckt mit dem Schatten meiner Hand, um die Himmel [wie ein Zelt] aufzuschlagen und die Grundmauern der Erde zu legen und zu Zion zu sagen: Mein Volk bist du!

51,17 Raff dich auf, raff dich auf! Erhebe dich, Jerusalem, die du aus der Hand des HERRN den Becher seines Zornes getrunken! Den Kelch, den Becher des Taumels, hast du getrunken, hast [ihn] ausgeschlürft. 51,18 Da war niemand, der sie leitete, von allen Kindern, die sie geboren, und niemand, der sie bei der Hand nahm, von allen Kindern, die sie großgezogen hatte. 51,18 Dies beides hat dich getroffen - wer bekundet dir Beileid? Verwüstung und Zusammenbruch, Hungersnot und Schwert - wie könnte ich dich trösten? 51,20 Deine Kinder sind ohnmächtig hingesunken, sie lagen an allen Straßenecken wie die Antilope im Netz, voll [getroffen] vom Zorn des HERRN und dem Drohen deines Gottes. 51,21 Darum höre doch dies, die du elend bist und trunken, aber nicht vom Wein! 51,22 So spricht der HERR, dein Herr, und dein Gott, der den Rechtsstreit seines Volkes führt: Siehe, ich nehme aus deiner Hand den Taumelbecher, den Kelch, den Becher meines Zorns; du wirst ihn nicht mehr länger trinken. 51,23 Ich gebe ihn in die Hand deiner Peiniger, die zu deiner Seele sagten: Bück dich, daß wir hinüberschreiten! Und du machtest deinen Rücken der Erde gleich, wie eine Straße für die Hinüberschreitenden.
 

Jerusalem im kommenden Königreich.

Kapitel 52

52,1 Wach auf, wach auf! Kleide dich, Zion, in deine Kraft! Kleide dich in deine Prachtgewänder, Jerusalem, du heilige Stadt! Denn nicht mehr länger soll dich ein Unbeschnittener und ein Unreiner betreten. 52,2 Schüttle den Staub von dir ab! Steh auf, setz dich hin, Jerusalem! Mach dich los von den Fesseln deines Halses, du gefangene Tochter Zion! 52,3 Denn so spricht der HERR: Umsonst seid ihr verkauft worden, und nicht für Geld sollt ihr gelöst werden. 52,4 Denn so spricht der Herr, HERR: Nach Ägypten zog mein Volk im Anfang hinab, um sich dort als Fremder aufzuhalten; und Assur hat es am Ende bedrückt. 52,5 Aber nun, was habe ich hier [zu schaffen]? spricht der HERR. Denn mein Volk ist umsonst weggenommen worden. Seine Beherrscher höhnen, spricht der HERR, und ständig, den ganzen Tag, wird mein Name gelästert. 52,6 Darum wird mein Volk meinen Namen erkennen, darum an jenem Tag [erkennen], daß ich es bin, der da spricht: Hier bin ich!

52,7 Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße dessen, der [frohe] Botschaft bringt, der Frieden verkündet, der gute Botschaft bringt, der Heil verkündet, der zu Zion spricht: Dein Gott herrscht als König! 52,8 Horch! Deine Wächter erheben die Stimme, sie jubeln allesamt. Denn Auge in Auge sehen sie, wie der HERR nach Zion zurückkehrt. 52,9 Brecht [in Jubel] aus, jubelt allesamt, ihr Trümmerstätten Jerusalems! Denn der HERR hat sein Volk getröstet, hat Jerusalem erlöst! 52,10 Der HERR hat seinen heiligen Arm entblößt vor den Augen aller Nationen, und alle Enden der Erde sehen die Rettung unseres Gottes. - 52,11 Weicht, weicht! Geht von dort hinaus, rührt nichts Unreines an! Geht hinaus aus ihrer Mitte, reinigt euch, die ihr die Geräte des HERRN tragt! 52,12 Denn nicht in Hast sollt ihr ausziehen und nicht in Flucht weggehen. Denn der HERR zieht vor euch her, und eure Nachhut ist der Gott Israels.
 

Die Stellvertretung des erniedrigten Knechtes Gottes und seine Erhöhung.

52,13 Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln. Er wird erhoben und erhöht werden und sehr hoch sein. 52,14 Wie sich viele über dich entsetzt haben - so entstellt war sein Aussehen, mehr als das irgendeines Mannes, und seine Gestalt mehr als die der Menschenkinder -, 52,15 ebenso wird er viele Nationen besprengen; über ihn werden Könige ihren Mund schließen. Denn sie werden sehen, was ihnen nicht erzählt worden war, und was sie nicht gehört hatten, werden sie wahrnehmen.
 

Kapitel 53

53,1 Wer hat unserer Verkündigung geglaubt? An wem ist der Arm des HERRN offenbar geworden? - 53,2 Er ist wie ein Trieb vor ihm aufgeschossen und wie ein Wurzelsproß aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und keine Pracht. Und als wir ihn sahen, da hatte er kein Aussehen, daß wir Gefallen an ihm gefunden hätten. 53,3 Er war verachtet und von den Menschen verlassen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, wie einer, vor dem man das Gesicht verbirgt. Er war verachtet, und wir haben ihn nicht geachtet.

53,4 Jedoch unsere Leiden - er hat [sie] getragen, und unsere Schmerzen - er hat sie auf sich geladen. Wir aber, wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. 53,5 Doch er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen. Die Strafe lag auf ihm zu unserm Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. 53,6 Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns jeder auf seinen [eigenen] Weg; aber der HERR ließ ihn treffen unser aller Schuld. - 53,7 Er wurde mißhandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf wie das Lamm, das zur Schlachtung geführt wird und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern; und er tat seinen Mund nicht auf. - 53,8 Aus Drangsal und Gericht wurde er hinweggenommen. Und wer wird über sein Geschlecht nachsinnen? Denn er wurde abgeschnitten vom Lande der Lebendigen. Wegen des Vergehens seines Volkes [hat] ihn Strafe [getroffen]. 53,9 Und man gab ihm bei Gottlosen sein Grab, aber bei einem Reichen [ist er gewesen] in seinem Tod, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist.

53,10 Doch dem HERRN gefiel es, ihn zu zerschlagen. Er hat ihn leiden lassen. Wenn er sein Leben als Schuldopfer eingesetzt hat, wird er Nachkommen sehen, er wird [seine] Tage verlängern. Und was dem HERRN gefällt, wird durch seine Hand gelingen. 53,11 Um der Mühsal seiner Seele willen wird er [Frucht] sehen, er wird sich sättigen. Durch seine Erkenntnis wird der Gerechte, mein Knecht, den Vielen zur Gerechtigkeit verhelfen, und ihre Sünden wird er sich selbst aufladen. 53,12 Darum werde ich ihm Anteil geben unter den Großen, und mit Gewaltigen wird er die Beute teilen: dafür, daß er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod und sich zu den Verbrechern zählen ließ. Er aber hat die Sünde vieler getragen und für die Verbrecher Fürbitte getan.
 

