Die Psalmen.
ERSTES BUCH.
Kapitel 1
1,1 Glücklich der Mann, der nicht folgt dem Rat der Gottlosen,
den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter
sitzt, 1,2 sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über
sein Gesetz sinnt Tag und Nacht!
1,3 Er ist wie ein Baum, gepflanzt
an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen
Laub nicht verwelkt; alles was er tut, gelingt ihm. 1,4 Nicht so
die Gottlosen; sondern sie sind wie Spreu, die der Wind verweht. 1,5
Darum bestehen Gottlose nicht im Gericht, noch Sünder in der Gemeinde
der Gerechten. 1,6 Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten; aber
der Gottlosen Weg vergeht.
Kapitel 2
2,1 Warum toben die Nationen und sinnen Eitles die Völkerschaften?
2,2
Es treten auf Könige der Erde, und Fürsten tun sich zusammen
gegen den HERRN und seinen Gesalbten: 2,3 `Laßt uns zerreißen
ihre Bande und von uns werfen ihre Stricke!' 2,4 Der im Himmel thront,
lacht, der Herr spottet über sie. 2,5 Dann spricht er sie an
in seinem Zorn, in seiner Zornglut schreckt er sie: 2,6 `Habe doch
ich meinen König geweiht auf Zion, meinem heiligen Berg!'
2,7
Laßt mich die Anordnung des HERRN bekanntgeben! Er hat zu mir gesprochen:
`Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt. 2,8 Fordere von
mir, und ich will dir die Nationen zum Erbteil geben, zu deinem Besitz
die Enden der Erde. 2,9 Mit eisernem Stab magst du sie zerschmettern,
wie Töpfergeschirr sie zerschmeißen.' 2,10 Und nun, ihr
Könige, handelt verständig; laßt euch zurechtweisen, ihr
Richter der Erde! 2,11 Dienet dem HERRN mit Furcht, und jauchzt
mit Zittern! 2,12 Küßt den Sohn, daß er nicht zürne
und ihr umkommt auf dem Weg; denn leicht entbrennt sein Zorn. Glücklich
alle, die sich bei ihm bergen!
Kapitel 3
3,1 Ein Psalm. Von David. Als er vor seinem Sohn Absalom floh. 3,2
HERR! Wie zahlreich sind meine Bedränger! Viele erheben sich gegen
mich; 3,3 viele sagen von mir: Es gibt keine Rettung für ihn
bei Gott! 3,4 Du aber, HERR, bist ein Schild um mich her, meine
Ehre, und der mein Haupt emporhebt. 3,5 Mit meiner Stimme rufe ich
zum HERRN, und er antwortet mir von seinem heiligen Berg. 3,6 Ich
legte mich nieder und schlief; ich erwachte, denn der HERR stützt
mich. 3,7 Ich fürchte nicht Zehntausende Kriegsvolks, die ringsum
mich belagern. 3,8 Steh auf, HERR! Rette mich, mein Gott! Denn du
hast alle meine Feinde auf die Backe geschlagen; die Zähne der Gottlosen
hast du zerschmettert. 3,9 Bei dem HERRN ist die Rettung. Dein Segen
komme auf dein Volk.
Kapitel 4
4,1 Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Ein Psalm. Von David.
4,2
Wenn ich rufe, antworte mir, Gott meiner Gerechtigkeit! In Bedrängnis
hast du mir Raum gemacht; sei mir gnädig und höre mein Gebet!
4,3
Ihr Herrensöhne, wie lange [bleibt] meine Ehre zur Schande [verkehrt],
werdet ihr Eitles lieben und Lüge suchen?
4,4 Erkennt doch, daß der HERR einen Frommen für
sich ausgesondert hat! Der HERR hört, wenn ich zu ihm rufe.
4,5
Erbebt, aber sündigt nicht! Denkt nach in eurem Herzen auf eurem Lager,
aber seid still! 4,6 Opfert Gerechtigkeitsopfer und vertraut auf
den HERRN! 4,7 Viele sagen: Wer wird uns Gutes schauen lassen? Erhebe,
HERR, über uns das Licht deines Angesichts! 4,8 Du hast Freude
in mein Herz gegeben, mehr als jenen zu der Zeit, da sie viel Korn und
Most haben. 4,9 In Frieden werde ich, sobald ich liege, schlafen;
denn du, HERR, läßt mich, [obschon] allein, in Sicherheit wohnen.
Kapitel 5
5,1 Dem Chorleiter. Zu Flöten. Ein Psalm. Von David.
5,2
Meine Worte nimm zu Ohren, HERR, merke auf mein Seufzen!
5,3 Horche
auf die Stimme meines Schreiens, mein König und mein Gott; denn zu
dir bete ich. 5,4 HERR, in der Frühe wirst du meine Stimme
hören. In der Frühe rüste ich dir [ein Opfer] zu und spähe
aus. 5,5 Denn du bist nicht ein Gott, der an Gottlosigkeit Gefallen
hat; bei dir darf ein Böser nicht weilen. 5,6 Verblendete dürfen
nicht vor deine Augen hintreten; du hassest alle, die Frevel tun.
5,7
Du läßt die Lügenredner verlorengehen; den Mann des Blutes
und des Truges verabscheut der HERR. 5,8 Ich aber darf dank der
Fülle deiner Gnade eingehen in dein Haus; ich bete an zu deinem heiligen
Tempel hin, in der Furcht vor dir. 5,9 HERR, leite mich in deiner
Gerechtigkeit um meiner Feinde willen; ebne vor mir deinen Weg. 5,10
Denn nichts Gewisses ist in ihrem Mund, ihr Inneres ist Verderben. Ein
offenes Grab ist ihre Kehle, ihre Zunge glätten sie.
5,11 Laß
sie büßen, o Gott; mögen sie fallen um ihrer Pläne
willen! Stoße sie hinweg wegen der Menge ihrer Vergehen, denn sie
sind widerspenstig gegen dich gewesen. 5,12 Doch mögen sich
freuen alle, die sich bei dir bergen, und jubeln allezeit. Du beschirmst
sie, darum frohlocken in dir, die deinen Namen lieben. 5,13 Denn
du segnest den Gerechten, HERR, wie mit einem Schild umringst du ihn mit
Huld.
Kapitel 6
6,1 Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Auf der Scheminith. Ein Psalm.
Von David. 6,2 HERR, strafe mich nicht in deinem Zorn, und züchtige
mich nicht in deinem Grimm! 6,3 Sei mir gnädig, HERR, denn
ich bin welk; heile mich, HERR, denn meine Gebeine sind bestürzt.
6,4
Meine Seele ist tief bestürzt. Aber du, HERR, bis wann -? 6,5
Kehre um, HERR, befreie meine Seele; rette mich um deiner Gnade willen!
6,6 Denn im Tode gedenkt man deiner nicht; im Scheol, wer wird dich
preisen? 6,7 Müde bin ich durch mein Seufzen; die ganze Nacht
schwemme ich mein Bett, mache mit meinen Tränen mein Lager zerfließen.
6,8 Geschwächt von Gram ist mein Auge, gealtert wegen all meiner
Dränger.
6,9 Weicht von mir, alle ihr Übeltäter;
denn der HERR hat die Stimme meines Weinens gehört.
6,10 Der
HERR hat mein Flehen gehört; mein Gebet nimmt der HERR an. 6,11
Beschämt und tief bestürzt werden alle meine Feinde; sie müssen
zurückweichen, werden plötzlich beschämt.
Kapitel 7
7,1 Ein Schiggajon von David, das er dem HERRN sang wegen der Worte
des Benjaminiten Kusch. 7,2 HERR, mein Gott, bei dir berge ich mich,
rette mich von allen meinen Verfolgern und befreie mich! 7,3 Daß
er nicht wie ein Löwe mein Leben zerreißt, er reißt, und
da ist kein Befreier.
7,4 HERR, mein Gott! Wenn ich solches getan
habe, wenn Unrecht an meinen Händen ist, 7,5 wenn ich Böses
vergolten dem, der mit mir Frieden hält, und geplündert den,
der mich ohne Ursache bedrängt, 7,6 so verfolge der Feind meine
Seele und erreiche sie, er trete mein Leben zu Boden und strecke meine
Ehre hin in den Staub. 7,7 Steh auf, HERR, in deinem Zorn! Erhebe
dich gegen das Wüten meiner Bedränger, und wache auf zu mir!
Gericht hast du befohlen.
7,8 Die Schar der Völkerschaften
umringe dich, zur Höhe über ihnen kehre zurück! 7,9
Der HERR richtet die Völker. Richte mich, HERR, nach meiner Gerechtigkeit
und nach meiner Lauterkeit, die auf mir ist. 7,10 Ein Ende nehme
die Bosheit der Gottlosen, aber dem Gerechten gib Bestand, der du Herzen
und Nieren prüfst, gerechter Gott! 7,11 Mein Schild über
[mir] ist Gott, der die von Herzen Aufrichtigen rettet. 7,12 Gott
ist ein gerechter Richter und ein strafender Gott an jedem Tag. 7,13
Wahrhaftig, schon wieder wetzt er [der Feind] sein Schwert, spannt seinen
Bogen und rüstet ihn. 7,14 Aber gegen sich selbst hat er die
Mordwerkzeuge bereitet, seine Pfeile brennend gemacht. 7,15 Siehe,
er trägt in sich Böses; er geht schwanger mit Unheil, gebiert
Falschheit. 7,16 Er hat eine Grube gegraben und hat sie ausgehöhlt,
doch ist er in die Falle gefallen, die er gemacht hat. 7,17 Sein
Unheil kehrt auf sein Haupt zurück, und auf seinen Scheitel herab
kommt seine Gewalttat. 7,18 Ich will den HERRN preisen nach seiner
Gerechtigkeit und besingen den Namen des HERRN, des Höchsten.
Kapitel 8
8,1 Dem Chorleiter. Nach der Gittit. Ein Psalm. Von David.
8,2
HERR, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde, der du
deine Hoheit gelegt hast auf die Himmel! 8,3 Aus dem Munde der Kinder
und Säuglinge hast du Macht gegründet um deiner Bedränger
willen, um zum Schweigen zu bringen den Feind und den Rachgierigen. 8,4
Wenn ich anschaue deine Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne,
die du bereitet hast: 8,5 Was ist der Mensch, daß du sein
gedenkst, und des Menschen Sohn, daß du dich um ihn kümmerst?
8,6
Denn du hast ihn wenig geringer gemacht als Engel, mit Herrlichkeit und
Pracht krönst du ihn. 8,7 Du machst ihn zum Herrscher über
die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße
gestellt: 8,8 Schafe und Rinder allesamt und auch die Tiere des
Feldes, 8,9 Vögel des Himmels und Fische des Meeres, was die
Pfade der Meere durchzieht. 8,10 HERR, unser Herr, wie herrlich
ist dein Name auf der ganzen Erde!
Kapitel 9
9,1 Dem Chorleiter. Almuth Labben. Ein Psalm. Von David.
9,2
Ich will [dich] preisen, HERR, mit meinem ganzen Herzen, will erzählen
alle deine Wundertaten. 9,3 In dir will ich mich freuen und frohlocken,
will deinen Namen besingen, [du] Höchster, 9,4 während
meine Feinde zurückweichen, stürzen und umkommen vor deinem Angesicht.
9,5
Denn du hast ausgeführt mein Recht und meine Rechtssache; du hast
dich auf den Thron gesetzt, ein gerechter Richter. 9,6 Du hast Nationen
gescholten, den Gottlosen verloren gegeben, ihren Namen ausgelöscht
für immer und ewig; 9,7 der Feind ist erledigt, zertrümmert
für immer; du hast Städte zerstört, ihr Andenken ist getilgt.
9,8
Der HERR läßt sich nieder auf immer, er hat seinen Thron aufgestellt
zum Gericht.
9,9 Und er, er wird richten die Welt in Gerechtigkeit,
wird über die Völkerschaften Gericht halten in Geradheit.
9,10
Doch dem Unterdrückten ist der HERR eine hohe Feste, eine hohe Feste
in Zeiten der Drangsal. 9,11 Auf dich vertrauen, die deinen Namen
kennen; denn du hast nicht verlassen, die dich suchen, HERR. 9,12
Singet dem HERRN, der Zion bewohnt, verkündet unter den Völkern
seine Taten! 9,13 Denn der dem vergossenen Blut nachforscht, hat
ihrer gedacht; er hat das Schreien der Elenden nicht vergessen. 9,14
Sei mir gnädig, HERR! Sieh an mein Elend von seiten meiner Hasser,
indem du mich emporhebst aus den Toren des Todes:
9,15 Damit ich
all dein Lob erzähle in den Toren der Tochter Zion, daß ich
frohlocke über deine Rettung. 9,16 Versunken sind die Nationen
in die Grube, die sie gemacht; in dem Netz, das sie versteckt haben, hat
sich ihr eigener Fuß gefangen.
9,17 Der HERR hat sich zu erkennen
gegeben, er hat Gericht ausgeübt: der Gottlose hat sich verstrickt
im Werk seiner Hände. Higgajon. 9,18 Mögen zum Scheol
sich wenden die Gottlosen, alle Nationen, die Gott vergessen.
9,19
Denn nicht für immer wird der Arme vergessen, [noch] geht der Elenden
Hoffnung für ewig verloren. 9,20 Steh auf, HERR, daß
nicht der Mensch Gewalt habe! Mögen gerichtet werden die Nationen
vor deinem Angesicht! 9,21 Lege Furcht auf sie, HERR! Mögen
die Nationen erkennen, daß sie Menschen sind!
Kapitel 10
10,1 Warum, HERR, stehst du fern, verbirgst dich in Zeiten der Drangsal?
10,2
In Hochmut verfolgt der Gottlose den Elenden. Sie werden erfaßt von
den Anschlägen, die jene ersonnen haben. 10,3 Denn der Gottlose
rühmt [sich] wegen des Begehrens seiner Seele; und der Habsüchtige
lästert, er verachtet den HERRN. 10,4 Der Gottlose [denkt]
hochnäsig: `Er wird nicht nachforschen.' `Es ist kein Gott!' sind
alle seine Gedanken. 10,5 Erfolgreich sind seine Wege allezeit.
Hoch oben sind deine Gerichte, weit von ihm entfernt; alle seine Widersacher
- er bläst sie an.
10,6 Er spricht in seinem Herzen: Ich werde
nicht wanken, von Geschlecht zu Geschlecht in keinem Unglück sein.
10,7
Voll Fluch ist sein Mund, voll Hinterlist und Bedrückung; unter seiner
Zunge ist Mühsal und Unheil. 10,8 Er sitzt im Hinterhalt der
Höfe, in Verstecken bringt er den Unschuldigen um; seine Augen spähen
dem Armen nach. 10,9 Er lauert im Versteck wie ein Löwe in
seinem Dickicht; er lauert, um den Elenden zu fangen; er fängt den
Elenden, indem er ihn in sein Netz zieht. 10,10 Er zerschlägt,
duckt sich [nieder]; und die Armen fallen durch seine gewaltigen [Kräfte].
10,11
Er spricht in seinem Herzen: Gott hat vergessen, hat verborgen sein Angesicht,
ewig sieht er nicht! 10,12 Steh auf, HERR! Gott, erhebe deine Hand!
Vergiß nicht die Elenden!
10,13 Warum darf der Gottlose Gott
verachten, sprechen in seinem Herzen: `Du wirst nicht nachforschen'? 10,14
Du hast es gesehen, denn du, du schaust auf Mühsal und Gram, um es
in deine Hand zu nehmen. Dir überläßt es der Arme, der
Vaterlose; du bist ja Helfer.
10,15 Zerbrich den Arm des Gottlosen
und des Bösen! Ahnde seine Gottlosigkeit, daß du [sie] nicht
[mehr] findest! 10,16 Der HERR ist König immer und ewig; verschwunden
sind die Nationen aus seinem Land. 10,17 Den Wunsch der Sanftmütigen
hast du gehört, HERR; du festigst ihr Herz, läßt aufmerken
dein Ohr, 10,18 um Recht zu schaffen der Waise und dem Unterdrückten,
daß künftig kein Mensch von der Erde mehr zusammenschrecke.
Kapitel 11
11,1 Dem Chorleiter. Von David. Bei dem HERRN habe ich mich geborgen.
Wie sagt ihr zu meiner Seele: `Flieh in die Berge wie ein Vogel'? 11,2
Denn siehe, die Gottlosen spannen den Bogen, haben ihren Pfeil auf der
Sehne gerichtet, im Finstern zu schießen auf die von Herzen Aufrichtigen.
11,3
Wenn die Grundpfeiler umgerissen werden, was richtet da der Gerechte aus?
11,4 Der HERR ist in seinem heiligen Palast, der HERR - in den Himmeln
ist sein Thron. Seine Augen schauen, seine Augenblitze prüfen die
Menschenkinder. 11,5 Der HERR prüft den Gerechten; aber den
Gottlosen und den, der Gewalttat liebt, haßt seine Seele.
11,6
Er läßt Schlingen, Feuer und Schwefel regnen auf die Gottlosen.
Glutwind ist ihres Bechers Anteil. 11,7 Denn gerecht ist der HERR.
Gerechte Taten liebt er. Aufrichtige schauen sein Angesicht.
Kapitel 12
12,1 Dem Chorleiter. Auf der Scheminith. Ein Psalm. Von David. 12,2
Rette, HERR! - denn der Fromme ist dahin, denn die Treuen sind verschwunden
unter den Menschenkindern. 12,3 Sie reden Lüge, ein jeder mit
seinem Nächsten; mit glatter Lippe, mit doppeltem Herzen reden sie.
12,4
Der HERR möge ausrotten alle glatten Lippen, die Zunge, die große
Dinge redet, 12,5 die da sagen: `Dank unserer Zunge sind wir überlegen,
unsere Lippen sind mit uns; wer ist unser Herr?'
12,6 Wegen der
gewalttätigen Behandlung der Elenden, wegen des Seufzens der Armen
will ich nun aufstehen, spricht der HERR; ich will in Sicherheit stellen
den, gegen den man schnaubt.
12,7 Die Worte des HERRN sind reine
Worte - Silber, am Eingang zur Erde geläutert, siebenmal gereinigt.
12,8
Du, HERR, wirst sie einhalten, wirst ihn behüten vor diesem Geschlecht
ewig. 12,9 Ringsum wandeln Gottlose, während Gemeinheit emporkommt
bei den Menschenkindern.
Kapitel 13
13,1 Dem Chorleiter. Ein Psalm. Von David. 13,2 Bis wann,
HERR? Willst du mich vergessen immerdar? Bis wann willst du dein Angesicht
vor mir verbergen? 13,3 Bis wann soll ich Sorgen hegen in meiner
Seele, Kummer in meinem Herzen bei Tage? Bis wann soll sich mein Feind
über mich erheben? 13,4 Schau her, antworte mir, HERR, mein
Gott! Mach hell meine Augen, daß ich nicht zum Tod entschlafe! 13,5
Daß mein Feind nicht sage: `Ich habe ihn überwältigt!'
meine Bedränger nicht frohlocken, wenn ich wanke. 13,6 Ich
aber, ich habe auf deine Gnade vertraut; mein Herz soll frohlocken über
deine Rettung. Ich will dem HERRN singen, denn er hat wohlgetan an mir.
V. 1-7: Ps 53.
Kapitel 14
14,1 Dem Chorleiter. Von David. Der Tor spricht in seinem Herzen:
`Es ist kein Gott!' Sie haben Verderben angerichtet, sie tun abscheuliche
Taten; da ist keiner, der Gutes tut. 14,2 Der HERR hat vom Himmel
herniedergeschaut auf die Menschenkinder, um zu sehen, ob ein Verständiger
da ist, einer, der Gott sucht! 14,3 Alle sind abgewichen, sie sind
alle verdorben; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer. 14,4
Haben denn keine Erkenntnis alle, die Böses tun, die mein Volk fressen,
als äßen sie Brot? Den HERRN rufen sie nicht an. 14,5
Da überfiel sie Schrecken, denn Gott ist beim Geschlecht des Gerechten.
14,6
Die Pläne des Elenden wollt ihr zuschanden machen, aber seine Zuflucht
ist der HERR. 14,7 O käme doch aus Zion die Rettung für
Israel! Wenn der HERR die Gefangenschaft seines Volkes wendet, wird Jakob
jubeln, Israel sich freuen.
Kapitel 15
15,1 Ein Psalm. Von David. HERR, wer darf in deinem Zelt weilen?
Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berg? 15,2 Der rechtschaffen
wandelt und Gerechtigkeit übt und Wahrheit redet in seinem Herzen,
15,3
nicht verleumdet mit seiner Zunge, kein Übel tut seinem Gefährten
und keine Schmähung bringt auf seinen Nächsten,
15,4 in
dessen Augen der Verworfene verachtet ist, der aber die ehrt, die den HERRN
fürchten; der, hat er zum Schaden geschworen, es nicht ändert;
15,5 der sein Geld nicht auf Zins gibt, und kein [Bestechungs-]Geschenk
nimmt gegen den Unschuldigen. Wer solches tut, wird nicht wanken in Ewigkeit.
Kapitel 16
16,1 Ein Miktam. Von David. Bewahre mich, Gott, denn ich berge mich
bei dir! 16,2 Ich habe zum HERRN gesagt: `Du bist mein Herr; es
gibt kein Glück für mich außer dir'. 16,3 An den
Heiligen, die auf Erden sind, an den Herrlichen ist all mein Wohlgefallen.
16,4
Zahlreich sind die Schmerzen derer, die einem anderen [Gott] nachlaufen;
ich werde ihre Trankopfer von Blut nicht spenden und ihre Namen nicht auf
meine Lippen nehmen. 16,5 Der HERR ist das Teil meines Erbes und
mein Becher; du bist es, der mein Los festlegt. 16,6 Die Meßschnüre
sind mir gefallen auf liebliches Land; ja, mein Erbteil gefällt mir.
16,7 Ich preise den HERRN, der mich beraten hat, selbst des Nachts
unterweisen mich meine Nieren. 16,8 Ich habe den HERRN stets vor
Augen; weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken.
16,9
Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele. Auch mein Fleisch
wird in Sicherheit ruhen. 16,10 Denn meine Seele wirst du dem Scheol
nicht lassen, wirst nicht zugeben, daß dein Frommer die Grube sehe.
16,11 Du wirst mir kundtun den Weg des Lebens; Fülle von Freuden
ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar.
Kapitel 17
17,1 Ein Gebet. Von David. Höre, HERR, die gerechte Sache,
horche auf mein Schreien, nimm zu Ohren mein Gebet von Lippen ohne Trug!
17,2
Von deinem Angesicht gehe mein Recht aus! Deine Augen mögen Aufrichtigkeit
sehen. 17,3 Du hast mein Herz geprüft, hast mich des Nachts
durchforscht; du hast mich geläutert - nichts findest du. Ich habe
überlegt: nichts wird meinem Mund entschlüpfen.
17,4 Beim
Treiben der Menschen habe ich mich nach dem Wort deiner Lippen gehütet
vor den Wegen des Gewalttätigen. 17,5 Meine Schritte hielten
sich in deinen Spuren, meine Tritte haben nicht gewankt.
17,6 Ich
rufe dich an, denn du erhörst mich, o Gott. Neige dein Ohr zu mir,
höre meine Rede! 17,7 Erweise wunderbar deine Gnade, du Retter
derer, die sich bergen vor den Empörern bei deiner Rechten.
17,8
Bewahre mich wie den Augapfel, birg mich im Schatten deiner Flügel
17,9 vor den Gottlosen, die mich zerstören, meinen Todfeinden,
die mich umzingeln. 17,10 Mit ihrem Fett verschließen sie
[sich], mit ihrem Mund reden sie aus Anmaßung. 17,11 Unsere
Schritte - jetzt haben sie uns umringt; sie richten ihre Augen darauf,
[uns] zu Boden zu strecken. 17,12 Er ist gleich einem Löwen,
gierig nach Raub, und wie ein Junglöwe, der im Versteck sitzt. 17,13
Steh auf, HERR, tritt ihm entgegen, wirf ihn nieder! Rette meine Seele
vor dem Gottlosen durch dein Schwert, 17,14 vor den Leuten durch
deine Hand, HERR, vor den Leuten, deren Teil im Leben von dieser Welt ist!
Was du zugedacht hast - damit füllst du ihren Bauch, daß [noch
ihre] Söhne davon satt werden und ihren Kindern den Rest hinterlassen.
17,15
Ich aber, ich werde dein Angesicht schauen in Gerechtigkeit, werde gesättigt
werden, wenn ich erwache, mit deinem Bild.
Kapitel 18
18,1 Dem Chorleiter. Von dem Knecht des HERRN, von David, der die
Worte dieses Liedes zum HERRN redete an dem Tag, als der HERR ihn errettet
hatte aus der Hand aller seiner Feinde und aus der Hand Sauls. 18,2
Und er sprach: Ich liebe dich, HERR, meine Stärke! 18,3 Der
HERR ist mein Fels und meine Burg und mein Erretter, mein Gott ist mein
Hort, bei dem ich mich berge, mein Schild und das Horn meines Heils, meine
hohe Feste.
18,4 `Gepriesen!' rufe ich zum HERRN, so werde ich vor
meinen Feinden gerettet. 18,5 Es umfingen mich Bande des Todes,
und Bäche des Verderbens erschreckten mich. 18,6 Fesseln des
Scheols umgaben mich, ich stand vor den Fallen des Todes. 18,7 In
meiner Bedrängnis rief ich zum HERRN, und ich schrie zu meinem Gott.
Er hörte aus seinem Tempel meine Stimme, und mein Schrei vor ihm drang
an seine Ohren. 18,8 Da wankte und bebte die Erde, die Grundfesten
der Berge erzitterten und wankten, denn er war [von Zorn] entbrannt. 18,9
Rauch stieg auf von seiner Nase, und Feuer fraß aus seinem Mund,
glühende Kohlen brannten aus ihm. 18,10 Er neigte die Himmel
und fuhr hernieder, und Dunkel war unter seinen Füßen.
18,11
Er fuhr auf einem Cherub und flog daher, so schwebte er auf den Flügeln
des Windes. 18,12 Er machte Finsternis zu seinem Versteck rings
um sich her, zu seiner Laube Wasserdunkel, dichtes Gewölk. 18,13
Aus dem Glanz vor ihm zogen seine Wolken vorüber [mit] Hagel und Feuerkohlen.
18,14
Und der HERR donnerte in den Himmeln, und der Höchste ließ seine
Stimme erschallen [mit] Hagel und Feuerkohlen. 18,15 Und er schoß
seine Pfeile und zerstreute sie, er schleuderte Blitze und verwirrte sie.
18,16 Da wurden sichtbar die Betten der Wasser, und die Fundamente
der Welt wurden aufgedeckt vor deinem Schelten, HERR, vor dem Schnauben
des Hauchs deiner Nase. 18,17 Er griff aus der Höhe, erfaßte
mich, zog mich heraus aus großen Wassern.
18,18 Er rettete
mich vor meinem starken Feind und vor meinen Hassern, denn sie waren mächtiger
als ich. 18,19 Sie ereilten mich am Tage meines Unglücks, aber
der HERR wurde mir zur Stütze.
18,20 Und er führte mich
heraus ins Weite, er befreite mich, weil er Gefallen an mir hatte. 18,21
Der HERR handelte an mir nach meiner Gerechtigkeit, nach der Reinheit meiner
Hände vergalt er mir. 18,22 Denn ich habe die Wege des HERRN
eingehalten und bin von meinem Gott nicht gottlos abgewichen.
18,23
Denn alle seine Rechtsbestimmungen waren vor mir, und seine Ordnungen wies
ich nicht von mir. 18,24 Auch war ich untadelig gegen ihn und hütete
mich vor meiner Schuld.
18,25 So vergalt der HERR mir nach meiner
Gerechtigkeit, nach der Reinheit meiner Hände vor seinen Augen. 18,26
Gegen den Treuen verhältst du dich treu, gegen den untadeligen Mann
untadelig. 18,27 Gegen den Reinen zeigst du dich rein, gegen den
Verkehrten aber verdreht. 18,28 Ja, du rettest das arme Volk und
erniedrigst hochmütige Augen. 18,29 Ja, du läßt
meine Leuchte strahlen. Der HERR, mein Gott, erhellt meine Finsternis.
18,30 Denn mit dir kann ich auf Raubzug gehen, mit meinem Gott kann
ich eine Mauer überspringen.
18,31 Gott - sein Weg ist untadelig;
des HERRN Wort ist lauter; ein Schild ist er allen, die sich bei ihm bergen.
18,32 Denn wer ist Gott außer dem HERRN? Und wer ist ein Fels
als nur unser Gott? 18,33 Gott umgürtet mich mit Kraft und
untadelig macht er meinen Weg. 18,34 Er macht meine Füße
den Hirschen gleich, und stellt mich hin auf meine Höhen. 18,35
Er lehrt meine Hände das Kämpfen und meine Arme spannen den ehernen
Bogen. 18,36 Und du gabst mir den Schild deines Heils, und deine
Rechte stützte mich, und deine Herabneigung machte mich groß.
18,37 Du schaffst Raum meinen Schritten unter mir, und meine Knöchel
haben nicht gewankt. 18,38 Meinen Feinden jagte ich nach und erreichte
sie, und ich kehrte nicht um, bis ich sie aufgerieben hatte. 18,39
Ich zerschmetterte sie, daß sie nicht mehr aufstehen konnten; sie
fielen unter meine Füße.
18,40 Und du umgürtetest
mich mit Kraft zum Kampf, beugtest unter mich, die gegen mich aufstanden.
18,41 Du hast bewirkt, daß meine Feinde mir den Rücken
[zeigen müssen], und meine Hasser, ich habe sie vernichtet. 18,42
Sie schrien - aber da war kein Retter - zum HERRN, doch er antwortete ihnen
nicht. 18,43 Und ich zermalmte sie wie Staub vor dem Wind; wie Straßenkot
schüttete ich sie aus. 18,44 Du hast mich errettet aus den
Streitigkeiten des Volkes; du hast mich zum Haupt der Nationen gesetzt;
ein Volk, das ich nicht kannte, dient mir. 18,45 Sowie ihr Ohr hörte,
gehorchten sie mir; die Söhne der Fremde schmeichelten mir. 18,46
Die Söhne der Fremde sanken hin und zitterten hervor aus ihren Festungen.
18,47 Der HERR lebt! Gepriesen sei mein Fels und erhoben der Gott
meines Heils!
18,48 Der Gott, der mir Rache gab und mir die Völker
unterwarf,
18,49 der mich rettete vor meinen zornigen Feinden. Du
erhöhtest mich über die, die gegen mich aufstanden; von dem Mann
der Gewalttat hast du mich befreit. 18,50 Darum will ich dich preisen
unter den Völkern, HERR, und will spielen deinem Namen, 18,51
der seinem König große Rettungen schenkt und Gnade erweist seinem
Gesalbten, David und seinen Nachkommen ewig.
Kapitel 19
19,1 Dem Chorleiter. Ein Psalm. Von David. 19,2 Die Himmel
erzählen die Herrlichkeit Gottes, und das Himmelsgewölbe verkündet
seiner Hände Werk. 19,3 Ein Tag sprudelt dem anderen Kunde
zu, und eine Nacht meldet der anderen Kenntnis - 19,4 ohne Rede
und ohne Worte, mit unhörbarer Stimme.
19,5 Ihr Schall geht
aus über die ganze Erde und bis an das Ende der Welt ihre Sprache.
Dort hat er der Sonne ein Zelt gesetzt. 19,6 Und sie, wie ein Bräutigam
aus seinem Gemach tritt sie hervor; sie freut sich wie ein Held, die Bahn
zu durchlaufen. 19,7 Vom Ende des Himmels geht sie aus und läuft
um bis an sein Ende; nichts ist vor ihrer Glut verborgen. 19,8 Das
Gesetz des HERRN ist vollkommen und erquickt die Seele; das Zeugnis des
HERRN ist zuverlässig und macht den Einfältigen weise. 19,9
Die Vorschriften des HERRN sind richtig und erfreuen das Herz; das Gebot
des HERRN ist lauter und erleuchtet die Augen. 19,10 Die Furcht
des HERRN ist rein und besteht in Ewigkeit. Die Rechtsbestimmungen des
HERRN sind Wahrheit, sie sind gerecht allesamt; 19,11 sie, die köstlicher
sind als Gold, ja viel gediegenes Gold, und süßer als Honig
und Honigseim. 19,12 Auch wird dein Knecht durch sie gewarnt; in
ihrer Befolgung liegt großer Lohn. 19,13 Verirrungen - wer
bemerkt sie? Von den verborgenen [Sünden] sprich mich frei! 19,14
Auch von Übermütigen halte deinen Knecht zurück; laß
sie mich nicht beherrschen! Dann bin ich tadellos und bin rein von schwerem
Vergehen. 19,15 Laß die Reden meines Mundes und das Sinnen
meines Herzens wohlgefällig vor dir sein, HERR, mein Fels und mein
Erlöser!
Kapitel 20
20,1 Dem Chorleiter. Ein Psalm. Von David. 20,2 Der HERR
erhöre dich am Tag der Drangsal, der Name des Gottes Jakobs mache
dich unangreifbar. 20,3 Er sende dir Hilfe aus dem Heiligtum, und
von Zion aus unterstütze er dich.
20,4 Er gedenke aller deiner
Speisopfer, und dein Brandopfer wolle er annehmen! 20,5 Er gebe
dir nach deinem Herzen, und alle deine Pläne erfülle er! 20,6
Jubeln wollen wir über dein Heil, im Namen unseres Gottes das Panier
erheben. Der HERR erfülle alle deine Bitten! 20,7 Jetzt habe
ich erkannt, daß der HERR seinem Gesalbten hilft; aus seinen heiligen
Himmeln wird er ihn erhören durch Heilstaten seiner Rechten. 20,8
Diese [denken] an Wagen und jene an Rosse, wir aber gedenken an den Namen
des HERRN, unseres Gottes.
20,9 Jene krümmen sich und fallen,
wir aber stehen und bleiben aufrecht. 20,10 HERR, hilf! Der König
erhöre uns am Tage unseres Rufens!
Kapitel 21
21,1 Dem Chorleiter. Ein Psalm. Von David. 21,2 HERR, über
deine Kraft freut sich der König, und wie sehr frohlockt er über
deine Hilfe! 21,3 Den Wunsch seines Herzens hast du ihm gewährt,
und das Verlangen seiner Lippen nicht verweigert. 21,4 Denn mit
Segnungen an Gutem kamst du ihm entgegen; auf sein Haupt setztest du eine
Krone von Gold. 21,5 Leben erbat er von dir, du hast es ihm gegeben:
Länge der Tage immer und ewig. 21,6 Groß ist seine Herrlichkeit
durch deine Hilfe; Majestät und Pracht legtest du auf ihn. 21,7
Denn zu Segnungen setzt du ihn für immer; du erfreust ihn mit Freude
vor deinem Angesicht.
21,8 Denn auf den HERRN vertraut der König,
und durch des Höchsten Gnade wird er nicht wanken. 21,9 Deine
Hand wird alle deine Feinde finden, deine Rechte wird finden deine Hasser.
21,10
Einem Feuerofen wirst du sie gleich machen zur Zeit deines Erscheinens;
der HERR in seinem Zorn wird sie verschlingen, und Feuer wird sie verzehren.
21,11 Ihre Frucht wirst du von der Erde vertilgen und ihre Nachkommen
aus den Menschenkindern. 21,12 Haben sie auch Böses gegen dich
geplant, einen Anschlag ersonnen: nichts werden sie zustande bringen. 21,13
Denn du wirst machen, daß sie den Rücken kehren, wirst deine
Bogensehne gegen ihr Angesicht richten.
21,14 Erhebe dich, HERR,
in deiner Kraft! Wir wollen singen und spielen deiner Macht.
Kapitel 22
22,1 Dem Chorleiter. Nach `Hirschkuh der Morgenröte'. Ein Psalm.
Von David. 22,2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Fern von meiner Rettung sind die Worte meines Gestöhns. 22,3
Mein Gott, ich rufe bei Tage, und du antwortest nicht; und bei Nacht, und
mir wird keine Ruhe.
22,4 Doch du bist heilig, der du wohnst [unter]
den Lobgesängen Israels. 22,5 Auf dich vertrauten unsere Väter;
sie vertrauten, und du rettetest sie. 22,6 Zu dir schrien sie um
Hilfe und wurden gerettet; sie vertrauten auf dich und wurden nicht zuschanden.
22,7
Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet
vom Volk. 22,8 Alle, die mich sehen, spotten über mich; sie
verziehen die Lippen, schütteln den Kopf: 22,9 `Er hat es auf
den HERRN gewälzt, der rette ihn, befreie ihn, denn er hat ja Gefallen
an ihm!' 22,10 Ja, du bist es, der mich aus dem Mutterleib gezogen
hat, der mir Vertrauen einflößte an meiner Mutter Brüsten.
22,11 Auf dich bin ich geworfen von Mutterschoß her, von meiner
Mutter Leib an bist du mein Gott. 22,12 Sei nicht fern von mir,
denn Not ist nahe, denn kein Helfer ist da. 22,13 Viele Stiere haben
mich umgeben, starke [Stiere] von Basan mich umringt.
22,14 Sie
haben ihr Maul gegen mich aufgesperrt, [wie] ein Löwe, reißend
und brüllend. 22,15 Wie Wasser bin ich hingeschüttet,
und alle meine Gebeine haben sich zertrennt; wie Wachs ist mein Herz geworden,
zerschmolzen in meinem Inneren.
22,16 Meine Kraft ist vertrocknet
wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt an meinem Gaumen; und in den Staub
des Todes legst du mich. 22,17 Denn Hunde haben mich umgeben, eine
Rotte von Übeltätern hat mich umzingelt. Sie haben meine Hände
und meine Füße durchgraben. 22,18 Alle meine Gebeine
könnte ich zählen. Sie schauen und sehen auf mich [herab]. 22,19
Sie teilen meine Kleider unter sich, und über mein Gewand werfen sie
das Los. 22,20 Du aber, HERR, sei nicht fern! Meine Stärke,
eile mir zu Hilfe! 22,21 Errette vom Schwert meine Seele, meine
einzige aus des Hundes Pranke! 22,22 Rette mich aus dem Rachen des
Löwen und von den Hörnern der Büffel! Du hast mich erhört.
22,23
Verkündigen will ich deinen Namen meinen Brüdern; inmitten der
Versammlung will ich dich loben. 22,24 Ihr, die ihr den HERRN fürchtet,
lobet ihn; alle Nachkommen Jakobs, verherrlicht ihn, und scheut euch vor
ihm, alle Nachkommen Israels! 22,25 Denn er hat nicht verachtet
noch verabscheut das Elend des Elenden, noch sein Angesicht vor ihm verborgen;
und als er zu ihm schrie, hörte er. 22,26 Von dir [kommt] mein
Lobgesang in großer Versammlung; erfüllen will ich meine Gelübde
vor denen, die ihn fürchten.