Israels Wiederannahme, sein Gebiets- und Bevölkerungszuwachs, seine Herrlichkeit und Sicherheit.

Kapitel 54

54,1 Juble, du Unfruchtbare, die nicht geboren, brich in Jubel aus und jauchze, die keine Wehen gehabt hat! Denn die Söhne der Einsamen sind zahlreicher als die Söhne der Verheirateten, spricht der HERR. 54,2 Mache weit den Raum deines Zeltes, und deine Zeltdecken spanne aus! Spare nicht! Mache deine Seile lang, und deine Pflöcke stecke fest! 54,3 Denn du wirst dich nach rechts und links ausbreiten, und deine Nachkommen werden die Nationen beerben und die verödeten Städte besiedeln. 54,4 Fürchte dich nicht, denn du wirst nicht zuschanden, und schäme dich nicht, denn du wirst nicht beschämt dastehen! Sondern du wirst die Schande deiner Jugend vergessen und nicht mehr an die Schmach deiner Witwenschaft denken. 54,5 Denn dein Gemahl ist dein Schöpfer, HERR der Heerscharen ist sein Name, und dein Erlöser ist der Heilige Israels: Gott der ganzen Erde wird er genannt. 54,6 Denn wie eine entlassene und tiefgekränkte Frau hat dich der HERR gerufen und wie die Frau der Jugend, wenn sie verstoßen ist, - spricht dein Gott. 54,7 Einen kleinen Augenblick habe ich dich verlassen, aber mit großem Erbarmen werde ich dich sammeln. 54,8 Im aufwallenden Zorn habe ich einen Augenblick mein Angesicht vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade werde ich mich über dich erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser. 54,9 Wie die Tage Noahs [gilt] mir dies, als ich schwor, daß die Wasser Noahs die Erde nicht mehr überfluten sollten, so habe ich geschworen, daß ich dir nicht mehr zürnen noch dich bedrohen werde. 54,10 Denn die Berge mögen weichen und die Hügel wanken, aber meine Gnade wird nicht von dir weichen und mein Friedensbund nicht wanken, spricht der HERR, dein Erbarmer.

54,11 Du Elende, Sturmbewegte, Ungetröstete! Siehe, ich lege deine Steine in Hartmörtel und lege deine Grundmauern mit Saphiren. 54,12 Ich mache deine Zinnen aus Rubinen und deine Tore aus Karfunkeln und deine ganze Einfassung aus Edelsteinen. 54,13 Und alle deine Kinder werden von dem HERRN gelehrt, und der Friede deiner Kinder wird groß sein. 54,14 Durch Gerechtigkeit wirst du festgegründet sein. Sei fern von Bedrängnis, denn du brauchst dich nicht zu fürchten, und von Schrecken, denn er wird sich dir nicht nähern! 54,15 Siehe, wenn man auch angreift, so [geschieht] es nicht von mir aus. Wer dich angreift, wird um deinetwillen fallen. 54,16 Siehe, ich selbst habe den Schmied geschaffen, der das Kohlenfeuer anbläst und die Waffe hervorbringt als sein Werk; und ich selbst habe den Verderber geschaffen, um zugrundezurichten. 54,17 Keiner Waffe, die gegen dich geschmiedet wird, soll es gelingen; und jede Zunge, die vor Gericht gegen dich aufsteht, wirst du schuldig sprechen. Das ist das Erbteil der Knechte des HERRN und ihre Gerechtigkeit von mir her, spricht der HERR.
 

Heilsangebot Gottes an alle.

Kapitel 55

55,1 Auf, ihr Durstigen, alle, kommt zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt, kauft und eßt! Ja, kommt, kauft ohne Geld und ohne Kaufpreis Wein und Milch! 55,2 Warum wiegt ihr Geld ab für das, was kein Brot ist, und euren Verdienst für das, was nicht sättigt? Hört doch auf mich, und eßt das Gute, und eure Seele labe sich am Fetten! 55,3 Neigt euer Ohr und kommt zu mir! Hört, und eure Seele wird leben! Und ich will einen ewigen Bund mit euch schließen, [getreu] den unverbrüchlichen Gnadenerweisen an David. - 55,4 Siehe, ich habe ihn zu einem Zeugen für Völkerschaften gesetzt, zum Fürsten und Gebieter von Völkerschaften. 55,5 Siehe, du wirst eine Nation herbeirufen, die du nicht kennst; und eine Nation, die dich nicht kannte, wird zu dir laufen um des HERRN willen, deines Gottes, und wegen des Heiligen Israels. Denn er hat dich herrlich gemacht.

55,6 Sucht den HERRN, während er sich finden läßt! Ruft ihn an, während er nahe ist. 55,7 Der Gottlose verlasse seinen Weg und der Mann der Bosheit seine Gedanken! Und er kehre um zu dem HERRN, so wird er sich über ihn erbarmen, und zu unserem Gott, denn er ist reich an Vergebung! 55,8 Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR. 55,9 Denn [so viel] der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. 55,10 Denn wie der Regen fällt und vom Himmel der Schnee und nicht dahin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt, sie befruchtet und sie sprießen läßt, daß sie dem Sämann Samen gibt und Brot dem Essenden, 55,11 so wird mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht. Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird bewirken, was mir gefällt, und ausführen, wozu ich es gesandt habe.

55,12 Denn in Freuden werdet ihr ausziehen und in Frieden geleitet werden. Die Berge und die Hügel werden vor euch in Jubel ausbrechen, und alle Bäume des Feldes werden in die Hände klatschen. 55,13 Statt der Dornsträucher werden Wacholderbäume aufschießen, und statt der Brennesseln schießen Myrten auf. Und es wird dem HERRN zum Ruhm, zu einem ewigen Denkzeichen sein, das nicht ausgelöscht wird.
 

Heil für die Nationen bei Sabbatheiligung.

Kapitel 56

56,1 So spricht der HERR: Wahret das Recht und übt Gerechtigkeit! Denn mein Heil ist nahe, daß es kommt, und meine Gerechtigkeit, daß sie geoffenbart wird. 56,2 Glücklich der Mensch, der dies tut, und das Menschenkind, das daran festhält: der den Sabbat bewahrt, ihn nicht zu entweihen, und seine Hand davor bewahrt, irgend etwas Böses zu tun! 56,3 Und der Sohn der Fremde, der sich dem HERRN angeschlossen hat, soll nicht sagen: Der HERR wird mich sicher von seinem Volk ausschließen. Und der Verschnittene sage nicht: Siehe, ich bin ein dürrer Baum! 56,4 Denn so spricht der HERR: Den Verschnittenen, die meine Sabbate bewahren und das erwählen, woran ich Gefallen habe, und festhalten an meinem Bund, 56,5 denen gebe ich in meinem Haus und in meinen Mauern einen Platz und einen Namen, besser als Söhne und Töchter. Einen ewigen Namen werde ich ihnen geben, der nicht ausgelöscht werden soll. 56,6 Und die Söhne der Fremde, die sich dem HERRN angeschlossen haben, um ihm zu dienen und den Namen des HERRN zu lieben, ihm zu Knechten zu sein, jeden, der den Sabbat bewahrt, ihn nicht zu entweihen, und [alle,] die an meinem Bund festhalten: 56,7 die werde ich zu meinem heiligen Berg bringen und sie erfreuen in meinem Bethaus. Ihre Brandopfer und ihre Schlachtopfer sollen [mir] ein Wohlgefallen sein auf meinem Altar. Denn mein Haus wird ein Bethaus genannt werden für alle Völker. 56,8 So spricht der Herr, HERR, der die Vertriebenen Israels sammelt: Zu ihm, zu seinen Gesammelten, werde ich noch mehr hinzusammeln.
 

Friede den Gerechten - Kein Friede den Gottlosen.

56,9 Kommt her, um zu fressen, all ihr Tiere des Feldes, all ihr Tiere im Wald! 56,10 Seine Wächter sind blind, sie alle erkennen nichts. Sie alle sind stumme Hunde, die nicht bellen können. Sie träumen, liegen da, lieben den Schlummer. 56,11 Und die Hunde sind gefräßig, kennen keine Sättigung. Und das sind Hirten! Sie kennen keine Einsicht. Sie alle wenden sich auf ihren eigenen Weg, jeder seinem [ungerechten] Gewinn zu, ohne Ausnahme: 56,12 `Kommt her, ich will Wein holen, und laßt uns Rauschtrank saufen! Und der morgige Tag soll wie dieser sein, herrlich über alle Massen!
 

Kapitel 57

57,1 Der Gerechte kommt um, aber es gibt keinen, der es zu Herzen nimmt. Und die treuen Männer werden hinweggerafft, ohne daß jemand es beachtet. Ja, vor der Bosheit wird der Gerechte hinweggerafft; 57,2 er geht ein zum Frieden. Sie ruhen auf ihren Lagerstätten, [jeder,] der seinen geraden [Weg] geht.

57,3 Ihr aber, tretet hierher, Kinder der Zauberin, Brut des Ehebrechers und der Hure! 57,4 Über wen macht ihr euch lustig? Über wen reißt ihr das Maul auf [und] streckt die Zunge heraus? Seid ihr nicht Kinder des Verbrechens, eine Brut der Lüge, 57,5 die ihr brünstig geworden seid bei den Terebinthen, unter jedem grünen Baum, die ihr Kinder in den Tälern schlachtet unterhalb der Felsspalten? 57,6 An den glatten [Steinen] des Bachtales ist dein Teil. Sie, sie sind dein Los. Auch hast du ihnen Trankopfer ausgegossen, hast ihnen Speisopfer aufgetragen. Sollte ich mich dabei beruhigen? 57,7 Auf einem hohen und erhabenen Berg schlugst du dein Lager auf. Auch stiegst du dort hinauf, um Schlachtopfer zu opfern. 57,8 Und hinter die Tür und den Pfosten setztest du dein Denkzeichen. Denn von mir abgewendet hast du dein Lager aufgedeckt, hast es bestiegen und breit gemacht und du hast dir [Hurenlohn] von ihnen ausgehandelt; du liebtest ihr Lager, sahst ihre Blöße. 57,9 Du zogest mit Öl zum König und mehrtest deine wohlriechenden Salben. Du sandtest deine Boten in die Ferne und tief hinab bis zum Scheol. 57,10 Durch deinen weiten Weg bist du müde geworden, [doch] du sagtest nicht: Es ist umsonst! Du fandest Belebung deiner Kraft, darum bist du nicht schwach geworden. 57,11 Und wen hast du gescheut und gefürchtet, daß du gelogen hast und nicht an mich dachtest, es nicht zu Herzen nahmst? Habe ich nicht geschwiegen und [meine Augen] verhüllt? Doch mich fürchtest du nicht. 57,12 Ich, ich werde deine Gerechtigkeit verkünden; und deine Machwerke, sie werden dir nichts nützen. 57,13 Wenn du um Hilfe schreist, sollen dich deine [Götzen]haufen retten! Aber ein Wind wird sie allesamt entführen, ein Hauch [sie] hinwegnehmen. Wer aber bei mir seine Zuflucht sucht, wird das Land erben und meinen heiligen Berg in Besitz nehmen.

57,14 Und er sagt: Macht Bahn, macht Bahn! Bahnt einen Weg! Beseitigt [jedes] Hindernis aus dem Weg meines Volkes! 57,15 Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt und dessen Name der Heilige ist: In der Höhe und im Heiligen wohne ich und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen. 57,16 Denn nicht ewig rechte ich, und nicht für immer zürne ich; denn ihr [Lebens]hauch würde vor mir verschmachten und die Menschenseelen, die ich ja gemacht habe. 57,17 Wegen der Sünde seiner Habsucht zürnte ich und schlug es, indem ich mich verbarg und erzürnt war; doch es ging abtrünnig auf dem Weg seines Herzens. 57,18 Seine Wege habe ich gesehen und werde es heilen. Und ich werde es leiten und ihm Tröstungen gewähren und seinen Trauernden 57,19 die Frucht der Lippen schaffen. Friede, Friede den Fernen und den Nahen! spricht der HERR. Ich will es heilen. - 57,20 Aber die Gottlosen sind wie das aufgewühlte Meer. Denn es kann nicht ruhig sein, und seine Wasser wühlen Kot und Schlamm auf. 57,21 Kein Friede den Gottlosen! spricht mein Gott. -
 

Falsche und echte Frömmigkeit.

Kapitel 58

58,1 Rufe aus [voller] Kehle, halte nicht zurück! Erhebe deine Stimme wie ein Horn und verkünde meinem Volk sein Vergehen und dem Haus Jakob seine Sünden! 58,2 Zwar befragen sie mich Tag für Tag, und es gefällt ihnen, meine Wege zu kennen. Wie eine Nation, die Gerechtigkeit übt und das Recht ihres Gottes nicht verlassen hat, fordern sie von mir gerechte Entscheidungen, haben Gefallen daran, Gott zu nahen. - 58,3 `Warum fasten wir, und du siehst es nicht, demütigen [wir] uns, und du merkst es nicht? - Siehe, am Tag eures Fastens geht ihr euren Geschäften nach und drängt alle eure Arbeiter. 58,4 Siehe, zu Streit und Zank fastet ihr und, um mit gottloser Faust zu schlagen. Zur Zeit fastet ihr nicht [so], daß ihr eure Stimme in der Höhe zu Gehör brächtet. 58,5 Ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe, etwa wie dies: Ein Tag, an dem der Mensch sich demütigt? Seinen Kopf zu beugen wie eine Binse und sich [in] Sacktuch und Asche zu betten? Nennst du das ein Fasten und einen dem HERRN wohlgefälligen Tag? 58,6 Ist nicht [vielmehr] das ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Ungerechte Fesseln zu lösen, die Knoten des Joches zu öffnen, gewalttätig Behandelte als Freie zu entlassen und daß ihr jedes Joch zerbrecht? 58,7 [Besteht es] nicht [darin], dein Brot dem Hungrigen zu brechen und daß du heimatlose Elende ins Haus führst? Wenn du einen Nackten siehst, daß du ihn bedeckst und daß du dich deinem Nächsten nicht entziehst?