22,27 Die Sanftmütigen werden
essen und satt werden; es werden den HERRN loben, die ihn suchen; leben
wird euer Herz für immer. 22,28 Es werden daran gedenken und
zum HERRN umkehren alle Enden der Erde; vor dir werden niederfallen alle
Geschlechter der Nationen. 22,29 Denn dem HERRN [gehört] das
Königtum, er herrscht über die Nationen.
22,30 Es aßen
und fielen nieder alle Fetten der Erde; vor ihm werden sich beugen alle,
die in den Staub hinabfuhren, und der, der seine Seele nicht am Leben erhalten
konnte. 22,31 Nachkommen werden ihm dienen; man wird vom Herrn erzählen
einem Geschlecht, das kommen wird. 22,32 Sie werden verkünden
seine Gerechtigkeit einem Volk, das noch geboren wird, denn er hat es getan.
Kapitel 23
23,1 Ein Psalm. Von David. Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts
mangeln. 23,2 Er lagert mich auf grünen Auen, er führt
mich zu stillen Wassern. 23,3 Er erquickt meine Seele. Er leitet
mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen. 23,4 Auch
wenn ich wandere im Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Unheil,
denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich.
23,5
Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde; du hast mein
Haupt mit Öl gesalbt, mein Becher fließt über.
23,6
Nur Güte und Gnade werden mir folgen alle Tage meines Lebens; und
ich kehre zurück ins Haus des HERRN lebenslang.
Kapitel 24
24,1 Von David. Ein Psalm. Des HERRN ist die Erde und ihre Fülle,
die Welt und die darauf wohnen. 24,2 Denn er, er hat sie gegründet
über Meeren, und über Strömen sie festgestellt. 24,3
Wer darf hinaufsteigen auf den Berg des HERRN und wer darf stehen an seiner
heiligen Stätte?
24,4 Der unschuldige Hände und ein reines
Herz hat, der seine Seele nicht auf Falsches richtet und nicht schwört
zum Betrug. 24,5 Er wird Segen empfangen vom HERRN und Gerechtigkeit
von dem Gott seines Heils. 24,6 Das ist das Geschlecht derer, die
nach ihm trachten, die dein Angesicht suchen: Jakob.
24,7 Erhebt, ihr Tore, eure Häupter, und erhebt euch, ihr
ewigen Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehe! 24,8
Wer ist dieser König der Herrlichkeit? Der HERR, stark und mächtig!
Der HERR, mächtig im Kampf!
24,9 Erhebt, ihr Tore, eure Häupter,
und erhebt euch, ihr ewigen Pforten, daß der König der Herrlichkeit
einziehe! 24,10 Wer ist er, dieser König der Herrlichkeit?
Der HERR der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit!
Kapitel 25
25,1 Von David. Zu dir, HERR, erhebe ich meine Seele. 25,2
Mein Gott, auf dich vertraue ich: laß mich nicht zuschanden werden,
laß meine Feinde nicht über mich frohlocken!
25,3 Auch
werden alle, die auf dich harren, nicht beschämt werden; es werden
beschämt werden, die treulos handeln ohne Ursache. 25,4 Deine
Wege, HERR, tue mir kund, deine Pfade lehre mich! 25,5 Leite mich
in deiner Wahrheit und lehre mich, denn du bist der Gott meines Heils;
auf dich harre ich den ganzen Tag. 25,6 Gedenke an deine Erbarmungen,
HERR, und an deine Gnadenerweise; denn sie sind von Ewigkeit her. 25,7
An die Sünden meiner Jugend und meine Vergehen gedenke nicht; nach
deiner Gnade gedenke du meiner, um deiner Güte willen, HERR! 25,8
Gütig und gerade ist der HERR; darum unterweist er die Sünder
in dem Weg. 25,9 Er leitet die Sanftmütigen im Recht und lehrt
die Sanftmütigen seinen Weg. 25,10 Alle Pfade des HERRN sind
Gnade und Treue denen, die seinen Bund und seine Zeugnisse bewahren. 25,11
Um deines Namens willen, HERR, vergib mir meine Schuld, denn sie ist groß.
25,12
Wer ist nun der Mann, der den HERRN fürchtet? Ihn wird er unterweisen
in dem Weg, den er wählen soll. 25,13 Seine Seele wird im Guten
wohnen, und seine Nachkommen werden das Land besitzen.
25,14 Der
HERR zieht ins Vertrauen, die ihn fürchten, und sein Bund [dient dazu],
sie zu unterweisen.
25,15 Meine Augen sind stets auf den HERRN gerichtet;
denn er, er wird meine Füße aus dem Netz lösen. 25,16
Wende dich zu mir und sei mir gnädig, denn einsam und elend bin ich.
25,17 Die Enge meines Herzens mache weit, und führe mich heraus
aus meinen Bedrängnissen! 25,18 Sieh mein Elend an und meine
Mühsal, und vergib alle meine Sünden!
25,19 Sieh meine
Feinde an, wie viele sie sind, mit gewalttätigem Haß hassen
sie mich. 25,20 Bewahre meine Seele und rette mich! Laß mich
nicht zuschanden werden, denn ich berge mich bei dir. 25,21 Lauterkeit
und Redlichkeit mögen mich behüten, denn ich harre auf dich.
25,22
Erlöse Israel, o Gott, aus allen seinen Nöten!
Kapitel 26
26,1 Von David. Hilf mir zum Recht, HERR! Denn in meiner Lauterkeit
bin ich gewandelt; und auf den HERRN habe ich vertraut, ich werde nicht
wanken. 26,2 Erprobe mich, HERR, und prüfe mich; läutere
meine Nieren und mein Herz! 26,3 Denn deine Gnade war mir vor Augen,
und in deiner Wahrheit wandelte ich. 26,4 Ich habe nicht bei trügerischen
Leuten gesessen, und mit Hinterlistigen ging ich nicht um. 26,5
Ich habe die Versammlungen der Übeltäter gehaßt, und bei
Gottlosen saß ich nicht. 26,6 Ich wasche meine Hände
in Unschuld, und umschreite deinen Altar, HERR, 26,7 um laut ein
Danklied hören zu lassen und alle deine Wundertaten zu erzählen.
26,8
HERR, ich liebe die Wohnung deines Hauses und den Wohnort deiner Herrlichkeit.
26,9 Raffe meine Seele nicht weg mit den Sündern, noch mein
Leben mit Blutmenschen, 26,10 an deren Händen Schandtat und
deren Rechte voll Bestechung ist! 26,11 Ich aber wandle in meiner
Lauterkeit. Erlöse mich und sei mir gnädig!
26,12 Mein
Fuß steht auf ebenem Boden. Den HERRN werde ich in Versammlungen
preisen.
Kapitel 27
27,1 Von David. Der HERR ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte
ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Zuflucht, vor wem sollte
ich erschrecken? 27,2 Wenn Übeltäter mir nahen, mein Fleisch
zu fressen, meine Bedränger und meine Feinde, so sind sie es, die
straucheln und fallen. 27,3 Wenn sich ein Heer gegen mich lagert,
so fürchtet sich mein Herz nicht; wenn sich auch Krieg gegen mich
erhebt, trotzdem bin ich vertrauensvoll. 27,4 Eins habe ich vom
HERRN erbeten, danach trachte ich: zu wohnen im Haus des HERRN alle Tage
meines Lebens, um anzuschauen die Freundlichkeit des HERRN und nachzudenken
in seinem Tempel. 27,5 Denn er wird mich bergen in seiner Hütte
am Tag des Unheils, er wird mich verbergen im Versteck seines Zeltes; auf
einen Felsen wird er mich heben. 27,6 Und nun wird mein Haupt sich
erheben über meine Feinde rings um mich her. Opfer voller Jubel will
ich opfern in seinem Zelt, ich will singen und spielen dem HERRN. 27,7
Höre, HERR, mit meiner Stimme rufe ich: sei mir gnädig und erhöre
mich! 27,8 Mein Herz erinnert dich: `Suchet mein Angesicht!' Dein
Angesicht, HERR, suche ich. 27,9 Verbirg dein Angesicht nicht vor
mir, weise deinen Knecht nicht ab im Zorn! Du bist meine Hilfe gewesen.
Gib mich nicht auf und verlaß mich nicht, Gott meines Heils! 27,10
Sogar mein Vater und meine Mutter haben mich verlassen, aber der HERR nimmt
mich auf. 27,11 Lehre mich, HERR, deinen Weg, und leite mich auf
ebenem Pfad um meiner Feinde willen! 27,12 Gib mich nicht preis
der Gier meiner Bedränger, denn falsche Zeugen sind gegen mich aufgestanden
und der, der Gewalttat schnaubt. 27,13 Ach, wenn ich mir nicht sicher
wäre, das Gute des HERRN zu schauen im Land der Lebendigen . . .!
27,14
Harre auf den HERRN! Sei mutig, und dein Herz sei stark, und harre auf
den HERRN!
Kapitel 28
28,1 Von David. Zu dir, HERR, rufe ich; mein Fels, wende dich nicht
schweigend von mir ab, daß du nicht gegen mich verstummst und ich
nicht denen gleich werde, die in die Grube hinabfahren! 28,2 Höre
die Stimme meines Flehens, wenn ich zu dir schreie, wenn ich meine Hände
aufhebe zu deinem heiligen Tempelraum. 28,3 Reiße mich nicht
weg mit den Gottlosen und mit den Übeltätern, die friedlich reden
mit ihren Nächsten, aber Böses in ihrem Herzen haben! 28,4
Gib ihnen nach ihrem Tun und nach der Bosheit ihrer Taten; nach dem Werk
ihrer
Hände gib ihnen, vergilt ihnen ihre Tat! 28,5 Denn sie achten
nicht auf die Taten des HERRN, noch auf das Werk seiner Hände. Er
wird sie zerstören und nicht aufbauen. 28,6 Gepriesen sei der
HERR, denn er hat die Stimme meines Flehens gehört. 28,7 Der
HERR ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hat mein Herz vertraut,
und mir ist geholfen worden; daher frohlockt mein Herz, und ich will ihn
preisen mit meinem Lied. 28,8 Der HERR ist ihre Stärke, und
er ist eine rettende Burg für seinen Gesalbten.
28,9 Hilf deinem
Volk und segne dein Erbteil; weide sie und trage sie bis in Ewigkeit!
Kapitel 29
29,1 Ein Psalm. Von David. Gebt dem HERRN, ihr Göttersöhne,
gebt dem HERRN Herrlichkeit und Kraft! 29,2 Gebt dem HERRN die Herrlichkeit
seines Namens; betet an den HERRN in heiliger Pracht! 29,3 Die Stimme
des HERRN ist über den Wassern, der Gott der Herrlichkeit donnert;
der HERR über großen Wassern. 29,4 Die Stimme des HERRN
ist gewaltig, die Stimme des HERRN ist erhaben. 29,5 Die Stimme
des HERRN zerbricht Zedern, ja, der HERR zerbricht die Zedern des Libanon.
29,6
Er läßt sie hüpfen wie ein Kalb, den Libanon und Sirjon
wie einen jungen Büffel. 29,7 Die Stimme des HERRN sprüht
Feuerflammen, 29,8 die Stimme des HERRN erschüttert die Wüste,
der HERR erschüttert die Wüste Kades. 29,9 Die Stimme
des HERRN macht Hirschkühe kreißen und läßt Zicklein
vorzeitig gebären . . . Und in seinem Tempel ruft alles: Herrlichkeit!
29,10 Der HERR thront auf der Wasserflut, der HERR thront als König
ewig. 29,11 Der HERR möge Kraft geben seinem Volk, der HERR
möge sein Volk segnen mit Frieden.
Kapitel 30
30,1 Ein Psalm. Ein Lied zur Einweihung des Hauses. Von David. 30,2
Ich will dich erheben, HERR, denn du hast mich emporgezogen und ließest
meine Feinde sich nicht über mich freuen. 30,3 HERR, mein Gott,
zu dir habe ich geschrien, und du hast mich geheilt. 30,4 HERR,
du hast meine Seele aus dem Scheol heraufgeholt, hast mich am Leben erhalten
[und bewahrt] vor dem Hinabfahren zur Grube. 30,5 Spielt dem HERRN,
ihr seine Frommen, und preist zu seinem heiligen Gedenken!
30,6
Denn einen Augenblick [stehen wir] in seinem Zorn, ein Leben lang in seiner
Gunst; am Abend kehrt Weinen ein, und am Morgen ist Jubel da. 30,7
Ich zwar dachte in meiner Sorglosigkeit: `Niemals werde ich wanken'. 30,8
HERR, in deiner Gunst hattest du mich auf feste Berge gestellt. Du verbargst
dein Angesicht, da wurde ich bestürzt. 30,9 Zu dir, HERR, rief
ich, und zum Herrn flehte ich: 30,10 `Was für Gewinn bringt
mein Blut, mein Hinabfahren in die Grube? Wird der Staub dich preisen?
Wird er deine Treue verkünden? 30,11 Höre, HERR, und sei
mir gnädig! HERR, sei mein Helfer!'
30,12 Meine Wehklage hast
du mir in Reigen verwandelt, mein Sacktuch hast du gelöst und mit
Freude mich umgürtet,
30,13 damit meine Seele dich besinge
und nicht schweige. HERR, mein Gott, in Ewigkeit will ich dich preisen.
Kapitel 31
31,1 Dem Chorleiter. Ein Psalm. Von David. 31,2 Bei dir,
HERR, habe ich mich geborgen; laß mich niemals zuschanden werden;
errette mich in deiner Gerechtigkeit! 31,3 Neige zu mir dein Ohr,
eilends errette mich! Sei mir ein Fels der Zuflucht, ein unzugängliches
Haus, mich zu retten! 31,4 Denn mein Fels und meine Festung bist
du; und um deines Namens willen führe mich und leite mich! 31,5
Ziehe mich aus dem Netz, das sie mir heimlich gelegt haben; denn du bist
mein Schutz. 31,6 In deine Hand befehle ich meinen Geist. Du hast
mich erlöst, HERR, du Gott der Treue! 31,7 Ich hasse die, die
sich an nichtige Götzen halten, doch ich, ich traue auf den HERRN.
31,8
Ich will frohlocken und mich freuen über deine Gnade, daß du
mein Elend angesehen, die Bedrängnisse meiner Seele erkannt hast,
31,9 daß du mich nicht überliefert hast in die Hand des
Feindes, [sondern] meine Füße auf weiten Raum gestellt hast.
31,10 Sei mir gnädig, HERR, denn ich bin in Bedrängnis;
vor Gram verfällt mein Auge, meine Seele und mein Leib. 31,11
Denn in Kummer schwindet mein Leben dahin und meine Jahre in Seufzen; meine
Kraft wankt durch meine Schuld, und es verfallen meine Gebeine.
31,12
Vor allen meinen Bedrängern bin ich zum Hohn geworden, auch meinen
Nachbarn gar sehr, und zum Schrecken meinen Bekannten; die mich auf der
Straße sehen, fliehen vor mir.
31,13 In Vergessenheit bin
ich geraten, aus dem Herzen fort wie ein Toter, bin wie ein verlorengegangenes
Gefäß.
31,14 Denn ich höre das Tuscheln vieler,
Schrecken ringsum; indem sie sich miteinander gegen mich zusammentun, sinnen
sie darauf, mir das Leben zu nehmen. 31,15 Ich aber, ich habe auf
dich vertraut, HERR; ich sagte: Du bist mein Gott! 31,16 In deiner
Hand sind meine Zeiten; rette mich aus der Hand meiner Feinde und vor meinen
Verfolgern! 31,17 Laß dein Angesicht leuchten über deinem
Knecht, hilf mir in deiner Gnade! 31,18 HERR, laß mich nicht
zuschanden werden, denn ich habe dich angerufen; mögen zuschanden
werden die Gottlosen, verstummen im Scheol! 31,19 Laß schweigen
die Lügenlippen, die in Hochmut und Verachtung Freches reden gegen
den Gerechten! 31,20 Wie groß ist deine Güte, die du
bereithältst denen, die dich fürchten, die du denen erweist,
die sich bei dir bergen vor den Menschen. 31,21 Du verbirgst sie
im Schutz deines Angesichts vor den Verschwörungen der Menschen; du
birgst sie in einer Hütte vor dem Gezänk der Zungen. 31,22
Gepriesen sei der HERR, denn wunderbar hat er seine Gnade an mir erwiesen
in einer befestigten Stadt.
31,23 Ich zwar dachte in meiner Bestürzung:
`Ich bin weggenommen aus deinen Augen.' Doch du hast die Stimme meines
Flehens gehört, als ich zu dir schrie. 31,24 Liebet den HERRN,
alle seine Frommen! Die Treuen behütet der HERR, doch er vergilt reichlich
dem, der anmaßend handelt. 31,25 Seid stark, und euer Herz
fasse Mut, alle, die ihr auf den HERRN harrt!
Kapitel 32
32,1 Von David. Ein Maskil Glücklich der, dem Übertretung
vergeben, dem Sünde zugedeckt ist! 32,2 Glücklich der
Mensch, dem der HERR die Schuld nicht zurechnet und in dessen Geist kein
Trug ist! 32,3 Als ich schwieg, zerfielen meine Gebeine durch mein
Gestöhn den ganzen Tag. 32,4 Denn Tag und Nacht lastete auf
mir deine Hand; verwandelt wurde mein Saft in Sommergluten.
32,5 So tat ich dir kund meine Sünde und deckte meine Schuld
nicht zu. Ich sagte: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen;
und du, du hast vergeben die Schuld meiner Sünde.
32,6 Deshalb soll jeder Fromme zu dir beten, zur Zeit, da du
zu finden bist; gewiß, bei großer Wasserflut ihn werden sie
nicht erreichen. 32,7 Du bist ein Bergungsort für mich; vor
Bedrängnis behütest du mich; du umgibst mich mit Rettungsjubel.
32,8 Ich will dich unterweisen und dich lehren den Weg, den
du gehen sollst; ich will dir raten, meine Augen über dir [offenhalten].
32,9
Seid nicht wie ein Roß, wie ein Maultier, ohne Verstand; mit Zaum
und Zügel ist seine Kraft zu bändigen, sonst nahen sie dir nicht.
32,10 Viele Schmerzen hat der Gottlose; wer aber auf den HERRN vertraut,
den umgibt er mit Gnade. 32,11 Freut euch an dem HERRN, und frohlockt,
ihr Gerechten, und jubelt, alle ihr von Herzen Aufrichtigen!
Kapitel 33
33,1 Jubelt, ihr Gerechten, über den HERRN; den Aufrichtigen
ziemt Lobgesang. 33,2 Preist den HERRN mit der Zither; spielt ihm
auf der zehnsaitigen Harfe! 33,3 Singt ihm ein neues Lied; spielt
schön auf den Saiten mit Jubelschall!
33,4 Denn richtig ist
das Wort des HERRN, und all sein Werk [geschieht] in Treue. 33,5
Er liebt Gerechtigkeit und Recht; die Erde ist voll der Gnade des HERRN.
33,6
Durch des HERRN Wort sind die Himmel gemacht und all ihr Heer durch den
Hauch seines Mundes. 33,7 Er sammelt die Wasser des Meeres wie einen
Wall, legt in Behälter die Fluten. 33,8 Es fürchte den
HERRN die ganze Erde; mögen sich vor ihm scheuen alle Bewohner der
Welt! 33,9 Denn er sprach, und es geschah; er gebot, und es stand
da. 33,10 Der HERR macht zunichte den Ratschluß der Nationen,
er vereitelt die Gedanken der Völker. 33,11 Der Ratschluß
des HERRN hat ewig Bestand, die Gedanken seines Herzens von Geschlecht
zu Geschlecht. 33,12 Glücklich die Nation, deren Gott der HERR
ist, das Volk, das er sich erwählt hat zum Erbteil!
33,13 Der
HERR blickt vom Himmel herab, er sieht alle Menschenkinder.
33,14
Von der Stätte seines Thrones schaut er auf alle Bewohner der Erde;
33,15
er, der ihnen allesamt das Herz gebildet hat, achtet auf alle ihre Werke.
33,16 Der König siegt nicht durch die Größe des
Heeres; ein Held befreit sich nicht durch die Größe der Kraft.
33,17
Ein Trug ist das Roß, wenn Rettung nötig ist, und mit seiner
großen Kraft rettet es nicht. 33,18 Siehe, das Auge des HERRN
[ruht] auf denen, die ihn fürchten, die auf seine Gnade harren, 33,19
daß er ihre Seele vom Tod errette und sie am Leben erhalte in Hungersnot.
33,20 Unsere Seele wartet auf den HERRN; unsere Hilfe und unser
Schild ist er. 33,21 Denn in ihm wird unser Herz sich freuen, weil
wir seinem heiligen Namen vertrauen.
33,22 Deine Gnade, HERR, sei
über uns, gleichwie wir auf dich harren.
Kapitel 34
34,1 Von David. Als er sich vor Abimelech wahnsinnig stellte und
dieser ihn wegtrieb und er fortging. 34,2 Den HERRN will ich preisen
allezeit, beständig soll sein Lob in meinem Munde sein. 34,3
In dem HERRN soll sich rühmen meine Seele; hören werden es die
Sanftmütigen und sich freuen.
34,4 Erhebt den HERRN mit mir,
laßt uns miteinander erhöhen seinen Namen! 34,5 Ich suchte
den HERRN, und er antwortete mir; und aus allen meinen Ängsten rettete
er mich. 34,6 Sie blickten auf ihn und strahlten, und ihr Angesicht
wird nicht beschämt. 34,7 Dieser Elende rief, und der HERR
hörte, und aus allen seinen Bedrängnissen rettete er ihn. 34,8
Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und
er befreit sie. 34,9 Schmecket und sehet, daß der HERR gütig
ist! Glücklich der Mann, der sich bei ihm birgt! 34,10 Fürchtet
den HERRN, ihr seine Heiligen! Denn keinen Mangel haben die, die ihn fürchten.
34,11
Junglöwen darben und hungern, aber die den HERRN suchen, entbehren
kein Gut. 34,12 Kommt, ihr Söhne, hört mir zu: die Furcht
des HERRN will ich euch lehren. 34,13 Wer ist der Mann, der Lust
zum Leben hat, der [seine] Tage liebt, um Gutes zu sehen? 34,14
Bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor betrügerischer
Rede; 34,15 laß ab vom Bösen und tue Gutes, suche Frieden
und jage ihm nach! 34,16 Die Augen des HERRN [sind gerichtet] auf
die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien.
34,17 Denen, die
Böses tun, [steht] das Angesicht des HERRN entgegen, um ihr Gedächtnis
von der Erde zu tilgen.
34,18 Sie schreien, und der HERR hört,
aus allen ihren Bedrängnissen rettet er sie. 34,19 Nahe ist
der HERR denen, die zerbrochenen Herzens sind, und die zerschlagenen Geistes
sind, rettet er. 34,20 Vielfältig ist das Unglück des
Gerechten, aber aus dem allen errettet ihn der HERR. 34,21 Er bewahrt
alle seine Gebeine, nicht eines von ihnen wird zerbrochen.
34,22
Den Gottlosen wird die Bosheit töten; und die den Gerechten hassen,
werden es büßen. 34,23 Der HERR erlöst die Seele
seiner Knechte; und alle, die sich bei ihm bergen, müssen nicht büßen.
Kapitel 35
35,1 Von David. Streite, HERR, mit denen, die gegen mich streiten,
kämpfe mit denen, die mich bekämpfen! 35,2 Ergreife Kleinschild
und Langschild, und stehe auf zu meiner Hilfe!
35,3 Zücke den
Speer und versperre [den Weg] gegenüber meinen Verfolgern; sprich
zu meiner Seele: `Ich bin deine Hilfe!'
35,4 Es sollen sich schämen
und zuschanden werden, die nach meinem Leben trachten; es sollen zurückweichen
und beschämt werden, die mir Unheil ersinnen! 35,5 Laß
sie sein wie Spreu vor dem Wind, und der Engel des HERRN stoße [sie]!
35,6
Ihr Weg sei finster und schlüpfrig, und der Engel des HERRN verfolge
sie! 35,7 Denn ohne Ursache haben sie mir ihr Netz heimlich gelegt,
ohne Ursache meiner Seele [eine Grube] gegraben. 35,8 Verderben
komme über ihn, ohne daß er es erkennt; und sein Netz, das er
heimlich gelegt hat, fange ihn; ins Verderben falle er hinein! 35,9
Und meine Seele wird frohlocken über den HERRN, wird sich freuen über
seine Hilfe. 35,10 Alle meine Gebeine werden sagen: `HERR, wer ist
wie du! Der du den Elenden rettest vor dem Stärkeren und den Elenden
und Armen vor seinem Räuber.'
35,11 Es treten gewalttätige
Zeugen auf; was ich nicht weiß, fragen sie mich. 35,12 Sie
vergelten mir Böses für Gutes; vereinsamt ist meine Seele. 35,13
Ich aber, als sie krank waren, kleidete mich in Sacktuch; ich kasteite
mit Fasten meine Seele. Ach, daß mein Gebet in meinen Schoß
zurückkehrte! 35,14 Als wäre es mir ein Freund, ein Bruder
gewesen, so bin ich einhergegangen; wie leidtragend um die Mutter habe
ich mich trauernd niedergebeugt. 35,15 Sie aber haben sich über
mein Straucheln gefreut und sich versammelt, Schläger haben sich versammelt
gegen mich, und ich kannte sie nicht; sie zerreißen und hören
nicht auf. 35,16 Unter Gottesverächtern verspotten sie [meinen]
Rückzugsort, sie knirschen gegen mich mit ihren Zähnen.
35,17
Herr, wie lange willst du zusehen? Stell mein Leben wieder her aus ihren
Verwüstungen, aus [der Gewalt der] Junglöwen mein einziges [Gut].
35,18
Ich werde dich preisen in der großen Versammlung, unter zahlreichem
Volk dich loben. 35,19 Laß nicht über mich frohlocken,
die mir ohne Grund feind sind, noch mit den Augen zwinkern, die ohne Ursache
mich hassen. 35,20 Denn nicht zum Frieden reden sie; und gegen die
Stillen im Land ersinnen sie Worte des Betrugs; 35,21 reißen
ihr Maul gegen mich auf, sagen: `Haha! Haha! Unser Auge hat's gesehen!
35,22 Du hast es gesehen, HERR; schweige nicht! Herr, sei nicht
fern von mir! 35,23 Rege dich und erwache für mein Recht, mein
Gott und Herr, zu meinem Rechtsstreit!
35,24 Schaffe mir Recht nach
deiner Gerechtigkeit, HERR, mein Gott, daß sie nicht über mich
jubeln! 35,25 Sie sollen nicht in ihrem Herzen sagen: `Haha, so
wollten wir's! Sie sollen nicht sagen: `Wir haben ihn verschlungen!
35,26
Sie sollen sich schämen und beschämt werden allesamt, die sich
freuen über mein Unglück. Sie sollen mit Schimpf und Schande
bekleidet werden, die gegen mich großtun! 35,27 Laß
jubeln und sich freuen, die meine Gerechtigkeit wünschen, und laß
sie stets sagen: `Erhoben sei der HERR, der den Frieden seines Knechtes
will!' 35,28 Und meine Zunge soll hersagen deine Gerechtigkeit,
dein Lob den ganzen Tag.
Kapitel 36
36,1 Dem Chorleiter. Vom Knecht des HERRN. Von David. 36,2
Die Übertretung spricht zum Gottlosen im Innern seines Herzens. Es
ist keine Furcht Gottes vor seinen Augen. 36,3 Denn es schmeichelt
ihm in seinen Augen, seine Sünde zu vollbringen, Haß zu üben.
36,4
Lüge und Betrug sind die Worte seines Mundes; er hat es aufgegeben,
verständig zu handeln, Gutes zu tun. 36,5 Bosheit ersinnt er
auf seinem Lager; er betritt einen Weg, der nicht gut ist; Böses verschmäht
er nicht. 36,6 HERR, an die Himmel reicht deine Gnade, deine Treue
bis zu den Wolken. 36,7 Deine Gerechtigkeit ist den Bergen Gottes
gleich, deine Rechtssprüche dem gewaltigen Urmeer; Menschen und Vieh
hilfst du, o HERR. 36,8 Wie köstlich ist deine Gnade, Gott!
und Menschenkinder bergen sich in deiner Flügel Schatten; 36,9
sie laben sich am Fett deines Hauses, und mit dem Strom deiner Wonnen tränkst
du sie. 36,10 Denn bei dir ist der Quell des Lebens; in deinem Licht
sehen wir das Licht. 36,11 Erhalte deine Gnade denen, die dich kennen,
und deine Gerechtigkeit den von Herzen Aufrichtigen! 36,12 Nicht
erreiche mich der Fuß der Hochmütigen, und die Hand der Gottlosen
vertreibe mich nicht!
36,13 Da sind gefallen die Übeltäter;
sie wurden umgestoßen und können nicht mehr aufstehen.
Kapitel 37
37,1 Von David. Entrüste dich nicht über die Übeltäter,
beneide nicht die, welche Böses tun!
37,2 Denn wie das Gras
werden sie schnell verdorren und wie das grüne Kraut verwelken. 37,3
Vertraue auf den HERRN und tue Gutes; wohne im Land und hüte Treue;
37,4
und habe deine Lust am HERRN, so wird er dir geben, was dein Herz begehrt.
37,5 Befiehl dem HERRN deinen Weg und vertraue auf ihn, so wird
er handeln 37,6 und wird deine Gerechtigkeit aufgehen lassen wie
das Licht und dein Recht wie den Mittag. 37,7 Sei still dem HERRN
und harre auf ihn! Entrüste dich nicht über den, dessen Weg gelingt,
über den Mann, der böse Pläne ausführt!
37,8
Laß ab vom Zorn und laß den Grimm! Entrüste dich nicht!
[Es führt] nur zum Bösen. 37,9 Denn die Übeltäter
werden ausgerottet; aber die auf den HERRN hoffen, die werden das Land
besitzen. 37,10 Noch kurze Zeit, und der Gottlose ist nicht mehr;
und siehst du dich um nach seiner Stätte, so ist er nicht da. 37,11
Aber die Sanftmütigen werden das Land besitzen und werden ihre Lust
haben an Fülle von Heil. 37,12 Der Gottlose sinnt gegen den
Gerechten, und mit seinen Zähnen knirscht er gegen ihn. 37,13
Der Herr lacht über ihn, denn er sieht, daß sein Tag kommt.
37,14
Die Gottlosen haben das Schwert gezogen und ihren Bogen gespannt, um zu
fällen den Elenden und Armen, hinzuschlachten die, die aufrichtig
wandeln.
37,15 Ihr Schwert wird in ihr eigenes Herz dringen, und
ihre Bogen werden zerbrochen. 37,16 Das Wenige des Gerechten ist
besser als der Überfluß vieler Gottloser. 37,17 Denn
die Arme der Gottlosen werden zerbrochen, aber der HERR stützt die
Gerechten. 37,18 Der HERR kennt die Tage der Rechtschaffenen, und
ihr Erbteil wird ewig bestehen; 37,19 sie werden nicht zuschanden
zur Zeit des Unglücks, und in den Tagen des Hungers werden sie gesättigt.
37,20
Denn die Gottlosen werden umkommen, und die Feinde des HERRN - wie die
Pracht der Auen schwinden sie, sie schwinden dahin wie Rauch.
37,21
Der Gottlose borgt und zahlt nicht zurück; der Gerechte aber ist gütig
und gibt. 37,22 Denn die von ihm Gesegneten werden das Land besitzen,
und die von ihm Verfluchten werden ausgerottet.
37,23 Vom HERRN
her werden eines Mannes Schritte gefestigt, und seinen Weg hat er gern;
37,24 fällt er, so wird er doch nicht hingestreckt, denn der
HERR stützt seine Hand.
37,25 Ich war jung und bin auch alt
geworden, doch nie sah ich einen Gerechten verlassen, noch seine Nachkommen
um Brot betteln; 37,26 alle Tage ist er gütig und leiht, und
seine Nachkommen [werden] zum Segen. 37,27 Laß ab vom Bösen
und tue Gutes, so wirst du für immer [im Lande] wohnen! 37,28
Denn der HERR liebt Recht und wird seine Frommen nicht verlassen; ewig
werden sie bewahrt, und die Nachkommenschaft der Gottlosen wird ausgerottet.
37,29 Die Gerechten werden das Land besitzen und für immer
darin wohnen. 37,30 Der Mund des Gerechten spricht Weisheit aus,
und seine Zunge redet Recht; 37,31 die Weisung seines Gottes ist
in seinem Herzen, seine Schritte werden nicht wanken. 37,32 Der
Gottlose lauert auf den Gerechten und sucht ihn zu töten; 37,33
[doch] der HERR läßt ihn nicht in seiner Hand und läßt
ihn nicht verurteilen, wenn man ihn richtet. 37,34 Harre auf den
HERRN und halte seinen Weg ein, und er wird dich erhöhen, das Land
zu besitzen. Wenn die Gottlosen ausgerottet werden, wirst du zusehen. 37,35
Ich habe einen Gottlosen gesehen, gewalttätig und sich erhebend wie
eine üppige Zeder; 37,36 und man ging vorbei, siehe, da war
er nicht mehr; und ich suchte ihn, doch er war nicht zu finden. 37,37
Achte auf den Rechtschaffenen und sieh auf den Redlichen; denn die Zukunft
für einen [solchen] ist Frieden; 37,38 die [von Gott] Abgefallenen
aber werden allesamt vertilgt, die Zukunft der Gottlosen wird abgeschnitten.
37,39
Doch die Hilfe der Gerechten [kommt] vom HERRN, der ihre Fluchtburg ist
zur Zeit der Not; 37,40 und der HERR wird ihnen beistehen und sie
retten; er wird sie erretten von den Gottlosen und ihnen helfen, denn sie
haben sich bei ihm geborgen.
Kapitel 38
38,1 Ein Psalm. Von David. Zum Gedächtnis. 38,2 HERR,
strafe mich nicht in deinem Zorn, und züchtige mich nicht in deinem
Grimm! 38,3 Denn deine Pfeile sind in mich eingedrungen, und deine
Hand hat sich auf mich herabgesenkt. 38,4 Keine heile Stelle ist
an meinem Fleisch wegen deiner Verwünschung, nichts Heiles an meinen
Gebeinen wegen meiner Verfehlung. 38,5 Denn meine Sünden wachsen
mir über den Kopf, wie eine schwere Last sind sie zu schwer für
mich. 38,6 Es stinken, es eitern meine Wunden wegen meiner Torheit.
38,7
Ich bin gekrümmt, sehr gebeugt; den ganzen Tag gehe ich trauernd einher.
38,8 Denn voll Brand sind meine Lenden, und keine heile Stelle ist
an meinem Fleisch. 38,9 Ich bin ermattet und ganz zerschlagen, ich
schreie aus dem Stöhnen meines Herzens. 38,10 Herr, vor dir
ist all mein Begehren, und mein Seufzen ist nicht vor dir verborgen. 38,11
Mein Herz pocht, verlassen hat mich meine Kraft; und das Licht meiner Augen,
auch das habe ich nicht [mehr]. 38,12 Meine Lieben und meine Gefährten
stehen fernab von meiner Plage, und meine Verwandten stehen von ferne.
38,13 Die nach meinem Leben trachten, legen Schlingen; und die mein
Unglück suchen, reden von Verderben und sinnen auf Betrug den ganzen
Tag. 38,14 Ich aber bin wie ein Tauber, höre nicht, und wie
ein Stummer, der seinen Mund nicht aufmacht.
38,15 Ja, ich bin wie
ein Mann, der nicht hört, und in dessen Mund keine Entgegnungen sind.
38,16 Denn auf dich, HERR, harre ich; du, du wirst antworten, Herr,
mein Gott. 38,17 Denn ich sprach: `Daß sie sich nicht über
mich freuen, beim Wanken meines Fußes großtun gegen mich.'
38,18 Denn ich bin nahe am Straucheln, und mein Schmerz steht mir
ständig vor Augen. 38,19 Denn ich bekenne meine Schuld; ich
bin bekümmert wegen meiner Verfehlung. 38,20 Meine lebendigen
Feinde sind stark, und zahlreich sind, die ohne Grund mich hassen; 38,21
ja, sie vergelten Gutes mit Bösem, sie feinden mich an, weil ich dem
Guten nachjage. 38,22 Verlaß mich nicht, HERR; mein Gott,
sei nicht fern von mir! 38,23 Eile zu meiner Hilfe, Herr, meine
Rettung!
Kapitel 39
39,1 Dem Chorleiter. Für Jedutun. Ein Psalm. Von David.
39,2
Ich sprach: Ich will auf meine Wege achthaben, daß ich nicht sündige
mit meiner Zunge; ich will meinen Mund im Zaum halten, solange der Gottlose
vor mir ist. 39,3 Ich verstummte in Schweigen, schwieg - fern vom
Guten. Da wurde mein Schmerz erregt. 39,4 Mein Herz wurde heiß
in meinem Innern, bei meinem Stöhnen entbrannte ein Feuer; ich sprach
mit meiner Zunge: 39,5 Tue mir kund, HERR, mein Ende und welches
das Maß meiner Tage ist, damit ich erkenne, wie vergänglich
ich bin! 39,6 Siehe, handbreit hast du meine Tage gemacht, und meine
Lebenszeit ist wie nichts vor dir; nur ein Hauch ist jeder Mensch, wie
fest er stehe -.
39,7 Nur als ein Schattenbild wandelt der Mann einher; nur um
Nichtigkeit lärmen sie; er häuft auf und weiß nicht, wer
es einsammeln wird. 39,8 Und nun, auf was harre ich, Herr? Meine
Hoffnung, sie gilt dir! 39,9 Errette mich von allen meinen Vergehen,
mach mich nicht dem Narren zum Hohn!
39,10 Ich bin verstummt, mache
meinen Mund nicht auf; denn du, du hast gehandelt. 39,11 Nimm von
mir deine Plage! Vom Streit deiner Hand [gegen mich] vergehe ich. 39,12
Strafst du einen Mann mit Züchtigungen wegen [seiner] Schuld, so läßt
du seine Schönheit wie die Motte zergehen; nur ein Hauch sind alle
Menschen.
39,13 Höre mein Gebet, HERR, und vernimm mein Schreien;
schweige nicht zu meinen Tränen! Denn ein Fremdling bin ich bei dir,
ein Beisaße wie alle meine Väter. 39,14 Blicke von mir
weg, daß ich [noch einmal] fröhlich werde, bevor ich dahingehe
und nicht mehr bin!
Kapitel 40
40,1 Dem Chorleiter. Von David. Ein Psalm. 40,2 Beharrlich
habe ich auf den HERRN geharrt, und er hat sich zu mir geneigt und mein
Schreien gehört. 40,3 Er hat mich heraufgeholt aus der Grube
des Verderbens, aus Schlick [und] Schlamm; und er hat meine Füße
auf Felsen gestellt, meine Schritte fest gemacht. 40,4 Und in meinen
Mund hat er ein neues Lied gelegt, einen Lobgesang auf unseren Gott. Viele
werden es sehen und sich fürchten und auf den HERRN vertrauen.
40,5
Glücklich der Mann, der den HERRN zu seiner Zuversicht macht und sich
nicht wendet zu den Drängern und den in Lüge Festgefahrenen!
40,6
Vielfach hast du, HERR, mein Gott, deine Wundertaten und deine Pläne
an uns vollbracht; nichts ist mit dir zu vergleichen. Wollte ich davon
berichten und reden - sie sind zu zahlreich, um sie aufzuzählen.
40,7
An Schlacht- und Speisopfern hattest du kein Gefallen, Ohren hast du mir
gegraben; Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert.
40,8
Da sprach ich: Siehe, ich komme; in der Rolle des Buches steht über
mich geschrieben. 40,9 Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, liebe
ich; und dein Gesetz ist tief in meinem Innern. 40,10 Ich habe Gerechtigkeit
verkündet in großer Versammlung; siehe, meine Lippen hemmte
ich nicht - HERR, du weißt es! 40,11 Deine Gerechtigkeit habe
ich nicht verborgen im Innern meines Herzens; deine Zuverlässigkeit
und deine Hilfe habe ich ausgesprochen, deine Gnade und deine Treue nicht
verhehlt vor der großen Versammlung. 40,12 Du, HERR, wirst
dein Erbarmen nicht von mir zurückhalten; deine Gnade und deine Treue
werden beständig mich behütet!
40,13 Denn Übel bis
zur Unzahl haben mich umgeben, meine Sünden haben mich erreicht, daß
ich nicht aufzublicken vermag; zahlreicher sind sie als die Haare meines
Hauptes, und mein Herz hat mich verlassen.
V. 14-18: Ps 70,2-6.
40,14 Laß dir gefallen, HERR, mich zu erretten! HERR, eile
zu meiner Hilfe! 40,15 Es sollen sich schämen und beschämt
werden allesamt, die nach meinem Leben trachten, es wegzuraffen; es sollen
zurückweichen und zuschanden werden, die Gefallen haben an meinem
Unglück! 40,16 Es sollen sich entsetzen über ihre Schande,
die zu mir sagen: Haha! Haha! 40,17 Es mögen fröhlich
sein und sich freuen an dir alle, die dich suchen; es mögen stets
sagen: `Groß ist der HERR!, die dein Heil lieben. 40,18 Ich
aber bin elend und arm, der Herr denkt an mich. Meine Hilfe und mein Retter
bist du; mein Gott, zögere nicht!
Kapitel 41
41,1 Dem Chorleiter. Ein Psalm. Von David. 41,2 Glücklich,
wer acht hat auf den Geringen; am Tage des Übels wird der HERR ihn
erretten. 41,3 Der HERR wird ihn bewahren und ihn am Leben erhalten;
er wird glücklich gepriesen im Lande. Gib ihn nicht der Gier seiner
Feinde preis! 41,4 Der HERR wird ihn stützen auf dem Siechbett,
sein ganzes Lager wandelst du um in seiner Krankheit. 41,5 Ich sprach:
HERR, sei mir gnädig! Heile meine Seele, denn ich habe gegen dich
gesündigt. 41,6 Meine Feinde reden Böses gegen mich: `Wann
wird er sterben und sein Name verlorengehen?
41,7 Und wenn einer
kommt, um [mich] zu sehen, redet Falsches sein Herz, er sammelt sich Schlechtes;
er geht hinaus, [draußen] sagt er}s. 41,8 Vereint gegen mich
flüstern all meine Hasser; gegen mich ersinnen sie mir Böses:
41,9
`Verderben ist über ihn ausgegossen; und der da liegt, wird nicht
wieder aufstehen. 41,10 Selbst mein Freund, auf den ich vertraute,
der mein Brot aß, hat die Ferse gegen mich erhoben. 41,11
Du aber, HERR, sei mir gnädig und richte mich auf, daß ich es
ihnen vergelte! 41,12 Daran erkenne ich, daß du Gefallen an
mir hast, daß mein Feind nicht über mich jauchzt. 41,13
Ich aber in meiner Lauterkeit, mich hast du aufrecht gehalten und mich
vor dein Angesicht gestellt auf ewig.
41,14 Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, von Ewigkeit
bis in Ewigkeit! Amen, ja Amen.
ZWEITES BUCH
Kapitel 42
42,1 Dem Chorleiter. Ein Maskil. Von den Söhnen Korachs.
42,2
Wie eine Hirschkuh lechzt nach Wasserbächen, so lechzt meine Seele
nach dir, o Gott! 42,3 Meine Seele dürstet nach Gott, nach
dem lebendigen Gott: Wann werde ich kommen und erscheinen vor Gottes Angesicht?
42,4
Meine Tränen sind mein Brot geworden Tag und Nacht, da man den ganzen
Tag zu mir sagt: Wo ist dein Gott? 42,5 Daran will ich denken und
vor mir ausschütten meine Seele, wie ich einherzog, in der Schar sie
führte zum Hause Gottes, mit Klang des Jubels und Dankes - ein feierlicher
Aufzug. 42,6 Was bist du so aufgelöst, meine Seele, und stöhnst
in mir? Harre auf Gott! - denn ich werde ihn noch preisen [für] das
Heil seines Angesichts. 42,7 Mein Gott, aufgelöst in mir ist
meine Seele; darum denke ich an dich aus dem Land des Jordan und des Hermon,
vom Berg Misar. 42,8 Urflut ruft der Urflut zu beim Brausen deiner
Wassergüsse; alle deine Wogen und deine Wellen sind über mich
hingegangen. 42,9 Des Tages wird der HERR seine Gnade aufbieten,
und des Nachts wird sein Lied bei mir sein, ein Gebet zu dem Gott meines
Lebens. 42,10 Sagen will ich zu Gott, meinem Fels: `Warum hast du
mich vergessen? Warum muß ich trauernd einhergehen, bedrückt
durch den Feind? 42,11 Wie Mord in meinen Gebeinen höhnen mich
meine Bedränger, indem sie den ganzen Tag zu mir sagen: Wo ist dein
Gott? 42,12 Was bist du so aufgelöst, meine Seele, und was
stöhnst du in mir? Harre auf Gott! - denn ich werde ihn noch preisen,
das Heil meines Angesichts und meinen Gott.
Kapitel 43
43,1 Schaffe mir Recht, o Gott, und führe meinen Rechtsstreit
mit der gnadenlosen Nation! Vom Mann des Betrugs und des Unrechts errette
mich! 43,2 Denn du bist der Gott meiner Zuflucht. Warum hast du
mich verworfen? Warum muß ich trauernd einhergehen, bedrückt
durch den Feind? 43,3 Sende dein Licht und deine Wahrheit; sie sollen
mich leiten, mich bringen zu deinem heiligen Berg und zu deinen Wohnungen.
43,4
So werde ich kommen zum Altar Gottes, zum Gott meiner Jubelfreude, und
werde dich preisen auf der Zither, Gott, mein Gott! 43,5 Was bist
du so aufgelöst, meine Seele, und was stöhnst du in mir? Harre
auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen, das Heil meines Angesichts und
meinen Gott.
Kapitel 44
44,1 Dem Chorleiter. Von den Söhnen Korachs. Ein Maskil.
44,2
Gott, mit unseren Ohren haben wir gehört, unsere Väter haben
uns erzählt die Großtat, die du gewirkt hast in ihren Tagen,
in den Tagen der Vorzeit. 44,3 Du, du hast mit deiner Hand Nationen
ausgetrieben, aber sie hast du eingepflanzt, Völkerschaften hast du
Schaden zugefügt, aber sie hast du ausgebreitet. 44,4 Denn
nicht durch ihr Schwert haben sie das Land in Besitz genommen, und nicht
ihr Arm hat ihnen geholfen; sondern deine Rechte und dein Arm und das Licht
deines Angesichts, weil du Wohlgefallen an ihnen hattest.
44,5 Du
selbst bist mein König, o Gott; gebiete die Rettungen Jakobs! 44,6
Durch dich werden wir niederstoßen unsere Bedränger; durch deinen
Namen werden wir zertreten, die gegen uns aufstehen. 44,7 Denn nicht
auf meinen Bogen vertraue ich, und mein Schwert wird mich nicht retten.
44,8
Denn du rettest uns von unseren Bedrängern, und unsere Hasser machst
du zuschanden. 44,9 In Gott rühmen wir uns den ganzen Tag,
und deinen Namen werden wir ewig preisen.
44,10 Doch du hast [uns] verworfen und in Schande gebracht und
zogst nicht aus mit unseren Heeren. 44,11 Du ließest uns zurückweichen
vor dem Bedränger, und die uns hassen, haben für sich geraubt.
44,12
Du gabst uns hin wie Schlachtvieh, und unter die Nationen hast du uns zerstreut.
44,13 Du verkauftest dein Volk um ein Geringes und hast keinen Gewinn
gemacht durch ihren Kaufpreis. 44,14 Du machtest uns unseren Nachbarn
zum Hohn, zu Spott und Schimpf denen, die uns umgeben.
44,15 Du
machtest uns zum Sprichwort unter den Nationen, zum Kopfschütteln
unter den Völkerschaften. 44,16 Den ganzen Tag ist meine Schande
vor mir, und Scham hat mir mein Gesicht bedeckt 44,17 wegen der
Stimme des Schmähers und Lästerers, angesichts des Feindes und
des Rachgierigen.
44,18 Dieses alles ist über uns gekommen,
doch wir hatten dich nicht vergessen, noch verraten deinen Bund. 44,19
Unser Herz ist nicht zurückgewichen, noch sind unsere Schritte abgebogen
von deinem Pfad, 44,20 daß du uns [so] zermalmt hast am Ort
der Schakale und uns bedeckt mit Finsternis.
44,21 Hätten wir
den Namen unseres Gottes vergessen und unsere Hände zu einem fremden
Gott ausgestreckt, 44,22 würde Gott das nicht erforschen? Denn
er erkennt die Geheimnisse des Herzens. 44,23 Ja, um deinetwillen
werden wir umgebracht den ganzen Tag, als Schlachtvieh werden wir angesehen.
44,24
Erwache! Warum schläfst du, Herr? Wache auf! Verwirf [uns] nicht auf
ewig! 44,25 Warum verbirgst du dein Angesicht, vergißt unser
Elend und unsere Bedrückung? 44,26 Denn unsere Seele ist in
den Staub gebeugt, unser Bauch klebt an der Erde. 44,27 Stehe auf,
uns zur Hilfe, und erlöse uns um deiner Güte willen!
Kapitel 45
45,1 Dem Chorleiter. Nach Schoschannim. Von den Söhnen Korachs.
Ein Maskil. Ein Liebeslied. 45,2 Es wallt mein Herz von gutem Wort.
Sagen will ich meine Gedichte dem König! Meine Zunge sei [wie] der
Griffel eines geschickten Schreibers!
45,3 Du bist schöner
als andere Menschen, Anmut ist ausgegossen über deine Lippen; darum
hat Gott dich gesegnet für ewig. 45,4 Gürte dein Schwert
um die Hüfte, du Held; deine Majestät und deine Pracht! 45,5
Und deine Pracht - sei stark, zieh aus für die Sache der Wahrheit
und der Sanftmut und der Gerechtigkeit; da lehre dich furchtbare Taten
deine Rechte. 45,6 Deine geschärften Pfeile - Völker fallen
unter dir - ins Herz der Feinde des Königs!
45,7 Dein Thron,
o Gott, ist immer und ewig, ein Zepter der Geradheit ist das Zepter deiner
Herrschaft. 45,8 Gerechtigkeit hast du geliebt und Gottlosigkeit
gehaßt: darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl
vor deinen Gefährten.
45,9 Myrrhe und Aloe, Kassia sind alle
deine Kleider; aus Palästen von Elfenbein erfreut dich Saitenspiel.
45,10
Königstöchter stehen da, mit deinen Kostbarkeiten [geschmückt];
die Königin steht zu deiner Rechten in Gold von Ofir. 45,11
Höre, Tochter, und sieh, und neige dein Ohr; und vergiß dein
Volk und deines Vaters Haus! 45,12 Und wird der König deine
Schönheit begehren, denn er ist dein Herr: so neige dich vor ihm!
45,13 Und die Tochter Tyrus [kommt] mit Geschenk, deine Gunst suchen
die Reichen im Volk. 45,14 Ganz herrlich ist die Königstochter
drinnen, von Goldgewebe ihr Gewand;
45,15 in buntgewebten Kleidern
wird sie zum König geführt; Jungfrauen ihr Gefolge, ihre Gefährtinnen,
sie werden zu dir hineingebracht.
45,16 Sie werden geführt
unter Freude und Jubel, sie ziehen ein in den Palast des Königs.
45,17
An die Stelle deiner Väter werden deine Söhne treten; als Oberste
wirst du sie einsetzen auf der ganzen Erde.
45,18 Ich will deinen
Namen bekannt machen durch alle Generationen; darum werden die Völker
dich preisen immer und ewig.
Kapitel 46
46,1 Dem Chorleiter. Von den Söhnen Korachs. Nach Alamoth.
Ein Lied. 46,2 Gott ist uns Zuflucht und Stärke, als Beistand
in Nöten reichlich zu finden. 46,3 Darum fürchten wir
uns nicht, wenn auch die Erde erbebte und die Berge mitten ins Meer wankten.
46,4
Mögen seine Wasser tosen und schäumen, die Berge erbeben durch
sein Aufbäumen!
46,5 Des Stromes Bäche erfreuen die Stadt Gottes, das Heiligtum
der Wohnungen des Höchsten. 46,6 Gott ist in ihrer Mitte, sie
wird nicht wanken; Gott wird ihr helfen früh am Morgen. 46,7
Nationen tobten, Königreiche wankten. Er ließ seine Stimme erschallen:
die Erde zerschmolz.
46,8 der HERR der Heerscharen ist mit uns,
eine Festung ist uns der Gott Jakobs.
46,9 Kommt, schaut die Großtaten des HERRN, der Entsetzen
verbreitet auf Erden! 46,10 Der Kriege beschwichtigt bis ans Ende
der Erde, Bogen zerbricht und Speere zerschlägt, Wagen mit Feuer verbrennt.
46,11
Laßt ab und erkennt, daß ich Gott bin; ich werde erhöht
sein unter den Nationen, erhöht auf der Erde. 46,12 Der HERR
der Heerscharen ist mit uns, eine Festung ist uns der Gott Jakobs.
Kapitel 47
47,1 Dem Chorleiter. Von den Söhnen Korachs. Ein Psalm.
47,2
Ihr Völker alle, klatscht in die Hände! Jauchzt Gott mit Jubelschall!
47,3
Denn der HERR, der Höchste, ist gefürchtet, ein großer
König über die ganze Erde. 47,4 Er unterwarf uns die Völker
und die Völkerschaften unter unsere Füße. 47,5 Er
erwählte für uns unser Erbe, den Stolz Jakobs, den er geliebt
hat.
47,6 Gott ist emporgestiegen unter Jauchzen, der HERR unter
Posaunenschall. 47,7 Singt Gott, singet, singt unserem König,
singet! 47,8 Denn Gott ist König der ganzen Erde; singt einen
Psalm! 47,9 Gott ist König geworden über die Nationen;
Gott hat sich auf seinen heiligen Thron gesetzt. 47,10 Die Edlen
der Völker haben sich versammelt [mit dem] Volk des Gottes Abrahams;
denn die Könige der Erde sind Gottes; er ist sehr erhaben.
Kapitel 48
48,1 Ein Lied. Ein Psalm. Von den Söhnen Korachs.
48,2
Groß ist der HERR und sehr zu loben in der Stadt unseres Gottes.
Sein heiliger Berg 48,3 ragt schön empor, eine Freude der ganzen
Erde; der Berg Zion, im äußersten Norden, die Stadt des großen
Königs. 48,4 Gott ist in ihren Palästen, bekannt als Zuflucht.
48,5
Denn siehe, die Könige hatten sich verabredet, waren herangezogen
miteinander. 48,6 Sie sahen, da staunten sie; sie wurden bestürzt,
[von Angst] fortgetrieben. 48,7 Zittern ergriff sie dort, Wehen
wie die Gebärende. 48,8 Durch den Ostwind zertrümmerst
du die Tarsisschiffe. 48,9 Wie wir gehört haben, so haben wir
es gesehen in der Stadt des HERRN der Heerscharen, in der Stadt unseres
Gottes; Gott wird sie fest gründen bis in Ewigkeit.
48,10 Wir haben nachgedacht, o Gott, über deine Gnade im
Innern deines Tempels. 48,11 Wie dein Name, Gott, so ist dein Ruhm
bis an die Enden der Erde; mit Gerechtigkeit ist gefüllt deine Rechte.
48,12
Es freue sich der Berg Zion, es sollen frohlocken die Töchter Judas
über deine Gerichte! 48,13 Zieht rund um Zion und umkreist
ihn, zählt seine Türme; 48,14 richtet euer Herz auf seine
Wälle, mustert seine Paläste, damit ihr erzählt dem künftigen
Geschlecht: 48,15 Ja, dieser ist Gott, unser Gott immer und ewig!
Er wird uns leiten.
Kapitel 49
49,1 Dem Chorleiter. Von den Söhnen Korachs. Ein Psalm.
49,2
Hört dies, ihr Völker alle; nehmt es zu Ohren, alle Bewohner
der Welt; 49,3 Söhne der Einfachen wie der Vornehmen, Reiche
und Arme miteinander! 49,4 Mein Mund soll Weisheit reden, und das
Sinnen meines Herzens ist Einsicht.
49,5 Mein Ohr will ich zu einem
Spruch neigen, mein Rätsel auflösen zur Zither. 49,6 Warum
sollte ich mich fürchten in Tagen des Übels, wenn die Sünde
derer, die mich hintergehen, mich umringt? 49,7 Sie vertrauen auf
ihr Vermögen und rühmen sich der Größe ihres Reichtums.
49,8
Niemals kann ein Mann seinen Bruder loskaufen, nicht kann er Gott sein
Lösegeld geben, 49,9 - denn [zu] kostbar ist das Kaufgeld für
ihre Seele, und er muß davon ablassen auf ewig, - 49,10 daß
er fortlebe immer, die Grube nicht sehe. 49,11 Denn man sieht: die
Weisen sterben, der Tor und der Unvernünftige kommen miteinander um,
und sie lassen anderen ihr Vermögen. 49,12 Ihr Gedanke [ist,
daß] ihre Häuser in Ewigkeit [stehen], ihre Wohnung von Geschlecht
zu Geschlecht; sie hatten Ländereien nach ihren Namen benannt. 49,13
Doch der Mensch, der im Ansehen ist, bleibt nicht; er gleicht dem Vieh,
das vertilgt wird. 49,14 Dies ist ihr Weg, [der Weg] derer, die
unerschütterlich sind, und ihr Ende, [das Ende derer,] die Gefallen
finden an ihren Worten:
49,15 Wie Schafe weidet sie der Tod, sie sinken zum Scheol hinab;
und am Morgen herrschen die Aufrichtigen über sie; ihre Gestalt zerfällt,
der Scheol ist ihre Wohnung. 49,16 Gott aber wird meine Seele erlösen
von der Gewalt des Scheols; denn er wird mich entrücken.
49,17 Fürchte dich nicht, wenn ein Mann sich bereichert,
wenn sich vergrößert die Pracht seines Hauses. 49,18
Denn bei seinem Tod nimmt er das alles nicht mit; seine Pracht folgt ihm
nicht hinab. 49,19 Wenn er auch in seinem Leben seine Seele segnet,
- und man preist dich, wenn du es dir gutgehen läßt - 49,20
so kommt sie doch zum Geschlecht seiner Väter, die nie mehr das Licht
sehen. 49,21 Der Mensch, der im Ansehen ist, hat keine Einsicht,
er gleicht dem Vieh, das vertilgt wird.
Kapitel 50
50,1 Ein Psalm. Von Asaf. Gott, Gott, der HERR, hat geredet und
die Erde gerufen, vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang.
50,2
Aus Zion, der Schönheit Vollendung, ist Gott hervorgestrahlt. 50,3
Unser Gott kommt, und er wird nicht schweigen; Feuer frißt vor ihm
her, und rings um ihn stürmt es gewaltig. 50,4 Er ruft dem
Himmel droben und der Erde zu, um sein Volk zu richten: 50,5 `Versammelt
mir meine Frommen, die meinen Bund geschlossen haben beim Opfer! 50,6
Und die Himmel verkünden seine Gerechtigkeit, daß Gott Richter
ist, er selbst.
50,7 `Höre, mein Volk, und ich will reden, Israel, und
ich will dich verwarnen! Ich bin Gott, dein Gott. 50,8 Nicht wegen
deiner Schlachtopfer tadle ich dich, auch deine Brandopfer sind beständig
vor mir. 50,9 Ich nehme keinen Jungstier aus deinem Haus, noch Böcke
aus deinen Hürden. 50,10 Denn mein ist alles Getier des Waldes,
das Vieh auf tausend Bergen.
50,11 Ich kenne alle Vögel der
Berge, und was sich tummelt im Feld, ist mir bekannt. 50,12 Wenn
mich hungerte, ich würde es dir nicht sagen; denn mein ist die Welt
und ihre Fülle. 50,13 Sollte ich das Fleisch von Stieren essen
und das Blut von Böcken trinken? 50,14 Opfere Gott Dank, und
erfülle dem Höchsten deine Gelübde;
50,15 und rufe
mich an am Tag der Not; ich will dich erretten, und du wirst mich verherrlichen!
50,16
Zu dem Gottlosen aber spricht Gott: `Was hast du meine Ordnungen herzusagen
und nimmst meinen Bund in deinen Mund? 50,17 Du hast ja die Zucht
gehaßt und meine Worte hinter dich geworfen. 50,18 Sahst du
einen Dieb, so befreundetest du dich mit ihm, und mit Ehebrechern hattest
du Gemeinschaft. 50,19 Deinen Mund schicktest du los zum Bösen,
und deine Zunge spannte Betrug davor. 50,20 Du saßest da,
redetest gegen deinen Bruder, gegen den Sohn deiner Mutter stießest
du Schmähung aus. 50,21 Das hast du getan, und ich schwieg;
du dachtest, ich sei ganz wie du. Ich werde dich zurechtweisen und es dir
vor Augen stellen. 50,22 Merket doch dies, die ihr Gott vergeßt,
damit ich nicht zerreiße, und keiner kann retten! 50,23 Wer
Dank opfert, verherrlicht mich und bahnt einen Weg; ihn werde ich das Heil
Gottes sehen lassen.
Kapitel 51
51,1 Dem Chorleiter. Ein Psalm. Von David. 51,2 Als der Prophet
Nathan zu ihm kam, nachdem er zu Batseba eingegangen war. 51,3 Sei
mir gnädig, o Gott, nach deiner Gnade; tilge meine Vergehen nach der
Größe deiner Barmherzigkeit!
51,4 Wasche mich völlig
von meiner Schuld, und reinige mich von meiner Sünde! 51,5
Denn ich erkenne meine Vergehen, und meine Sünde ist stets vor mir.
51,6
Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt und getan, was böse
ist in deinen Augen; damit du im Recht bist mit deinem Reden, rein erfunden
in deinem Richten. 51,7 Siehe, in Schuld bin ich geboren, und in
Sünde hat mich meine Mutter empfangen. 51,8 Siehe, du hast
Lust an der Wahrheit im Innern, und im Verborgenen wirst du mir Weisheit
kundtun. 51,9 Entsündige mich mit Ysop, und ich werde rein
sein; wasche mich, und ich werde weißer sein als Schnee. 51,10
Laß mich Fröhlichkeit und Freude hören, so werden die Gebeine
frohlocken, die du zerschlagen hast. 51,11 Verbirg dein Angesicht
vor meinen Sünden, und tilge alle meine Schuld! 51,12 Erschaffe
mir, Gott, ein reines Herz, und erneuere in mir einen festen Geist! 51,13
Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und den Geist deiner Heiligkeit
nimm nicht von mir! 51,14 Laß mir wiederkehren die Freude
deines Heils, und stütze mich mit einem willigen Geist! 51,15
Lehren will ich die [von dir] Abgefallenen deine Wege, daß die Sünder
zu dir umkehren. 51,16 Errette mich von Blutschuld, Gott, du Gott
meines Heils, so wird meine Zunge deine Gerechtigkeit jubelnd preisen.
51,17
Herr, tue meine Lippen auf, daß mein Mund dein Lob verkünde.
51,18
Denn du hast keine Lust am Schlachtopfer, sonst gäbe ich es; Brandopfer
gefällt dir nicht. 51,19 Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener
Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.
51,20 Tue Zion Gutes in deiner Gunst, baue die Mauern Jerusalems!
51,21 Dann wirst du Lust haben an rechten Opfern, Brandopfern und
Ganzopfern; dann wird man Stiere darbringen auf deinem Altar.
Kapitel 52
52,1 Dem Chorleiter. Ein Maskil. Von David. 52,2 Als Doeg,
der Edomiter, kam und dem Saul berichtete und ihm sagte: David ist in das
Haus Ahimelechs gekommen. 52,3 Was rühmst du dich der Bosheit,
du Gewaltiger? Die Gnade Gottes [währt] den ganzen Tag. 52,4
Verderben plant deine Zunge, wie ein geschliffenes Schermesser, [du] Lügner.
52,5
Du hast das Böse mehr geliebt als das Gute, die Lüge mehr als
gerechtes Reden.
52,6 Du hast alle Worte des Verderbens geliebt, [du] betrügerische
Zunge! 52,7 Gott wird dich auch zerstören für immer; er
wird dich niederschlagen und herausreißen aus dem Zelt und entwurzeln
aus dem Land der Lebendigen.
52,8 Und sehen werden es die Gerechten und sich fürchten,
und sie werden über ihn lachen: 52,9 `Siehe, der Mann machte
nicht Gott zu seinem Schutz, sondern vertraute auf die Größe
seines Reichtums, durch sein Schadentun war er stark! 52,10 Ich
aber bin wie ein grüner Olivenbaum im Hause Gottes; ich vertraue auf
die Gnade Gottes immer und ewig.
52,11 Ich werde dich ewig preisen,
weil du es getan hast; und auf deinen Namen - denn er ist gut - werde ich
harren vor deinen Frommen.
Kapitel 53
53,1 Dem Chorleiter. Al-Machalath. Ein Maskil. Von David.
53,2
Der Tor spricht in seinem Herzen: `Es ist kein Gott! Sie haben Verderben
angerichtet und abscheuliches Unrecht geübt; da ist keiner, der Gutes
tut. 53,3 Gott hat vom Himmel herabgeschaut auf die Menschenkinder,
um zu sehen, ob ein Verständiger da ist, einer, der Gott sucht. 53,4
Alle sind abgewichen, sie sind alle verdorben; da ist keiner, der Gutes
tut, auch nicht einer. 53,5 Haben denn keine Erkenntnis, die Böses
tun, die mein Volk fressen, als äßen sie Brot? Gott rufen sie
nicht an. 53,6 Da überfiel sie Schrecken, ohne daß ein
Schrecken da war; denn Gott hat zerstreut die Gebeine dessen, der dich
bedrängt. Du hast sie zuschanden werden lassen, denn Gott hat sie
verworfen. 53,7 O kämen doch aus Zion die Rettungen für
Israel! Wenn Gott die Gefangenschaft seines Volkes wendet, wird Jakob jubeln,
Israel sich freuen.
Kapitel 54
54,1 Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Ein Maskil. Von David.
54,2
Als die Sifiter kamen und zu Saul sprachen: Hält sich David nicht
bei uns verborgen? 54,3 Gott, durch deinen Namen rette mich, und
schaffe mir Recht durch deine Macht! 54,4 Gott, höre mein Gebet,
nimm zu Ohren die Reden meines Mundes!
54,5 Denn Fremde sind gegen
mich aufgestanden, und Gewalttätige trachten nach meinem Leben; sie
haben Gott nicht vor sich gestellt.
54,6 Siehe, Gott ist mir ein Helfer; der Herr ist der, der meine
Seele stützt. 54,7 Er wird das Böse zurücklenken
auf meine Feinde; nach deiner Treue bringe sie zum Schweigen! 54,8
Opfern will ich dir aus freiem Antrieb; deinen Namen will ich preisen,
HERR, denn er ist gut. 54,9 Denn aus aller Not hat er mich errettet,
so daß mein Auge auf meine Feinde [herab]sieht.
Kapitel 55
55,1 Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Ein Maskil. Von David.
55,2
Nimm zu Ohren, o Gott, mein Gebet, und verbirg dich nicht vor meinem Flehen!
55,3 Horche auf mich und antworte mir! Ich irre umher in meiner
Klage und muß stöhnen 55,4 vor der Stimme des Feindes,
vor der Bedrückung des Gottlosen; denn sie wälzen Unheil auf
mich, und im Zorn feinden sie mich an. 55,5 Mein Herz bebte in meinem
Innern, und Todesschrecken haben mich befallen. 55,6 Furcht und
Zittern kamen mich an, und Schauder bedeckte mich. 55,7 Und ich
sprach: Hätte ich doch Flügel wie die Taube, ich wollte hinfliegen
und ruhen. 55,8 Siehe, weithin entflöhe ich, würde nächtigen
in der Wüste.
55,9 Ich wollte eilen, daß ich Zuflucht hätte vor
dem heftigen Wind, vor dem Sturm. 55,10 Verwirre, Herr, spalte ihre
Zunge! denn Gewalttat und Streit habe ich in der Stadt gesehen. 55,11
Tag und Nacht machen sie die Runde um sie auf ihren Mauern; und Unheil
und Mühsal sind in ihrer Mitte.
55,12 Verderben ist in ihrer
Mitte, und Bedrückung und Betrug weichen nicht von ihrem [Markt-]
Platz. 55,13 Denn nicht ein Feind höhnt mich, sonst würde
ich es ertragen; nicht mein Hasser hat großgetan gegen mich, sonst
würde ich mich vor ihm verbergen; 55,14 sondern du, ein Mensch
meinesgleichen, mein Freund und mein Vertrauter, 55,15 die wir die
Süße der Gemeinschaft miteinander erlebten, ins Haus Gottes
gingen in [festlicher] Unruhe! 55,16 Der Tod überrasche sie,
lebendig mögen sie hinabfahren in den Scheol; denn Bosheiten sind
in ihrer Wohnung, in ihrem Innern.
55,17 Ich aber, ich rufe zu Gott,
und der HERR hilft mir.
55,18 Abends und morgens und mittags klage
und stöhne ich; und er hat meine Stimme gehört. 55,19
Er hat meine Seele zum Frieden erlöst, daß sie mir nicht nahen
können; denn mit vielen sind sie gegen mich gewesen. 55,20
Hören wird Gott und sie unterdrücken - er thront ja von alters
her;
weil es keine Zuverlässigkeit bei ihnen gibt und sie Gott nicht
fürchten. 55,21 Er hat ausgestreckt seine Hände gegen
seine Friedensbeschlüsse, entweiht hat er seinen Bund.
55,22
Glatter als weiche Butter ist sein Mund, und Feindschaft ist sein Herz;
geschmeidiger als Öl sind seine Worte, aber sie sind gezogene Schwerter.
55,23
Wirf auf den HERRN deine Last, und er wird dich erhalten; er wird nimmermehr
zulassen, daß der Gerechte wankt. 55,24 Und du, Gott, wirst
sie hinabstürzen in den Brunnen der Grube; die Männer des Blutes
und des Betruges werden ihre Tage nicht zur Hälfte bringen. Ich aber
will auf dich vertrauen.
Kapitel 56
56,1 Dem Chorleiter. Nach: `Die Taube der fernen Inseln. Von David.
Ein Miktam. Als die Philister ihn zu Gat ergriffen.
56,2 Sei mir
gnädig, o Gott! - denn es stellen mir Menschen nach; den ganzen Tag
bedrängt mich ein Streitender.
56,3 Meine Feinde stellen [mir]
den ganzen Tag nach, ja, viele bekämpfen mich von oben herab. 56,4
[An dem] Tag, [da] ich mich fürchte - ich, ich vertraue auf dich.
56,5
Auf Gott - sein Wort rühme ich - auf Gott vertraue ich, ich werde
mich nicht fürchten; was sollte Fleisch mir tun? 56,6 Den ganzen
Tag tadeln sie meine Worte, alle ihre Gedanken sind gegen mich zum Bösen.
56,7
Sie greifen an, verstecken sich, sie beobachten meine Fersen, weil sie
meiner Seele auflauern. 56,8 [Sollte] es bei ihrer Bosheit Rettung
für sie [geben]? Im Zorn stürze die Völker nieder, o Gott!
56,9 Meine Heimatlosigkeit hast du abgemessen. Gieße meine
Tränen in deinen Schlauch! [Stehen sie] nicht in deinem Verzeichnis?
56,10
Dann werden meine Feinde ablassen - an dem Tag, da ich rufe; dieses habe
ich erkannt, daß Gott für mich ist. 56,11 Auf Gott -
[sein] Wort rühme ich - auf den HERRN - [sein] Wort rühme ich
- 56,12 auf Gott vertraue ich, ich werde mich nicht fürchten;
was kann ein Mensch mir tun? 56,13 Auf mir [liegen], o Gott, deine
Gelübde, ich werde dir Dankopfer einlösen. 56,14 Denn
du hast meine Seele vom Tod errettet, ja, meine Füße vom Sturz,
daß ich wandle vor dem Angesicht Gottes im Licht der Lebendigen.
Kapitel 57
57,1 Dem Chorleiter. [Nach der Melodie:] `Verdirb nicht! Von David.
Ein Miktam. Als er vor Saul in die Höhle floh.
57,2 Sei mir
gnädig, o Gott, sei mir gnädig! Denn bei dir birgt sich meine
Seele. Im Schatten deiner Flügel berge ich mich, bis vorübergezogen
das Verderben. 57,3 Ich rufe zu Gott, dem Höchsten, zu dem
Gott, der es für mich vollendet. 57,4 Er sende vom Himmel und
rette mich; gehöhnt hat der, der mir nachstellt.
Gott sende seine Gnade und seine Wahrheit, [er errette] meine Seele.
57,5
Mitten unter Löwen liege ich, die Menschen verschlingen. Ihre Zähne
sind Speer und Pfeile, und ihre Zunge ist ein scharfes Schwert. 57,6
Erhebe dich über die Himmel, o Gott, über der ganzen Erde [sei]
deine Herrlichkeit!
57,7 Ein Netz haben sie meinen Schritten gestellt,
er hat meine Seele gebeugt. Sie haben vor mir eine Grube gegraben, sie
sind mitten hineingefallen.
V. 8-12: Ps 108,2-6.
57,8 Gefestigt ist mein Herz, o Gott, gefestigt ist mein Herz!
Ich will singen und spielen. 57,9 Wache auf, meine Seele! Wachet
auf, Harfe und Zither! Ich will aufwecken die Morgenröte.
57,10
Ich will dich preisen unter den Völkern, Herr, will dich besingen
unter den Völkerschaften. 57,11 Denn groß bis zu den
Himmeln ist deine Gnade, und bis zu den Wolken deine Wahrheit. 57,12
Erhebe dich über die Himmel, o Gott, über der ganzen Erde [sei]
deine Herrlichkeit!
Kapitel 58
58,1 Dem Chorleiter. [Nach der Melodie:] `Verdirb nicht! Von David.
Ein Miktam. 58,2 Redet ihr wirklich Gerechtigkeit, Götter?
Richtet ihr in Geradheit die Menschenkinder? 58,3 Sogar im Herzen
übt ihr Ungerechtigkeiten; der Gewalttat eurer Hände brecht ihr
Bahn im Land. 58,4 Abgewichen sind die Gottlosen von Mutterschosse
an, es irren von Mutterleibe an die Lügenredner. 58,5 Gift
haben sie gleich Schlangengift, wie eine taube Kobra, die ihr Ohr verschließt,
58,6
daß sie nicht hört auf die Stimme der Beschwörer, des Zauberers,
der die Zaubersprüche beherrscht. 58,7 Zerschmettere, o Gott,
ihre Zähne in ihrem Maul, brich aus das Gebiß der Junglöwen,
HERR! 58,8 Sie sollen zergehen wie Wasser, die verrinnen! Legt er
seine Pfeile an, [so seien sie] wie abgeknickt. 58,9 Wie die Schnecke
zerschmelzend dahingeht, eines Weibes Fehlgeburt, welche nie die Sonne
erblickt!
58,10 Bevor eure Töpfe den Dornstrauch merken - ob
grün oder Glut, er wird ihn fortwirbeln! 58,11 Freuen wird
sich der Gerechte, wenn er die Rache anschaut; er watet im Blut des Gottlosen.
58,12
Und der Mensch soll sagen: Es gibt doch Lohn für den Gerechten; es
gibt doch einen Gott, der auf Erden richtet.
Kapitel 59
59,1 Dem Chorleiter. [Nach der Melodie:] `Verdirb nicht! Von David.
Ein Miktam. Als Saul sandte und sie das Haus bewachten, um ihn zu töten.
59,2
Befreie mich von meinen Feinden, mein Gott! Bring mich in Sicherheit vor
denen, die sich gegen mich erheben! 59,3 Befreie mich von denen,
die Böses tun, und rette mich von den Blutmenschen! 59,4 Denn
siehe, sie lauern auf meine Seele; Starke greifen mich an, ohne mein Vergehen
und ohne meine Sünde, HERR! 59,5 Ohne eine Schuld [meinerseits]
laufen sie an und gehen in Stellung; wache auf, mir entgegen, und sieh!
59,6
Und du, HERR, Gott der Heerscharen, Gott Israels, erwache, heimzusuchen
alle Nationen! Sei keinem gnädig von den treulos Frevelnden!
59,7 Am Abend kehren sie wieder, heulen wie Hunde und umkreisen
die Stadt. 59,8 Siehe, sie lassen ihren Mund Böses reden, Schwerter
[sind] auf ihren Lippen - denn [sie denken]: `wer hört? 59,9
Du aber, HERR, wirst über sie lachen, spotten über alle Nationen.
59,10
Meine Stärke, auf dich will ich achten; denn Gott ist meine Festung.
59,11 Mein gnädiger Gott wird mir zuvorkommen; Gott wird mich
[herab] sehen lassen auf meine Feinde. 59,12 Töte sie nicht,
damit mein Volk es nicht vergesse; laß sie umherirren durch deine
Macht, und stürze sie nieder, Herr, unser Schild! 59,13 Sünde
ihres Mundes ist das Wort ihrer Lippen; so laß sie gefangen werden
in ihrem Hochmut und wegen des Fluches und wegen der Lüge, die sie
aussprechen! 59,14 Vertilge im Zorn, vertilge, daß sie nicht
mehr sind. Dann wird man erkennen, daß Gott in Jakob herrscht bis
an die Enden der Erde!