58,8 Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell sprossen. Deine Gerechtigkeit wird vor dir herziehen, die Herrlichkeit des HERRN wird deine Nachhut sein. 58,9 Dann wirst du rufen, und der HERR wird antworten. Du wirst um Hilfe schreien, und er wird sagen: Hier bin ich! Wenn du aus deiner Mitte fortschaffst das Joch, das Fingerausstrecken und böses Reden 58,10 und [wenn du] dem Hungrigen dein Brot darreichst und die gebeugte Seele sättigst, dann wird dein Licht aufgehen in der Finsternis, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag. 58,11 Und beständig wird der HERR dich leiten, und er wird deine Seele sättigen an Orten der Dürre und deine Gebeine stärken. Dann wirst du sein wie ein bewässerter Garten und wie ein Wasserquell, dessen Wasser nicht versiegen. 58,12 Und die von dir [kommen], werden die uralten Trümmerstätten aufbauen; die Grundmauern vergangener Generationen wirst du aufrichten. Und du wirst genannt werden: Vermaurer von Breschen, Wiederhersteller von Straßen zum Wohnen.

58,13 Wenn du deinen Fuß vom Sabbat zurückhältst, deine Geschäfte an meinem heiligen Tag zu treiben, und nennst den Sabbat eine Wonne und den heiligen [Tag] des HERRN ehrwürdig, und [wenn du] ihn ehrst, so daß du nicht deine Gänge machst, deinem Geschäft nachgehst und [eitle] Worte redest, 58,14 dann wirst du deine Lust am HERRN haben. Und ich werde dich einherfahren lassen auf den Höhen der Erde und werde dich speisen mit dem Erbteil Jakobs, deines Vaters. Ja, der Mund des HERRN hat geredet.
 

Sündhaftigkeit, Bekenntnis und Gottes zukünftiges Handeln zum Heil.

Kapitel 59

59,1 Siehe, die Hand des HERRN ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören; 59,2 sondern eure Vergehen sind es, die eine Scheidung gemacht haben zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, daß er nicht hört. 59,3 Denn eure Hände sind mit Blut befleckt und eure Finger mit Sündenschuld. Eure Lippen reden Lüge, eure Zunge murmelt Verkehrtheit. 59,4 Niemand lädt vor in Gerechtigkeit, und niemand tritt vor Gericht in Wahrhaftigkeit. [Sondern bei euch gilt dies:] Auf Leeres vertrauen, Gehaltloses reden, mit Mühsal schwanger gehn, Unrecht zeugen! 59,5 Vipernneier brüten sie aus, und Gewebe von Spinnen weben sie! Wer von ihren Eiern ißt, muß sterben, und zerdrückt man [eins], fährt eine Giftschlange heraus. 59,6 Ihr Gewebe taugt nicht zur Bekleidung, und mit ihrem Gewirke kann man sich nicht bedecken. Ihre Werke sind Werke des Unrechts, und Gewalttat ist in ihren Händen. 59,7 Ihre Füße laufen zum Bösen und eilen, unschuldiges Blut zu vergießen. Ihre Gedanken sind Gedanken des Unrechts, Verwüstung und Zerbruch ist auf ihren Straßen. 59,8 Den Weg des Friedens kennen sie nicht, und kein Recht ist in ihren Spuren. Ihre Pfade machen sie sich krumm: jeder, der sie betritt, kennt keinen Frieden.

59,9 Darum ist das Recht fern von uns, und Gerechtigkeit erreicht uns nicht. Wir hoffen auf Licht, und siehe, [da ist] Finsternis, auf Lichtglanz, [aber] in dichtem Dunkel gehen wir umher. 59,10 Wir tappen herum wie Blinde an der Wand und wie die, die keine Augen haben, tappen wir herum. Wir stürzen am Mittag wie in der Dämmerung. Wir sind unter Gesunden den Toten gleich. 59,11 Wir brummen alle wie die Bären, und wie die Tauben gurren wir. Wir hoffen auf Recht, aber da ist keins, auf Rettung, [doch] sie ist fern von uns. 59,12 Denn zahlreich sind unsere Vergehen vor dir, und unsere Sünden zeugen gegen uns. Denn unserer Vergehen sind wir uns bewußt, und unsere Sünden, die kennen wir: 59,13 Brechen mit dem HERRN und [ihn] verleugnen und zurückweichen von unserem Gott, reden von Unterdrückung und Abfall, mit Lügenworten schwanger werden und [sie] aus dem Herzen sprechen. 59,14 So ist das Recht zurückgedrängt, und die Gerechtigkeit steht ferne. Denn die Wahrheit ist gestürzt auf dem [Markt]platz, und die Geradheit findet keinen Eingang. 59,15 So geschieht es, daß die Wahrheit fehlt, und wer sich vom Bösen fernhält, wird beraubt.

Und der HERR sah es, und es war böse in seinen Augen, daß es kein Recht gab. 59,16 Er sah, daß kein Mann da war, und er wunderte sich, daß es keinen gab, der Fürbitte tat. Da half ihm sein Arm, und seine Gerechtigkeit, sie unterstützte ihn. 59,17 Er zog Gerechtigkeit an wie einen Panzer und [setzte] den Helm des Heils auf sein Haupt, und er zog Rachegewänder an als Kleidung und hüllte sich in Eifer wie in einen Mantel. 59,18 Gemäß den Taten, wie es angemessen ist, wird er vergelten: Zorn seinen Gegnern, Vergeltung seinen Feinden; den Inseln wird er [ihr] Tun vergelten. 59,19 Dann werden sie den Namen des HERRN fürchten vom [Sonnen]untergang an und vom Sonnenaufgang seine Herrlichkeit. Denn er wird kommen wie ein drängender Strom, den der Hauch des HERRN vorwärtstreibt. 59,20 Und ein Erlöser wird kommen für Zion und für die, die in Jakob [vom Treu]bruch umkehren, spricht der HERR. 59,21 Ich aber - dies ist mein Bund mit ihnen, spricht der HERR: Mein Geist, der auf dir ruht, und meine Worte, die ich in deinen Mund gelegt habe, werden nicht aus deinem Mund weichen noch aus dem Mund deiner Nachkommen, noch aus dem Mund der Nachkommen deiner Nachkommen, spricht der HERR, von nun an bis in Ewigkeit.
 