59,15 Und am Abend kehren sie wieder, heulen wie Hunde und umkreisen
die Stadt. 59,16 Sie schweifen umher nach Speise; wenn sie nicht
satt werden, knurren sie. 59,17 Ich aber will singen von deiner
Stärke und am Morgen jubelnd preisen deine Gnade; denn du bist mir
eine Festung gewesen und eine Zuflucht am Tag meiner Not. 59,18
Meine Stärke, dir will ich spielen; denn Gott ist meine Festung, der
Gott meiner Gnade.
Kapitel 60
60,1 Dem Chorleiter. Nach Schuschan. Ein Zeugnis. Ein Miktam. Von
David. Zum Lehren. 60,2 Als er stritt mit den Syrern von Mesopotamien
und mit den Syrern von Zoba, und Joab zurückkehrte und die Edomiter
im Salztal schlug, zwölftausend Mann. 60,3 Gott, du hast uns
verworfen, hast uns zerstreut; du bist zornig gewesen - stelle uns wieder
her! 60,4 Du hast das Land erschüttert, hast es zerrissen;
heile seine Risse, denn es wankt! 60,5 Du hast dein Volk Hartes
sehen lassen, mit Taumelwein hast du uns getränkt. 60,6 Denen,
die dich fürchten, hast du ein Signal gegeben, daß sie fliehen
[können] vor den Bogen.
V. 7-14: Ps 108,7-14.
60,7 Damit deine Geliebten befreit werden, hilf durch deine Rechte
und erhöre mich! 60,8 Gott hat geredet in seinem Heiligtum:
`Frohlocken will ich, will Sichem verteilen und das Tal Sukkot ausmessen.
60,9
Mein ist Gilead und mein Manasse, und Ephraim ist die Bergfestung meines
Hauptes, Juda mein Herrscherstab.
60,10 Moab ist mein Waschbecken,
auf Edom will ich meine Sandale werfen; Philistäa, jauchze mir zu!
60,11
Wer wird mich führen in die feste Stadt, wer wird mich leiten bis
nach Edom? 60,12 Hast du, Gott, uns nicht verworfen? Du ziehst nicht
aus, o Gott, mit unseren Heeren. 60,13 Schaffe uns Hilfe vor dem
Bedränger! Menschenhilfe ist ja wertlos. 60,14 Mit Gott werden
wir mächtige Taten tun; und er, er wird unsere Bedränger zertreten.
Kapitel 61
61,1 Dem Chorleiter. Auf Saitenspiel. Von David. 61,2 Höre,
Gott, mein Schreien, horche auf mein Gebet! 61,3 Vom Ende der Erde
rufe ich zu dir, weil mein Herz verzagt; du wollest mich auf den Felsen
leiten, der mir zu hoch ist. 61,4 Denn du bist mir eine Zuflucht
geworden, ein starker Turm vor dem Feind. 61,5 Ich möchte weilen
in deinem Zelt in Ewigkeit, mich bergen im Schutz deiner Flügel.
61,6 Denn du, Gott, hast auf meine Gelübde gehört,
hast [mir] gegeben das Erbteil derer, die deinen Namen fürchten.
61,7
Du wirst Tage zu den Tagen des Königs hinzufügen; seine Jahre
mögen sein wie Geschlecht auf Geschlecht. 61,8 Er möge
ewig thronen vor dem Angesicht Gottes. Bestelle Gnade und Treue, daß
sie ihn behüten! 61,9 So werde ich deinen Namen besingen immerdar;
um [damit] meine Gelübde zu erfüllen Tag für Tag.
Kapitel 62
62,1 Dem Chorleiter. Nach Jedutun. Ein Psalm. Von David.
62,2
Nur auf Gott vertraut still meine Seele, von ihm kommt meine Hilfe. 62,3
Nur er ist mein Fels und meine Hilfe, meine Festung; ich werde kaum wanken.
62,4
Wie lange wollt ihr einen Mann bestürmen, morden ihr alle - wie eine
überhängende Wand, eine eingestoßene Mauer?
62,5
Sie planen nur, ihn von seiner Höhe zu stoßen; sie finden Gefallen
an der Lüge; mit ihrem Mund segnen sie, doch in ihrem Innern fluchen
sie.
62,6 Nur auf Gott vertraue still meine Seele, denn von ihm kommt
meine Hoffnung. 62,7 Nur er ist mein Fels und meine Hilfe, meine
Festung; ich werde nicht wanken. 62,8 Auf Gott ruht mein Heil und
meine Ehre; der Fels meiner Stärke, meine Zuflucht ist in Gott. 62,9
Vertraut auf ihn allezeit, Leute! Schüttet euer Herz vor ihm aus!
Gott ist unsere Zuflucht.
62,10 Nur Hauch sind die Menschensöhne, Lüge die Herrensöhne.
Auf der Waagschale steigen sie empor, sie sind allesamt leichter als ein
Hauch. 62,11 Vertraut nicht auf Erpressung, und betrügt euch
nicht durch Raub; wenn der Reichtum wächst, richtet euer Herz nicht
darauf! 62,12 Eines hat Gott geredet, zwei [Dinge] sind es, die
ich gehört, daß die Macht bei Gott ist 62,13 und dein,
o Herr, die Gnade; denn du, du vergiltst jedem nach seinem Werk.
Kapitel 63
63,1 Ein Psalm. Von David. Als er in der Wüste Juda war. 63,2
Gott, mein Gott bist du; nach dir suche ich. Es dürstet nach dir meine
Seele, nach dir schmachtet mein Fleisch in einem dürren und erschöpften
Land ohne Wasser.
63,3 So schaue ich im Heiligtum nach dir, um deine
Macht und deine Herrlichkeit zu sehen. 63,4 Denn deine Gnade ist
besser als Leben; meine Lippen werden dich rühmen. 63,5 So
werde ich dich preisen während meines Lebens, meine Hände in
deinem Namen aufheben. 63,6 Wie von Mark und Fett wird meine Seele
gesättigt werden, und mit jubelnden Lippen wird mein Mund loben, 63,7
wenn ich deiner gedenke auf meinem Lager, über dich nachdenke in den
Nachtwachen. 63,8 Denn du bist mir zur Hilfe geworden, und im Schatten
deiner Flügel kann ich jubeln. 63,9 Meine Seele hängt
an dir, deine Rechte hält mich aufrecht. 63,10 Jene aber, die
[mir] zum Verderben nach meinem Leben trachten, werden in die Tiefen der
Erde hinsinken. 63,11 Man wird sie der Gewalt des Schwertes preisgeben,
das Teil der Schakale werden sie sein. 63,12 Und der König
wird sich freuen in Gott; jeder darf sich rühmen, der bei ihm schwört;
denn der Mund der Lügenredner wird verstopft werden.
Kapitel 64
64,1 Dem Chorleiter. Ein Psalm. Von David. 64,2 Höre,
Gott, meine Stimme in meiner Klage; behüte mein Leben vor dem Schrecken
des Feindes! 64,3 Verbirg mich vor der Verschwörung der Übeltäter,
vor dem Aufruhr derer, die Böses tun! 64,4 Die ihre Zunge gleich
einem Schwert geschärft, bitteres Wort als ihren Pfeil angelegt haben,
64,5
um im Versteck auf den Unschuldigen zu schießen, plötzlich schießen
sie auf ihn und scheuen sich nicht.
64,6 Sie stärken sich in
böser Sache; sie reden davon, Fallstricke zu verbergen; sie sagen:
`Wer wird sie sehen?
64,7 Sie denken Schlechtigkeiten aus: `Wir
sind fertig. Der Plan ist ausgedacht. Und das Innere eines jeden und [sein]
Herz ist unergründlich. 64,8 Aber Gott schießt auf sie
einen Pfeil, plötzlich sind ihre Wunden da. 64,9 Und sie brachten
ihn zum Straucheln, [doch] ihre Zunge [kommt] über sie; alle, die
auf sie sehen, schütteln sich. 64,10 Da fürchteten sich
alle Menschen und verkündeten das Tun Gottes und verstanden sein Werk.
64,11 Der Gerechte wird sich am HERRN freuen und sich bei ihm bergen;
und alle von Herzen Aufrichtigen werden sich rühmen.
Kapitel 65
65,1 Dem Chorleiter. Ein Psalm. Von David. Ein Lied. 65,2
Dir [gilt] Stille, Lobgesang, o Gott, in Zion, und dir soll man das Gelübde
erfüllen. 65,3 Hörer des Gebets, zu dir wird alles Fleisch
kommen. 65,4 Sündige Taten haben mich überwältigt;
unsere Vergehen, du wirst sie vergeben. 65,5 Glücklich, den
du erwählst und nahen läßt, daß er wohne in deinen
Vorhöfen! Wir werden gesättigt werden mit dem Gut deines Hauses,
dem Heiligen deines Tempels. 65,6 Du wirst uns furchtbare Dinge
in Gerechtigkeit antworten, Gott unseres Heils, du Zuversicht aller Enden
der Erde und des fernen Meeres, 65,7 der die Berge festigt durch
seine Kraft, umgürtet ist mit Macht,
65,8 der das Brausen der
Meere besänftigt, das Brausen ihrer Wellen und das Getümmel der
Völker. 65,9 Und so fürchten sich die Bewohner der Enden
[der Erde] vor deinen Zeichen; die Aufgänge des Morgens und des Abends
läßt du jauchzen. 65,10 Du hast das Land heimgesucht
und es überschüttet, du bereicherst es sehr: Gottes Bach ist
voll Wasser. Du bereitest ihnen Getreide, wenn du [das Land] so bereitest:
65,11
Du tränkst seine Furchen, ebnest seine Schollen, du erweichst es mit
Regengüssen, segnest sein Gewächs. 65,12 Du hast das Jahr
deiner Güte gekrönt, und deine Spuren triefen von Fett.
65,13
Es triefen die Weideplätze der Steppe, und mit Jubel umgürten
sich die Hügel. 65,14 Die Weiden bekleiden sich mit Herden,
und die Täler bedecken sich mit Korn; sie jauchzen, ja, sie singen!
Kapitel 66
66,1 Dem Chorleiter. Ein Lied. Ein Psalm. Jauchzt Gott, alle Welt!
66,2
Besingt die Herrlichkeit seines Namens, macht herrlich sein Lob! 66,3
Sprecht zu Gott: Wie furchtbar sind deine Werke! Wegen der Größe
deiner Macht werden dir deine Feinde [Ergebung] heucheln.
66,4 Die
ganze Erde wird dich anbeten und dir Psalmen singen; sie wird deinen Namen
besingen.
66,5 Kommt und seht die Großtaten Gottes! Furchtbar ist
[sein] Tun gegenüber den Menschenkindern. 66,6 Er wandelte
das Meer in trockenes Land: durch den Strom gehen sie hinüber zu Fuß.
Dort haben wir uns an ihm gefreut.
66,7 Durch seine Macht herrscht
er auf ewig; seine Augen beobachten die Nationen, daß die Widerspenstigen
sich nicht erheben.
66,8 Preist, ihr Völker, unseren Gott, und laßt hören
den Klang seines Lobes; 66,9 der unsere Seele zum Leben bringt und
nicht zugelassen hat, daß unsere Füße wankten! 66,10
Denn du hast uns geprüft, Gott, du hast uns geläutert, wie man
Silber läutert. 66,11 Du hast uns ins Netz gehen lassen, hast
eine drückende Last auf unsere Hüften gelegt. 66,12 Du
hast Menschen über unseren Kopf reiten lassen; wir sind ins Feuer
und ins Wasser gekommen, aber du hast uns herausgeführt zum Überfluß.
66,13
Ich will eingehen in dein Haus mit Brandopfern, will dir erfüllen
meine Gelübde, 66,14 zu denen sich meine Lippen aufgetan haben
und die mein Mund ausgesprochen hat in meiner Not. 66,15 Brandopfer
von Mastvieh will ich dir opfern zusammen mit Opferrauch von Widdern; Rinder
mit Böcken will ich zubereiten.
66,16 Kommt, hört zu, alle, die ihr Gott fürchtet,
daß ich erzähle, was er an meiner Seele getan hat.
66,17
Zu ihm rief ich mit meinem Munde, und Erhebung [seines Namens] war unter
meiner Zunge. 66,18 Wenn ich es in meinem Herzen auf Frevel abgesehen
hätte, so würde der Herr nicht hören. 66,19 Doch
Gott hat gehört, er hat geachtet auf die Stimme meines Gebets. 66,20
Gepriesen sei Gott, der nicht verworfen hat mein Gebet noch seine Gnade
von mir [zurückzieht]!
Kapitel 67
67,1 Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Ein Psalm. Ein Lied.
67,2
Gott sei uns gnädig und segne uns, er lasse sein Angesicht leuchten
über uns,
67,3 daß man auf der Erde erkenne deinen Weg, unter allen
Nationen deine Hilfe! 67,4 Es sollen dich preisen die Völker,
Gott; es sollen dich preisen die Völker alle. 67,5 Es sollen
sich freuen und jubeln die Völkerschaften; denn du wirst die Völker
richten in Geradheit, und die Völkerschaften auf der Erde - du wirst
sie leiten.
67,6 Es sollen dich preisen die Völker, Gott; es sollen
dich preisen die Völker alle. 67,7 Die Erde gibt ihren Ertrag;
Gott, unser Gott, wird uns segnen. 67,8 Gott wird uns segnen, und
alle Enden der Erde werden ihn fürchten.
Kapitel 68
68,1 Dem Chorleiter. Von David. Ein Psalm. Ein Lied. 68,2
Gott wird sich erheben, es werden sich zerstreuen seine Feinde, und die
ihn hassen, werden fliehen vor seinem Angesicht. 68,3 Wie Rauch
auseinandergetrieben wird, so treibst du [sie] auseinander; wie Wachs vor
dem Feuer zerschmilzt, so werden die Gottlosen umkommen vor dem Angesicht
Gottes. 68,4 Aber freuen werden sich die Gerechten, sie werden frohlocken
vor dem Angesicht Gottes und jubeln in Freude. 68,5 Singt Gott,
spielt seinem Namen! Macht Bahn dem, der einherfährt durch die Wüsten.
Jah ist sein Name, und frohlockt vor ihm! 68,6 Ein Vater der Waisen
und ein Richter der Witwen ist Gott in seiner heiligen Wohnung. 68,7
Gott ist es, der Einsame zu Hause wohnen läßt, Gefangene hinausführt
ins Glück; Widerspenstige jedoch bleiben in der Dürre. 68,8
Gott, als du auszogst vor deinem Volk, als du einherschrittest durch die
Wüste,
68,9 bebte die Erde, auch troffen die Himmel vor Gott, dem vom
Sinai, vor Gott, dem Gott Israels. 68,10 Reichlich Regen gießt
du aus, Gott; dein Erbland - wenn es ermattet war, hast du selbst es wiederhergestellt.
68,11
Deine Schar ist darin seßhaft geworden; du sorgst in deiner Güte
für den Elenden, o Gott! 68,12 Der Herr erläßt einen
Ausspruch: `Siegesbotinnen, eine große Schar! 68,13 Die Könige
der Heere fliehen, sie fliehen! Und [auf der] Stätte des Hauses verteilt
[man] Beute: 68,14 - Wollt ihr zwischen den Hürden liegen?
- Die Flügel einer Taube, mit Silber überzogen und ihre Schwungfedern
mit grüngelbem Gold. 68,15 Wenn der Allmächtige Könige
im Land zerstreut, schneit es auf dem Zalmon.
68,16 Ein Berg Gottes
ist der Berg Basans, ein gipfelreicher Berg ist der Berg Basans.
68,17
Warum lauert ihr neidisch, ihr gipfelreichen Berge, auf den Berg, den Gott
zu seinem Wohnsitz begehrt hat? Ja, der HERR wird [dort] wohnen für
immer. 68,18 Der Wagen Gottes sind zehntausendmal Tausende, - Erhabenheit!;
der Herr ist unter ihnen, Sinai im Heiligtum.
68,19 Du bist hinaufgestiegen
zur Höhe, du hast Gefangene weggeführt, hast Gaben empfangen
bei den Menschen; und sogar Widerspenstige [sind bereit], sich Jah, Gott,
zu unterwerfen. 68,20 Gepriesen sei der Herr Tag für Tag! Er
trägt für uns [Last], Gott ist unsere Rettung.
68,21 Gott ist uns ein Gott der Rettungen, und in der Macht
des HERRN, des Herrn, stehen die Auswege vom Tod. 68,22 Gewiß,
Gott wird zerschmettern das Haupt seiner Feinde, den Haarscheitel dessen,
der da wandelt in seinen Verschuldungen.
68,23 Der Herr sprach:
`Ich werde zurückbringen aus Basan, zurückbringen aus den Tiefen
des Meeres, 68,24 damit du deinen Fuß in Blut badest, die
Zunge deiner Hunde von den Feinden ihr Teil habe. 68,25 Gesehen
haben sie deine Umzüge, o Gott, die Umzüge meines Gottes, meines
Königs, ins Heiligtum. 68,26 Voran gingen Sänger, danach
Saitenspieler, inmitten tamburinschlagender Mädchen.
68,27
`Preist Gott in Versammlungen, den HERRN, die ihr aus dem Quell Israels
seid! 68,28 Da sind Benjamin, der Jüngste, ihr Herrscher, die
Obersten Judas, ihre lärmende Menge; die Obersten Sebulons, die Obersten
Naftalis. 68,29 Entbiete, Gott, deine Macht, Gottes Macht, die du
für uns gewirkt hast 68,30 von deinem Tempel über Jerusalem!
Könige werden dir Geschenke bringen. 68,31 Schilt das Tier
des Schilfs, die Schar der Starken mit den Kälbern der Völker;
tritt denen entgegen, die nach Silber rennen. Zerstreue die Völker,
die Lust haben am Krieg! 68,32 Es werden kommen Bronzesachen aus
Ägypten; Äthiopien soll seine Hände ausstrecken zu Gott.
68,33 Ihr Königreiche der Erde, singt Gott, spielt dem Herrn,
68,34 ihm, der einherfährt auf den Himmeln, den Himmeln
der Vorzeit! Siehe, er läßt seine Stimme erschallen, eine mächtige
Stimme. 68,35 Gebt Gott Macht! Seine Hoheit ist über Israel
und seine Macht in den Wolken. 68,36 Furchtbar [bist du], Gott,
aus deinen Heiligtümern her. Der Gott Israels, er ist es, der Stärke
und Kraft gibt dem Volk. Gepriesen sei Gott!
Kapitel 69
69,1 Dem Chorleiter. Nach Schoschannim. Von David. 69,2 Rette
mich, Gott, denn Wasser sind bis an die Seele gekommen.
69,3 Ich
bin versunken in tiefen Schlamm, und kein fester Grund ist da; in Wassertiefen
bin ich gekommen, und die Flut schwemmt mich fort. 69,4 Ich bin
müde von meinem Rufen, entzündet ist meine Kehle; meine Augen
vergehen vom Harren auf meinen Gott.
69,5 Mehr als die Haare meines
Hauptes sind die, die mich ohne Ursache hassen; mächtig sind, die
mich verderben wollen, meine Feinde [sind sie] ohne Grund; was ich nicht
geraubt habe, das soll ich dann erstatten. 69,6 Du, o Gott, hast
meine Torheit erkannt, und meine Verschuldungen sind dir nicht verborgen.
69,7
Laß nicht durch mich beschämt werden, die auf dich hoffen, Herr,
HERR der Heerscharen! Laß nicht an mir zuschanden werden, die dich
suchen, Gott Israels! 69,8 Denn deinetwegen trage ich Hohn, hat
Schande bedeckt mein Antlitz.
69,9 Entfremdet bin ich meinen Brüdern
und ein Fremder geworden den Söhnen meiner Mutter. 69,10 Denn
der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt, und die Schmähungen derer,
die dich schmähen, sind auf mich gefallen. 69,11 Als ich weinte
[und] meine Seele fastete, da wurde es mir zu Schmähungen.
69,12
Als ich mich in Sacktuch kleidete, da wurde ich ihnen zum Sprichwort. 69,13
Die im Tore sitzen, reden über mich, und [auch] die Spottlieder der
Zecher. 69,14 Ich aber [richte] mein Gebet an dich, HERR, zur Zeit
des Wohlgefallens. O Gott, nach der Größe deiner Gnade, erhöre
mich durch die Treue deiner Hilfe! 69,15 Ziehe mich heraus aus dem
Schlamm, daß ich nicht versinke! Laß mich errettet werden von
denen, die mich hassen, und aus den Wassertiefen! 69,16 Laß
die Flut der Wasser mich nicht fortschwemmen und die Tiefe mich nicht verschlingen;
und laß die Grube ihren Mund nicht über mir verschließen!
69,17
Erhöre mich, HERR, denn gut ist deine Gnade; wende dich zu mir nach
der Größe deiner Erbarmungen! 69,18 Und verbirg dein
Angesicht nicht vor deinem Knecht, denn ich bin bedrängt; erhöre
mich eilends! 69,19 Nahe dich meiner Seele, erlöse sie; erlöse
mich um meiner Feinde willen! 69,20 Du, du hast meine Schmähung
erkannt und meine Schmach und meine Schande; vor dir sind alle meine Bedränger.
69,21
Der Hohn hat mein Herz gebrochen, und [es] ist unheilbar; und ich habe
auf Mitleid gewartet - aber [da war] keins; und auf Tröster, aber
ich habe keine gefunden. 69,22 Und sie gaben mir zur Speise Gift,
und in meinem Durst tränkten sie mich mit Essig.
69,23 Es werde
ihr Tisch vor ihnen zur Falle, und den Sorglosen zum Fallstrick!
69,24
Laß dunkel werden ihre Augen, daß sie nicht sehen; und laß
beständig ihre Hüften wanken! 69,25 Schütte über
sie aus deine Verwünschung, und deines Zornes Glut soll sie erreichen!
69,26 Verödet sei ihr Lagerplatz, in ihren Zelten sei kein
Bewohner! 69,27 Denn den du geschlagen hast, haben sie verfolgt,
und vom Schmerz deiner Verwundeten erzählen sie. 69,28 Füge
Schuld zu ihrer Schuld, und laß sie nicht hineinkommen in deine Gerechtigkeit!
69,29 Sie sollen ausgelöscht werden aus dem Buch des Lebens
und nicht eingeschrieben werden mit den Gerechten!
69,30 Ich aber
bin elend, und mir ist wehe; deine Rettung, o Gott, bringe mich in Sicherheit!
69,31 Loben will ich den Namen Gottes im Lied und ihn erheben mit
Dank.
69,32 Denn es wird dem HERRN wohlgefälliger sein als
ein Stier, ein Opferstier mit Hörnern und gespaltenen Hufen.
69,33
Die Sanftmütigen haben es gesehen, sie werden sich freuen; die ihr
Gott sucht, euer Herz soll leben! 69,34 Denn der HERR hört
auf die Armen, und seine Gefangenen verachtet er nicht. 69,35 Ihn
sollen loben Himmel und Erde, die Meere, und alles, was in ihnen wimmelt!
69,36
Denn Gott wird Zion retten und die Städte Judas bauen; und sie werden
dort wohnen und es besitzen. 69,37 Die Nachkommen seiner Knechte
werden es erben; und die seinen Namen lieben, werden darin wohnen.
Kapitel 70
70,1 Dem Chorleiter. Von David. Zum Gedächtnis. 70,2
Eile, Gott, mich zu retten, HERR, zu meiner Hilfe! 70,3 Es sollen
sich schämen und zuschanden werden, die nach meinem Leben trachten!
Es sollen zurückweichen und beschimpft sein, die Gefallen haben an
meinem Unglück! 70,4 Sie sollen umkehren wegen ihrer Schande,
die da sagen: Haha! Haha! 70,5 Frohlocken und deiner sich freuen
sollen alle, die dich suchen! Stets sollen sagen: `Groß ist Gott!,
die dein Heil lieben.
70,6 Ich aber bin elend und arm; o Gott, eile
zu mir! Mein Helfer und mein Retter bist du! HERR, zögere nicht!
Kapitel 71
71,1 Bei dir, HERR, habe ich mich geborgen. Laß mich niemals
beschämt werden! 71,2 In deiner Gerechtigkeit rette mich und
befreie mich! Neige dein Ohr zu mir und hilf mir.
71,3 Sei mir ein
Fels zur Wohnung, zu dem ich immer kommen kann! Du hast geboten, mich zu
retten. Denn mein Fels und meine Burg bist du. 71,4 Mein Gott, befreie
mich aus der Hand des Gottlosen, aus der Faust des Ungerechten und des
Gewalttätigen.
71,5 Denn meine Hoffnung bist du, Herr; HERR,
meine Zuversicht von meiner Jugend an. 71,6 Auf dich habe ich mich
gestützt von Mutterschosse an, vom Mutterleib hast du mich entbunden;
dir gilt stets mein Lobgesang. 71,7 Vielen bin ich wie ein Wunder;
du aber bist meine starke Zuflucht. 71,8 Mein Mund ist voll von
deinem Lob, von deinem Ruhm den ganzen Tag. 71,9 Verwirf mich nicht
zur Zeit des Alters; beim Schwinden meiner Kraft verlaß mich nicht!
71,10
Denn meine Feinde haben über mich geredet, und die nach meinem Leben
trachten, miteinander beratschlagt. 71,11 Sie sagen: Gott hat ihn
verlassen! Verfolgt und ergreift ihn, denn kein Retter ist da!
71,12
Gott, sei nicht fern von mir; mein Gott, eile mir zur Hilfe! 71,13
Zuschanden werden, vergehen sollen, die meine Seele beschuldigen; in Hohn
und Schande sollen sich hüllen, die mein Unglück suchen! 71,14
Ich aber will beständig harren und all dein Lob vermehren. 71,15
Mein Mund soll erzählen deine Gerechtigkeit, dein Retten den ganzen
Tag. Denn ich kenne [ihre] Zahl nicht. 71,16 Ich will kommen mit
den Machttaten des HERRN. Ich will preisen deine Gerechtigkeit, dich allein.
71,17 Gott! Du hast mich unterwiesen von meiner Jugend an, und bis
hierher verkündige ich deine Wundertaten.
71,18 Und auch bis
zum Alter und bis zum Greisentum verlaß mich nicht, o Gott, bis ich
verkündige deinen Arm dem [künftigen] Geschlecht, allen, die
da kommen werden, deine Macht 71,19 und deine Gerechtigkeit, o Gott,
bis zur Höhe, der du große Dinge getan hast, Gott, wer ist wie
du? 71,20 Der du uns viele und unheilvolle Nöte hast sehen
lassen, du wirst uns wieder beleben und uns aus den Tiefen der Erde wieder
heraufführen.
71,21 Du wirst meine Größe mehren
und dich wenden und mich trösten. 71,22 Dann will auch ich
dich preisen mit der Harfe, [preisen] deine Treue, mein Gott! Ich will
dir spielen mit der Zither, du Heiliger Israels! 71,23 Jubeln sollen
meine Lippen, wenn ich dir spiele, und meine Seele, die du erlöst
hast. 71,24 Auch meine Zunge soll von deiner Gerechtigkeit reden
den ganzen Tag; denn beschämt, denn mit Scham sind bedeckt worden,
die mein Unglück suchen.
Kapitel 72
72,1 Von Salomo. Gott, gib dem König deine Rechtssprüche
und deine Gerechtigkeit dem Königssohn, 72,2 daß er dein
Volk richte in Gerechtigkeit und deine Elenden nach Recht.
72,3
Es mögen dem Volk Heil tragen die Berge und die Hügel Gerechtigkeit.
72,4
Er schaffe Recht den Elenden des Volkes; bringe Hilfe den Kindern des Armen,
und den Unterdrücker zertrete er. 72,5 Und er möge lange
leben, solange die Sonne [scheint], solange der Mond [leuchtet], von Geschlecht
zu Geschlecht. 72,6 Er komme herab wie ein Regen auf die gemähte
Flur, wie Regenschauer als Befeuchtung auf das Land.
72,7 In seinen
Tagen wird der Gerechte blühen, und Fülle von Heil [wird sein],
bis der Mond nicht mehr ist.
72,8 Und er möge herrschen von
Meer zu Meer und vom Strom bis an die Enden der Erde. 72,9 Vor ihm
sollen sich beugen die Bewohner der Wüste, und seine Feinde sollen
den Staub lecken. 72,10 Die Könige von Tarsis und den Inseln
sollen Geschenke bringen, es sollen Tribute entrichten die Könige
von Scheba und Saba. 72,11 Und alle Könige sollen vor ihm niederfallen,
alle Nationen ihm dienen. 72,12 Denn retten wird er den Armen, der
um Hilfe ruft, und den Elenden und den, der keinen Helfer hat. 72,13
Er wird sich erbarmen des Geringen und des Armen, und das Leben der Armen
wird er retten.
72,14 Aus Bedrückung und Gewalttat wird er
ihr Leben erlösen, denn ihr Blut ist kostbar in seinen Augen. 72,15
Und er soll leben, und von dem Golde Schebas wird man ihm geben; und man
soll beständig für ihn beten, den ganzen Tag ihn segnen. 72,16
Überfluß an Getreide soll im Land sein; auf dem Gipfel der Berge
soll es wogen; wie der Libanon sei seine Frucht; sie sollen hervorblühen
aus der Stadt wie das Kraut der Erde. 72,17 Sein Name soll ewig
sein; vor der Sonne soll aufsprossen sein Name; und in ihm wird man sich
segnen; alle Nationen sollen ihn glücklich preisen.
72,18 Gepriesen
sei Gott, der HERR, der Gott Israels. Er tut Wunder, er allein! 72,19
Und gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit! Seine Herrlichkeit
erfülle die ganze Erde! Amen, ja Amen. 72,20 Es sind zu Ende
die Gebete Davids, des Sohnes Isais.
DRITTES BUCH
Kapitel 73
73,1 Ein Psalm. Von Asaf. Fürwahr, Gott ist Israel gut, denen,
die reinen Herzens sind. 73,2 Ich aber - fast wären meine Füße
ausgeglitten, beinahe hätten gewankt meine Schritte. 73,3 Denn
ich beneidete die Übermütigen, als ich das Wohlergehen der Gottlosen
sah. 73,4 Denn keine Qualen [haben sie bei] ihrem Tod, und wohlgenährt
ist ihr Leib. 73,5 In der Mühsal der Menschheit sind sie nicht,
und sie werden nicht wie die [anderen] Menschen geplagt. 73,6 Deshalb
umgibt sie Hochmut wie ein Halsgeschmeide, Gewalttat umhüllt sie wie
ein Gewand. 73,7 Es tritt aus dem Fett heraus ihr Auge; sie fahren
daher in den Einbildungen des Herzens. 73,8 Sie höhnen und
reden in Bosheit Bedrückendes, von oben herab reden sie. 73,9
Sie setzen in den Himmel ihren Mund, und ihre Zunge ergeht sich auf der
Erde. 73,10 Deshalb wendet sich hierher sein Volk, denn Wasser in
Fülle wird bei ihnen geschlürft. 73,11 Ja, sie sprechen:
Wie sollte Gott es wissen? Gibt es ein Wissen beim Höchsten?
73,12
Siehe, dies sind Gottlose, und immer sorglos, erwerben sie sich Vermögen.
73,13
Fürwahr, umsonst habe ich mein Herz rein gehalten und in Unschuld
gewaschen meine Hände;
73,14 doch ich wurde geplagt den ganzen
Tag, meine Züchtigung ist jeden Morgen da. 73,15 Wenn ich gesagt
hätte: Ich will ebenso reden, siehe, so hätte ich treulos gehandelt
an dem Geschlecht deiner Söhne. 73,16 Da dachte ich nach, um
dies zu begreifen. Eine Mühe war es in meinen Augen,
73,17
bis ich hineinging in das Heiligtum Gottes. Bedenken will ich [dort] ihr
Ende. 73,18 Fürwahr, auf schlüpfrige [Wege] stellst du
sie, du läßt sie in Täuschungen fallen.
73,19 Wie
sind sie so plötzlich zum Entsetzen geworden! Sie haben ein Ende gefunden,
sind umgekommen in Schrecken.
73,20 Wie einen Traum nach dem Erwachen,
so verachtest du, Herr, beim Aufstehen ihr Bild. 73,21 Als mein
Herz erbittert war und es mich in meinen Nieren stach, 73,22 da
war ich dumm und verstand nicht; [wie] ein Tier war ich bei dir. 73,23
Doch ich bin stets bei dir. Du hast meine rechte Hand gefaßt. 73,24
Nach deinem Rat leitest du mich, und nachher nimmst du mich in Herrlichkeit
auf. 73,25 Wen habe ich im Himmel? Und außer dir habe ich
an nichts Gefallen auf der Erde.
73,26 Mag auch mein Leib und mein
Herz vergehen - meines Herzens Fels und mein Teil ist Gott auf ewig. 73,27
Denn siehe, es werden umkommen die, die sich von dir fernhalten. Du bringst
zum Schweigen jeden, der dir die Treue bricht. 73,28 Ich aber: Gott
zu nahen ist mir gut. Ich habe meine Zuversicht auf den HERRN gesetzt,
zu erzählen alle deine Taten.
Kapitel 74
74,1 Ein Maskil. Von Asaf. Gott, warum hast du verworfen für
immer, [warum] raucht dein Zorn gegen die Herde deiner Weide? 74,2
Gedenke an deine Gemeinde, die du erworben hast vor alters, erlöst
zum Stamm deines Eigentums, an den Berg Zion, auf welchem du gewohnt hast!
74,3
Erhebe deine Schritte zu den ewigen Trümmern! Alles hat der Feind
im Heiligtum verwüstet. 74,4 Es brüllen deine Widersacher
inmitten deiner Versammlungsstätte. Sie haben ihre Zeichen als Zeichen
[des Sieges] gesetzt. 74,5 Es sieht aus, wie wenn man Äxte
emporhebt im Dickicht des Waldes. 74,6 Und jetzt - deine Schnitzereien
allesamt, mit Beilen und Brechstangen zerschlagen sie [sie]. 74,7
Sie haben dein Heiligtum in Brand gesteckt, bis auf den Grund entweiht
die Wohnung deines Namens. 74,8 Sie sprachen in ihrem Herzen: Laßt
sie uns allesamt niederzwingen! Sie haben alle Versammlungsstätten
Gottes im Lande verbrannt. 74,9 Zeichen für uns sehen wir nicht.
Kein Prophet ist mehr da, und keiner bei uns ist da, der weiß, bis
wann. 74,10 Bis wann, o Gott, soll höhnen der Bedränger,
soll der Feind deinen Namen verachten immerfort? 74,11 Warum ziehst
du deine Hand und deine Rechte zurück? [Zieh sie] hervor aus deinem
Gewandbausch, mach ein Ende! 74,12 Gott ist ja mein König von
alters her, der Heilstaten vollbringt auf der Erde. 74,13 Du hast
aufgestört das Meer durch deine Macht, hast zerschmettert die Häupter
der Wasserungeheuer auf den Wassern. 74,14 Du hast zerschlagen die
Köpfe des Leviathans, gabst ihn zur Speise den Haifischen des Meeres.
74,15
Du ließest Quelle und Bach hervorquellen, immerfließende Ströme
trocknetest du aus. 74,16 Dein ist der Tag, dein auch die Nacht.
Den Mond und die Sonne hast du bereitet. 74,17 Du hast festgelegt
alle Grenzen der Erde. Sommer und Winter, du hast sie geschaffen.
74,18
Denk daran: Der Feind hat gehöhnt, HERR, und ein törichtes Volk
hat deinen Namen verachtet. 74,19 Gib nicht den Raubtieren hin die
Seele deiner Turteltaube! Das Leben deiner Elenden vergiß nicht für
immer! 74,20 Schaue hin auf den Bund! Denn die Schlupfwinkel des
Landes sind voll von Stätten der Gewalttat.
74,21 Laß
den Unterdrückten nicht beschämt davongehen! Den Elenden und
Armen laß deinen Namen loben!
74,22 Stehe auf, Gott, führe
deinen Rechtsstreit! Gedenke deiner Verhöhnung durch den Toren den
ganzen Tag!
74,23 Vergiß nicht die Stimme deiner Widersacher,
das ständig aufsteigende Getöse derer, die sich gegen dich erheben.
Kapitel 75
75,1 Dem Chorleiter. [Nach der Melodie:] `Verdirb nicht! Ein Psalm.
Von Asaf. Ein Lied. 75,2 Wir preisen dich, Gott, wir preisen [dich].
Und nahe ist dein Name [denen, die] deine Wunder erzählen. 75,3
`Wenn mein Zeitpunkt gekommen ist, werde ich gerecht richten. 75,4
Wanken mag die Erde und alle ihre Bewohner, ich habe ihre Säulen festgestellt.
75,5 Ich sprach zu den Tobenden: Tobt nicht! Und zu den Gottlosen:
Erhebt nicht das Horn! 75,6 Erhebt nicht zur Höhe euer Horn!
Redet nicht Freches mit [stolz gerecktem] Hals! 75,7 Denn nicht
von Osten, noch von Westen, und nicht von Süden her [kommt] Erhöhung.
75,8
Denn Gott ist Richter. Diesen erniedrigt er, und jenen erhöht er.
75,9 Denn ein Becher ist in der Hand des HERRN, schäumender
Wein voll Würze. Und er schenkt daraus ein: Ja, seine Hefen müssen
schlürfen, müssen trinken alle Gottlosen der Erde. 75,10
Ich aber, ich will verkünden ewig, ich will spielen dem Gott Jakobs.
75,11
Alle Hörner der Gottlosen will ich abhauen. Es sollen erhöht
sein die Hörner des Gerechten.
Kapitel 76
76,1 Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Ein Psalm. Von Asaf. Ein Lied.
76,2
Bekannt ist Gott in Juda, in Israel ist groß sein Name.
76,3
In Salem entstand seine Hütte, und seine Wohnung auf dem Zion. 76,4
Dort zerstörte er des Bogens Brände, Schild und Schwert und Krieg.
76,5 Glanzvoller bist du, herrlicher als die Berge des Raubes.
76,6
Beraubt stehen da die Starkherzigen, sie schlafen ihren Schlaf; und keiner
der starken Männer findet seine Hände. 76,7 Von deinem
Schelten, Gott Jakobs, sinken in tiefen Schlaf Wagen wie Roß.
76,8
Du, du bist furchtbar, und wer kann vor dir bestehen, sobald du zürnst!
76,9
Du ließest Gericht hören vom Himmel her. Die Erde fürchtete
sich und wurde stille, 76,10 als Gott aufstand zum Gericht, um zu
retten alle Demütigen auf Erden.
76,11 Denn [selbst] der Grimm des Menschen wird dich preisen;
[auch noch] mit dem Rest des Grimmes wirst du dich gürten.
76,12
Sprecht Gelübde und erfüllt sie dem HERRN, eurem Gott, alle,
die ihr rings um ihn her seid. Bringt Geschenke dem Furchtbaren! 76,13
Er demütigt den Geist der Fürsten, er ist furchtbar den Königen
der Erde.
Kapitel 77
77,1 Dem Chorleiter. Nach Jedutum. Von Asaf. Ein Psalm.
77,2
Meine Stimme [ruft] zu Gott, und ich will schreien! Meine Stimme [ruft]
zu Gott, daß er mir Gehör schenke.
77,3 Am Tag meiner
Drangsal suchte ich den Herrn. Meine Hand war des Nachts ausgestreckt und
ließ nicht ab. Meine Seele weigerte sich, getröstet zu werden.
77,4
Gedenke ich an Gott, so stöhne ich. Sinne ich nach, so verzagt mein
Geist.
77,5 Du hieltest [offen] die Lider meiner Augen; ich war voll
Unruhe und redete nicht. 77,6 Ich durchdachte die Tage vor alters.
Der Jahre der Urzeit gedachte ich. 77,7 Ich sann nach des Nachts;
in meinem Herzen überlegte ich, und es forschte mein Geist. 77,8
Wird der Herr auf ewig verwerfen und künftig keine Gunst mehr erweisen?
77,9
Ist seine Gnade für immer zu Ende? Hat das Wort aufgehört von
Geschlecht zu Geschlecht? 77,10 Hat Gott vergessen, gnädig
zu sein? Hat er im Zorn verschlossen seine Erbarmungen?
77,11 Da sprach ich: Das ist mein Schmerz, daß sich die
Rechte des Höchsten geändert hat. 77,12 Ich will gedenken
der Taten Jahs; ja, deiner Wunder von alters her will ich gedenken. 77,13
Ich will nachdenken über all dein Tun, und über deine Taten will
ich sinnen. 77,14 Gott! Dein Weg ist im Heiligtum. Wer ist ein so
großer Gott wie unser Gott? 77,15 Du bist der Gott, der Wunder
tut, du hast deine Stärke kundgetan unter den Völkern. 77,16
Du hast dein Volk erlöst mit [deinem] Arm, die Söhne Jakobs und
Josephs.
77,17 Dich sahen die Wasser, Gott, dich sahen die Wasser: sie
bebten; ja, es erzitterten die Tiefen. 77,18 Die Wolken ergossen
Wasser, das Gewölk ließ eine Stimme erschallen, und deine Pfeile
fuhren hin und her. 77,19 Die Stimme deines Donners war im Wirbelwind.
Blitze erleuchteten die Welt. Es zitterte und bebte die Erde. 77,20
Durch das Meer [führt] dein Weg und deine Pfade durch große
Wasser. Doch deine Fußspuren erkannte niemand. 77,21 Wie eine
Herde hast du dein Volk geleitet durch die Hand Moses und Aarons.
Kapitel 78
78,1 Ein Maskil. Von Asaf. Höre, mein Volk, auf meine Weisung!
Neigt euer Ohr zu den Worten meines Mundes! 78,2 Ich will meinen
Mund öffnen zu einem Spruch, will hervorbringen Rätsel aus der
Vorzeit. 78,3 Was wir gehört und erfahren und unsere Väter
uns erzählt haben, 78,4 wollen wir nicht verhehlen ihren Söhnen
und dem künftigen Geschlecht erzählen die Ruhmestaten des HERRN
und seine Macht und seine Wunder, die er getan hat. 78,5 Denn er
hat ein Zeugnis aufgerichtet in Jakob und ein Gesetz aufgestellt in Israel
und gebot unseren Vätern, sie ihren Söhnen kundzutun,
78,6
damit das künftige Geschlecht sie kenne, die Söhne, die geboren
werden sollten, und [auch] sie aufständen und sie ihren Söhnen
erzählten. 78,7 Damit sie auf Gott ihr Vertrauen setzten und
die Taten Gottes nicht vergäßen und seine Gebote befolgten.
78,8
Damit sie nicht würden wie ihre Väter, ein widersetzliches und
widerspenstiges Geschlecht, ein Geschlecht, dessen Herz nicht fest war
und dessen Geist nicht treu war gegen Gott, 78,9 [wie] die Söhne
Ephraims, gerüstete Bogenschützen, sich wendeten am Tag des Kampfes.
78,10
Sie hielten nicht den Bund Gottes und weigerten sich, nach seinem Gesetz
zu wandeln. 78,11 Sie vergaßen seine Taten und seine Wunder,
die er sie hatte schauen lassen.
78,12 Er tat Wunder vor ihren Vätern
im Lande Ägypten, dem Gebiet Zoans. 78,13 Er spaltete das Meer
und ließ sie hindurchgehen, er ließ die Wasser stehen wie einen
Damm.
78,14 Er leitete sie des Tages mit der Wolke und die ganze
Nacht mit dem Licht eines Feuers. 78,15 Er spaltete Felsen in der
Wüste und tränkte sie reichlich, wie mit Urfluten.
78,16
Er ließ Bäche hervorkommen aus dem Felsen und Wasser herablaufen
wie Flüsse. 78,17 Doch sie fuhren weiter fort, gegen ihn zu
sündigen, sich gegen den Höchsten widerspenstig zu zeigen in
der Wüste. 78,18 Sie versuchten Gott in ihrem Herzen, indem
sie Speise forderten für ihr Gelüste. 78,19 Und sie redeten
gegen Gott; sie sprachen: Sollte Gott imstande sein, [uns] in der Wüste
einen Tisch zu bereiten? 78,20 Siehe, den Felsen hat er [zwar] geschlagen,
und Wasser flossen [heraus], und Bäche strömten. Wird er [aber]
auch Brot geben können, oder wird er seinem Volk Fleisch verschaffen?
78,21
Darum, als der HERR es hörte, wurde er zornig, und Feuer entzündete
sich gegen Jakob, und auch Zorn stieg auf gegen Israel,
78,22 weil
sie Gott nicht glaubten und nicht vertrauten auf seine Hilfe.
78,23
Und doch hat er den Wolken oben geboten und die Türen des Himmels
geöffnet. 78,24 Und hat Manna auf sie regnen lassen, daß
sie es äßen, und ihnen Himmelsgetreide gegeben. 78,25
Ein jeder aß Brot der Starken. Speise sandte er ihnen bis zur Sättigung.
78,26
Er ließ den Ostwind losbrechen am Himmel und trieb durch seine Stärke
den Südwind herbei. 78,27 Er ließ Fleisch auf sie regnen
wie Staub und Vögel wie Sand der Meere, 78,28 und ließ
[sie] mitten in sein Lager fallen, rings um seine Wohnungen.
78,29
Da aßen sie und wurden sehr satt, und was sie verlangten, brachte
er ihnen. 78,30 Sie hatten sich noch nicht abgewendet von ihrem
Verlangen, ihre Speise war noch in ihrem Mund, 78,31 da stieg der
Zorn Gottes gegen sie auf. Er brachte [viele] unter ihren stattlichen Leuten
um. Die jungen Männer Israels streckte er nieder. 78,32 Trotz
alledem sündigten sie weiter und glaubten nicht an seine Wunder.
78,33
Da ließ er in Nichtigkeit hinschwinden ihre Tage und ihre Jahre in
Schrecken. 78,34 Wenn er sie umbrachte, dann fragten sie nach ihm,
kehrten um und suchten nach Gott. 78,35 Und sie gedachten daran,
daß Gott ihr Fels sei und Gott, der Höchste, ihr Erlöser.
78,36
Doch sie betrogen ihn mit ihrem Mund, und mit ihrer Zunge belogen sie ihn.
78,37 Denn ihr Herz war nicht fest ihm gegenüber, und sie blieben
nicht treu an seinem Bund. 78,38 Er aber war barmherzig, er vergab
die Schuld und vertilgte nicht; und oftmals wandte er seinen Zorn ab und
ließ nicht erwachen seinen ganzen Grimm. 78,39 Er dachte daran,
daß sie Fleisch sind, ein Hauch, der dahinfährt und nicht wiederkehrt.
78,40
Wie oft waren sie widerspenstig gegen ihn in der Wüste, betrübten
ihn in der Einöde! 78,41 Immer wieder versuchten sie Gott und
kränkten den Heiligen Israels.
78,42 Sie gedachten nicht an
seine Hand, an den Tag, da er sie von dem Bedränger erlöste,
V. 43-51: Ps 105,27-36.
78,43 als er seine Zeichen tat in Ägypten und seine Wunder
im Gebiet Zoans: 78,44 Er verwandelte ihre Ströme in Blut und
ihre Bäche, so daß sie nicht mehr trinken konnten. 78,45
Er sandte Hundsfliegen unter sie, die sie fraßen, und Frösche,
die ihnen Verderben brachten.
78,46 Ihren Ertrag gab er der Schabe,
und was sie erarbeitet hatten, der Heuschrecke. 78,47 Ihren Weinstock
zerschlug er mit Hagel, ihre Maulbeerbäume mit Schlossen. 78,48
Und er gab ihr Vieh dem Hagel preis und ihre Herden den Blitzen.
78,49
Er ließ gegen sie los seines Zornes Glut, Grimm, Verwünschung
und Bedrängnis, eine Schar von Unheilsboten.
78,50 Er bahnte
seinem Zorn einen Weg, er entzog ihre Seele nicht dem Tod und gab ihr Leben
der Pest preis. 78,51 Er schlug alle Erstgeburt in Ägypten,
die Erstlinge der Kraft in den Zelten Hams. 78,52 Und er ließ
sein Volk aufbrechen wie die Schafe und leitete sie wie eine Herde in der
Wüste.
78,53 Er führte sie sicher, so daß sie sich
nicht fürchteten; und ihre Feinde bedeckte das Meer. 78,54
Er brachte sie in sein heiliges Land, zu diesem Berg, den seine Rechte
erworben hat. 78,55 Er vertrieb Nationen vor ihnen und verteilte
sie mit der Meßschnur des Erbes und ließ in ihren Zelten wohnen
die Stämme Israels. 78,56 Aber sie versuchten Gott, den Höchsten,
und waren widerspenstig [gegen ihn]; und seine Mahnungen beachteten sie
nicht. 78,57 Sie wurden abtrünnig und handelten treulos wie
ihre Väter. Sie versagten wie ein schlaffer Bogen. 78,58 Und
sie erbitterten ihn durch ihre Höhen und reizten ihn zur Eifersucht
mit ihren Götzenbildern. 78,59 Gott hörte es und ergrimmte,
und er verwarf Israel völlig. 78,60 Er gab die Wohnung zu Silo
auf, das Zelt, in dem er unter den Menschen wohnte. 78,61 Und er
gab seine Kraft in Gefangenschaft und seine Herrlichkeit in die Hand des
Bedrängers. 78,62 Er gab sein Volk dem Schwert preis, und gegen
sein Erbe ergrimmte er. 78,63 Seine jungen Männer fraß
das Feuer, und seine Jungfrauen wurden nicht besungen. 78,64 Seine
Priester fielen durch das Schwert, und seine Witwen weinten nicht. 78,65
Da erwachte der Herr wie ein Schlafender, wie ein Held, der nüchtern
wird vom Wein. 78,66 Und er schlug seine Bedränger zurück,
ewige Schande bereitete er ihnen. 78,67 Und er verwarf das Zelt
Josephs, und den Stamm Ephraim erwählte er nicht, 78,68 sondern
er erwählte den Stamm Juda, den Berg Zion, den er geliebt hat. 78,69
Er baute sein Heiligtum wie [Himmels-]Höhen, wie die Erde, die er
auf ewig gegründet hat. 78,70 Er erwählte David, seinen
Knecht, und nahm ihn weg von den Hürden der Schafe. 78,71 Von
den Muttertieren weg holte er ihn, daß er Jakob, sein Volk, weidete
und Israel, sein Erbteil. 78,72 Und er weidete sie nach der Lauterkeit
seines Herzens, und mit der Geschicklichkeit seiner Hände leitete
er sie.
Kapitel 79
79,1 Ein Psalm. Von Asaf. Gott! Nationen sind in dein Erbteil gekommen,
haben deinen heiligen Tempel verunreinigt, haben Jerusalem zu Trümmerhaufen
gemacht. 79,2 Die Leichen deiner Knechte haben sie den Vögeln
des Himmels zum Fraß gegeben, das Fleisch deiner Frommen den wilden
Tieren des Feldes. 79,3 Sie haben ihr Blut wie Wasser vergossen
rings um Jerusalem, und niemand war da, der begraben hätte. 79,4
Wir sind ein Hohn geworden unseren Nachbarn, ein Spott und Schimpf denen,
die uns umgeben. 79,5 Bis wann, HERR, willst du immerfort zürnen,
soll wie Feuer brennen dein Eifer? 79,6 Schütte deinen Zorn
aus über die Nationen, die dich nicht erkennen, auf die Königreiche,
die deinen Namen nicht anrufen! 79,7 Denn sie haben Jakob aufgezehrt,
sein Weidegebiet haben sie verwüstet.
79,8 Rechne uns nicht
an die Schuld der Vorfahren; laß uns dein Erbarmen eilends entgegenkommen!
Denn wir sind sehr gering geworden. 79,9 Hilf uns, Gott unseres
Heils, um der Ehre deines Namens willen. Rette uns und vergib unsere Sünden
um deines Namens willen! 79,10 Warum sollen die Nationen sagen:
Wo ist ihr Gott? Laß unter den Nationen vor unseren Augen kundwerden,
daß du das vergossene Blut deiner Knechte rächst! 79,11
Laß vor dich kommen das Seufzen des Gefangenen; nach der Größe
deines Armes laß übrigbleiben die Kinder des Todes! 79,12
Und gib unseren Nachbarn siebenfach in ihren Schoß zurück ihren
Hohn, mit dem sie dich gehöhnt haben, Herr! 79,13 Wir aber
sind dein Volk und die Herde deiner Weide. Wir wollen dich ewig preisen,
von Geschlecht zu Geschlecht dein Lob erzählen!
Kapitel 80
80,1 Dem Chorleiter. Nach Schoschannim. Ein Zeugnis. Von Asaf. Ein
Psalm. 80,2 Du Hirte Israels, der du Joseph leitest wie eine Herde,
höre doch! Der du thronst auf den Cherubim, strahle hervor! 80,3
Vor Ephraim, Benjamin und Manasse erwecke deine Macht und komm zu unserer
Rettung! 80,4 O Gott! Stelle uns wieder her! Laß dein Angesicht
leuchten, so werden wir gerettet. 80,5 HERR, Gott der Heerscharen!
Bis wann zürnst du trotz des Gebets deines Volkes? 80,6 Du
hast sie mit Tränenbrot gespeist, sie in reichem Maß getränkt
mit Tränen. 80,7 Du setztest uns zum Streit unseren Nachbarn,
und unsere Feinde spotten über uns.
80,8 Gott der Heerscharen!
Stelle uns wieder her! Laß dein Angesicht leuchten, so werden wir
gerettet. 80,9 Einen Weinstock hobst du aus aus Ägypten. Du
vertriebst Nationen und pflanztest ihn ein. 80,10 Du machtest Raum
vor ihm, und er schlug Wurzeln und erfüllte das Land. 80,11
Die Berge wurden bedeckt von seinem Schatten, von seinen Ästen die
Zedern Gottes.
80,12 Er streckte seine Zweige aus bis ans Meer,
bis zum Strom hin seine Triebe. 80,13 Warum hast du seine Mauern
niedergerissen, so daß ihn alle berupfen, die des Weges kommen? 80,14
Es frißt ihn ab das Wildschwein aus dem Wald, das Wild des Feldes
weidet ihn ab.
80,15 Gott der Heerscharen! Kehre doch zurück!
Schau vom Himmel und sieh! Und suche diesen Weinstock heim! 80,16
Und beschirme, was deine Rechte gepflanzt hat, den Sohn, den du dir hast
stark werden lassen. 80,17 Er ist mit Feuer verbrannt, er ist abgehauen.
Vor dem Schelten deines Angesichtes kommen sie um.
80,18 Deine Hand
sei über dem Mann deiner Rechten, über dem Menschensohn, den
du dir hast stark werden lassen.
80,19 So werden wir nicht von dir
abweichen. Belebe uns, und wir werden deinen Namen anrufen. 80,20
HERR, Gott der Heerscharen! Stelle uns wieder her! Laß dein Angesicht
leuchten, so werden wir gerettet.
Kapitel 81
81,1 Dem Chorleiter. Auf der Gittit. Von Asaf. 81,2 Jubelt
Gott zu, unserer Stärke! Jauchzt dem Gott Jakobs!
81,3 Hebt
an den Gesang, und laßt das Tamburin ertönen, die liebliche
Zither samt der Harfe! 81,4 Stoßt am Neumond in das Horn,
am Vollmond zum Tag unseres Festes! 81,5 Denn eine Ordnung für
Israel ist dies, eine Verordnung des Gottes Jakobs. 81,6 Er setzte
es ein als ein Zeugnis in Joseph, als er auszog gegen das Land Ägypten.
Eine Sprache höre ich, die ich [bisher] nicht kannte: 81,7
Ich habe von der Last befreit seine Schulter, seine Hände lösten
sich vom Tragkorb. 81,8 In der Bedrängnis riefst du, und ich
befreite dich. Ich antwortete dir im Donnergewölk. Ich prüfte
dich an den Wassern von Meriba.
81,9 Höre, mein Volk, ich will dich warnen. Israel, wenn
du mir doch gehorchtest! 81,10 Es soll kein fremder Gott bei dir
sein, und du sollst nicht anbeten einen Gott des Auslands. 81,11
Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten herausgeführt
hat. Tue deinen Mund weit auf, und ich will ihn füllen. 81,12
Aber mein Volk hat nicht auf meine Stimme gehört, und Israel ist mir
nicht willig gewesen. 81,13 Da gab ich sie dahin in die Verstocktheit
ihres Herzens. Sie wandelten nach ihren Ratschlägen.
81,14
O daß mein Volk auf mich hörte, Israel in meinen Wegen wandelte!
81,15
Bald würde ich ihre Feinde beugen, meine Hand wenden gegen ihre Bedränger.
81,16 Die den HERRN hassen, würden ihm [Ergebung] heucheln,
ihre Zeit würde ewig sein. 81,17 Mit dem besten Weizen würde
ich es speisen, und mit Honig aus dem Felsen würde ich es sättigen.
Kapitel 82
82,1 Ein Psalm. Von Asaf. Gott steht in der Gottesversammlung, inmitten
der Götter richtet er. 82,2 Bis wann wollt ihr ungerecht richten
und die Gottlosen begünstigen?
82,3 Schafft Recht dem Geringen und der Waise, dem Elenden und
dem Bedürftigen laßt Gerechtigkeit widerfahren!
82,4
Rettet den Geringen und den Armen, entreißt ihn der Hand der Gottlosen!
82,5
Sie erkennen nichts und verstehen nichts, im Dunkeln laufen sie umher.
Es wanken alle Grundfesten der Erde. 82,6 Ich sagte [zwar]: Ihr
seid Götter, Söhne des Höchsten seid ihr alle! 82,7
Doch wie ein Mensch werdet ihr sterben, wie einer der Obersten werdet ihr
fallen. 82,8 Stehe auf, o Gott, richte die Erde! Denn du sollst
zum Erbteil haben alle Nationen.
Kapitel 83
83,1 Ein Lied. Ein Psalm. Von Asaf. 83,2 Gott, schweige nicht!
Verstumme nicht, und sei nicht stille, o Gott! 83,3 Denn siehe,
deine Feinde toben, und die dich hassen, erheben das Haupt. 83,4
Gegen dein Volk planen sie listige Anschläge, und sie beraten sich
gegen die, die bei dir geborgen sind. 83,5 Sie sprechen: Kommt und
laßt uns sie als Nation vertilgen, daß nicht mehr gedacht werde
des Namens Israel! 83,6 Denn sie haben sich beraten mit einmütigem
Herzen, sie haben einen Bund gegen dich geschlossen: 83,7 Die Zelte
Edoms und die Ismaeliter, Moab und die Hageriter, 83,8 Gebal und
Ammon und Amalek, Philistäa samt den Bewohnern von Tyrus.
83,9
Auch Assur hat sich ihnen angeschlossen. Sie sind zu einem Arm geworden
den Söhnen Lots.
83,10 Tu ihnen wie Midian, wie Sisera, wie Jabin am Bach Kischon!
83,11
Sie wurden vertilgt zu En-Dor, sie wurden dem Erdboden zum Dünger!
83,12 Mache sie, ihre Edlen, wie Oreb und wie Seeb, und wie Sebach
und wie Zalmunna alle ihre Fürsten! 83,13 Die gesagt haben:
Laßt uns in Besitz nehmen die Weideplätze Gottes!
83,14
Mein Gott, mache sie gleich der Raddistel, wie Spreu vor dem Wind! 83,15
Wie Feuer den Wald verbrennt und wie eine Flamme die Berge entzündet,
83,16
so verfolge sie mit deinem Wetter, und mit deinem Sturmwind schrecke sie!
83,17 Bedecke ihr Gesicht mit Schande, damit sie deinen Namen, HERR,
suchen! 83,18 Laß sie beschämt und erschreckt sein für
immer, mit Scham bedeckt sein und umkommen, 83,19 damit sie erkennen,
daß du allein - HERR ist [ja] dein Name! - der Höchste bist
über die ganze Erde!
Kapitel 84
84,1 Dem Chorleiter. Auf der Gittit. Von den Söhnen Korachs.
Ein Psalm. 84,2 Wie lieblich sind deine Wohnungen, HERR der Heerscharen!
84,3
Es sehnt sich, ja, es schmachtet meine Seele nach den Vorhöfen des
HERRN, mein Herz und mein Leib, sie jauchzen dem lebendigen Gott [entgegen].
84,4
Auch der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für
sich, wo sie ihre Jungen hingelegt hat - deine Altäre, HERR der Heerscharen,
mein König und mein Gott! 84,5 Glücklich sind, die in
deinem Haus wohnen. Stets werden sie dich loben.
84,6 Glücklich ist der Mensch, dessen Stärke in dir
ist, in dessen Herz gebahnte Wege sind! 84,7 Sie gehen durch das
Tränental und machen es zu einem Quellort. Ja, mit Segnungen bedeckt
es der Frühregen. 84,8 Sie gehen von Kraft zu Kraft. Sie erscheinen
vor Gott in Zion. 84,9 HERR, Gott der Heerscharen, höre mein
Gebet! Vernimm es, o Gott Jakobs!
84,10 Blicke doch, o Gott, auf unseren Schild! Schaue an das
Antlitz deines Gesalbten! 84,11 Denn ein Tag in deinen Vorhöfen
ist besser als [sonst] tausend. Ich will lieber an der Schwelle stehen
im Haus meines Gottes als wohnen in den Zelten der Gottlosen. 84,12
Denn Gott, der HERR, ist Sonne und Schild. Gnade und Herrlichkeit wird
der HERR geben, kein Gutes vorenthalten denen, die in Lauterkeit wandeln.
84,13
HERR der Heerscharen! Glücklich ist der Mensch, der auf dich vertraut!
Kapitel 85
85,1 Dem Chorleiter. Von den Söhnen Korachs. Ein Psalm.
85,2
HERR, du hast Gefallen gefunden an deinem Land, hast die Gefangenschaft
Jakobs gewendet. 85,3 Du hast vergeben die Ungerechtigkeit deines
Volkes, alle ihre Sünde hast du zugedeckt.
85,4 Du hast zurückgezogen all deinen Grimm, hast dich
abgewandt von der Glut deines Zorns. 85,5 Stelle uns wieder her,
Gott unseres Heils, und mache deinem Unwillen gegen uns ein Ende! 85,6
Willst du uns ewig zürnen? Willst du deinen Zorn währen lassen
von Geschlecht zu Geschlecht?
85,7 Willst du uns nicht wieder beleben,
daß dein Volk sich in dir freue? 85,8 Laß uns, HERR,
deine Gnade sehen, und gewähre uns dein Heil! 85,9 Hören
will ich, was Gott, was der HERR reden wird; gewiß wird er Frieden
ansagen seinem Volk und seinen Frommen, doch sollen sie nicht zur Torheit
zurückkehren. 85,10 Fürwahr, nahe ist sein Heil denen,
die ihn fürchten, damit Herrlichkeit wohne in unserem Land. 85,11
Gnade und Wahrheit sind sich begegnet, Gerechtigkeit und Frieden haben
sich geküßt.
85,12 Wahrheit wird sprossen aus der Erde,
Gerechtigkeit herniederschauen vom Himmel. 85,13 Auch wird der HERR
das Gute geben, und unser Land wird seinen Ertrag bringen. 85,14
Gerechtigkeit wird vor ihm hergehen, und er wird ihre Tritte zum Weg machen.
Kapitel 86
86,1 Ein Gebet. Von David. Neige, o HERR, dein Ohr, erhöre
mich! Denn ich bin elend und arm. 86,2 Bewahre meine Seele, denn
ich bin fromm! Rette deinen Knecht, der auf dich vertraut! Du bist doch
mein Gott! 86,3 Sei mir gnädig, Herr! Denn zu dir rufe ich
den ganzen Tag. 86,4 Erfreue die Seele deines Knechtes! Denn zu
dir, Herr, erhebe ich meine Seele. 86,5 Denn du, Herr, bist gut
und zum Vergeben bereit, groß an Gnade gegen alle, die dich anrufen.
86,6
HERR, höre mein Gebet! Horche auf die Stimme meines Flehens!
86,7
Am Tag meiner Bedrängnis rufe ich dich an, denn du erhörst mich.
86,8 Keiner ist wie du, Herr, unter den Göttern, und nichts
gleicht deinen Werken. 86,9 Alle Nationen, die du gemacht hast,
werden kommen und vor dir anbeten, Herr, und deinen Namen verherrlichen.
86,10
Denn groß bist du und tust Wunder, du bist Gott, du allein. 86,11
Lehre mich, HERR, deinen Weg: ich will wandeln in deiner Wahrheit! Fasse
mein Herz zusammen zur Furcht deines Namens. 86,12 Ich will dich
preisen, Herr, mein Gott, mit meinem ganzen Herzen und deinen Namen ewig
verherrlichen. 86,13 Denn deine Gnade ist groß gegen mich,
und du hast meine Seele errettet aus dem tiefsten Totenreich.
86,14
O Gott! Übermütige sind gegen mich aufgestanden; die Rotte der
Gewalttätigen trachtet nach meinem Leben; und sie haben dich nicht
vor sich gestellt. 86,15 Du aber, Herr, bist ein barmherziger und
gnädiger Gott, langsam zum Zorn und groß an Gnade und Wahrheit.
86,16
Wende dich zu mir und sei mir gnädig! Gewähre deinem Knecht deine
Kraft, rette den Sohn deiner Magd! 86,17 Wirke an mir ein Zeichen
zum Guten, daß die, die mich hassen, es sehen und beschämt werden,
weil du, HERR, mir geholfen und mich getröstet hast.
Kapitel 87
87,1 Von den Söhnen Korachs. Ein Psalm. Ein Lied. Seine Gründung
ist auf den heiligen Bergen. 87,2 Der HERR liebt die Tore des Zion
mehr als alle Wohnungen Jakobs. 87,3 Herrliches ist über dich
geredet, du Stadt Gottes.
87,4 Ich will Rahab und Babel erwähnen bei denen, die mich
kennen; siehe, Philistäa und Tyrus samt Kusch. Dieser ist dort geboren.
87,5
Von Zion aber wird gesagt werden: Mann für Mann ist darin geboren.
Und der Höchste, er wird es befestigen. 87,6 Der HERR wird
schreiben beim Verzeichnen der Völker: Dieser ist dort geboren.
87,7 Und singend und den Reigen tanzend [werden sie sagen]:
Alle meine Quellen sind in dir!
Kapitel 88
88,1 Ein Lied. Ein Psalm. Von den Söhnen Korachs . Dem Chorleiter.
Nach Machalath zu singen. Ein Maskil. Von Heman, dem Esrachiter . 88,2
HERR, Gott meines Heils! Des Tages habe ich geschrien und des Nachts vor
dir. 88,3 Es komme vor dich mein Gebet! Neige dein Ohr zu meinem
Schreien! 88,4 Denn satt ist meine Seele vom Leiden, und mein Leben
ist nahe dem Scheol. 88,5 Ich bin gerechnet zu denen, die in die
Grube hinabfahren. Ich bin wie ein Mann, der keine Kraft hat,
88,6
unter die Toten hingestreckt, wie Erschlagene, die im Grab liegen, derer
du nicht mehr gedenkst. Denn sie sind von deiner Hand abgeschnitten. 88,7
Du hast mich in die tiefste Grube gelegt, in Finsternisse, in Tiefen. 88,8
Auf mir liegt schwer dein Zorn, und mit allen deinen Wellen hast du mich
niedergedrückt.
88,9 Meine Bekannten hast du von mir entfernt, hast mich ihnen
zum Abscheu gemacht. Ich bin eingeschlossen und kann nicht herauskommen.
88,10
Mein Auge verschmachtet vor Elend. Zu dir rufe ich, HERR, den ganzen Tag.
Ich strecke meine Hände aus zu dir. 88,11 Wirst du an den Toten
Wunder tun? Oder werden die Gestorbenen aufstehen, dich preisen?
88,12 Wird von deiner Gnade erzählt werden im Grab, im
Abgrund von deiner Treue? 88,13 Werden in der Finsternis bekannt
werden deine Wunder, und deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens? 88,14
Ich aber, o HERR, schreie zu dir, und am Morgen möge dir mein Gebet
begegnen. 88,15 Warum, HERR, verwirfst du meine Seele, verbirgst
du dein Angesicht vor mir? 88,16 Elend bin ich und todkrank von
Jugend auf. Ich trage deine Schrecken, bin verwirrt. 88,17 Deine
Zorngluten sind über mich hingegangen, deine Schrecknisse haben mich
vernichtet. 88,18 Sie umgeben mich wie Wasser den ganzen Tag, sie
umringen mich allesamt. 88,19 Du hast mir entfremdet Freund und
Nachbarn. Meine Bekannten sind Finsternis.
Kapitel 89
89,1 Ein Maskil. Von Etan, dem Esrachiter. 89,2 Die Gnadenerweise
des HERRN will ich ewig besingen, von Geschlecht zu Geschlecht mit meinem
Mund deine Treue verkündigen. 89,3 Denn ich sagte: Auf ewig
wird die Gnade gebaut werden. In den Himmeln wirst du festgründen
deine Treue. 89,4 Einen Bund habe ich mit meinem Auserwählten
geschlossen, habe David, meinem Knecht, geschworen: 89,5 `Bis in
Ewigkeit will ich deiner Nachkommenschaft Bestand geben und für alle
Geschlechter bauen deinen Thron.
89,6 Die Himmel werden deine Wunder preisen, HERR, ja, deine
Treue in der Versammlung der Heiligen. 89,7 Denn wer in den Wolken
ist mit dem HERRN zu vergleichen? Wer ist dem HERRN gleich unter den Göttersöhnen?
89,8
Gott ist gefürchtet im Kreis der Heiligen, groß ist er und furchtbar
über alle, die rings um ihn her sind. 89,9 HERR, Gott der Heerscharen!
Wer ist stark wie du, Jah? Deine Treue ist rings um dich her. 89,10
Du beherrschst des Meeres Toben, erheben sich seine Wogen - du stillst
sie. 89,11 Du hast Rahab zertreten wie einen Erschlagenen. Mit deinem
starken Arm hast du deine Feinde zerstreut.
89,12 Dein sind die
Himmel, und dein ist die Erde. Die Welt und ihre Fülle, du hast sie
gegründet. 89,13 Norden und Süden, du hast sie erschaffen.
Tabor und Hermon jubeln in deinem Namen.
89,14 Du hast einen gewaltigen
Arm, stark ist deine Hand, erhoben deine Rechte.
89,15 Gerechtigkeit
und Recht sind deines Thrones Grundfeste. Gnade und Treue gehen vor deinem
Angesicht her. 89,16 Glücklich ist das Volk, das den Jubelruf
kennt! HERR, im Licht deines Angesichts wandeln sie. 89,17 In deinem
Namen freuen sie sich täglich, und durch deine Gerechtigkeit werden
sie erhöht. 89,18 Denn die Zierde ihrer Stärke bist du;
und durch deine Gunst wird unser Horn erhöht.
89,19 Denn dem
HERRN gehört unser Schild, und dem Heiligen Israels unser König.
89,20 Damals redetest du im Gesicht zu deinen Frommen und sagtest:
Hilfe habe ich auf einen Helden gelegt, ich habe einen Auserwählten
erhöht aus dem Volk. 89,21 Ich habe David gefunden, meinen
Knecht. Mit meinem heiligen Öl habe ich ihn gesalbt.
89,22
Meine Hand soll beständig mit ihm sein, und mein Arm soll ihn stärken.
89,23 Kein Feind soll ihn bedrängen und kein Sohn der Ungerechtigkeit
ihn bedrücken.
89,24 Ich will seine Bedränger vor ihm
zerschmettern. Die ihn hassen, will ich niederstoßen. 89,25
Meine Treue und meine Gnade sollen mit ihm sein, und durch meinen Namen
soll sein Horn erhöht werden. 89,26 Ich will seine Hand auf
das Meer legen, und seine Rechte auf die Ströme.
89,27 Er wird
mich anrufen: Mein Vater bist du, mein Gott und der Fels meines Heils!
89,28 So will auch ich ihn zum Erstgeborenen machen, zum Höchsten
unter den Königen der Erde. 89,29 Ewig will ich ihm meine Gnade
bewahren, und mein Bund soll ihm fest bleiben. 89,30 Und ich will
seine Nachkommen einsetzen für immer und seinen Thron wie die Tage
der Himmel. 89,31 Wenn seine Söhne mein Gesetz verlassen und
nicht wandeln in meinen Rechtsbestimmungen, 89,32 wenn sie meine
Ordnungen entweihen und meine Gebote nicht halten,
89,33 so werde
ich ihr Vergehen mit der Rute und ihre Ungerechtigkeit mit Schlägen
heimsuchen. 89,34 Aber meine Gnade werde ich nicht von ihm weichen
lassen und nicht verleugnen meine Treue.
89,35 Ich werde meinen
Bund nicht entweihen und nicht ändern, was hervorgegangen ist aus
meinen Lippen. 89,36 Einmal habe ich geschworen bei meiner Heiligkeit
- wie könnte ich David täuschen! -. 89,37 `Seine Nachkommenschaft
soll ewig sein und sein Thron wie die Sonne vor mir. 89,38 Wie der
Mond wird er ewig feststehen. Der Zeuge in den Wolken ist treu.
89,39 Du aber hast verworfen und verstoßen, bist sehr
zornig gewesen gegen deinen Gesalbten. 89,40 Preisgegeben hast du
den Bund mit deinem Knecht, hast zu Boden [geworfen und] entweiht seine
Krone. 89,41 Du hast niedergerissen all seine Mauern, hast seine
Burgen in Trümmer gelegt. 89,42 Es haben ihn alle ausgeplündert,
die des Weges vorübergehen. Er ist zum Hohn geworden seinen Nachbarn.
89,43
Du hast erhöht die Rechte seiner Bedränger, hast erfreut alle
seine Feinde. 89,44 Auch hast du zurückweichen lassen die Schärfe
seines Schwertes und hast ihn nicht bestehen lassen im Kampf. 89,45
Du hast aufhören lassen seinen Glanz und zur Erde gestürzt seinen
Thron. 89,46 Du hast verkürzt die Tage seiner Jugend, mit Schmach
hast du ihn bedeckt.
89,47 Bis wann, HERR, willst du dich immerfort verbergen, soll
wie Feuer brennen dein Zorn? 89,48 Gedenke an mich, wie [kurz meine]
Lebensdauer ist, zu welcher Nichtigkeit du alle Menschenkinder erschaffen
hast! 89,49 Welcher Mann lebt und wird den Tod nicht sehen, wird
sein Leben befreien von der Gewalt des Scheols?
89,50 Wo sind deine früheren Gnaden, o Herr, die du David
zugeschworen hast in deiner Treue? 89,51 Gedenke, Herr, der Schmach
deiner Knechte. In meiner Brust trage ich all die vielen Völker [mit
ihrem Hohn], 89,52 womit deine Feinde gehöhnt haben, HERR,
womit sie gehöhnt haben die Fußspuren deines Gesalbten!
89,53 Gepriesen sei der HERR ewig! Amen, ja Amen!
VIERTES BUCH
Kapitel 90
90,1 Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes. Herr, du bist unsere Wohnung
gewesen von Geschlecht zu Geschlecht. 90,2 Ehe die Berge geboren
waren und du die Erde und die Welt erschaffen hattest, von Ewigkeit zu
Ewigkeit bist du, Gott. 90,3 Du läßt den Menschen zum
Staub zurückkehren und sprichst: Kehrt zurück, ihr Menschenkinder!
90,4
Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der gestrige Tag, wenn er vergangen
ist, und wie eine Wache in der Nacht. 90,5 Du schwemmst sie hinweg,
[sie sind wie] ein Schlaf, sie sind am Morgen wie Gras, das aufsproßt.
90,6 Am Morgen blüht es und sproßt auf. Am Abend welkt
es und verdorrt. 90,7 Denn wir vergehen durch deinen Zorn, und durch
deinen Grimm werden wir verstört. 90,8 Du hast unsere Ungerechtigkeiten
vor dich gestellt, unser verborgenes [Tun] vor das Licht deines Angesichts.
90,9 Denn alle unsere Tage schwinden durch deinen Grimm. Wir bringen
unsere Jahre zu wie einen Seufzer. 90,10 Die Tage unserer Jahre
sind siebzig Jahre, und, wenn in Kraft, achtzig Jahre, und ihr Stolz ist
Mühe und Nichtigkeit, denn schnell eilt es vorüber, und wir fliegen
dahin. 90,11 Wer erkennt die Stärke deines Zorns und deines
Grimms, wie es der Furcht vor dir entspricht? 90,12 So lehre [uns]
denn zählen unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen!
90,13
Kehre wieder, HERR! - Bis wann? Erbarme dich deiner Knechte! 90,14
Sättige uns am Morgen mit deiner Gnade, so werden wir jubeln und uns
freuen in allen unseren Tagen. 90,15 Erfreue uns so viele Tage,
wie du uns gebeugt hast, [so viele] Jahre, wie wir Übles gesehen haben!
90,16 Laß an deinen Knechten sichtbar werden dein Tun, und
deine Majestät über ihren Söhnen. 90,17 Die Freundlichkeit
des Herrn, unseres Gottes, sei über uns und befestige über uns
das Werk unserer Hände! Ja, das Werk unserer Hände, befestige
[du] es!
Kapitel 91
91,1 Wer im Schutz des Höchsten wohnt, bleibt im Schatten des
Allmächtigen. 91,2 Ich sage zum HERRN: Meine Zuflucht und meine
Burg, mein Gott, ich vertraue auf ihn! 91,3 Denn er errettet dich
von der Schlinge des Vogelstellers, von der verderblichen Pest. 91,4
Mit seinen Schwingen deckt er dich, und du findest Zuflucht unter seinen
Flügeln. Schild und Schutzwehr ist seine Treue. 91,5 Du fürchtest
dich nicht vor dem Schrecken der Nacht, vor dem Pfeil, der am Tag fliegt,
91,6
vor der Pest, die im Finstern umgeht, vor der Seuche, die am Mittag verwüstet.