Die zukünftige Herrlichkeit Zions.

Kapitel 60

60,1 Steh auf, werde licht! Denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des HERRN ist über dir aufgegangen. 60,2 Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völkerschaften; aber über dir strahlt der HERR auf, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. 60,3 Und es ziehen Nationen zu deinem Licht hin und Könige zum Lichtglanz deines Aufgangs. 60,4 Erhebe ringsum deine Augen und sieh! Sie alle versammeln sich, kommen zu dir: deine Söhne kommen von fern her, und deine Töchter werden auf den Armen herbeigetragen. - 60,5 Dann wirst du es sehen und [vor Freude] strahlen, und dein Herz wird beben und weit werden; denn die Fülle des Meeres wird sich zu dir wenden, der Reichtum der Nationen zu dir kommen. 60,6 Eine Menge Kamele wird dich bedecken, junge Kamele von Midian und Efa. Sie alle werden aus Saba kommen. Gold und Weihrauch tragen sie, und sie werden das Lob des HERRN [fröhlich] verkündigen. 60,7 Alle Schafherden von Kedar werden sich zu dir versammeln, die Widder Nebajots werden dir zu Diensten stehen: [mir] zum Wohlgefallen werden sie auf meinen Altar kommen. Und das Haus meiner Herrlichkeit werde ich herrlich machen. - 60,8 Wer sind diese, die wie eine Wolke geflogen kommen und wie Tauben zu ihren Schlägen? 60,9 Denn auf mich hoffen die Inseln, und die Schiffe von Tarsis [ziehen] voran, um deine Kinder aus der Ferne zu bringen, ihr Silber und ihr Gold mit ihnen, zum Namen des HERRN, deines Gottes, und zu dem Heiligen Israels, weil er dich herrlich gemacht hat. - 60,10 Und die Söhne der Fremde werden deine Mauern bauen und ihre Könige dich bedienen; denn in meinem Zorn habe ich dich geschlagen, aber in meiner Huld habe ich mich über dich erbarmt. 60,11 Und deine Tore werden beständig offenstehen. Tag und Nacht werden sie nicht geschlossen, um zu dir zu bringen den Reichtum der Nationen und ihre [gefangen] weggeführten Könige. 60,12 Denn die Nation und das Königreich, die dir nicht dienen wollen, werden zugrunde gehen. Diese Nationen werden verheert werden, ja verheert. 60,13 Die Herrlichkeit des Libanon wird zu dir kommen, Wacholder, Platane und Zypresse miteinander, um die Stätte meines Heiligtums zu schmücken. Und ich werde die Stätte meiner Füße herrlich machen. 60,14 Und gebeugt werden zu dir kommen die Söhne deiner Unterdrücker, und alle, die dich geschmäht haben, werden sich niederwerfen zu deinen Fußsohlen. Und sie werden dich nennen: Stadt des HERRN, Zion des Heiligen Israels.

60,15 Anstatt daß du eine Entlassene bist und eine Verhaßte und niemand hindurchzieht, will ich dich zum ewigen Stolz machen, zur Freude von Generation zu Generation. 60,16 Du wirst saugen die Milch der Nationen und saugen an der Brust der Könige. Und du wirst erkennen, daß ich der HERR, dein Retter bin und [ich,] der Mächtige Jakobs, dein Erlöser. 60,17 Statt der Bronze werde ich Gold bringen und statt des Eisens werde ich Silber bringen, statt der Hölzer Bronze und statt der Steine Eisen. Als deine Wache setze ich Frieden ein und als deine Obrigkeit Gerechtigkeit. 60,18 Nicht mehr wird man von Gewalttat hören in deinem Land, von Verwüstung und Zusammenbruch in deinen Grenzen; sondern deine Mauern wirst du Rettung nennen und deine Tore Ruhm. 60,19 Nicht mehr wird die Sonne dir als Licht am Tage dienen noch als heller Schein der Mond dir leuchten; sondern der HERR wird dir zum ewigen Licht sein und dein Gott zu deinem Glanz. 60,20 Nicht mehr untergehen wird deine Sonne, noch wird dein Mond abnehmen; denn der HERR wird dir zum ewigen Licht sein. Und die Tage deiner Trauer werden ein Ende haben. 60,21 Und dein Volk, sie alle werden Gerechte sein, werden das Land besitzen auf ewig, [sie,] ein Schößling der Pflanzungen des HERRN, ein Werk seiner Hände, sich zu verherrlichen. 60,22 Der Kleinste wird zu Tausend werden und der Geringste zu einer gewaltigen Nation. Ich, der HERR, werde es zu seiner Zeit schnell ausführen.
 

Gute Botschaft vom zukünftigen Heil.

Kapitel 61

61,1 Der Geist des Herrn, HERRN, ist auf mir; denn der HERR hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, den Elenden frohe Botschaft zu bringen, zu verbinden, die gebrochenen Herzens sind, Freilassung auszurufen den Gefangenen und Öffnung des Kerkers den Gebundenen, 61,2 auszurufen das Gnadenjahr des HERRN und den Tag der Rache für unsern Gott, zu trösten alle Trauernden, 61,3 den Trauernden Zions [Frieden], ihnen Kopfschmuck statt Asche zu geben, Freudenöl statt Trauer, ein Ruhmesgewand statt eines verzagten Geistes, damit sie Terebinthen der Gerechtigkeit genannt werden, eine Pflanzung des HERRN, daß er sich [durch sie] verherrlicht.

61,4 Sie werden die uralten Trümmerstätten aufbauen, das früher Verödete wieder aufrichten. Und sie werden die verwüsteten Städte erneuern, was verödet lag von Generation zu Generation. 61,5 Dann werden Fremde dastehen und eure Schafherden weiden, und Ausländer werden eure Bauern und eure Weingärtner sein. 61,6 Ihr aber, ihr werdet Priester des HERRN genannt werden; Diener unseres Gottes wird man zu euch sagen. Ihr werdet den Reichtum der Nationen genießen und mit ihrer Herrlichkeit euch brüsten. 61,7 Weil ihre Schande doppelt war und sie Schmach besaßen als ihr [Erb]teil, darum werden sie in ihrem Land das Doppelte besitzen. 61,8 Denn ich, der HERR, liebe das Recht, ich hasse den Raub mitsamt dem Unrecht. Und ich werde ihnen ihren Lohn in Treue geben und einen ewigen Bund mit ihnen schließen. 61,9 Und ihre Nachkommen werden bekanntwerden unter den Nationen und ihre Sprößlinge inmitten der Völker. Alle, die sie sehen, werden erkennen, daß sie Nachkommen sind, die der HERR gesegnet hat.