91,7 Tausend fallen an deiner Seite, zehntausend an deiner Rechten
- dich erreicht es nicht. 91,8 Nur schaust du es mit deinen Augen,
und du siehst die Vergeltung an den Gottlosen.
91,9 Denn du [hast
gesagt]: `Der HERR ist meine Zuflucht!; du hast den Höchsten zu deiner
Wohnung gesetzt; 91,10 so begegnet dir kein Unglück, und keine
Plage naht deinem Zelt. 91,11 Denn er bietet seine Engel für
dich auf, dich zu bewahren auf allen deinen Wegen. 91,12 Auf den
Händen tragen sie dich, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein
stößt. 91,13 Auf Löwen und Ottern trittst du, Junglöwen
und Schlangen trittst du nieder.
91,14 `Weil er an mir hängt,
will ich ihn erretten. Ich will ihn schützen, weil er meinen Namen
kennt. 91,15 Er ruft mich an, und ich antworte ihm. Ich bin bei
ihm in der Not. Ich befreie ihn und bringe ihn zu Ehren.
91,16 Ich
sättige ihn mit langem Leben und lasse ihn mein Heil schauen.
Kapitel 92
92,1 Ein Psalm. Ein Lied. Für den Tag des Sabbats.
92,2
Es ist gut, den HERRN zu preisen und deinen Namen, du Höchster, zu
besingen; 92,3 am Morgen zu verkünden deine Gnade, und deine
Treue in den Nächten 92,4 zur zehnsaitigen Laute und zur Harfe,
zum klingenden [Spiel] auf der Zither. 92,5 Denn du hast mich erfreut,
HERR, durch dein Tun. Über die Werke deiner Hände juble ich.
92,6
Wie groß sind deine Werke, HERR! Sehr tief sind deine Gedanken.
92,7
Ein unvernünftiger Mensch erkennt es nicht, und ein Tor versteht dies
nicht. 92,8 Wenn die Gottlosen sprossen wie Gras und alle Übeltäter
blühen, [dann nur,] damit sie vertilgt werden für immer. 92,9
Du aber bist ewig erhaben, HERR! 92,10 Denn siehe, deine Feinde,
HERR, denn siehe, deine Feinde werden umkommen. Es werden zerstreut werden
alle Übeltäter. 92,11 Aber du wirst mein Horn erhöhen
wie das eines Büffels. Mit frischem Öl hast du mich überschüttet.
92,12 Und mein Auge wird seine Lust sehen an meinen Feinden. Meine
Ohren werden ihre Lust hören an den Übeltätern, die gegen
mich aufstehen.
92,13 Der Gerechte wird sprossen wie die Palme,
wie eine Zeder auf dem Libanon wird er emporwachsen. 92,14 Die gepflanzt
sind im Haus des HERRN, werden grünen in den Vorhöfen unseres
Gottes. 92,15 Noch im Greisenalter gedeihen sie, sind sie saftvoll
und grün, 92,16 um zu verkünden, daß der HERR gerecht
ist. Er ist mein Fels, und kein Unrecht ist an ihm.
Kapitel 93
93,1 Der HERR ist König! Er hat sich bekleidet mit Hoheit!
Der HERR hat sich bekleidet, mit Stärke hat er sich umgürtet!
Ja, fest steht die Welt, sie wird nicht wanken.
93,2 Dein Thron
steht fest von alters her, von Ewigkeit her bist du. 93,3 Ströme
erhoben, o HERR, Ströme erhoben ihr Tosen, Ströme erheben ihr
Brausen. 93,4 Mächtiger als das Tosen gewaltiger Wasser, wuchtiger
Brecher des Meeres, [mächtiger] ist der HERR in der Höhe. 93,5
Deine Zeugnisse sind sehr zuverlässig. Deinem Haus geziemt Heiligkeit,
HERR, für alle Zeiten.
Kapitel 94
94,1 Gott der Rache, HERR, Gott der Rache, strahle hervor!
94,2
Erhebe dich, Richter der Erde, vergilt den Hochmütigen ihr Tun! 94,3
Bis wann werden die Gottlosen, HERR, bis wann werden die Gottlosen frohlocken,
94,4
übersprudeln, Freches reden, werden sich rühmen alle Übeltäter?
94,5
Dein Volk, HERR, zertreten sie, dein Eigentum bedrücken sie. 94,6
Die Witwe und den Fremden bringen sie um, die Waisen ermorden sie. 94,7
Sie sagen: Jah sieht es nicht! Der Gott Jakobs merkt es nicht! 94,8
Habt Einsicht, ihr Unvernünftigen unter dem Volk! Ihr Toren, wann
werdet ihr verständig werden? 94,9 Der das Ohr gestaltet hat,
sollte der nicht hören? Der das Auge gebildet hat, sollte der nicht
sehen? 94,10 Der die Nationen unterweist, sollte der nicht zurechtweisen?
er, der Erkenntnis lehrt den Menschen?
94,11 Der HERR kennt die
Gedanken des Menschen, daß sie ein Hauch sind.
94,12 Glücklich
der Mann, den du züchtigst, Jah, den du belehrst aus deinem Gesetz,
94,13 um ihm Ruhe zu geben vor den bösen Tagen, bis dem Gottlosen
die Grube gegraben wird! 94,14 Denn der HERR wird sein Volk nicht
verstoßen, er wird sein Eigentum nicht verlassen.
94,15 Denn
zur Gerechtigkeit wird zurückkehren das Recht und hinter ihm her alle,
die von Herzen aufrichtig sind.
94,16 Wer wird für mich aufstehen
gegen die Übeltäter? Wer wird für mich auftreten gegen die,
die Böses tun?
94,17 Wäre der HERR mir nicht eine Hilfe
gewesen, so hätte wenig gefehlt, und meine Seele hätte im Schweigen
gelegen. 94,18 Wenn ich sagte: Mein Fuß wankt!, so unterstützte
mich deine Gnade, HERR. 94,19 Als viele unruhige Gedanken in mir
[waren], beglückten deine Tröstungen meine Seele. 94,20
Sollte mit dir verbündet sein der Thron des Verderbens, der Unheil
schafft gegen die Ordnung? 94,21 Sie rotten sich gegen die Seele
des Gerechten zusammen, und unschuldiges Blut sprechen sie schuldig. 94,22
Doch der HERR wurde mir zur Burg, mein Gott zum Fels meiner Zuflucht. 94,23
Er läßt ihre Ungerechtigkeit auf sie zurückfallen, und
in ihrer Bosheit wird er sie vertilgen. Vertilgen wird sie der HERR, unser
Gott.
Kapitel 95
95,1 Kommt, laßt uns dem HERRN zujubeln, laßt uns zujauchzen
dem Fels unseres Heils! 95,2 Laßt uns vor sein Angesicht treten
mit Dank! Laßt uns mit Psalmen ihm zujauchzen! 95,3 Denn ein
großer Gott ist der HERR, ein großer König über alle
Götter.
95,4 In seiner Hand sind die Tiefen der Erde, und die
Höhen der Berge sind [auch] sein. 95,5 Sein ist das Meer; er
hat es ja gemacht, und das Trockene, seine Hände haben es gebildet.
95,6
Kommt, laßt uns anbeten und uns neigen, laßt uns niederknien
vor dem HERRN, der uns gemacht hat!
95,7 Denn er ist unser Gott,
und wir sind das Volk seiner Weide und die Herde seiner Hand.
V. 7-11: Hebr 3,7-11.
Heute, wenn ihr seine Stimme hört, 95,8 verhärtet euer
Herz nicht, wie zu Meriba, wie am Tag von Massa in der Wüste,
95,9
wo eure Väter mich versuchten, mich auf die Probe stellten, obwohl
sie mein Werk gesehen hatten. 95,10 Vierzig Jahre empfand ich Ekel
vor [diesem] Geschlecht, und ich sprach: Ein Volk irrenden Herzens sind
sie, und sie haben meine Wege nicht erkannt. 95,11 Darum schwur
ich in meinem Zorn: Sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen.
Kapitel 96
96,1 Singt dem HERRN ein neues Lied, singe dem HERRN, ganze Erde!
96,2
Singt dem HERRN, preist seinen Namen, verkündet von Tag zu Tag sein
Heil! 96,3 Erzählt unter den Heiden seine Herrlichkeit, unter
allen Völkern seine Wundertaten!
96,4 Denn groß ist der
HERR und sehr zu loben, furchtbar ist er über allen Göttern.
96,5
Denn alle Götter der Völker sind Götzen, der HERR aber hat
den Himmel gemacht. 96,6 Majestät und Pracht sind vor seinem
Angesicht, Stärke und Herrlichkeit in seinem Heiligtum.
96,7
Gebt dem HERRN, ihr Völkerstämme, gebt dem HERRN Ehre und Macht!
96,8 Gebt dem HERRN die Ehre seines Namens! Bringt Opfer und kommt
in seine Vorhöfe! 96,9 Betet an den HERRN in heiliger Pracht!
Erzittere vor ihm, ganze Erde!
96,10 Sagt unter den Heiden: Der
HERR ist König! Ja, fest steht die Welt, sie wird nicht wanken. Er
wird die Völker richten in Geradheit. 96,11 Es freue sich der
Himmel, und es frohlocke die Erde! Es brause das Meer und seine Fülle!
96,12
Es frohlocke das Feld und alles, was darauf ist! Auch alle Bäume im
Wald sollen jubeln 96,13 vor dem HERRN! Denn er kommt, denn er kommt,
die Erde zu richten. Er wird die Welt richten in Gerechtigkeit und die
Völker in seiner Wahrheit.
Kapitel 97
97,1 Der HERR ist König! Es frohlocke die Erde! Es sollen sich
freuen die vielen Inseln! 97,2 Gewölk und Dunkel sind um ihn
her. Gerechtigkeit und Recht sind die Grundfeste seines Thrones. 97,3
Feuer geht vor ihm her und verzehrt seine Bedränger ringsum. 97,4
Seine Blitze erleuchten die Welt. Die Erde sah es und bebte. 97,5
Die Berge zerschmolzen wie Wachs vor dem HERRN, vor dem Herrn der ganzen
Erde. 97,6 Die Himmel verkündeten seine Gerechtigkeit, und
alle Völker sahen seine Herrlichkeit. 97,7 Schämen müssen
sich alle Verehrer eines Götterbildes, die sich der Götzen rühmen.
Fallt vor ihm nieder, alle Götter! 97,8 Zion hörte es
und freute sich, und es frohlockten die Töchter Judas wegen deiner
Gerichte, HERR. 97,9 Denn du, HERR, bist der Höchste über
die ganze Erde. Du bist sehr erhaben über alle Götter. 97,10
Die ihr den HERRN liebt, haßt das Böse! Er bewahrt die Seelen
seiner Frommen. Aus der Hand der Gottlosen errettet er sie. 97,11
Licht ist dem Gerechten gesät, und Freude den von Herzen Aufrichtigen.
97,12
Freut euch, ihr Gerechten, im HERRN, und preist sein heiliges Gedächtnis!
Kapitel 98
98,1 Ein Psalm. Singt dem HERRN ein neues Lied, denn er hat Wunder
getan! Ihm half seine Rechte und sein heiliger Arm.
98,2 Der HERR
hat kundgetan sein Heil, vor den Augen der Nationen geoffenbart seine Gerechtigkeit.
98,3
Er hat seiner Gnade und seiner Treue für das Haus Israel gedacht.
Alle Enden der Erde haben das Heil unseres Gottes gesehen. 98,4
Jauchzt dem HERRN, alle Welt! Seid fröhlich und jauchzt und spielt!
98,5
Singt dem HERRN zur Zither, mit der Zither und der Stimme des Gesangs!
98,6 Mit Trompeten und dem Schall des Horns jauchzt vor dem König,
dem HERRN! 98,7 Es brause das Meer und seine Fülle, die Welt
und die darauf wohnen! 98,8 Die Ströme sollen in die Hände
klatschen, alle Berge zusammen sollen jubeln 98,9 vor dem HERRN!
Denn er kommt, die Erde zu richten. Er wird die Welt richten in Gerechtigkeit
und die Völker in Geradheit.
Kapitel 99
99,1 Der HERR ist König! Es zittern die Völker. Er thront
auf den Cherubim. Es wankt die Erde. 99,2 Groß ist der HERR
in Zion, und hoch ist er über alle Völker.
99,3 Preisen
sollen sie deinen Namen, den großen und furchtbaren - heilig ist
er! - 99,4 und die Stärke des Königs, der das Recht liebt!
Du hast die Rechtsordnung begründet und hast Recht und Gerechtigkeit
in Jakob geschaffen.
99,5 Erhebt den HERRN, unseren Gott, und fallt
nieder vor dem Schemel seiner Füße! Heilig ist er. 99,6
Mose und Aaron unter seinen Priestern, und Samuel unter denen, die seinen
Namen anriefen, sie riefen zu dem HERRN, und er antwortete ihnen. 99,7
In der Wolkensäule redete er zu ihnen. Sie bewahrten seine Zeugnisse
und die Ordnung, die er ihnen gegeben hatte. 99,8 HERR, unser Gott,
du hast ihnen geantwortet! Ein vergebender Gott warst du ihnen, [doch auch]
ein Rächer ihrer Taten. 99,9 Erhebt den HERRN, unseren Gott,
und fallt nieder an seinem heiligen Berg! Denn heilig ist der HERR, unser
Gott.
Kapitel 100
100,1 Ein Psalm. Zum Dankopfer. Jauchzt dem HERRN, alle Welt! 100,2
Dient dem HERRN mit Freuden! Kommt vor sein Angesicht mit Jubel! 100,3
Erkennt, daß der HERR Gott ist! Er hat uns gemacht, und nicht wir
selbst - sein Volk und die Herde seiner Weide. 100,4 Zieht ein in
seine Tore mit Dank, in seine Vorhöfe mit Lobgesang! Preist ihn, dankt
seinem Namen! 100,5 Denn gut ist der HERR. Seine Gnade ist ewig
und seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht.
Kapitel 101
101,1 Von David. Ein Psalm. Von Gnade und Recht will ich singen;
dir, HERR, will ich spielen. 101,2 Ich will einsichtig handeln auf
vollkommenem Weg. Wann wirst du zu mir kommen? Ich will mit lauterem Herzen
wandeln in meinem Hause. 101,3 Ich will keine heillosen Dinge ins
Auge fassen; Übertretungen zu begehen, hasse ich; das soll nicht an
mir kleben. 101,4 Ein verkehrtes Herz soll von mir weichen, Böses
will ich nicht kennen. 101,5 Wer seinen Nächsten heimlich verleumdet,
den will ich stumm machen. Wer stolze Augen und ein hochmütiges Herz
hat, den will ich nicht dulden. 101,6 Meine Augen sind auf die Treuen
im Lande [gerichtet], damit sie bei mir wohnen. Wer auf vollkommenem Weg
wandelt, der darf mir dienen. 101,7 Im Innern meines Hauses soll
nicht wohnen, wer Trug übt. Wer Lügen redet, soll nicht bestehen
vor meinen Augen. 101,8 Jeden Morgen will ich alle Gottlosen des
Landes stumm machen, um aus der Stadt des HERRN alle Übeltäter
auszurotten.
Kapitel 102
102,1 Gebet eines Elenden, wenn er verzagt ist und seine Klage vor
dem HERRN ausschüttet. 102,2 HERR, höre mein Gebet, laß
zu dir kommen mein Schreien! 102,3 Verbirg dein Angesicht nicht
vor mir am Tag meiner Bedrängnis! Neige zu mir dein Ohr! An dem Tage,
da ich rufe, erhöre mich eilends! 102,4 Denn wie Rauch entschwinden
meine Tage, meine Gebeine glühen wie ein Brand. 102,5 Wie Gras
ist abgemäht und verdorrt mein Herz, denn ich habe vergessen, mein
Brot zu essen. 102,6 Wegen der Stimme meines Seufzens klebt mein
Gebein an meinem Fleisch. 102,7 Ich gleiche der Eule der Wüste,
ich bin wie das Käuzchen in den Ruinen. 102,8 Ich wache und
bin wie ein einsamer Vogel auf dem Dach. 102,9 Den ganzen Tag höhnen
mich meine Feinde; die mich verspotten, schwören bei mir. 102,10
Denn Asche esse ich wie Brot, meinen Trank vermische ich mit Tränen
102,11
vor deiner Verwünschung und deinem Grimm. Denn du hast mich emporgehoben
und hast mich hingeworfen. 102,12 Meine Tage sind wie ein gestreckter
Schatten, ich verdorre wie Gras. 102,13 Du aber, HERR, bleibst auf
ewig, dein Gedächtnis von Geschlecht zu Geschlecht. 102,14
Du wirst aufstehen, wirst dich Zions erbarmen. Denn es ist Zeit, ihn zu
begnadigen, denn gekommen ist die bestimmte Zeit. 102,15 Denn deine
Knechte haben Gefallen an seinen Steinen, sie haben Mitleid mit seinem
Schutt. 102,16 Die Nationen werden den Namen des HERRN fürchten,
alle Könige der Erde deine Herrlichkeit.
102,17 Denn der HERR
wird Zion aufbauen, er wird erscheinen in seiner Herrlichkeit. 102,18
Er wird sich wenden zum Gebet der Verlassenen, ihr Gebet wird er nicht
verachten. 102,19 Dies sei aufgeschrieben für das künftige
Geschlecht, und ein [neu] geschaffenes Volk soll Jah loben. 102,20
Denn der HERR hat herniedergeblickt von der Höhe seines Heiligtums,
er hat herabgeschaut vom Himmel auf die Erde, 102,21 um zu hören
das Seufzen des Gefangenen, um zu lösen die Kinder des Todes, 102,22
damit man den Namen des HERRN verkündige in Zion [und] in Jerusalem
sein Lob, 102,23 wenn die Völker sich alle versammeln und die
Königreiche, um dem HERRN zu dienen. 102,24 Er hat meine Kraft
gebrochen auf dem Weg, hat verkürzt meine Tage. 102,25 Ich
sprach: Mein Gott, nimm mich nicht hinweg in der Hälfte meiner Tage!
Von Geschlecht zu Geschlecht sind deine Jahre.
V. 26-28: Hebr 1,10-12.
102,26 Du hast einst die Erde gegründet, und die Himmel
sind deiner Hände Werk. 102,27 Sie werden umkommen, du aber
bleibst. Sie alle werden veralten wie ein Kleid; wie ein Gewand wechselst
du sie, und sie werden verwandelt. 102,28 Du aber bist derselbe,
und deine Jahre enden nicht. 102,29 Die Söhne deiner Knechte
werden wohnen bleiben, ihre Nachkommen werden vor dir Bestand haben.
Kapitel 103
103,1 Von David. Preise den HERRN, meine Seele, und all mein Inneres
seinen heiligen Namen! 103,2 Preise den HERRN, meine Seele, und
vergiß nicht alle seine Wohltaten! 103,3 Der da vergibt alle
deine Sünde, der da heilt alle deine Krankheiten. 103,4 Der
dein Leben erlöst aus der Grube, der dich krönt mit Gnade und
Erbarmen. 103,5 Der mit Gutem sättigt dein Leben. Deine Jugend
erneuert sich wie bei einem Adler. 103,6 Der HERR verschafft Gerechtigkeit
und Recht allen, die bedrückt werden. 103,7 Er tat seine Wege
kund dem Mose, den Söhnen Israel seine Taten.
103,8 Barmherzig
und gnädig ist der HERR, langsam zum Zorn und groß an Gnade.
103,9
Er wird nicht immer rechten, nicht ewig zürnen. 103,10 Er hat
uns nicht getan nach unseren Vergehen, nach unseren Sünden uns nicht
vergolten. 103,11 Denn so hoch die Himmel über der Erde sind,
so übermächtig ist seine Gnade über denen, die ihn fürchten.
103,12 So fern der Osten ist vom Westen, hat er von uns entfernt
unsere Vergehen. 103,13 Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt,
so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten.
103,14
Denn er kennt unser Gebilde, gedenkt, daß wir Staub sind. 103,15
Der Mensch - wie Gras sind seine Tage, wie die Blume des Feldes, so blüht
er. 103,16 Denn fährt ein Wind darüber, so ist sie nicht
mehr, und ihr Ort kennt sie nicht mehr. 103,17 Die Gnade des HERRN
aber [währt] von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten,
seine Gerechtigkeit [bis zu] den Kindeskindern,
103,18 für
die, die seinen Bund halten, die seiner Vorschriften gedenken, um sie zu
tun.
103,19 Der HERR hat in den Himmeln aufgerichtet seinen Thron,
und seine Herrschaft regiert über alles. 103,20 Preist den
HERRN, ihr seine Engel, ihr Gewaltigen an Kraft, Täter seines Wortes,
daß man höre auf die Stimme seines Wortes!
103,21 Preist
den HERRN, alle seine Heerscharen, ihr seine Diener, die ihr seinen Willen
tut. 103,22 Preist den HERRN, alle seine Werke an allen Orten seiner
Herrschaft! Preise den HERRN, meine Seele!
Kapitel 104
104,1 Preise den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, du bist sehr
groß, mit Majestät und Pracht bist du bekleidet.
104,2
[Du], der in Licht sich hüllt wie in ein Gewand, der die Himmel ausspannt
gleich einer Zeltdecke, 104,3 der seine Obergemächer errichtet
in den Wassern, der Wolken macht zu seinem Wagen, der einherzieht auf den
Flügeln des Windes, 104,4 der Winde zu seinen Boten macht,
Feuer und Lohe zu seinen Dienern: 104,5 Er hat die Erde gegründet
auf ihre Grundfesten. Sie wird nicht wanken immer und ewig. 104,6
Die Urflut bedeckte sie wie ein Kleid, die Wasser standen über den
Bergen. 104,7 Vor deinem Schelten flohen sie, vor dem Schall deines
Donners wurden sie fortgetrieben. 104,8 Die Berge erhoben sich,
es senkten sich die Täler an den Ort, den du ihnen bestimmt hattest.
104,9
Du hast eine Grenze gesetzt, die überschreiten sie nicht. Sie werden
nicht zurückkehren, die Erde zu bedecken. 104,10 [Du], der
Quellen entsendet in die Täler: Zwischen den Bergen fließen
sie dahin.
104,11 Sie tränken alle Tiere des Feldes, die Wildesel
stillen ihren Durst. 104,12 An ihnen wohnen die Vögel des Himmels,
aus dichtem Laub lassen sie ihre Stimme erschallen.
104,13 [Du],
der die Berge tränkt aus seinen Obergemächern: von der Frucht
deiner Werke wird die Erde gesättigt. 104,14 Der Gras hervorsprossen
läßt für das Vieh und Pflanzen zum Dienst des Menschen,
damit er Brot hervorbringe aus der Erde 104,15 und Wein, der des
Menschen Herz erfreut; damit er das Angesicht glänzend mache vom Öl
und Brot des Menschen Herz stärke. 104,16 Es werden gesättigt
die Bäume des HERRN, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat,
104,17
wo die Vögel nisten; der Storch - Zypressen sind sein Nest. 104,18
Die hohen Berge sind für die Steinböcke, die Felsen eine Zuflucht
für die Klippdachse.
104,19 Er hat den Mond gemacht zur Zeitbestimmung,
die Sonne kennt ihren Untergang. 104,20 Du bestellst Finsternis,
und es wird Nacht. In ihr regen sich alle Tiere des Waldes. 104,21
Die Junglöwen brüllen nach Raub, sie fordern von Gott ihre Speise.
104,22 Geht die Sonne auf, ziehen sie sich zurück und lagern
sich in ihren Verstecken. 104,23 Der Mensch geht aus an sein Werk,
an seine Arbeit bis zum Abend.
104,24 Wie zahlreich sind deine Werke,
o HERR! Du hast sie alle mit Weisheit gemacht, die Erde ist voll deines
Eigentums.
104,25 Da ist das Meer, groß und ausgedehnt nach
allen Seiten. Dort ist ein Gewimmel ohne Zahl: Tiere klein und groß.
104,26 Da ziehen Schiffe einher, der Leviathan, den du gebildet
hast, um mit ihm zu spielen. 104,27 Sie alle warten auf dich, daß
du ihnen ihre Speise gibst zu seiner Zeit. 104,28 Du gibst ihnen:
Sie sammeln ein. Du tust deine Hand auf: Sie werden gesättigt mit
Gutem. 104,29 Du verbirgst dein Angesicht: Sie erschrecken. Du nimmst
ihren Lebensatem weg: Sie vergehen und werden wieder zu Staub.
104,30
Du sendest deinen Lebenshauch aus: Sie werden geschaffen; du erneuerst
die Flächen des Ackers. 104,31 Die Herrlichkeit des HERRN sei
ewig! Der HERR freue sich seiner Werke! 104,32 Der die Erde anschaut,
und sie bebt; er rührt die Berge an, und sie rauchen.
104,33
Singen will ich dem HERRN mein Leben lang, ich will meinem Gott spielen,
solange ich bin. 104,34 Möge ihm gefallen meine Rede! Ich,
ich freue mich in dem HERRN! 104,35 Die Sünder sollen verschwinden
von der Erde und die Gottlosen nicht mehr sein. Preise den HERRN, meine
Seele! Halleluja!
Kapitel 105
V. 1-15: 1Chr 16,8-22
105,1 Preist den HERRN, ruft an seinen Namen, macht unter den
Völkern kund seine Taten! 105,2 Singt ihm, spielt ihm, redet
von allen seinen Wundern! 105,3 Rühmt euch seines heiligen
Namens! Es freue sich das Herz derer, die den HERRN suchen! 105,4
Fragt nach dem HERRN und seiner Stärke, sucht sein Angesicht beständig!
105,5
Gedenkt seiner Wunder, die er getan hat, seiner Zeichen und der Urteile
seines Mundes! 105,6 Ihr Nachkommen Abrahams, seines Knechtes, ihr
Söhne Jakobs, seine Auserwählten: 105,7 Er ist der HERR,
unser Gott! Seine Urteile [ergehen] auf der ganzen Erde.
105,8 Er
gedenkt ewig seines Bundes - des Wortes, das er geboten hat auf tausend
Geschlechter hin -, 105,9 den er gemacht hat mit Abraham, und seines
Eides an Isaak. 105,10 Er richtete ihn auf für Jakob zur Ordnung,
Israel zum ewigen Bund, 105,11 indem er sprach: Dir will ich das
Land Kanaan geben als euch zugemessenes Erbe. 105,12 Als sie noch
gering waren an Zahl, nur wenige und Fremdlinge darin, 105,13 als
sie von Volk zu Volk wanderten, von einem Reich zu einem anderen Volk,
105,14
da gestattete er keinem Menschen, sie zu bedrücken, und ihretwegen
wies er Könige zurecht: 105,15 `Tastet meine Gesalbten nicht
an, tut meinen Propheten nichts Übles!
105,16 Er rief eine
Hungersnot über das Land herbei; jeden Brotstab zerbrach er. 105,17
Er sandte einen Mann vor ihnen her: Joseph wurde als Knecht verkauft. 105,18
Sie zwängten seine Füße in Fesseln, [in] Eisen kam sein
Hals, 105,19 bis zu der Zeit, da sein Wort eintraf, das Wort des
HERRN ihn bewährte. 105,20 Der König sandte hin und ließ
ihn los, der Herrscher über Völker, und befreite ihn. 105,21
Er setzte ihn zum Herrn über sein Haus, zum Herrscher über all
seinen Besitz, 105,22 um seine Obersten zurechtzuweisen nach seinem
Sinn; und seine Ältesten sollte er Weisheit lehren. 105,23
Dann kam Israel nach Ägypten, Jakob war ein Fremder im Lande Hams.
105,24
Und er machte sein Volk sehr fruchtbar, er machte es stärker als seine
Bedränger. 105,25 Er wandelte ihr Herz, sein Volk zu hassen,
Arglist zu üben an seinen Knechten.
105,26 Er sandte Mose,
seinen Knecht, Aaron, den er auserwählt hatte.
V. 27-36: Ps 78,43-53.
105,27 Sie taten unter ihnen seine Zeichen und Wunder im Lande
Hams. 105,28 Er sandte Finsternis und machte es finster. Aber sie
achteten nicht auf seine Worte. 105,29 Er verwandelte ihre Wasser
in Blut, ließ sterben ihre Fische. 105,30 Es wimmelte ihr
Land von Fröschen bis in die Gemächer ihrer Könige. 105,31
Er sprach, und es kamen Hundsfliegen, Stechmücken in ihr ganzes Gebiet.
105,32
Er gab ihnen Hagel statt Regen, flammendes Feuer in ihr Land.
105,33
Und er schlug ihre Weinstöcke und Feigenbäume, zerbrach die Bäume
ihres Gebiets. 105,34 Er sprach, und es kamen Heuschrecken und [ihre]
Larven ohne Zahl. 105,35 Sie fraßen alles Kraut in ihrem Land,
sie fraßen die Frucht ihres Bodens. 105,36 Und er schlug alle
Erstgeburt in ihrem Land, die Erstlinge all ihrer Kraft.
105,37
Dann führte er sie heraus mit Silber und Gold, und kein Strauchelnder
war unter seinen Stämmen. 105,38 Froh war Ägypten bei
ihrem Auszug, denn ihr Schrecken war auf sie gefallen. 105,39 Er
breitete eine Wolke aus zur Decke, ein Feuer, die Nacht zu erleuchten.
105,40
Sie forderten, und er ließ Wachteln kommen. Mit Himmelsbrot sättigte
er sie. 105,41 Er öffnete den Felsen, und es flossen Wasser
heraus. Sie liefen in die Wüste wie ein Strom. 105,42 Denn
er gedachte seines heiligen Wortes, Abrahams, seines Knechtes, 105,43
und führte sein Volk heraus in Freude, seine Auserwählten in
Jubel. 105,44 Er gab ihnen die Länder der Nationen und die
Mühe der Völkerschaften nahmen sie in Besitz,
105,45 damit
sie seine Ordnungen beobachteten und seine Gesetze bewahrten. Halleluja!
Kapitel 106
106,1 Halleluja! Preist den HERRN, denn er ist gut! Denn seine Gnade
[währt] ewig. 106,2 Wer wird [alle] die Machttaten des HERRN
erzählen, hören lassen all seinen Ruhm? 106,3 Glücklich,
die das Recht bewahren, die Gerechtigkeit üben zu aller Zeit! 106,4
Gedenke meiner, HERR, in der Zuneigung zu deinem Volk. Suche mich heim
mit deiner Hilfe, 106,5 daß ich anschaue das Glück deiner
Auserwählten, mich freue an der Freude deiner Nation, mich rühme
mit deinem Erbteil. 106,6 Wir haben gesündigt samt unseren
Vätern, haben Unrecht getan, haben gottlos gehandelt.
106,7
Unsere Väter in Ägypten begriffen nicht deine Wunder, sie gedachten
nicht der Menge deiner Gnadenerweise, sie waren widerspenstig am Meer,
am Schilfmeer. 106,8 Aber er rettete sie um seines Namens willen,
um seine Macht kundzutun.
106,9 Und er bedrohte das Schilfmeer und
es wurde trocken. Er ließ sie durch die Fluten gehen wie durch eine
Wüste.
106,10 Er rettete sie aus der Hand dessen, der sie haßte,
er erlöste sie aus der Hand des Feindes. 106,11 Und die Wasser
bedeckten ihre Bedränger, nicht einer von ihnen blieb übrig.
106,12
Da glaubten sie seinen Worten, sie sangen sein Lob. 106,13 Schnell
vergaßen sie seine Taten, warteten nicht auf seinen Rat.
106,14
Sie gierten voller Begierde in der Wüste, versuchten Gott in der Einöde.
106,15 Da erfüllte er ihnen ihre Bitte, aber er sandte Schwindsucht
in ihre Seelen. 106,16 Sie wurden eifersüchtig auf Mose im
Lager, auf Aaron, den Heiligen des HERRN. 106,17 Die Erde tat sich
auf und verschlang Dathan und bedeckte die Rotte Abirams.
106,18
Ein Feuer brannte unter ihrer Rotte, eine Flamme verzehrte die Gottlosen.
106,19
Sie machten ein Kalb am Horeb und beugten sich vor einem gegossenen Bild.
106,20 Sie vertauschten ihre Herrlichkeit mit dem Bild eines Stieres,
der Gras frißt. 106,21 Sie vergaßen Gott, der sie errettete,
der große Dinge getan in Ägypten, 106,22 Wunder im Lande
Hams, Furchtbares am Schilfmeer. 106,23 Da gedachte er, sie auszurotten,
wäre nicht Mose gewesen, sein Erwählter. Der trat in die Bresche
vor ihn, um seinen Grimm vom Verderben abzuwenden.
106,24 Und sie
verschmähten das köstliche Land, glaubten nicht seinem Wort.
106,25 Sie murrten in ihren Zelten, hörten nicht auf die Stimme
des HERRN. 106,26 Da erhob er seine Hand gegen sie, um sie niederzuschlagen
in der Wüste, 106,27 um ihre Nachkommenschaft zu Fall zu bringen
unter den Nationen, um sie zu zersprengen in die Länder.
106,28
Und sie hängten sich an Baal Peor und aßen Schlachtopfer der
Toten. 106,29 So erbitterten sie [ihn] durch ihre Taten, eine Plage
brach unter ihnen aus. 106,30 Da stand Pinhas auf und übte
Gericht, und der Plage wurde gewehrt. 106,31 Das wurde ihm zur Gerechtigkeit
gerechnet, von Geschlecht zu Geschlecht bis in Ewigkeit. 106,32
Und sie erzürnten [ihn] am Wasser von Meriba, und es erging Mose übel
ihretwegen. 106,33 Denn sie reizten seinen Geist, so daß er
unbedacht redete mit seinen Lippen. 106,34 Sie vertilgten die Völker
nicht, die der HERR ihnen genannt hatte. 106,35 Sie vermischten
sich mit den Nationen und lernten ihre Werke. 106,36 Sie dienten
ihren Götzen, die wurden ihnen zum Fallstrick.
106,37 Und sie opferten ihre Söhne und ihre Töchter
den Dämonen, 106,38 vergossen unschuldiges Blut, das Blut ihrer
Söhne und Töchter, die sie den Götzen Kanaans opferten.
So wurde das Land durch die Blutschuld entweiht.
106,39 Sie verunreinigten
sich durch ihre Werke und hurten durch ihre Taten. 106,40 Da entbrannte
der Zorn des HERRN gegen sein Volk, und er verabscheute sein Eigentum.
106,41
Er gab sie in die Hand der Nationen, und die sie haßten, herrschten
über sie. 106,42 Ihre Feinde bedrängten sie, und sie wurden
gebeugt unter ihrer Hand. 106,43 Oft errettete er sie. Sie aber
waren widerspenstig in ihren Plänen, und sie verkamen wegen ihrer
Ungerechtigkeit. 106,44 Doch er sah an ihr Elend, als er ihr Schreien
hörte. 106,45 Und er gedachte um ihretwillen an seinen Bund,
und es reute ihn in der Fülle seiner Gnade. 106,46 Er ließ
sie Erbarmen finden bei allen, die sie gefangen weggeführt hatten.
106,47
Rette uns, HERR, unser Gott, und sammle uns aus den Nationen, daß
wir deinen heiligen Namen preisen, daß wir uns rühmen deines
Lobes!
106,48 Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, von Ewigkeit
zu Ewigkeit! Und alles Volk sage: Amen! Halleluja!
FÜNFTES BUCH
Kapitel 107
107,1 Preist den HERRN, denn er ist gut, denn seine Gnade [währt]
ewig! 107,2 So sollen sagen die Erlösten des HERRN, die er
aus der Hand des Bedrängers erlöst hat. 107,3 Die er gesammelt
hat aus den Ländern, von Osten und von Westen, von Norden und von
Süden. 107,4 Sie irrten in der Wüste, auf ödem Weg,
sie fanden keinen bewohnten Ort. 107,5 Hungrig waren sie und durstig,
es verschmachtete in ihnen ihre Seele. 107,6 Da schrien sie zum
HERRN in ihrer Not: aus ihren Bedrängnissen errettete er sie. 107,7
Er leitete sie auf rechtem Weg, so daß sie zu einem bewohnten Ort
gelangten. 107,8 Sie sollen den HERRN preisen für seine Gnade
und für seine Wunder an den Menschenkindern! 107,9 Denn er
hat die durstende Seele gesättigt, die hungernde Seele mit Gutem erfüllt.
107,10
Die Bewohner des Dunkels und der Finsternis [lagen] gefesselt in Elend
und Eisen: 107,11 denn sie waren widerspenstig gewesen gegen die
Worte Gottes und hatten verachtet den Rat des Höchsten; 107,12
und er hatte ihr Herz gebeugt durch Unheil. Sie waren gestürzt, und
kein Helfer war da. - 107,13 Da schrien sie zum HERRN um Hilfe in
ihrer Not: aus ihren Bedrängnissen rettete er sie. 107,14 Er
führte sie heraus aus Dunkel und Finsternis, er zerriß ihre
Fesseln. 107,15 Sie sollen den HERRN preisen für seine Gnade,
für seine Wunder an den Menschenkindern! 107,16 Denn er hat
eherne Türen zerbrochen, und eiserne Riegel hat er zerschlagen.
107,17
Die Toren litten wegen ihres gottlosen Weges und wegen ihrer Sünden.
107,18
Ihre Seele ekelte vor jeder Speise, sie rührten an die Pforten des
Todes. 107,19 Dann aber schrien sie zum HERRN um Hilfe in ihrer
Not: aus ihren Bedrängnissen rettete er sie. 107,20 Er sandte
sein Wort und heilte sie, er rettete [sie] aus ihren Gruben.
107,21
Sie sollen den HERRN preisen für seine Gnade, für seine Wunder
an den Menschenkindern. 107,22 Sie sollen Dankopfer darbringen und
mit Jubel seine Taten erzählen! 107,23 Die sich mit Schiffen
aufs Meer hinausbegaben, auf großen Wassern Handel trieben,
107,24
das sind die, die die Taten des HERRN sahen und seine Wunder in der Tiefe.
107,25 Er redete und bestellte einen Sturmwind, und der trieb seine
Wellen hoch. 107,26 Sie stiegen zum Himmel empor, sie sanken hinab
in die Tiefen, es verzagte in der Not ihre Seele. 107,27 Sie taumelten
und schwankten wie ein Betrunkener, es versagte all ihre Weisheit. 107,28
Dann aber schrien sie zum HERRN in ihrer Not: und er führte sie heraus
aus ihren Bedrängnissen.
107,29 Er verwandelte den Sturm in
Stille, und es legten sich die Wellen. 107,30 Sie freuten sich,
daß es still geworden war, und er führte sie in den ersehnten
Hafen.