61,10 Freuen, ja freuen will ich mich in dem HERRN! Jubeln soll meine Seele in meinem Gott! Denn er hat mich bekleidet mit Kleidern des Heils, den Mantel der Gerechtigkeit mir umgetan, wie der Bräutigam sich nach Priesterart mit dem Kopfschmuck und wie die Braut sich mit ihrem Geschmeide schmückt. 61,11 Denn wie die Erde ihr Gewächs hervorbringt und wie ein Garten seine Saat aufsprossen läßt, so wird der Herr, HERR, Gerechtigkeit und Ruhm aufsprossen lassen vor allen Nationen.
 

Gottes Bemühen um die Wiederherstellung Israels.

Kapitel 62

62,1 Um Zions willen will ich nicht schweigen, und um Jerusalems willen will ich nicht ruhen, bis seine Gerechtigkeit hervorbricht wie Lichtglanz und sein Heil wie eine Fackel brennt. 62,2 Und die Nationen werden deine Gerechtigkeit sehen und alle Könige deine Herrlichkeit. Und du wirst mit einem neuen Namen genannt werden, den der Mund des HERRN bestimmen wird. 62,3 Und du wirst eine prachtvolle Krone sein in der Hand des HERRN und ein königliches Diadem in der Hand deines Gottes. 62,4 Nicht länger wird man `Entlassene zu dir sagen, und zu deinem Land wird man nicht mehr `öde sagen. Sondern man wird dich nennen `mein Gefallen an ihr und dein Land `Verheiratete; denn der HERR wird Gefallen an dir haben, und dein Land wird verheiratet sein. 62,5 Denn wie der junge Mann die Jungfrau heiratet, so werden deine Söhne dich heiraten. Und wie der Bräutigam sich an der Braut freut, so wird dein Gott sich an dir freuen.

62,6 Auf deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter bestellt. Den ganzen Tag und die ganze Nacht werden sie keinen Augenblick schweigen. Ihr, die ihr den HERRN erinnert, gönnt euch keine Ruhe 62,7 und laßt ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem [wieder] aufrichtet und bis er es zum Lobpreis macht auf Erden! - 62,8 Der HERR hat geschworen bei seiner Rechten und bei seinem starken Arm: Wenn ich jemals deinen Feinden dein Korn zur Speise gebe und wenn Söhne der Fremde deinen Most trinken werden, für den du dich abgemüht hast! 62,9 Sondern die es einsammeln, sollen es [auch] essen und den HERRN loben. Und die ihn einbringen, sollen ihn [auch] trinken in den Vorhöfen meines Heiligtums.

62,10 Zieht hindurch, zieht hindurch durch die Tore! Bereitet den Weg des Volkes! Bahnt, bahnt die Straße, reinigt sie von Steinen! Richtet ein Feldzeichen auf über den Völkern! 62,11 Siehe, der HERR läßt es hören bis ans Ende der Erde hin: Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt. Siehe, sein Lohn ist bei ihm, und seine Belohnung [geht] vor ihm her. 62,12 Und man wird sie nennen: das heilige Volk, die Erlösten des HERRN; und dich wird man nennen: die Gesuchte, die nie [mehr] verlassene Stadt.
 

Drohendes Gericht über Edom und andere Völker.

Kap. 34,1-8.
 

Kapitel 63

63,1 Wer ist der, der von Edom kommt, von Bozra in grellroten Kleidern, er, der prächtig [ist] in seinem Gewand, der stolz einherzieht in der Fülle seiner Kraft? - Ich bin}s, der in Gerechtigkeit redet, der mächtig ist zu retten. - 63,2 Warum ist Rot an deinem Gewand und sind deine Kleider wie die eines Keltertreters? - 63,3 Ich habe die Kelter allein getreten, und von den Völkern war kein Mensch bei mir. Ich zertrat sie in meinem Zorn und zerstampfte sie in meiner Erregung. Und ihr Saft spritzte auf meine Kleider, und ich besudelte mein ganzes Gewand. 63,4 Denn der Tag der Rache war in meinem Herzen, und das Jahr meiner Vergeltung war gekommen. 63,5 Und ich blickte umher, aber da war keiner, der half. Und ich wunderte mich, aber da war keiner, der [mich] unterstützte. Da hat mein Arm mir geholfen, und mein Grimm, der hat mich unterstützt. 63,6 Und ich trat die Völker nieder in meinem Zorn und machte sie trunken in meiner Erregung, und ich ließ ihren Saft zur Erde rinnen.
 

Gottes Wohltaten in der Vergangenheit - Bitte um Erbarmen für die Gegenwart.

63,7 Ich will die Gnadenerweise des HERRN bekennen, die Ruhmestaten des HERRN, nach allem, was der HERR uns erwiesen hat, und die große Güte gegen das Haus Israel, die er ihnen erwiesen hat nach seinen Erbarmungen und nach der Fülle seiner Gnadenerweise. 63,8 Er sprach: Fürwahr, mein Volk sind sie, Söhne, die nicht trügerisch handeln werden. Und er wurde ihnen zum Retter 63,9 in all ihrer Not. Nicht Bote noch Engel - er selbst hat sie gerettet. In seiner Liebe und in seinem Erbarmen hat er sie erlöst. Und er hob sie auf und trug sie alle Tage der Vorzeit. 63,10 Sie aber, sie sind widerspenstig gewesen und haben seinen heiligen Geist betrübt. Da wandelte er sich ihnen zum Feind: Er selbst kämpfte gegen sie.

63,11 Da dachte man [wieder] an die Tage der Vorzeit, an Mose [und] sein Volk: `Wo ist der, der den Hirten seiner Herde aus dem Meer heraufführte? Wo ist der, der seinen heiligen Geist in ihre Mitte gab, 63,12 der seinen herrlichen Arm zur Rechten des Mose einherziehen ließ, der das Wasser vor ihnen spaltete, um sich einen ewigen Namen zu machen, 63,13 der sie durch die Tiefen ziehen ließ [so sicher] wie Pferde in der Steppe, die nicht stürzen? 63,14 Wie das Vieh, das in das Tal hinabzieht, brachte der Geist des HERRN sie zur Ruhe. So hast du dein Volk geleitet, um dir einen herrlichen Namen zu machen.

63,15 Blicke vom Himmel herab und sieh von der Wohnstätte deiner Heiligkeit und deiner Majestät! Wo sind dein Eifer und deine Machttaten? Die Regung deines Innern und deine Erbarmungen halten sich zurück mir gegenüber. 63,16 Denn du bist unser Vater. Denn Abraham weiß nichts von uns, und Israel kennt uns nicht. Du, HERR, bist unser Vater, unser Erlöser von alters her, [das ist] dein Name. 63,17 Warum, HERR, läßt du uns von deinen Wegen abirren, verhärtest unser Herz, daß wir dich nicht fürchten? Kehre zurück um deiner Knechte willen, [um] der Stämme deines Erbteils [willen]! 63,18 Für eine kleine Zeit haben sie dein heiliges Volk vertrieben, unsere Gegner haben dein Heiligtum zertreten. 63,19 Wir sind [wie solche] geworden, über die du von alters her nicht geherrscht hast, über denen dein Name nicht ausgerufen ist.
 