107,31 Sie sollen den HERRN preisen für seine Gnade,
für seine Wunder an den Menschenkindern. 107,32 Sie sollen
ihn erheben in der Versammlung des Volkes, in der Sitzung der Ältesten
ihn loben! 107,33 Er macht Ströme zur Wüste und Wasserquellen
zu dürrem Land. 107,34 Fruchtbares Land [macht er] zur Salzsteppe
wegen der Bosheit seiner Bewohner. 107,35 Er macht die Wüste
zum Wasserteich und dürres Land zu Wasserquellen.
107,36 Und
er ließ Hungrige dort wohnen, damit sie Siedlungen gründen konnten.
107,37
Sie besäten Felder und pflanzten Weinberge, die Frucht brachten als
Ertrag. 107,38 Und er segnete sie, und sie mehrten sich sehr, ihr
Vieh ließ er nicht wenig sein.
107,39 Und sie wurden [wieder]
wenig und beugten sich unter der Last von Unglück und Jammer. 107,40
Er schüttete Verachtung auf Edle, er ließ sie umherirren in
wegloser Einöde. 107,41 Doch den Armen hob er empor aus dem
Elend, und machte [seine] Sippen [zahlreich] wie Herden.
107,42
Die Aufrichtigen sehen es und freuen sich, und alle Ungerechtigkeit muß
ihren Mund schließen. 107,43 Wer ist weise? Der merke sich
dies! Und sie sollen die Gnaden[taten] des HERRN sorgsam beachten.
Kapitel 108
108,1 Ein Lied. Ein Psalm. Von David.
V. 2-6: Ps 57,8-12
108,2 Gefestigt ist mein Herz, o Gott! Ich will singen und spielen.
Wach auf, meine Ehre! 108,3 Wach auf, Harfe und Zither! Ich will
aufwecken die Morgenröte. 108,4 Ich will dich preisen unter
den Völkern, HERR, ich will dir spielen unter den Völkerschaften.
108,5
Denn groß ist deine Gnade über die Himmel hinaus, und bis zu
den Wolken deine Treue. 108,6 Erhebe dich über die Himmel,
o Gott! Über der ganzen Erde [sei] deine Herrlichkeit!
V. 7-14: Ps 60,7-14.
108,7 Damit deine Geliebten befreit werden, rette durch deine
Rechte und erhöre mich! 108,8 Gott hat geredet in seinem Heiligtum:
Frohlocken will ich, will Sichem verteilen und das Tal Sukkoth ausmessen.
108,9
Mein ist Gilead, mein Manasse, und Ephraim ist der Schutz meines Hauptes,
Juda mein Herrscherstab. 108,10 Moab ist mein Waschbecken. Auf Edom
will ich meine Sandale werfen, über Philistäa will ich jauchzen.
108,11 Wer wird mich führen in die befestigte Stadt? Wer wird
mich leiten bis nach Edom? 108,12 Hast du, Gott, uns nicht verworfen?
Du ziehst nicht aus, o Gott, mit unseren Heeren! 108,13 Schaffe
uns Hilfe vor dem Bedränger! Menschenhilfe ist ja wertlos.
108,14
Mit Gott werden wir mächtige Taten tun; und er, er wird unsere Bedränger
zertreten.
Kapitel 109
109,1 Dem Chorleiter. Von David. Ein Psalm. Gott meines Lobes, schweige
nicht! 109,2 Denn den Mund des Gottlosen und den Mund des Betruges
haben sie gegen mich geöffnet, mit Lügenzungen haben sie zu mir
geredet. 109,3 Mit Worten des Hasses haben sie mich umgeben und
ohne Grund gegen mich gestritten. 109,4 Für meine Liebe feindeten
sie mich an. Ich aber bin [stets im] Gebet. 109,5 Sie haben mir
Böses für Gutes erwiesen und Haß für meine Liebe:
109,6
Bestelle einen Gottlosen über ihn, ein Verkläger trete zu seiner
Rechten. 109,7 Aus dem Gericht gehe er als Schuldiger hervor, sein
Gebet werde zur Sünde!
109,8 Seiner Tage seien wenige, sein
Amt empfange ein anderer!
109,9 Seine Kinder seien Waisen und seine
Frau eine Witwe!
109,10 Herumirren, ja herumirren sollen seine Kinder
und betteln, [Überreste] suchen aus ihren Trümmern.
109,11
Der Wucherer umgarne alles, was er hat, Fremde mögen seinen Erwerb
rauben! 109,12 Er soll niemanden haben, der ihm Gnade bewahrt, und
keiner sei seinen Waisen gnädig. 109,13 Seine Nachkommen sollen
ausgerottet werden, im folgenden Geschlecht soll ihr Name erlöschen!
109,14 Der Ungerechtigkeit seiner Väter werde gedacht vor dem
HERRN, nicht werde ausgelöscht die Sünde seiner Mutter! 109,15
Sie seien dem HERRN stets gegenwärtig. Er rotte ihr Gedächtnis
aus von der Erde! 109,16 Weil er nicht daran dachte, Gnade walten
zu lassen, sondern den elenden und armen Mann verfolgte, den, der verzagten
Herzens war, um [ihn] zu töten. 109,17 Und er liebte den Fluch,
so komme er auf ihn! Und er hatte kein Gefallen an Segen, so sei er fern
von ihm! 109,18 Er zog den Fluch an wie sein Kleid, so dringe er
wie Wasser in sein Inneres und wie Öl in seine Gebeine! 109,19
Er sei ihm wie ein Gewand, in das er sich hüllt, wie ein Gürtel,
womit er stets sich gürtet! 109,20 Das sei die Strafe meiner
Widersacher von seiten des HERRN; und derer, die Böses reden gegen
meine Seele! 109,21 Du aber, HERR, Herr, handle an mir um deines
Namens willen, denn gut ist deine Gnade, errette mich! 109,22 Denn
ich bin elend und arm, und mein Herz ist verwundet in meinem Innern. 109,23
Wie ein Schatten, wenn er sich streckt, gehe ich dahin, werde abgeschüttelt
wie eine Heuschrecke. 109,24 Meine Knie wanken vom Fasten, mein
Fleisch ist abgemagert, ohne Fett. 109,25 Und ich bin ihnen zum
Hohn geworden. Wenn sie mich sehen, schütteln sie ihren Kopf. 109,26
Hilf mir, HERR, mein Gott! Rette mich nach deiner Gnade! 109,27
Laß sie erkennen, daß dies deine Hand ist, daß du, HERR,
es getan hast.
109,28 Sie mögen fluchen, du aber segne! Stehen
sie auf, so laß sie beschämt werden und deinen Knecht sich freuen!
109,29 Kleiden mögen sich meine Widersacher mit Schande und
in ihre Schmach sich hüllen wie in einen Mantel. 109,30 Ich
will den HERRN sehr preisen mit meinem Mund, und inmitten vieler werde
ich ihn loben. 109,31 Denn er steht zur Rechten des Armen, um ihn
von denen zu retten, die seine Seele richteten.
Kapitel 110
110,1 Von David. Ein Psalm. Spruch des HERRN für meinen Herrn:
Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde gemacht habe zum Schemel
deiner Füße! 110,2 Den Stab deiner Macht wird der HERR
aus Zion ausstrecken. Herrsche inmitten deiner Feinde! 110,3 Dein
Volk ist [voller] Willigkeit am Tage deiner Macht. In heiliger Pracht,
aus dem Schoß der Morgenröte habe ich dich wie Tau gezeugt.
110,4
Geschworen hat der HERR, und es wird ihn nicht gereuen: `Du bist Priester
in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks! 110,5 Der Herr zu deiner
Rechten zerschmettert Könige am Tag seines Zorns. 110,6 Er
wird richten unter den Nationen, er füllt [Täler] mit Leichen.
Das Haupt über ein großes Land zerschmettert er. 110,7
Auf dem Weg wird er trinken aus dem Bach, darum wird er das Haupt erheben.
Kapitel 111
111,1 Halleluja! Preisen will ich den HERRN von ganzem Herzen im
Kreis der Aufrichtigen und der Gemeinde. 111,2 Groß sind die
Taten des HERRN, zu erforschen von allen, die Lust an ihnen haben. 111,3
Majestät und Pracht ist sein Tun, seine Gerechtigkeit besteht ewig.
111,4
Er hat ein Gedächtnis gestiftet seinen Wundern, gnädig und barmherzig
ist der HERR. 111,5 Er hat Speise gegeben denen, die ihn fürchten.
Er gedenkt in Ewigkeit seines Bundes.
111,6 Die Kraft seiner Taten
hat er seinem Volk kundgemacht, ihnen das Erbe der Nationen zu geben. 111,7
Die Taten seiner Hände sind Wahrheit und Recht. Zuverlässig sind
alle seine Gebote, 111,8 festgegründet auf immer und ewig,
ausgeführt in Wahrheit und Geradheit. 111,9 Er hat Erlösung
gesandt zu seinem Volk, seinen Bund verordnet auf ewig. Heilig und furchtbar
ist sein Name. 111,10 Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang:
eine gute Einsicht für alle, die sie ausüben. Sein Ruhm besteht
ewig.
Kapitel 112
112,1 Halleluja! Glücklich der Mann, der den HERRN fürchtet,
der große Freude an seinen Geboten hat! 112,2 Seine Nachkommenschaft
wird mächtig sein im Land. Das Geschlecht der Aufrichtigen wird gesegnet
werden. 112,3 Vermögen und Reichtum wird in seinem Haus sein,
und seine Gerechtigkeit besteht ewig. 112,4 Den Aufrichtigen strahlt
Licht auf in der Finsternis. Er ist gnädig und barmherzig und gerecht.
112,5
Gut [steht es um den] Mann, der gütig ist und leiht! Er wird seine
Sachen durchführen nach dem Recht. 112,6 Denn in Ewigkeit wird
er nicht wanken, zum ewigen Andenken wird der Gerechte sein. 112,7
Er wird sich nicht fürchten vor böser Nachricht. Fest ist sein
Herz, es vertraut auf den HERRN. 112,8 Beständig ist sein Herz,
er fürchtet sich nicht, bis er heruntersieht auf seine Bedränger.
112,9
Er streut aus, gibt den Armen. Seine Gerechtigkeit besteht ewig. Sein Horn
ragt auf in Ehre. 112,10 Der Gottlose wird es sehen und sich ärgern,
mit seinen Zähnen wird er knirschen und vergehen. Das Begehren der
Gottlosen geht verloren.
Kapitel 113
113,1 Halleluja! Lobt, ihr Knechte des HERRN! Lobt den Namen des
HERRN! 113,2 Gepriesen sei der Name des HERRN von nun an bis in
Ewigkeit! 113,3 Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei
gelobt der Name des HERRN! 113,4 Hoch über alle Nationen ist
der HERR, über die Himmel seine Herrlichkeit. 113,5 Wer ist
der HERR, unser Gott, der hoch oben thront, 113,6 der in die Tiefe
schaut - im Himmel und auf Erden? 113,7 Der aus dem Staub emporhebt
den Geringen, aus dem Schmutz den Armen erhöht, 113,8 um ihn
sitzen zu lassen bei Edlen, bei den Edlen seines Volkes.
113,9 Der
die Unfruchtbare des Hauses wohnen läßt als eine fröhliche
Mutter von Söhnen! Halleluja!
Kapitel 114
114,1 Als Israel aus Ägypten zog, das Haus Jakob aus dem Volk,
das unverständlich redete, 114,2 da wurde Juda sein Heiligtum,
Israel sein Herrschaftsbereich. 114,3 Das Meer sah es und floh,
der Jordan wandte sich zurück.
114,4 Die Berge hüpften
wie Widder, die Hügel wie Lämmer. 114,5 Was [war mit]
dir, Meer, daß du flohst? [Mit] dir, Jordan, daß du dich zurückwandtest?
114,6
[Mit] euch, Berge, daß ihr hüpftet wie Widder? [Mit] euch, Hügel,
[daß ihr hüpftet] wie Lämmer? 114,7 Erbebe vor dem
Herrn, Erde, vor dem Gott Jakobs, 114,8 der den Felsen verwandelte
in einen Wasserteich, den Kieselfelsen in einen Wasserquell!
Kapitel 115
115,1 Nicht uns, HERR, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre
wegen deiner Gnade, wegen deiner Treue! 115,2 Warum sollen die Völker
sagen: Wo ist denn ihr Gott? 115,3 Unser Gott ist in den Himmeln;
alles, was ihm wohlgefällt, tut er.
V. 4-8: Ps 135,15-18.
115,4 Ihre Götzen sind Silber und Gold, ein Werk von Menschenhänden.
115,5
Einen Mund haben sie, reden aber nicht. Augen haben sie, sehen aber nicht.
115,6 Ohren haben sie, hören aber nicht. Eine Nase haben sie,
riechen aber nicht. 115,7 Sie haben Hände, tasten aber nicht;
Füße, gehen aber nicht. Keinen Laut geben sie mit ihrer Kehle.
115,8 Ihnen gleich sollen die werden, die sie machten, ein jeder,
der auf sie vertraut. 115,9 Israel, vertraue auf den HERRN! Ihre
Hilfe und ihr Schild ist er. 115,10 Haus Aaron, vertraut auf den
HERRN! Ihre Hilfe und ihr Schild ist er. 115,11 Ihr, die ihr den
HERRN fürchtet, vertraut auf den HERRN! Ihre Hilfe und ihr Schild
ist er. 115,12 Der HERR hat unser gedacht, er wird segnen. Er segne
das Haus Israel, er segne das Haus Aaron. 115,13 Er segne, die den
HERRN fürchten, die Kleinen samt den Großen. 115,14 Der
HERR mehre euch, euch und eure Kinder! 115,15 Ihr seid gesegnet
vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. 115,16 Die Himmel sind
die Himmel des HERRN, die Erde aber hat er den Menschenkindern gegeben.
115,17
Die Toten werden Jah nicht loben, noch alle, die zum Schweigen hinabgehen.
115,18 Wir aber, wir werden Jah preisen von nun an bis in Ewigkeit.
Halleluja!
Kapitel 116
116,1 Ich liebe den HERRN, denn er hörte meine Stimme, mein
Flehen. 116,2 Ja, er hat zu mir geneigt sein Ohr; und an [allen]
meinen Tagen werde ich [ihn an]rufen. 116,3 Es umfingen mich die
Fesseln des Todes, die Ängste des Scheols erreichten mich. Ich geriet
in Not und Kummer. 116,4 Da rief ich den Namen des HERRN an: `Bitte,
HERR, rette meine Seele!
116,5 Gnädig ist der HERR und gerecht,
und unser Gott ist barmherzig. 116,6 Der HERR behütet die Einfältigen.
Ich war schwach, doch er hat mich gerettet. 116,7 Kehre zurück,
meine Seele, zu deiner Ruhe! Denn der HERR hat dir Gutes erwiesen. 116,8
Denn du hast meine Seele vom Tod errettet, meine Augen von Tränen,
meinen Fuß vom Sturz.
116,9 Ich werde wandeln vor dem HERRN
in den Landen der Lebendigen. 116,10 Ich habe geglaubt, darum kann
ich sagen: `Ich bin sehr gebeugt gewesen. 116,11 Ich sprach in meiner
Bestürzung: `Alle Menschen sind Lügner! 116,12 Wie soll
ich dem HERRN vergelten alle seine Wohltaten an mir?
116,13 Den
Heilsbecher will ich erheben und den Namen des HERRN anrufen. 116,14
Ich will dem HERRN meine Gelübde erfüllen, ja, vor seinem ganzen
Volk! 116,15 Kostbar ist in den Augen des HERRN der Tod seiner Frommen.
116,16
Ach, HERR, ich bin ja dein Knecht! Ich bin dein Knecht, der Sohn deiner
Magd! Gelöst hast du meine Fesseln! 116,17 Dir will ich ein
Dankopfer bringen, anrufen will ich den Namen des HERRN! 116,18
Ich will dem HERRN meine Gelübde erfüllen, ja, vor seinem ganzen
Volk, 116,19 in den Vorhöfen des Hauses des HERRN, in deiner
Mitte, Jerusalem! Halleluja!
Kapitel 117
117,1 Lobt den HERRN, alle Nationen! Rühmt ihn, alle Völker!
117,2
Denn mächtig über uns ist seine Gnade! Die Treue des HERRN währt
ewig! Halleluja!
Kapitel 118
118,1 Preist den HERRN, denn er ist gut, denn seine Gnade [währt]
ewig! 118,2 Es sage Israel: Ja, seine Gnade [währt] ewig! 118,3
Es sage das Haus Aaron: Ja, seine Gnade [währt] ewig! 118,4
Es sagen, die den HERRN fürchten: Ja, seine Gnade [währt] ewig!
118,5
Aus der Bedrängnis rief ich zu Jah. Jah antwortete mir in der Weite.
118,6 Der HERR ist für mich, ich werde mich nicht fürchten.
Was könnte ein Mensch mir tun?
118,7 Der HERR ist für
mich unter denen, die mir helfen. Ich werde herabsehen auf meine Hasser.
118,8 Es ist besser, sich bei dem HERRN zu bergen, als sich auf
Menschen zu verlassen.
118,9 Es ist besser, sich bei dem HERRN zu
bergen, als sich auf Edle zu verlassen. 118,10 Alle Nationen hatten
mich umringt. Im Namen des HERRN - ja, ich wehrte sie ab.
118,11
Sie hatten mich umringt, ja, mich eingeschlossen. Im Namen des HERRN -
ja, ich wehrte sie ab. 118,12 Sie hatten mich umringt wie Bienen.
Sie sind erloschen wie Dornenfeuer. Im Namen des HERRN - ja, ich wehrte
sie ab. 118,13 Hart hat man mich gestoßen, um mich zu Fall
zu bringen. Aber der HERR hat mir geholfen. 118,14 Meine Stärke
und mein Gesang ist Jah. Er ist mir zur Rettung geworden. 118,15
Klang von Jubel und Heil ist in den Zelten der Gerechten. Die Rechte des
HERRN tut Gewaltiges. 118,16 Die Rechte des HERRN ist erhoben, die
Rechte des HERRN tut Gewaltiges.
118,17 Ich werde nicht sterben,
sondern leben und die Taten Jahs erzählen. 118,18 Hart hat
mich Jah gezüchtigt, aber dem Tod hat er mich nicht übergeben.
118,19
Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit! Ich will durch sie eingehen,
Jah will ich preisen. 118,20 Dies ist das Tor des HERRN. Gerechte
ziehen hier ein. 118,21 Ich will dich preisen, denn du hast mich
erhört und bist mir zur Rettung geworden. 118,22 Der Stein,
den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.
118,23
Vom HERRN ist dies geschehen, es ist ein Wunder vor unseren Augen. 118,24
Dies ist der Tag, den der HERR gemacht hat! Seien wir fröhlich und
freuen wir uns in ihm! 118,25 Ach, HERR, hilf doch! Ach, HERR, gib
doch Gelingen! 118,26 Gesegnet sei, der kommt im Namen des HERRN.
Vom Haus des HERRN aus haben wir euch gesegnet. 118,27 Der HERR
ist Gott. Er hat uns Licht gegeben. Bindet das Festopfer mit Stricken bis
an die Hörner des Altars! 118,28 Du bist mein Gott, ich will
dich preisen! Mein Gott, ich will dich erheben. 118,29 Preist den
HERRN, denn er ist gut! Ja, seine Gnade [währt] ewig!
Kapitel 119
119,1 Glücklich sind, die im Weg untadelig sind, die im Gesetz
des HERRN wandeln. 119,2 Glücklich sind, die seine Zeugnisse
bewahren, die ihn von ganzem Herzen suchen.
119,3 Die auch kein
Unrecht tun, die auf seinen Wegen wandeln!
119,4 Du hast deine Vorschriften
geboten, daß man sie eifrig beobachte. 119,5 Oh, daß
doch meine Wege beständig wären, um deine Ordnungen zu halten!
119,6
Dann werde ich nicht beschämt werden, wenn ich beachte alle deine
Gebote. 119,7 Ich will dich preisen mit aufrichtigem Herzen, wenn
ich gelernt habe die Bestimmungen deiner Gerechtigkeit.
119,8 Deine
Ordnungen will ich halten. Verlaß mich nicht ganz und gar!
119,9 Wodurch hält ein Jüngling seinen Pfad rein? Indem
er sich bewahrt nach deinem Wort. 119,10 Mit meinem ganzen Herzen
habe ich dich gesucht. Laß mich nicht abirren von deinen Geboten!
119,11
In meinem Herzen habe ich dein Wort verwahrt, damit ich nicht gegen dich
sündige. 119,12 Gepriesen seist du, HERR! Lehre mich deine
Ordnungen! 119,13 Mit meinen Lippen habe ich erzählt alle Bestimmungen
deines Mundes. 119,14 An dem Weg deiner Zeugnisse habe ich Freude,
mehr als an allem Reichtum. 119,15 Deine Vorschriften will ich bedenken
und beachten deine Pfade. 119,16 An deinen Satzungen habe ich meine
Lust. Dein Wort vergesse ich nicht.
119,17 Tue Gutes an deinem Knecht, so werde ich leben. Ich will
dein Wort halten! 119,18 Öffne meine Augen, damit ich schaue
die Wunder aus deinem Gesetz. 119,19 Ein Gast bin ich im Land. Verbirg
nicht vor mir deine Gebote! 119,20 Meine Seele zermürbt sich
vor Verlangen nach deinen Bestimmungen zu aller Zeit. 119,21 Gescholten
hast du die Übermütigen, die Verfluchten, die abirren von deinen
Geboten. 119,22 Wälze von mir Hohn und Verachtung! Denn deine
Zeugnisse habe ich bewahrt. 119,23 Sitzen auch Oberste und verhandeln
gegen mich, dein Knecht sinnt nach über deine Ordnungen.
119,24
Deine Zeugnisse sind auch meine Lust, meine Ratgeber [sind sie].
119,25 Am Staub klebt meine Seele. Belebe mich nach deinem Wort!
119,26
Meine Wege habe ich erzählt, und du hast mich erhört. Lehre mich
deine Ordnungen! 119,27 Laß mich verstehen den Weg deiner
Vorschriften. Sinnen will ich über deine Wunder. 119,28 Keinen
Schlaf findet meine Seele vor Kummer. Richte mich auf nach deinem Wort!
119,29 Halte fern von mir den Weg der Lüge, und gewähre
mir dein Gesetz! 119,30 Den Weg der Treue habe ich erwählt,
ich habe vor mich gestellt deine Bestimmungen. 119,31 Ich halte
an deinen Zeugnissen fest. HERR, laß mich nicht beschämt werden!
119,32
Den Weg deiner Gebote werde ich laufen, denn du machst mir das Herz weit.
119,33 Lehre mich, HERR, den Weg deiner Ordnungen, und ich will
ihn bewahren bis ans Ende. 119,34 Gib mir Einsicht, und ich will
dein Gesetz bewahren und es halten von ganzem Herzen.
119,35 Leite
mich auf dem Pfad deiner Gebote! Denn ich habe Gefallen daran. 119,36
Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen und nicht zum Gewinn! 119,37
Wende meine Augen [davon] ab, das Eitle zu betrachten. Belebe mich auf
deinen Wegen! 119,38 Halte deinem Knecht deine Zusage aufrecht,
die deiner Furcht entspricht!
119,39 Wende ab meine Schande, die
ich fürchte! Denn deine Bestimmungen sind gut. 119,40 Siehe,
ich sehne mich nach deinen Vorschriften! Belebe mich durch deine Gerechtigkeit!
119,41 Laß über mich kommen deine Gnaden, HERR, dein
Heil nach deiner Zusage, 119,42 damit ich meinem Lästerer ein
Wort antworten kann. Denn ich vertraue auf dein Wort. 119,43 Entziehe
meinem Mund das Wort der Wahrheit nicht allzusehr! Denn ich hoffe auf deine
Bestimmungen. 119,44 Halten will ich dein Gesetz beständig,
immer und ewig. 119,45 Und ich werde wandeln in weitem Raum, denn
nach deinen Vorschriften habe ich geforscht. 119,46 Vor Königen
will ich reden von deinen Zeugnissen und mich nicht schämen. 119,47
Ich habe meine Lust an deinen Geboten, die ich liebe, 119,48 und
werde meine Hände aufheben zu deinen Geboten, die ich liebhabe. Und
über deine Ordnungen will ich nachdenken.
119,49 Gedenke des Wortes an deinen Knecht, worauf du mich hast
warten lassen! 119,50 Dies ist mein Trost in meinem Elend, daß
deine Zusage mich belebt hat. 119,51 Die Übermütigen haben
mich über die Massen verspottet, aber von deinem Gesetz bin ich nicht
abgewichen. 119,52 Ich gedachte, HERR, deiner Bestimmungen von alters
her, und ich tröstete mich. 119,53 Zornglut hat mich ergriffen
wegen der Gottlosen, die dein Gesetz verlassen. 119,54 Lieder waren
mir deine Ordnungen im Haus meiner Fremdlingschaft.
119,55 In der
Nacht habe ich deines Namens gedacht, HERR, und ich habe dein Gesetz gehalten.
119,56
Dies ist mir zuteil geworden: Daß ich deine Vorschriften bewahre.
119,57 Mein Teil ist der HERR! Ich habe versprochen, deine Worte
zu bewahren. 119,58 Ich suchte dich zu besänftigen von ganzem
Herzen. Sei mir gnädig nach deiner Zusage! 119,59 Ich habe
meine Wege überdacht und meine Füße gekehrt zu deinen Zeugnissen.
119,60
Ich bin geeilt und habe nicht gezögert, deine Gebote zu halten. 119,61
Stricke der Gottlosen haben mich umgeben. Dein Gesetz habe ich nicht vergessen.
119,62
Um Mitternacht stehe ich auf, um dich zu preisen wegen der Bestimmungen
deiner Gerechtigkeit. 119,63 Ich bin der Gefährte aller, die
dich fürchten, derer, die deine Vorschriften einhalten. 119,64
Von deiner Gnade, HERR, ist die Erde erfüllt. Lehre mich deine Ordnungen!
119,65 Du hast Gutes getan an deinem Knecht, HERR, nach deinem
Wort! 119,66 Gute Einsicht und Erkenntnis lehre mich! Denn ich habe
deinen Geboten geglaubt. 119,67 Bevor ich gedemütigt wurde,
irrte ich. Jetzt aber halte ich dein Wort. 119,68 Du bist gut und
tust Gutes. Lehre mich deine Ordnungen! 119,69 Lügen haben
die Übermütigen gegen mich erdichtet. Ich bewahre deine Vorschriften
von ganzem Herzen. 119,70 Ihr Herz ist unempfindlich geworden wie
Fett. Ich habe meine Lust an deinem Gesetz. 119,71 Es war gut für
mich, daß ich gedemütigt wurde, damit ich deine Ordnungen lernte.
119,72
Lieber ist mir das Gesetz deines Mundes als Tausende von Gold- und Silberstücken.
119,73 Deine Hände haben mich gemacht und bereitet. Gib
mir Einsicht, ich will deine Gebote lernen. 119,74 Die dich fürchten,
werden mich sehen und sich freuen, denn ich harre auf dein Wort. 119,75
Ich habe erkannt, HERR, daß deine Gerichte Gerechtigkeit sind und
daß du mich in Treue gedemütigt hast. 119,76 Laß
doch deine Gnade mir zum Trost sein nach deiner Zusage an deinen Knecht!
119,77
Laß deine Erbarmungen über mich kommen, daß ich lebe.
Denn dein Gesetz ist meine Lust. 119,78 Laß beschämt
werden die Übermütigen, die mich lügnerisch bedrücken.
Ich denke über deine Vorschriften nach. 119,79 Laß sich
zu mir wenden, die dich fürchten und die deine Zeugnisse erkennen!
119,80
Laß mein Herz untadelig sein in deinen Ordnungen, damit ich nicht
in Schande komme. 119,81 Meine Seele verzehrt sich nach deinem Heil.
Ich warte auf dein Wort. 119,82 Meine Augen verzehren sich nach
deiner Zusage: `Wann wirst du mich trösten? 119,83 Denn wie
ein Schlauch im Rauch bin ich. Deine Ordnungen habe ich nicht vergessen.
119,84 Wieviele werden der Tage deines Knechts sein? Wann wirst
du Gericht halten über meine Verfolger? 119,85 Die Übermütigen
haben mir Gruben gegraben, sie, die nicht nach deinem Gesetz sind.
119,86
Alle deine Gebote sind Treue. Sie haben mich verfolgt ohne Grund. Hilf
mir! 119,87 Wenig fehlte, so hätten sie mich vernichtet im
Land. Ich aber, ich habe deine Vorschriften nicht verlassen. 119,88
Belebe mich nach deiner Gnade, und ich werde bewahren das Zeugnis deines
Mundes. 119,89 In Ewigkeit, HERR, steht dein Wort fest in den Himmeln.
119,90 Von Geschlecht zu Geschlecht [währt] deine Treue. Du
hast die Erde gegründet, und sie steht. 119,91 Nach deinen
Ordnungen bestehen sie bis heute, denn alles ist dir dienstbar.
119,92
Wäre nicht dein Gesetz meine Lust gewesen, dann wäre ich verlorengegangen
in meinem Elend. 119,93 Ewig werde ich deine Vorschriften nicht
vergessen, denn durch sie hast du mich belebt. 119,94 Ich bin dein,
rette mich! Denn ich habe nach deinen Vorschriften gesucht. 119,95
Die Gottlosen haben mir aufgelauert, um mich umzubringen. Ich achte auf
deine Zeugnisse. 119,96 Von allen Vollkommenen habe ich ein Ende
gesehen. Doch dein Gebot reicht sehr weit. 119,97 Wie liebe ich
dein Gesetz! Es ist mein Nachdenken den ganzen Tag.
119,98 Dein
Gebot macht mich weiser als meine Feinde. Denn ewig ist es mein! 119,99
Verständiger bin ich als alle meine Lehrer. Denn deine Zeugnisse sind
mein Überlegen.
119,100 Einsichtiger als Greise bin ich. Denn
deine Vorschriften habe ich gehalten. 119,101 Von jedem bösen
Pfad habe ich meine Füße zurückgehalten, damit ich dein
Wort bewahre. 119,102 Von deinen Bestimmungen gewichen bin ich nicht,
denn du, du hast mich unterwiesen. 119,103 Wie süß sind
meinem Gaumen deine Worte, mehr als Honig meinem Mund! 119,104 Aus
deinen Vorschriften empfange ich Einsicht. Darum hasse ich jeden Lügenpfad!
119,105
Eine Leuchte für meinen Fuß ist dein Wort, ein Licht für
meinen Pfad. 119,106 Ich habe geschworen und halte es aufrecht,
die Bestimmungen deiner Gerechtigkeit zu bewahren.
119,107 Ich bin
über die Massen gebeugt. HERR, belebe mich nach deinem Wort!
119,108
Die Gabe meines Mundes laß dir doch wohlgefallen, HERR! Lehre mich
deine Bestimmungen! 119,109 Mein Leben ist ständig in meiner
Hand, aber dein Gesetz habe ich nicht vergessen. 119,110 Die Gottlosen
haben mir eine Schlinge gelegt, aber von deinen Vorschriften bin ich nicht
abgeirrt.
119,111 Deine Zeugnisse sind mein Erbe für ewig,
denn die Freude meines Herzens sind sie. 119,112 Ich habe mein Herz
geneigt, deine Ordnungen zu tun. Für ewig ist der Lohn!
119,113
Die Gemeinen hasse ich, 119 aber ich liebe dein Gesetz. 119,114
Mein Schutz und mein Schild bist du. Auf dein Wort hoffe ich. 119,115
Weicht von mir, ihr Übeltäter, ich will die Gebote meines Gottes
halten! 119,116 Stütze mich nach deiner Zusage, so werde ich
leben. Laß mich nicht beschämt werden in meiner Hoffnung! 119,117
Stütze mich, daß ich gerettet werde. Und ich will beständig
auf deine Ordnungen schauen. 119,118 Abgewiesen hast du alle, die
von deinen Ordnungen abirren. Denn Lüge ist ihr Sinnen. 119,119
Wie Schlacken hast du hinweggeräumt alle Gottlosen des Landes, darum
liebe ich deine Zeugnisse. 119,120 Vor deinem Schrecken schaudert
mein Fleisch, ich fürchte mich vor deinen Urteilen. 119,121
Ich habe Recht und Gerechtigkeit geübt. Überlaß mich nicht
meinen Unterdrückern!
119,122 Sei Bürge für deinen
Knecht zum Guten! Laß die Übermütigen mich nicht unterdrücken!
119,123
Meine Augen sehnen sich nach deinem Heil und nach der Zusage deiner Gerechtigkeit.
119,124
Handle mit deinem Knecht nach deiner Gnade und lehre mich deine Ordnungen!
119,125 Dein Knecht bin ich; gib mir Einsicht, so werde ich deine
Zeugnisse erkennen. 119,126 Es ist Zeit für den HERRN, zu handeln.
Sie haben dein Gesetz gebrochen. 119,127 Darum liebe ich deine Gebote
mehr als Gold und Feingold. 119,128 Darum wandle ich aufrichtig
nach allen deinen Vorschriften. Jeden Lügenpfad hasse ich. 119,129
Wunderbar sind deine Zeugnisse, darum bewahrt sie meine Seele. 119,130
Die Eröffnung deiner Worte leuchtet, sie gibt Einsicht den Einfältigen.
119,131 Ich habe meinen Mund weit aufgetan und gelechzt, denn ich
sehne mich nach deinen Geboten.
119,132 Wende dich zu mir und sei
mir gnädig nach dem Anrecht derer, die deinen Namen lieben!
119,133
Befestige meine Schritte durch dein Wort, und gib keinem Unrecht Macht
über mich! 119,134 Erlöse mich von der Bedrückung
durch Menschen, und ich will deine Vorschriften einhalten. 119,135
Laß dein Angesicht leuchten über deinen Knecht, und lehre mich
deine Ordnungen!
119,136 Wasserbäche fließen herab aus
meinen Augen, weil man dein Gesetz nicht hält. 119,137 Gerecht
bist du, HERR, und richtig sind deine Urteile. 119,138 Du hast in
Gerechtigkeit deine Zeugnisse geboten und in großer Treue. 119,139
Verzehrt hat mich mein Eifer, denn meine Bedränger haben deine Worte
vergessen. 119,140 Wohlgeläutert ist dein Wort, dein Knecht
hat es lieb. 119,141 Gering bin ich und verachtet. Deine Vorschriften
habe ich nicht vergessen.
119,142 Deine Gerechtigkeit ist eine ewige
Gerechtigkeit, und dein Gesetz ist Wahrheit.
119,143 Angst und Bedrängnis
haben mich erreicht. Deine Gebote sind meine Lust. 119,144 Gerechtigkeit
sind deine Zeugnisse für ewig. Gib mir Einsicht, damit ich lebe! 119,145
Von ganzem Herzen habe ich gerufen: Erhöre mich, HERR! Ich will deine
Ordnungen halten.
119,146 Zu dir habe ich gerufen: Rette mich! Ich
will deine Zeugnisse bewahren. 119,147 Der Morgendämmerung
bin ich zuvorgekommen und habe um Hilfe gerufen. Auf deine Worte habe ich
gehofft. 119,148 Meine Augen sind den Nachtwachen zuvorgekommen,
um nachzudenken über dein Wort. 119,149 Höre meine Stimme
nach deiner Gnade! HERR, belebe mich nach deinen Bestimmungen! 119,150
Nahe sind gekommen, die mich arglistig verfolgen. Fern sind sie von deinem
Gesetz. 119,151 Du bist nahe, HERR, und alle deine Gebote sind Wahrheit.
119,152 Längst habe ich aus deinen Zeugnissen erkannt, daß
du sie gegründet hast auf ewig. 119,153 Sieh mein Elend an
und errette mich! Denn dein Gesetz habe ich nicht vergessen. 119,154
Führe meinen Rechtsstreit und erlöse mich! Belebe mich nach deiner
Zusage! 119,155 Fern von den Gottlosen ist das Heil, denn nach deinen
Ordnungen suchen sie nicht. 119,156 Deiner Erbarmungen sind viele,
HERR. Belebe mich nach deinen Bestimmungen!
119,157 Zahlreich sind
meine Verfolger und meine Bedränger. Doch von deinen Zeugnissen bin
ich nicht abgewichen.
119,158 Die Treulosen habe ich gesehen, und
es ekelte mich an, weil sie dein Wort nicht bewahrten. 119,159 Sieh,
daß ich deine Vorschriften liebhabe. Nach deiner Gnade, HERR, belebe
mich!
119,160 Die Summe deines Wortes ist Wahrheit, und jedes Urteil
deiner Gerechtigkeit [währt] ewig. 119,161 Oberste haben mich
verfolgt ohne Ursache. Aber vor deinem Wort hat mein Herz gebebt. 119,162
Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute macht.
119,163 Lüge hasse und verabscheue ich. Dein Gesetz liebe ich.
119,164 Siebenmal am Tag lobe ich dich wegen der Bestimmungen deiner
Gerechtigkeit.
119,165 Großen Frieden haben die, die dein
Gesetz lieben. Sie trifft kein Straucheln. 119,166 Ich habe auf
dein Heil gewartet, HERR, und deine Gebote habe ich erfüllt.
119,167
Meine Seele hat deine Zeugnisse befolgt, und ich liebe sie sehr. 119,168
Deine Vorschriften und deine Zeugnisse habe ich befolgt, denn alle meine
Wege sind vor dir. 119,169 Laß mein Schreien nahe vor dich
kommen, HERR! Gib mir Einsicht nach deinem Wort! 119,170 Laß
vor dich kommen mein Flehen! Errette mich nach deiner Zusage! 119,171
Meine Lippen sollen Lob hervorströmen lassen, denn du lehrst mich
deine Ordnungen. 119,172 Meine Zunge soll laut reden von deinem
Wort. Denn alle deine Gebote sind Gerechtigkeit.
119,173 Laß
deine Hand mir zur Hilfe kommen! Denn ich habe deine Vorschriften erwählt.
119,174 Ich sehne mich nach deiner Hilfe, HERR! Dein Gesetz ist
meine Lust. 119,175 Meine Seele soll leben und dich loben! Deine
Bestimmungen sollen mir helfen! 119,176 Ich bin umhergeirrt wie
ein verlorengegangenes Schaf. Suche deinen Knecht! Denn ich habe deine
Gebote nicht vergessen.
Kapitel 120
120,1 Ein Wallfahrtslied. Zum HERRN rief ich in meiner Not, und
er erhörte mich. 120,2 HERR, rette meine Seele vor Lügenlippen,
vor falscher Zunge. 120,3 Was wird er dir geben? Was dir hinzufügen,
du falsche Zunge?
120,4 Scharfe Pfeile eines Starken samt glühenden
Ginsterkohlen. 120,5 Weh mir, daß ich Gast war in Mesech,
daß ich wohnte bei den Zelten Kedars! 120,6 Lange hat meine
Seele bei denen gewohnt, die den Frieden hassen.
120,7 Ich will
nur Frieden. Aber wenn ich rede, so sind sie für Krieg.
Kapitel 121
121,1 Ein Wallfahrtslied. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher wird meine Hilfe kommen? 121,2 Meine Hilfe [kommt] vom HERRN,
der Himmel und Erde gemacht hat. 121,3 Er wird nicht zulassen, daß
dein Fuß wanke. Dein Hüter schlummert nicht. 121,4 Siehe,
nicht schläft noch schlummert der Hüter Israels. 121,5
Der HERR ist dein Hüter, der HERR ist dein Schatten über deiner
rechten Hand. 121,6 Am Tag wird die Sonne nicht stechen, der Mond
nicht bei Nacht. 121,7 Der HERR wird dich behüten vor allem
Unheil, er wird dein Leben behüten. 121,8 Der HERR wird deinen
Ausgang und deinen Eingang behüten von nun an bis in Ewigkeit.
Kapitel 122
122,1 Ein Wallfahrtslied. Von David. Ich freute mich, als sie zu
mir sagten: `Wir gehen zum Haus des HERRN! 122,2 Unsere Füße
standen [dann] in deinen Toren, Jerusalem.
122,3 Jerusalem, die
du aufgebaut bist als eine fest in sich geschlossene Stadt, 122,4
wohin die Stämme hinaufziehen, die Stämme Jahs, ein Mahnzeichen
für Israel, um den Namen des HERRN zu preisen. 122,5 Denn dort
stehen Throne zum Gericht, die Throne des Hauses David. 122,6 Erbittet
Heil für Jerusalem! Ruhe sollen die haben, die dich lieben!
122,7
Heil sei in deinen Festungswerken, sichere Ruhe in deinen Palästen.
122,8
Um meiner Brüder und meiner Freunde willen will ich sagen: Heil sei
in dir! 122,9 Wegen des Hauses des HERRN, unseres Gottes, will ich
dein Bestes suchen.
Kapitel 123
123,1 Ein Wallfahrtslied. Zu dir hebe ich meine Augen auf, der du
in den Himmeln thronst. 123,2 Siehe: Wie die Augen der Knechte auf
die Hand ihres Herrn, wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Gebieterin,
so sind unsere Augen [gerichtet] auf den HERRN, unseren Gott, bis er uns
gnädig ist. 123,3 Sei uns gnädig, HERR, sei uns gnädig!
Denn reichlich sind wir mit Verachtung gesättigt. 123,4 Reichlich
ist unsere Seele gesättigt mit dem Spott der Sorglosen, mit der Verachtung
der Hochmütigen.
Kapitel 124
124,1 Ein Wallfahrtslied. Von David. Wenn nicht der HERR für
uns gewesen wäre, so soll Israel sagen - 124,2 wenn nicht der
HERR für uns gewesen wäre, als Menschen gegen uns aufstanden,
124,3
dann hätten sie uns lebendig verschlungen, als ihr Zorn gegen uns
entbrannte. 124,4 Dann hätten uns die Wasser fortgeschwemmt,
der Wildbach hätte uns überströmt. 124,5 Dann wären
über uns gegangen die tobenden Wasser. 124,6 Gepriesen sei
der HERR, der uns ihren Zähnen nicht zum Raub gab! 124,7 Unsere
Seele ist entronnen wie ein Vogel aus der Schlinge der Vogelsteller. Die
Schlinge ist zerrissen, und wir sind entronnen.
124,8 Unsere Hilfe
steht im Namen des HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.
Kapitel 125
125,1 Ein Wallfahrtslied. Die auf den HERRN vertrauen, sind wie
der Berg Zion, der nicht wankt, der ewig bleibt. 125,2 Jerusalem
- Berge sind rings um es her. So ist der HERR rings um sein Volk, von nun
an bis in Ewigkeit. 125,3 Denn das Zepter der Gottlosigkeit wird
nicht mehr ruhen auf dem Erbe der Gerechten, damit nicht auch die Gerechten
ihre Hände nach Unrecht ausstrecken. 125,4 Tu Gutes, HERR,
den Guten und denen, die aufrichtig sind in ihren Herzen! 125,5
Die aber auf ihre krummen Wege abbiegen, die wird der HERR dahinfahren
lassen samt den Übeltätern. Friede über Israel!
Kapitel 126
126,1 Ein Wallfahrtslied. Als der HERR die Gefangenen Zions zurückführte,
waren wir wie Träumende. 126,2 Da wurde unser Mund voll Lachen
und unsere Zunge voll Jubel. Da sagte man unter den Nationen: `Der HERR
hat Großes an ihnen getan! 126,3 Der HERR hat Großes
an uns getan: Wir waren fröhlich! 126,4 Bringe zurück,
HERR, unsere Gefangenen, gleich den Bächen im Südland. 126,5
Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. 126,6 Er
geht weinend hin und trägt den Samen zum Säen. Er kommt heim
mit Jubel und trägt seine Garben.
Kapitel 127
127,1 Ein Wallfahrtslied. Von Salomo. Wenn der HERR das Haus nicht
baut, arbeiten seine Erbauer vergebens daran. Wenn der HERR die Stadt nicht
bewacht, wacht der Wächter vergebens.
127,2 Vergebens ist es
für euch, daß ihr früh aufsteht, euch spät niedersetzt,
das Brot der Mühsal eßt. Soviel gibt er seinem Geliebten im
Schlaf. 127,3 Siehe, ein Erbe vom HERRN sind Söhne, eine Belohnung
die Leibesfrucht. 127,4 Wie Pfeile in der Hand eines Helden, so
sind die Söhne der Jugend. 127,5 Glücklich der Mann, der
seinen Köcher mit ihnen gefüllt hat! Sie werden nicht beschämt
werden, wenn sie mit Feinden reden im Tor.
Kapitel 128
128,1 Ein Wallfahrtslied. Glücklich ein jeder, der den HERRN
fürchtet, der wandelt auf seinen Wegen! 128,2 Denn essen wirst
du die Arbeit deiner Hände. Heil dir! Gut steht es um dich. 128,3
Deine Frau gleicht einem fruchtbaren Weinstock im Innern deines Hauses,
deine Söhne den Ölbaumsprossen, rings um deinen Tisch. 128,4
Siehe, so wird gesegnet sein der Mann, der den HERRN fürchtet. 128,5
Es segne dich der HERR von Zion aus. Schaue das Wohl Jerusalems alle Tage
deines Lebens, 128,6 und sieh deiner Kinder Kinder! - Friede über
Israel!
Kapitel 129
129,1 Ein Wallfahrtslied. Oft haben sie mich bedrängt von meiner
Jugend an - so soll Israel sagen. - 129,2 Oft haben sie mich bedrängt
von meiner Jugend an, dennoch haben sie mich nicht überwältigt.
129,3
Pflüger haben auf meinem Rücken gepflügt, haben lang gezogen
ihre Furchen. 129,4 Der HERR ist gerecht! Er hat durchschnitten
den Strick der Gottlosen. 129,5 Mögen beschämt werden
und zurückweichen alle, die Zion hassen! 129,6 Mögen sie
sein wie das Gras auf den Dächern, das verdorrt, ehe man es auszieht,
129,7
womit der Schnitter seine Hand nicht füllt noch der Garbenbinder seinen
Arm; 129,8 und [wo] die Vorübergehenden nicht sagen: Des HERRN
Segen über euch! - Wir segnen euch im Namen des HERRN.
Kapitel 130
130,1 Ein Wallfahrtslied. Aus den Tiefen rufe ich zu dir, o HERR.
130,2
Herr, höre auf meine Stimme! Laß deine Ohren aufmerksam sein
auf die Stimme meines Flehens! 130,3 Wenn du, Jah, die Sünden
anrechnest, Herr, wer wird bestehen?
130,4 Doch bei dir ist die
Vergebung, damit man dich fürchte.
130,5 Ich hoffe auf den
HERRN, meine Seele hofft, und auf sein Wort harre ich. 130,6 Meine
Seele [harrt] auf den Herrn, mehr als die Wächter auf den Morgen,
die Wächter auf den Morgen. 130,7 Harre, Israel, auf den HERRN!
Denn bei dem HERRN ist die Gnade, und viel Erlösung bei ihm. 130,8
Ja, er wird Israel erlösen von allen seinen Sünden.
Kapitel 131
131,1 Ein Wallfahrtslied. Von David. HERR! Mein Herz will nicht
hoch hinaus, meine Augen sind nicht hochfahrend. Ich gehe nicht mit Dingen
um, die zu groß und zu wunderbar für mich sind. 131,2
Habe ich meine Seele nicht beschwichtigt und beruhigt? Wie ein entwöhntes
Kind bei seiner Mutter, wie ein entwöhntes Kind ist meine Seele in
mir. 131,3 Harre, Israel, auf den HERRN, von nun an bis in Ewigkeit!
Kapitel 132
132,1 Ein Wallfahrtslied. Gedenke, HERR, dem David alle seine Mühsal!
132,2
Der dem HERRN schwur, ein Gelübde tat dem Mächtigen Jakobs: 132,3
`Ich will das Zelt meines Hauses nicht betreten, ich will das Lager meines
Bettes nicht besteigen, 132,4 ich will meinen Augen keinen Schlaf
gestatten, keinen Schlummer meinen Augenlidern, 132,5 bis ich eine
Stätte finde für den HERRN, Wohnungen für den Starken Jakobs!
132,6 Siehe, wir hören von ihr in Ephrata, wir fanden sie in
dem Gebiete Jaars. 132,7 Laßt uns einziehen in seine Wohnungen,
niederfallen vor dem Schemel seiner Füße!
132,8 Schreite
ein, HERR, zu deiner Ruhe, du und die Lade deiner Stärke! 132,9
Deine Priester sollen sich bekleiden mit Gerechtigkeit, und deine Frommen
sollen jubeln! 132,10 Um Davids, deines Knechtes, willen weise nicht
ab das Angesicht deines Gesalbten! 132,11 Der HERR hat David einen
Treueid geschworen, er wird nicht davon abweichen: `Von der Frucht deines
Leibes will ich auf deinen Thron setzen. 132,12 Wenn deine Söhne
meinen Bund und meine Zeugnisse bewahren, die ich sie lehren werde, so
sollen auch ihre Söhne für immer auf deinem Thron sitzen. 132,13
Denn der HERR hat Zion erwählt, hat ihn begehrt zu seiner Wohnstätte:
132,14 `Dies ist meine Ruhestatt für immer, hier will ich wohnen,
denn ich habe ihn begehrt. 132,15 Seine Speise will ich reichlich
segnen, seine Armen mit Brot sättigen.
132,16 Seine Priester
will ich bekleiden mit Heil, seine Frommen sollen laut jubeln.
132,17
Dort will ich das Horn Davids wachsen lassen, habe ich ein Licht zugerichtet
meinem Gesalbten.
132,18 Seine Feinde will ich bekleiden mit Schande,
aber auf ihm wird seine Krone glänzen.
Kapitel 133
133,1 Ein Wallfahrtslied. Von David. Siehe, wie gut und wie lieblich
ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen. 133,2
Wie das köstliche Öl auf dem Haupt, das herabfließt auf
den Bart, auf den Bart Aarons,
der herabfließt auf den Halssaum seiner Kleider. 133,3
Wie der Tau des Hermon, der herabfließt auf die Berge Zions. Denn
dorthin hat der HERR den Segen befohlen, Leben bis in Ewigkeit.
Kapitel 134
134,1 Ein Wallfahrtslied. Auf! preist den HERRN, all ihr Knechte
des HERRN, die ihr steht im Haus des HERRN in den Nächten!
134,2
Erhebt eure Hände [im] Heiligtum und preist den HERRN! 134,3
Der HERR segne dich von Zion aus, er, der Himmel und Erde gemacht hat!
Kapitel 135
135,1 Halleluja! Lobt den Namen des HERRN! Lobt, ihr Knechte des
HERRN, 135,2 die ihr steht im Hause des HERRN, in den Vorhöfen
des Hauses unseres Gottes! 135,3 Halleluja! Denn gut ist der HERR;
spielt seinem Namen, denn er ist lieblich.
135,4 Denn Jah hat sich
Jakob erwählt, Israel zu seinem Eigentum. 135,5 Ja, ich habe
erkannt, daß der HERR groß ist, unser Herr [ist größer]
als alle Götter.
135,6 Alles, was dem HERRN wohlgefällt,
tut er in den Himmeln und auf der Erde, in den Meeren und in allen Tiefen.
135,7
Der Nebelschwaden aufsteigen läßt vom Ende der Erde, der Blitze
zum Regen macht, der den Wind herausführt aus seinen Vorratskammern;
135,8
der die Erstgeborenen Ägyptens schlug vom Menschen bis zum Vieh. 135,9
Zeichen und Wunder sandte er in deine Mitte, Ägypten, gegen den Pharao
und gegen alle seine Knechte.
V. 10-12: Ps 136,17-22.
135,10 Der viele Nationen schlug und starke Könige tötete:
135,11
Sihon, den König der Amoriter, und Og, den König von Basan, und
alle Königreiche Kanaans.
135,12 Und er gab ihr Land als Erbe,
als Erbe seinem Volk Israel. 135,13 HERR, dein Name [währt]
ewig, HERR, dein Gedenken von Geschlecht zu Geschlecht.
135,14 Ja,
der HERR wird seinem Volk Recht schaffen, über seine Knechte wird
er sich erbarmen.
V. 15-18: Ps 115,4-8.
135,15 Die Götzen der Nationen sind [aus] Silber und Gold,
ein Werk von Menschenhänden. 135,16 Einen Mund haben sie, reden
aber nicht. Augen haben sie, sehen aber nicht.
135,17 Ohren haben
sie, hören aber nicht. Auch ist kein Atem in ihrem Mund. 135,18
Ihnen gleich sind die, die sie machen, ein jeder, der auf sie vertraut.
135,19
Haus Israel, preist den HERRN! Haus Aaron, preist den HERRN!
135,20
Haus Levi, preist den HERRN! Die ihr den HERRN fürchtet, preist den
HERRN! 135,21 Gepriesen sei der HERR von Zion aus, der in Jerusalem
wohnt! Halleluja!
Kapitel 136
136,1 Preist den HERRN, denn er ist gut. Denn seine Gnade [währt]
ewig! 136,2 Preist den Gott der Götter, denn seine Gnade [währt]
ewig! 136,3 Preist den Herrn der Herren! Denn seine Gnade [währt]
ewig! 136,4 Den, der große Wunder tut, er allein. Denn seine
Gnade [währt] ewig! 136,5 Den, der die Himmel gemacht hat mit
Einsicht. Denn seine Gnade [währt] ewig! 136,6 Den, der die
Erde ausgebreitet hat über den Wassern. Denn seine Gnade [währt]
ewig! 136,7 Den, der große Lichter gemacht hat. Denn seine
Gnade [währt] ewig! 136,8 Die Sonne zur Herrschaft am Tage
- denn seine Gnade [währt] ewig! 136,9 Den Mond und die Sterne
zur Herrschaft in der Nacht. Denn seine Gnade [währt] ewig! 136,10
Den, der Ägypten schlug an seinen Erstgeborenen. Denn seine Gnade
[währt] ewig! 136,11 Der Israel herausführte aus ihrer
Mitte - denn seine Gnade [währt] ewig! 136,12 Mit starker Hand
und mit ausgestrecktem Arm. Denn seine Gnade [währt] ewig! 136,13
Den, der das Schilfmeer in [zwei] Teile zerteilte. Denn seine Gnade [währt]
ewig! 136,14 Und Israel mitten hindurchführte. Denn seine Gnade
[währt] ewig!
136,15 Und den Pharao und sein Heer ins Schilfmeer
abschüttelte. Denn seine Gnade [währt] ewig! 136,16 Den,
der sein Volk durch die Wüste führte. Denn seine Gnade [währt]
ewig!
V. 17-22: Ps 135,10-12.
136,17 Den, der große Könige schlug. Denn seine Gnade
[währt] ewig! 136,18 Und mächtige Könige tötete.
Denn seine Gnade [währt] ewig! 136,19 Sihon, den König
der Amoriter, denn seine Gnade [währt] ewig! 136,20 Und Og,
den König von Basan, denn seine Gnade [währt] ewig! 136,21
Und ihr Land zum Erbe gab, denn seine Gnade [währt] ewig! 136,22
Zum Erbe Israel, seinem Knecht. Denn seine Gnade [währt] ewig! 136,23
Der unser gedachte in unserer Niedrigkeit, denn seine Gnade [währt]
ewig! 136,24 Und uns unseren Bedrängern entriß. Denn
seine Gnade [währt] ewig! 136,25 Der Nahrung gibt allem Fleisch.
Denn seine Gnade [währt] ewig! 136,26 Preist den Gott der Himmel!
Denn seine Gnade [währt] ewig!
Kapitel 137
137,1 An den Strömen Babels, da saßen wir und weinten,
wenn wir an Zion dachten. 137,2 An die Pappeln dort hängten
wir unsere Zithern. 137,3 Denn die uns gefangen hielten, forderten
dort von uns die Worte eines Liedes, und die uns wehklagen machten, [forderten]
Freude: `Singt uns eins der Zionslieder! 137,4 Wie sollten wir des
HERRN Lied singen auf fremder Erde? 137,5 Wenn ich dich vergesse,
Jerusalem, so werde vergessen meine Rechte! 137,6 Es klebe meine
Zunge an meinem Gaumen, wenn ich deiner nicht gedenke, wenn ich Jerusalem
nicht zu meiner höchsten Freude erhebe! 137,7 Gedenke, HERR,
den Söhnen Edom den Tag Jerusalems, die da sprachen: Legt bloß,
legt bloß - bis auf ihren Grund!
137,8 Tochter Babel, du Verwüsterin!
Glücklich, der dir vergilt dein Tun, das du uns angetan hast. 137,9
Glücklich, der deine Kinder ergreift und sie am Felsen zerschmettert!
Kapitel 138
138,1 Von David. Preisen will ich dich mit meinem ganzen Herzen,
ich will dir spielen vor den Göttern. 138,2 Ich falle nieder
vor deinem heiligen Tempel, und deinen Namen preise ich wegen deiner Gnade
und Treue. Denn du hast dein Wort groß gemacht über deinen ganzen
Namen. 138,3 An dem Tag, da ich rief, antwortetest du mir. Du mehrtest
in meiner Seele die Kraft. 138,4 Alle Könige der Erde werden
dich preisen, HERR, wenn sie die Worte deines Mundes gehört haben.
138,5
Sie werden die Wege des HERRN besingen, denn groß ist die Herrlichkeit
des HERRN. 138,6 Ja, der HERR ist erhaben, doch er sieht den Niedrigen,
und den Hochmütigen erkennt er von fern. 138,7 Wenn ich auch
mitten in Bedrängnis wandeln muß - du belebst mich. Gegen den
Zorn meiner Feinde wirst du deine Hand ausstrecken, und deine Rechte wird
mich retten.
138,8 Der HERR wird}s für mich vollenden. HERR,
deine Gnade [währt] ewig. Gib die Werke deiner Hände nicht auf!
Kapitel 139
139,1 Dem Chorleiter. Von David. Ein Psalm. HERR, du hast mich erforscht
und erkannt. 139,2 Du kennst mein Sitzen und mein Aufstehen, du
verstehst mein Trachten von fern. 139,3 Mein Wandeln und mein Liegen
- du prüfst es. Mit allen meinen Wegen bist du vertraut. 139,4
Denn das Wort ist [noch] nicht auf meiner Zunge - siehe, HERR, du weißt
es genau.
139,5 Von hinten und von vorn hast du mich umschlossen,
du hast deine Hand auf mich gelegt. 139,6 Zu wunderbar ist die Erkenntnis
für mich, zu hoch: Ich vermag sie nicht zu erfassen. 139,7
Wohin sollte ich gehen vor deinem Geist, wohin fliehen vor deinem Angesicht?
139,8
Stiege ich zum Himmel hinauf, so bist du da. Bettete ich mich in dem Scheol,
siehe, du bist da. 139,9 Erhöbe ich die Flügel der Morgenröte,
ließe ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres, 139,10
auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich fassen.
139,11 Und spräche ich: Nur Finsternis möge mich verbergen
und Nacht sei das Licht um mich her: 139,12 Auch Finsternis würde
vor dir nicht verfinstern, und die Nacht würde leuchten wie der Tag,
die Finsternis wäre wie das Licht. 139,13 Denn du bildetest
meine Nieren. Du wobst mich in meiner Mutter Leib.
139,14 Ich preise
dich darüber, daß ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete
Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt
es sehr wohl. 139,15 Nicht verborgen war mein Gebein vor dir, als
ich gemacht wurde im Verborgenen, gewoben in den Tiefen der Erde. 139,16
Meine Urform sahen deine Augen. Und in dein Buch waren sie alle eingeschrieben,
die Tage, die gebildet wurden, als noch keiner von ihnen [da war]. 139,17
Für mich aber - wie schwer sind deine Gedanken, o Gott! Wie gewaltig
sind ihre Summen! 139,18 Wollte ich sie zählen, so sind sie
zahlreicher als der Sand. Ich erwache und bin noch bei dir. 139,19
Mögest du, o Gott, den Gottlosen töten! Ihr Blutmenschen, weicht
von mir! 139,20 Sie, die mit Hinterlist von dir reden, vergeblich
[die Hand] gegen dich erheben! 139,21 Sollte ich nicht hassen, HERR,
die dich hassen, und sollte mir nicht ekeln vor denen, die gegen dich aufstehen?
139,22
Mit äußerstem Haß hasse ich sie. Sie sind Feinde für
mich. 139,23 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz. Prüfe
mich und erkenne meine Gedanken! 139,24 Und sieh, ob ein Weg der
Mühsal bei mir ist, und leite mich auf dem ewigen Weg!
Kapitel 140
140,1 Dem Chorleiter. Ein Psalm. Von David. 140,2 Errette
mich, HERR, von bösen Menschen. Vor gewalttätigen Männern
behüte mich, 140,3 die Bosheiten ersinnen im Herzen, die täglich
Krieg erregen. 140,4 Sie haben geschärfte Zungen wie eine Schlange.
Otterngift ist unter ihren Lippen.
140,5 Bewahre mich, HERR, vor den Händen des Gottlosen,
vor dem Mann der Gewalttaten behüte mich, die beschlossen haben, meine
Tritte umzustoßen! 140,6 Hochmütige haben mir heimlich
eine Schlinge und Fallstricke gelegt, ein Netz ausgespannt zur Seite des
Weges, sie haben mir Fallen gestellt.
140,7 Ich sprach zu dem HERRN: Du bist mein Gott! Höre,
HERR, auf die Stimme meines Flehens! 140,8 HERR, mein Herr, du Hort
meiner Rettung! Du hast mein Haupt beschirmt am Tag der Waffen. 140,9
Gewähre die Gelüste des Gottlosen nicht, HERR! Laß sein
Vorhaben nicht gelingen: Sie würden sich überheben.
140,10 Die Häupter derer, die mich umringen, - das Unheil
ihrer Lippen bedecke sie! 140,11 Mögen glühende Kohlen
auf sie herabfallen, ins Feuer stürze er sie, in Wasserlöcher,
daß sie sich nicht mehr erheben! 140,12 Ein Mensch mit [böser]
Zunge - er bestehe nicht im Land; der Mann der Gewalttat - das Böse
möge ihn jagen Stoß um Stoß!
140,13 Ich weiß,
daß der HERR die Rechtssache des Elenden wahrnimmt, das Recht der
Armen. 140,14 Ja, die Gerechten werden deinen Namen preisen, die
Aufrichtigen werden vor deinem Angesicht wohnen.
Kapitel 141
141,1 Ein Psalm. Von David. HERR, zu dir habe ich gerufen, eile
zu mir! Höre auf meine Stimme, wenn ich zu dir rufe!
141,2
Laß als Rauchopfer vor dir stehen mein Gebet, das Erheben meiner
Hände als Speisopfer am Abend. 141,3 Bestelle, HERR, eine Wache
für meinen Mund! Wache über die Tür meiner Lippen! 141,4
Laß mein Herz sich nicht neigen zur bösen Sache, gottlos Taten
zu begehen mit Männern, die Übeltäter sind. Ich mag nicht
kosten von ihren Leckerbissen! 141,5 Der Gerechte schlage mich -
es ist Gnade. Er strafe mich - es ist Öl [für] das Haupt. Mein
Haupt wird sich nicht weigern. Denn noch immer bete ich trotz des Unheils,
das sie tun. 141,6 Sind sie gefallen in die Hände ihrer Richter,
so werden sie meine Worte hören, daß sie lieblich sind. 141,7
Wie wenn ein Fels sich spaltet und die Erde aufreißt, so sind ihre
Gebeine hingestreut für den Schlund des Scheols. 141,8 Doch
auf dich, HERR, mein Herr, sind meine Augen [gerichtet], bei dir suche
ich Zuflucht. Gib meine Seele nicht preis. 141,9 Bewahre mich vor
dem Netz, das sie mir gelegt haben, und vor den Fallen der Übeltäter.
141,10
Laß die Gottlosen in ihre eigenen Gruben fallen, [alle] miteinander,
während ich immer vorbeigehe!
Kapitel 142
142,1 Ein Maskil. Von David. Als er in der Höhle war. Ein Gebet.
142,2
Mit meiner Stimme schreie ich um Hilfe zum HERRN, mit meiner Stimme flehe
ich zum HERRN. 142,3 Ich schütte mein Anliegen vor ihm aus,
meine Not erzähle ich vor ihm. 142,4 Als mein Geist in mir
ermattete, da kanntest du meinen Pfad. Auf dem Weg, den ich wandle, haben
sie mir heimlich eine Schlinge gelegt. 142,5 Schau zur Rechten und
sieh: ich habe ja niemanden, der etwas von mir wissen will. Verlorengegangen
ist mir jede Zuflucht, niemand fragt nach meiner Seele.
142,6 Zu
dir habe ich um Hilfe geschrien, HERR! Ich habe gesagt: Du bist meine Zuflucht,
mein Teil im Land der Lebendigen. 142,7 Horche auf mein Schreien,
denn ich bin sehr schwach. Errette mich vor meinen Verfolgern, denn sie
sind mir zu mächtig! 142,8 Führe aus dem Gefängnis
heraus meine Seele, damit ich deinen Namen preise! Die Gerechten werden
mich umringen, wenn du mir wohlgetan hast.
Kapitel 143
143,1 Ein Psalm. Von David. HERR, höre mein Gebet, merke auf
mein Flehen! Erhöre mich in deiner Treue, in deiner Gerechtigkeit!
143,2
Gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht! Denn vor dir ist kein Lebendiger
gerecht. 143,3 Denn der Feind verfolgt meine Seele, tritt zu Boden
mein Leben, läßt mich wohnen in Finsternissen gleich den Toten
der Urzeit. 143,4 Mein Geist ermattet in mir, mein Herz ist erstarrt
in meinem Innern. 143,5 Ich gedenke der Tage der Vorzeit, überlege
all dein Tun. Ich sinne nach über das Werk deiner Hände. 143,6
Zu dir breite ich meine Hände aus. Gleich einem lechzenden Land [schmachtet]
meine Seele nach dir!
143,7 Schnell, erhöre mich, HERR! Es verschmachtet mein
Geist. Verbirg dein Angesicht nicht vor mir! Sonst bin ich denen gleich,
die zur Grube hinabfahren. 143,8 Laß mich am Morgen hören
deine Gnade, denn ich vertraue auf dich! Tu mir kund den Weg, den ich gehen
soll, denn zu dir erhebe ich meine Seele! 143,9 Errette mich, HERR,
von meinen Feinden! Zu dir nehme ich meine Zuflucht. 143,10 Lehre
mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott! Dein guter Geist
leite mich in ebenes Land! 143,11 Um deines Namens willen, HERR,
belebe mich! In deiner Gerechtigkeit führe meine Seele aus der Not!
143,12
In deiner Gnade vertilge meine Feinde, und alle Bedränger meiner Seele
laß umkommen, denn ich bin dein Knecht!
Kapitel 144
144,1 Von David. Gepriesen sei der HERR, mein Fels, der meine Hände
unterweist zum Kampf, meine Finger zum Krieg:
144,2 Meine Gnade,
meine Burg und meine Zuflucht, mein Erretter, mein Schild und der, bei
dem ich mich berge, der mir Völker unterwirft! 144,3 HERR,
was ist der Mensch, daß du Kenntnis von ihm nimmst, der Sohn des
Menschen, daß du ihn beachtest? 144,4 Der Mensch gleicht dem
Hauch. Seine Tage sind wie ein vorübergehender Schatten. 144,5
HERR, neige deine Himmel und steige herab! Rühre die Berge an, daß
sie rauchen! 144,6 Blitze mit Blitzen und zerstreue sie! Schieße
deine Pfeile ab und verwirre sie!
144,7 Strecke deine Hand aus von
der Höhe! Reiße mich heraus und errette mich aus großen
Wassern, aus der Hand der Söhne der Fremde, 144,8 deren Mund
Falsches redet, deren Rechte eine Rechte der Lüge ist! 144,9
Gott, ein neues Lied will ich dir singen, auf der Harfe von zehn Saiten
will ich dir spielen! 144,10 Dir, der Rettung gibt den Königen,
der seinen Knecht David entreißt dem verderblichen Schwert. 144,11
Reiße mich heraus und errette mich aus der Hand der Söhne der
Fremde, deren Mund Falschheit redet und deren Rechte eine Rechte der Lüge
ist. 144,12 Daß unsere Söhne seien gleich Pflanzen, die
großgezogen wurden in ihrer Jugend, unsere Töchter gleich Ecksäulen,
geschnitzt nach der Bauart eines Palastes. 144,13 Unsere Speicher
seien gefüllt, sie mögen [Nahrung] spenden von jeglicher Art!
Unser Kleinvieh mehre sich tausendfach, zehntausendfach auf unseren Triften!
144,14
Unsere Rinder seien trächtig, ohne Riß und Fehlgeburt! Kein
Klagegeschrei sei auf unseren Plätzen! 144,15 Glücklich
das Volk, dem es so ergeht! Glücklich das Volk, dessen Gott der HERR
ist!
Kapitel 145
145,1 Ein Lobgesang. Von David. Ich will dich erheben, mein Gott,
du König, und deinen Namen preisen immer und ewig.
145,2 Täglich
will ich dich preisen, deinen Namen will ich loben immer und ewig. 145,3
Groß ist der HERR und sehr zu loben. Seine Größe ist unerforschlich.
145,4
Ein Geschlecht wird dem andern rühmen deine Werke, deine Machttaten
werden sie verkünden. 145,5 Reden sollen sie von der herrlichen
Pracht deiner Majestät, und deine Wunder will ich bedenken. 145,6
Sie sollen sprechen von der Kraft deiner furchtbaren Taten, und deine Großtaten
will ich erzählen. 145,7 Das Gedächtnis deiner großen
Güte werden sie hervorströmen lassen, deine Gerechtigkeit werden
sie jubelnd preisen. 145,8 Gnädig und barmherzig ist der HERR,
langsam zum Zorn und groß an Gnade. 145,9 Der HERR ist gut
gegen alle, sein Erbarmen ist über alle seine Werke. 145,10
Es werden dich loben, HERR, alle deine Werke und deine Frommen dich preisen.
145,11
Sie werden sprechen von der Herrlichkeit deines Reiches, sie werden reden
von deiner Kraft, 145,12 um den Menschenkindern kundzutun deine
Machttaten und die prachtvolle Herrlichkeit deines Reiches.
145,13
Dein Reich ist ein Reich aller künftigen Zeiten, deine Herrschaft
dauert durch alle Geschlechter hindurch. 145,14 Der HERR stützt
alle Fallenden, er richtet auf alle Niedergebeugten.
145,15 Aller
Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit. 145,16
Du tust deine Hand auf und sättigst alles Lebendige nach Wohlgefallen.
145,17
Der HERR ist gerecht in allen seinen Wegen und treu in allen seinen Werken.
145,18 Nahe ist der HERR allen, die ihn anrufen, allen, die ihn
in Wahrheit anrufen. 145,19 Er erfüllt das Verlangen derer,
die ihn fürchten. Ihr Schreien hört er, und er hilft ihnen.
145,20
Der HERR bewahrt alle, die ihn lieben, aber alle Gottlosen vertilgt er.
145,21 Mein Mund soll das Lob des HERRN aussprechen, und alles Fleisch
preise seinen heiligen Namen immer und ewig!
Kapitel 146
146,1 Halleluja! Lobe den HERRN, meine Seele! 146,2 Loben
will ich den HERRN mein Leben lang, will spielen meinem Gott, solange ich
bin. 146,3 Vertraut nicht auf Edle, auf einen Menschensohn, bei
dem keine Hilfe ist! 146,4 Sein Geist geht aus, er kehrt wieder
zu seiner Erde: am selben Tag gehen seine Pläne verloren. 146,5
Glücklich der, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist, dessen Hoffnung auf
dem HERRN, seinem Gott, steht, 146,6 der Himmel und Erde gemacht
hat, das Meer und alles, was in ihnen ist; der Treue hält auf ewig.
146,7
Er schafft Recht den Bedrückten, er gibt den Hungrigen Brot. Der HERR
macht die Gefangenen frei. 146,8 Der HERR öffnet die Augen
der Blinden. Der HERR richtet die Gebeugten auf. Der HERR liebt die Gerechten.
146,9 Der HERR behütet die Fremdlinge, Waisen und Witwen hilft
er auf; aber er krümmt den Weg der Gottlosen. 146,10 Der HERR
wird regieren in Ewigkeit, dein Gott, Zion, von Geschlecht zu Geschlecht.
Halleluja!
Kapitel 147
147,1 Halleluja! Ja, es ist gut, unserem Gott zu spielen! Ja, ein
Lobgesang ist schön, ist lieblich. 147,2 Der HERR baut Jerusalem
auf, die Zerstreuten Israels sammelt er. 147,3 Er heilt, die zerbrochenen
Herzens sind, er verbindet ihre Wunden.
147,4 Er zählt die
Zahl der Sterne, er nennt sie alle mit Namen. 147,5 Groß ist
unser Herr und reich an Macht. Seine Einsicht ist ohne Maß. 147,6
Der HERR hilft den Elenden auf. Er erniedrigt die Gottlosen bis zur Erde.
147,7
Stimmt dem HERRN ein Danklied an, spielt unserem Gott auf der Zither! 147,8
Ihm, der die Himmel mit Wolken bedeckt und Regen bereitet der Erde; der
Gras sprossen läßt auf den Bergen; 147,9 der dem Vieh
sein Futter gibt, den jungen Raben, wonach sie schreien. 147,10
Er hat kein Gefallen an der Stärke des Rosses, noch Freude an den
Schenkeln des Mannes. 147,11 Der HERR hat Gefallen an denen, die
ihn fürchten, an denen, die auf seine Gnade harren. 147,12
Rühme, Jerusalem, den HERRN! Lobe, Zion, deinen Gott! 147,13
Denn er hat die Riegel deiner Tore befestigt, hat deine Kinder gesegnet
in deiner Mitte. 147,14 Er schafft Frieden in deinen Grenzen, er
sättigt dich mit dem besten Weizen. 147,15 Er sendet seinen
Spruch auf die Erde, sehr schnell läuft sein Wort. 147,16 Er
gibt Schnee wie Wolle, Reif streut er wie Staub aus. 147,17 Er wirft
sein Eis wie Brocken. Wer kann bestehen vor seinem Frost? 147,18
Er sendet sein Wort und schmelzt sie. Er läßt seinen Wind wehen
- es rieseln die Wasser. 147,19 Er verkündete Jakob sein Wort,
Israel seine Ordnungen und seine Rechtsbestimmungen.
147,20 So handelte
er an keiner Nation, und die Rechtsbestimmungen, die haben sie nicht gekannt.
Halleluja!
Kapitel 148
148,1 Halleluja! Lobt den HERRN von den Himmeln her! Lobt ihn in
den Höhen! 148,2 Lobt ihn, alle seine Engel! Lobt ihn, alle
seine Heerscharen! 148,3 Lobt ihn, Sonne und Mond! Lobt ihn, alle
leuchtenden Sterne! 148,4 Lobt ihn, ihr Himmel der Himmel und ihr
Wasser, die ihr oberhalb der Himmel seid! 148,5 Loben sollen sie
den Namen des HERRN! Denn er gebot, und sie waren geschaffen. 148,6
Er stellte sie hin für immer und ewig. Er gab eine Ordnung, die wird
man nicht überschreiten. 148,7 Lobt den HERRN von der Erde
her, ihr Wasserungeheuer und alle Urfluten! 148,8 Feuer und Hagel,
Schnee und Nebel, Sturmwind, der sein Wort vollzieht!
148,9 Ihr
Berge und alle Hügel, Fruchtbäume und alle Zedern! 148,10
Das Wild und alles Vieh, Gewürm und gefiederte Vögel! 148,11
Könige der Erde und alle Völker, Oberste und alle Richter der
Erde! 148,12 Junge Männer und auch Jungfrauen, Alte samt den
Jungen: 148,13 Sie sollen loben den Namen des HERRN! Denn allein
sein Name ist hoch erhaben, seine Hoheit ist über Erde und Himmel!
148,14
Er hat erhöht ein Horn seinem Volk. Ein Loblied für alle seine
Frommen, für die Söhne Israel, für das Volk, das ihm nahe
ist. Halleluja!
Kapitel 149
149,1 Halleluja! Singt dem HERRN ein neues Lied, sein Lob in der
Gemeinde der Frommen! 149,2 Israel freue sich seines Schöpfers!
Die Kinder Zions sollen frohlocken über ihren König! 149,3
Loben sollen sie seinen Namen beim Reigen, mit Tamburin und Zither sollen
sie ihm spielen! 149,4 Denn der HERR hat Wohlgefallen an seinem
Volk. Er schmückt die Demütigen mit Heil! 149,5 Die Frommen
sollen jubeln in Herrlichkeit, jauchzen sollen sie auf ihren Lagern! 149,6
Lobpreis Gottes sei in ihrer Kehle und ein zweischneidiges Schwert in ihrer
Hand, 149,7 um Rache zu vollziehen an den Nationen, Strafgerichte
an den Völkerschaften, 149,8 um ihre Könige zu binden
mit Ketten, ihre Edlen mit eisernen Fesseln,
149,9 um das [schon]
aufgeschriebene Gericht an ihnen zu vollziehen! Das ist Ehre für alle
seine Frommen. Halleluja!
Kapitel 150
150,1 Halleluja! Lobt Gott in seinem Heiligtum! Lobt ihn in der
Feste seiner Macht! 150,2 Lobt ihn wegen seiner Machttaten! Lobt
ihn in seiner gewaltigen Größe! 150,3 Lobt ihn mit Posaunenschall!
Lobt ihn mit Harfe und Zither! 150,4 Lobt ihn mit Tamburin und Reigen!
Lobt ihn mit Saitenspiel und Flöte! 150,5 Lobt ihn mit klingenden
Becken! Lobt ihn mit schallenden Becken! 150,6 Alles, was Atem hat,
lobe Jah! Halleluja!