Ach, daß du die Himmel zerrissest, herabstiegest, [so daß] vor deinem Angesicht die Berge erbeben.

Kapitel 64

64,1 - wie Feuer Reisig entzündet, [wie] Feuer Wasser zum Wallen bringt -, um deinen Namen kundzutun deinen Gegnern, [so daß] vor deinem Angesicht die Nationen erzittern, 64,2 wenn du furchtgebietende Taten vollbringst, die wir nicht erwarteten 64,3 und die man von alters her nicht vernahm! Kein Ohr hörte, kein Auge sah [je] einen Gott außer dir, der an dem handelt, der auf ihn harrt. 64,4 [Ach,] daß du einen anträfest, der freudig Gerechtigkeit übt, solche, die auf deinen Wegen an dich denken! Siehe, du, du zürntest, weil wir von jeher gegen dich gesündigt und [mit dir] gebrochen haben. 64,5 Wir alle sind wie ein Unreiner geworden und all unsere Gerechtigkeiten wie ein beflecktes Kleid. Wir alle [sind verwelkt] wie das Laub welkt, und unsere Sünden trugen uns davon wie der Wind. 64,6 Und da war niemand, der deinen Namen anrief, der sich aufraffte, an dir festzuhalten. Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen und uns preisgegeben wegen unserer Sünden. - 64,7 Aber nun, HERR, du bist unser Vater. Wir sind der Ton, und du bist unser Bildner, und wir alle sind das Werk deiner Hände. 64,8 HERR, zürne nicht allzusehr, und nicht ewig erinnere dich an die Sünde! Siehe, schau doch her, dein Volk sind wir alle! 64,9 Deine heiligen Städte sind eine Wüste geworden, Zion ist eine Wüste geworden, Jerusalem eine öde. 64,10 Unser heiliges und herrliches Haus, worin unsere Väter dich lobten, ist ein Raub des Feuers, und alle unsere Kostbarkeiten sind zu Trümmern geworden. 64,11 Willst du, HERR, bei [all]dem an dich halten? Willst du schweigen und uns ganz und gar demütigen?
 

Gottes Urteil über Abtrünnige und Getreue - Neuer Himmel und neue Erde.

Kapitel 65

65,1 Ich war zu erfragen für die, die nicht [nach mir] fragten; ich war zu finden für die, die mich nicht suchten. Ich sprach: Hier bin ich, hier bin ich! zu einer Nation, die meinen Namen nicht anrief. 65,2 Ich habe den ganzen Tag meine Hände ausgebreitet zu einem widerspenstigen Volk, [zu solchen], die auf dem Weg, der nicht gut ist, ihren eigenen Gedanken nachlaufen. 65,3 Die Leute, die mich beständig ins Angesicht reizen, in den Gärten opfern und auf Ziegelsteinen Rauchopfer darbringen, 65,4 die in den Gräbern sitzen und in verborgenen Orten übernachten, die Schweinefleisch essen und Greuelbrühe in ihren Gefäßen haben, 65,5 die da sagen: Bleib für dich und komm mir nicht nahe, denn ich bin heilig für dich! - diese sind Rauch in meiner Nase, Feuer, das den ganzen Tag brennt. 65,6 Siehe, aufgeschrieben ist es vor mir. Ich werde nicht schweigen, es sei denn, ich habe vergolten. In ihren Schoß vergelte ich 65,7 ihre Sünden und die Sünden ihrer Väter miteinander, spricht der HERR, [denen], die auf den Bergen Rauchopfer dargebracht und mich auf den Hügeln verhöhnt haben. Ich werde [ihnen] den Lohn für ihr früheres Tun in ihren Schoß zumessen.

65,8 So spricht der HERR: Wie sich Saft in der Traube findet, und man sagt: Vernichte sie nicht, denn ein Segen ist in ihr! - so will ich tun um meiner Knechte willen, daß ich nicht das Ganze vernichte. 65,9 Ich werde aus Jakob Nachkommenschaft hervorgehen lassen und aus Juda einen Besitzer meiner Berge. Und meine Auserwählten sollen es besitzen, und meine Knechte sollen dort wohnen. 65,10 Und Scharon wird zum Weideplatz der Schafe und das Tal Achor zum Lagerplatz der Rinder werden für mein Volk, das mich gesucht hat. 65,11 Ihr aber, die ihr den HERRN verlaßt, die ihr meinen heiligen Berg vergeßt, die ihr dem Gad einen Tisch zurichtet und der Meni den Mischkrug füllt: 65,12 Ich habe euch für das Schwert bestimmt, und ihr alle werdet zur Abschlachtung in die Knie brechen, weil ich gerufen habe, ihr aber nicht geantwortet habt, [weil] ich geredet habe, ihr aber nicht gehört, sondern getan habt, was böse ist in meinen Augen, und das erwählt habt, woran ich kein Gefallen habe.

65,13 Darum, so spricht der Herr, HERR: Siehe, meine Knechte werden essen, ihr aber werdet hungern. Siehe, meine Knechte werden trinken, ihr aber werdet dürsten. Siehe, meine Knechte werden sich freuen, ihr aber werdet beschämt sein. 65,14 Siehe, meine Knechte werden jubeln von Herzenslust, ihr aber werdet schreien vor Herzeleid und heulen vor Verzweiflung. 65,15 Und ihr werdet euren Namen meinen Auserwählten zum Fluchwort hinterlassen: `Der Herr, HERR, wird dich töten. Meine Knechte aber wird man mit einem andern Namen nennen. 65,16 Daher, wer sich im Land segnet, wird sich bei dem Gott der Treue segnen, und wer im Land schwört, wird bei dem Gott der Treue schwören. Denn die früheren Nöte werden vergessen und vor meinen Augen verborgen sein.

65,17 Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Und an das Frühere wird man nicht mehr denken, und es wird nicht mehr in den Sinn kommen. 65,18 Vielmehr freut euch und frohlockt allezeit über das, was ich schaffe! Denn siehe, ich schaffe Jerusalem zum Frohlocken und sein Volk zur Freude. 65,19 Und ich werde über Jerusalem frohlocken und über mein Volk mich freuen. Und die Stimme des Weinens und die Stimme des Wehgeschreis wird darin nicht mehr gehört werden. 65,20 Und es wird dort keinen Säugling mehr geben [,der nur wenige] Tage [alt wird,] und keinen Greis, der seine Tage nicht erfüllte. Denn der Jüngste wird im Alter von hundert Jahren sterben, und wer das Alter von hundert Jahren nicht erreicht, wird als verflucht gelten. 65,21 Sie werden Häuser bauen und bewohnen, und Weinberge pflanzen und ihre Frucht essen. 65,22 Sie werden nicht bauen und ein anderer bewohnt, sie werden nicht pflanzen, und ein anderer ißt. Denn wie die Lebenszeit des Baumes wird die Lebenszeit meines Volkes sein, und meine Auserwählten werden das Werk ihrer Hände genießen. 65,23 Nicht vergeblich werden sie sich mühen, und nicht zum jähen Tod werden sie zeugen. Denn sie sind die Nachkommen der Gesegneten des HERRN, und ihre Sprößlinge werden bei ihnen sein. 65,24 Und es wird geschehen: ehe sie rufen, werde ich antworten; während sie noch reden, werde ich hören. 65,25 Wolf und Lamm werden zusammen weiden; und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind; und die Schlange: Staub wird ihre Nahrung sein. Man wird nichts Böses und nichts Schlechtes tun auf meinem ganzen heiligen Berg, spricht der HERR.
 

Ablehnung von heuchlerischem Gottesdienst - Zukünftige Heilsvollendung für Jerusalem.

Kapitel 66

66,1 So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße. Wo wäre denn das Haus, das ihr mir bauen könntet, und wo denn der Ort meines Ruhesitzes? 66,2 Hat doch meine Hand dies alles gemacht, und alles dies ist geworden, spricht der HERR. Aber auf den will ich blicken: auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist und der da zittert vor meinem Wort. 66,3 Wer ein Rind schlachtet, ist [wie] einer, der einen Menschen erschlägt; wer ein Schaf opfert, ist [wie] einer, der einem Hund das Genick bricht; wer Speisopfer opfert: es ist Schweineblut; wer Weihrauch als Gedächtnisopfer darbringt, ist [wie] einer, der Unheil segnet. Wie diese ihre eigenen Wege gewählt haben und ihre Seele an ihren Scheusalen Gefallen hat, 66,4 so werde [auch] ich Mißhandlung für sie wählen und über sie bringen, wovor ihnen graut, weil ich gerufen habe und niemand geantwortet hat, [weil] ich geredet und sie nicht gehört haben, sondern getan haben, was böse ist in meinen Augen, und das gewählt haben, woran ich kein Gefallen habe.

66,5 Hört das Wort des HERRN, die ihr zittert vor seinem Wort! Es sagen eure Brüder, die euch hassen, die euch verstoßen um meines Namens willen: Der HERR erweise sich herrlich, daß wir auf eure Freude sehen können! Aber sie werden zuschanden werden. 66,6 Schall eines Getöses von der Stadt her! Schall aus dem Tempel! Schall vom HERRN, der Vergeltung übt an seinen Feinden!

66,7 Ehe sie Wehen hatte, hat sie geboren; ehe Geburtsschmerzen sie ankamen, wurde sie von einem Knaben entbunden. 66,8 Wer hat so etwas [je] gehört, wer hat dergleichen je gesehen? Wird ein Land an einem einzigen Tag zur Welt gebracht oder eine Nation mit einem Mal geboren? Denn Zion bekam Wehen und gebar auch [schon] seine Söhne. 66,9 Sollte ich zum Durchbruch bringen und [dann] nicht gebären lassen? spricht der HERR. Oder sollte ich gebären lassen und [dabei den Schoß] verschließen? spricht dein Gott.

66,10 Freut euch mit Jerusalem und jubelt über sie, alle, die ihr sie liebt! Frohlockt mit ihr in Freude, alle, die ihr über sie getrauert habt! 66,11 Damit ihr saugt und euch sättigt an der Brust ihrer Tröstungen, damit ihr schlürft und euch labt an der Fülle ihrer Herrlichkeit. 66,12 Denn so spricht der HERR: Siehe, ich wende ihr Frieden zu wie einen Strom und die Herrlichkeit der Nationen wie einen überflutenden Bach. Und ihr werdet saugen. Auf den Armen werdet ihr getragen und auf den Knien geliebkost werden. 66,13 Wie einen, den seine Mutter tröstet, so will ich euch trösten. An Jerusalem sollt ihr getröstet werden. 66,14 Ihr werdet es sehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Gebeine werden sprossen wie das junge Gras. Und die Hand des HERRN wird sich an seinen Knechten zeigen, aber seine Feinde wird er bedrohen .
 

Drohendes Gericht über die Treulosen - Zukünftige Heimkehr der Zerstreuten.

66,15 Denn siehe, der HERR kommt im Feuer, und wie der Sturmwind sind seine Wagen, um seinen Zorn auszulassen in Glut und sein Drohen in Feuerflammen. 66,16 Denn mit Feuer hält der HERR Gericht, mit seinem Schwert [vollzieht er es] an allem Fleisch, und die Erschlagenen des HERRN werden zahlreich sein. 66,17 Die sich weihen und die sich reinigen für die Gärten, dem einen nach, der in der Mitte ist, die Schweinefleisch und Abscheuliches und Springmäuse essen: allesamt werden sie ein Ende nehmen, spricht der HERR.

66,18 Ich aber, ich kenne ihre Taten und ihre Gedanken, und ich bin gekommen, alle Nationen und Sprachen zu versammeln. Und sie werden kommen und meine Herrlichkeit sehen. 66,19 Ich richte unter ihnen ein Zeichen auf und sende Entkommene von ihnen zu den Nationen, nach Tarsis, Put und Lud, [zu denen], die den Bogen spannen, nach Tubal und Jawan, zu den fernen Inseln, die die Kunde von mir nicht gehört und meine Herrlichkeit nicht gesehen haben. Und sie verkünden meine Herrlichkeit unter den Nationen. 66,20 Und sie bringen alle eure Brüder aus allen Nationen als Opfergabe für den HERRN, auf Pferden, auf [offenen] Wagen und [in] überdachten Wagen, auf Maultieren und auf Dromedaren zu meinem heiligen Berg, nach Jerusalem, spricht der HERR, ebenso wie die Söhne Israel das Speisopfer in einem reinen Gefäß zum Haus des HERRN bringen. 66,21 Und auch von ihnen nehme ich [mir einige] zu Priestern und zu Leviten, spricht der HERR.

66,22 Denn wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, vor mir bestehen, spricht der HERR, so werden eure Nachkommen und euer Name bestehen. 66,23 Und es wird geschehen: Neumond für Neumond und Sabbat für Sabbat wird alles Fleisch kommen, um vor mir anzubeten, spricht der HERR. 66,24 Und sie werden hinausgehen und sich die Leichen der Menschen ansehen, die mit mir gebrochen haben. Denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht verlöschen, und sie werden ein Abscheu sein für alles Fleisch.